Cover-Bild Amelia
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Tropen
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 21.05.2022
  • ISBN: 9783608500141
Anna Burns

Amelia

Roman
Anna-Nina Kroll (Übersetzer)

1969 beginnen in Nordirland die Troubles. Doch Amelia Boyd Lovett versucht, sich auf ihre Habseligkeiten zu konzentrieren. Jeden Tag schaut sie sich die Schätze an, die sie unter ihrem Bett in einem abgewetzten Koffer versteckt: ein kleines Plastikschaf, ein Gebet für einen Penny, eine Tube Glitzer. Und siebenunddreißig Gummigeschosse. Die sammelt sie, seitdem die britische Armee angefangen hat, damit zu schießen.
Belfast. Amelia ist acht, als die Troubles beginnen. Zum Ende der Unruhen ist sie Mitte dreißig. Dazwischen spannt sich die Geschichte eines Mädchens, das in einer verrückten Gesellschaft aufwächst und dabei ganz auf sich gestellt ist – trotz der Großfamilie, mit der es unter einem Dach lebt. Amelia will um jeden Preis vergessen, was um sie herum passiert. Und das ist so einiges: Schülerinnen, die bewaffnet herumspazieren, Babys, die Bomben sein könnten oder auch nicht, Jugendliche, die sich als Ordnungshüter aufspielen, und Heimwege, die ein bitterböses Ende bereithalten. Wenn Amelia überleben will, muss sie ihren eigenen Weg finden. Aber kann sie das an einem Ort, an dem die Menschen jedes Gefühl füreinander verloren haben?

»Fantastisch: schockierend, bewegend, eindrucksvoll.« Daily Mail

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2022

Amelia oder ein Leben während des Nordirlandkonfliktes - Glück, Fehlanzeige

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Die Geschichte konzentriert sich auf die dysfunktionale Familie Lovett, insbesondere auf Amelia, die zu Beginn des Romans acht Jahre alt ist. Fast jedes Kapitel behandelt ein anderes Jahr ihres Lebens ...

Die Geschichte konzentriert sich auf die dysfunktionale Familie Lovett, insbesondere auf Amelia, die zu Beginn des Romans acht Jahre alt ist. Fast jedes Kapitel behandelt ein anderes Jahr ihres Lebens von 1969 bis 1994, die einzelnen Kapitel ähneln dabei eher einer Erzählung, als dass ein konkreter Handlungsverlauf erkennbar ist. Die Leserinnen begleiten in ihnen Amelia von der Schule über die Arbeit bis ins Erwachsenenleben und sehen, wie sie der Nordirlandkonflikt persönlich betrifft ist und wie sie unter dessen Auswirkungen leidet. Amelia hat es alles andere als leicht während dieser Zeit. Sie ist arm, entwickelt eine Essstörung, wird alkoholabhängig, wird Opfer sexuellen Missbrauchs, fühlt sich von ihrer Familie entfremdet und kämpft mit psychischen Problemen.

Erzählt wird ein deprimierendes Ereignis, eins nach dem anderen, glückliche Momente kommen nicht vor. Fans Gute-Laune-Bücher sind hier definitiv fehl am Platz. Da sich die Geschichte über fast 30 Jahre erstreckt, sind die Ereignisse außerdem nicht immer miteinander verknüpft, und es kann schwierig sein, den Überblick über das Geschehen zu behalten.
Gut gefallen hat mir die Charakterisierung von Amelia. Die Leser
innen wachsen mit ihr von klein bis ins Erwachsenenalter auf, wodurch man ihren Denkprozess zu verstehen lernt und ihr Zusammenbruch folglich umso emotionaler auf einen wirkt. Es ist klar, dass sie ein Opfer ihrer Situation ist und ihre Umstände wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft machen.
Hingegen weniger gut gefallen hat mir das einige Kapitel sich auf andere Charaktere konzentriert haben, die wenig Verbindung zu Amelia erkennen ließen. Die Änderung der Perspektive war teilweise verwirrend und die Kapitel waren auch vergleichsweise lang, wodurch ich schnell das Interesse am Weiterlesen verlor. Außerdem wurde das Lesen dadurch erschwert, dass die Figuren zum Teil an Geisteskrankheiten leiden, wodurch ihre Stimmen fragmentiert sind und schwerer zu verstehen.

Alles in allem ein Buch, das mir ein besseres Verständnis für die Auswirkungen des Nordirlandkonfliktes auf die einfachen Menschen vermittelt hat, mich jedoch inhaltlich und sprachlich nicht komplett überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Harter Tobak, nichts für mich

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Beim Lesen dieses Romans ist sie wieder aufgetaucht, diese grundsätzliche Frage: Soll ich ein Buch zu Ende lesen, wenn es mir nicht gut tut, wenn es die Tage und meine Gedanken verfinstert? Vielleicht ...



Beim Lesen dieses Romans ist sie wieder aufgetaucht, diese grundsätzliche Frage: Soll ich ein Buch zu Ende lesen, wenn es mir nicht gut tut, wenn es die Tage und meine Gedanken verfinstert? Vielleicht aus reinem Pflichtgefühl? Oder weil andere das Buch literarisch hoch loben? Nein, ich habe die Lektüre abgebrochen, und ich bin froh und erleichtert darüber.

Vordergründiges Thema sind die „Troubles“ in Nordirland, die IRA, die Kämpfe der protestantischen Iren, der Bürgerkrieg und all die damit verbundenen Unruhen, beginnend im Jahr 1969. Doch man erfährt im Roman so gut wie nichts über die politischen Hintergründe. Da müsste sich der Leser anderweitig informieren. All die blutigen Wirren sind im Buch „nur“ Staffage, tauchen wie Bühnenbilder das Geschehen der Brutalitäten in ein blutiges Licht, und Amelia betrachtet aus kindlich-naiver Sicht die gesellschaftlichen und familiären Veränderungen, ohne dass man im Roman über die Zeit hinweg einen Reifeprozess erkennen könnte.

Erzählt werden bruchstückhafte Sequenzen, die jedoch nicht wirklich zu Ende erzählt werden. Es gibt Zeitsprünge und Entwicklungssprünge. Es bleibt alles verwirrend und verworren, aber auch seltsam gefühllos in einer Art von Berichterstattung. Und es gibt immer und überall schockierende Ereignisse, düstere, abstoßende Brutalitäten. Wie nebensächlich hingeworfene Szenen sinnloser Grausamkeiten, die Menschen und Tieren angetan werden. Jugendliche, die sich im „knee-capping“, dem Zerschießen von Kniescheiben, hervortun. Warum soll ich das lesend miterleben und mich damit durch das Buch in die finstersten Ecken der Depression katapultieren lassen? Ich habe mich letztlich für das Zuklappen des Buches entschieden, denn unsere Gegenwart ist schlimm genug, und sie ist real und in ihrer brutalen Seite täglich in den Berichterstattungen zu erleben. Leider konnte ich auch sprachlich nicht nachvollziehen, was an diesem Roman so lobenswert sein soll. Die pseudo-umgangssprachliche deutsche Übersetzung empfand ich irgendwie unpassend. Sie hat mit Sicherheit eine völlig andere Qualität als die im Original von mir vermutete Gegenüberstellung von irischem Slang und Schrift-Englisch.

Kurzum: Eine in bruchstückhaften, verwirrenden Szenen gesammelte Aufzählung an schockierend-abstoßenden Brutalitäten mit abgestumpft wirkenden Protagonisten. Der schädlich-verfinsternden Gemütswirkung musste ich mich schließlich aus Selbstschutz entziehen.

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Veröffentlicht am 27.05.2022

Kollateralschäden

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Amelia ist bei Ausbruch der Unruhen in Nordirland 1969 sieben Jahre alt, genau wie die 1962 in Belfast geborene Autorin Anna Burns, und wächst wie diese im katholischen, irisch-nationalistisch geprägten ...

Amelia ist bei Ausbruch der Unruhen in Nordirland 1969 sieben Jahre alt, genau wie die 1962 in Belfast geborene Autorin Anna Burns, und wächst wie diese im katholischen, irisch-nationalistisch geprägten Arbeiterviertel Ardoyne auf. Schlagartig verändert sich das Leben aller Nordiren, Gewalt und Gegengewalt werden allgegenwärtig, zuerst auf den Straßen, dann auch innerhalb der Familien. 1971 soll ihre Schulklasse ein Friedensgedicht schreiben:

"Amelia war genauso verwirrt wie die anderen. Nicht, dass sie etwas gegen Frieden gehabt hätte. Nur hatte sie auch nichts dafür. Was wusste sie denn? Wen konnte sie denn fragen? Niemanden. Niemand, den sie kannte, wusste irgendwas über Frieden." (S. 46)

In 23 lose zusammenhängenden Kapiteln mit Jahresangaben von 1969 bis 1994 geht es um Amelia, ihre Familie und ihre Freunde. Viele sind aktiv in den Konflikt verwickelt, einige kommen um, alle leiden unter psychischen Störungen:

"Alles wurde in den Schatten gestellt, immer aufs Neue, vom nächsten, jüngsten, burtalsten Todesfall." (S. 128)

Im Trommelfeuer aus Gewalt, Hass und Rachegedanken flüchten sie in Alkohol, Drogen oder Essstörungen, entwickeln eine Borderline-Symptomatik, Depressionen oder Psychosen. Anders als bei Familienmitgliedern und Freunden löst die Gewalt bei Amelia „nie einen Kick“ aus. Obwohl sie das verhasste Ardoyne verlässt und 1989 gar nach London geht, verfolgen sie die Geister der Verstorbenen.

Eine Rückkehr zur Normalität scheint den Überlebenden sogar im Friedensprozess 1994 unmöglich:

"Trotz aller Hoffnung und der vorübergehenden Besserung ihrer Laune fiel es ihnen daher schwer, das vertraute Grauen abzulegen […]." (S. 368)

Allgemeingültigkeit statt Nordirland-Problematik
Manchmal beginne ich ein Buch mit völlig falschen Erwartungen und werde trotzdem nicht enttäuscht. Leider war das bei Anna Burns Debütroman "Amelia" aus dem Jahr 2001, der nach dem großen Erfolg ihres 2018 mit dem Man Booker Prize ausgezeichneten Romans Milchmann nun auf Deutsch erschien, anders. Ich hatte auf einen politischen Roman zum Nordirlandkonflikt gehofft, einem Thema, das mich nicht erst seit einer Reise nach Londonderry und Belfast 2018 sehr interessiert, und das leider als Folge des Brexits aktuell wieder an Brisanz gewinnt. Bekommen habe ich stattdessen einen Episodenroman über Kollateralschäden von Krieg für die betroffene Bevölkerung, wie es sie an jedem Konfliktherd gibt. Dass Gewalt dramatische Folgen für die psychische Gesundheit aller, besonders aber für Heranwachsende hat, ist keine überraschende Neuigkeit, führt aber noch einmal die absolute Notwendigkeit der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen vor Augen.

Ein sehr durchwachsenes Fazit
Eine abschließende Bewertung dieses bei seinem ersten Erscheinen in Großbritannien hoch gelobten Romans fällt mir schwer. Einerseits habe ich mich durch viele der Kapitel gequält, vermisste schmerzlich politische Hintergrundinformationen und einen Anhang zu den Abkürzungen bürgerkriegswichtiger Organisationen und der Bedeutung von Straßen und Bezirken. Auf manches brutale Detail zu oft eher zufälligen Morden, Kniescheibenzerschießungen, unvorstellbaren häuslichen Gewaltexzessen, Vergewaltigungen oder außer Kontrolle geratenen Teenager-Gangs hätte ich gerne verzichtet. Einige Episoden waren mir zu ausschweifend, zu übertrieben oder eindeutig (absichtlich?) unrealistisch. Andererseits ist der Romanaufbau mit den in sich abgeschlossenen, aber immer wieder aufgenommenen Handlungssträngen durchdacht, der distanziert-unsentimentale Stil macht die Geschichten umso eindrücklicher und die fast völlige Beschränkung auf die Folgen der Gewalt verleiht dem Buch Allgemeingültigkeit. Trotzdem hätte ich wesentlich lieber ein Buch mit einem stärkeren Bezug zur Nordirland-Frage gelesen.

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Veröffentlicht am 22.05.2022

Schwere Kost

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Amelia aus Belfast erlebt als 8-jährige den Beginn des Nordirland Konflikts, Troubles genannt. Ihre größten Schätze sind 37 Gummigeschosse die die Kinder auf der Straße auflesen. Ihre Kindheit und Jugend ...

Amelia aus Belfast erlebt als 8-jährige den Beginn des Nordirland Konflikts, Troubles genannt. Ihre größten Schätze sind 37 Gummigeschosse die die Kinder auf der Straße auflesen. Ihre Kindheit und Jugend ist geprägt von Armut und Gewalt. Wem kann man noch trauen, wenn selbst ein Mädchen aus der Nachbarschaft ihr Baby als Bombe herrichtet.

Ich hätte gerne mehr über die Hintergründe des Nordirland Konflikts gelesen das in diesem Buch teils aus Sicht von Amelia teils von anderen Personen geschildert wird. Da ist ihr Cousin Jameson der zunächst von der Familie herzlich begrüßt wird, später gemieden und auf offener Straße erschossen wird.

Gewalt ist das beherrschende Thema in diesem Buch. Absolut nichts für sensible Gemüter. Der Schreibstil ist eher beschreibend, keine einfache Lektüre. Ein Glossar um die Hintergründe des Konflikts wären am Ende bestimmt hilfreich. So muss man selbst danach suchen.

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Veröffentlicht am 18.05.2022

Eine andere Zeit

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Mit Amelia tauche wir als Leser tief in eine andere Zeit ein, in die Kriege in Irland vor rund 50 Jahren. Wenn man das so ließt, klingt es erst so weit fern, doch die Jahreszahl macht bewusst, dass das ...

Mit Amelia tauche wir als Leser tief in eine andere Zeit ein, in die Kriege in Irland vor rund 50 Jahren. Wenn man das so ließt, klingt es erst so weit fern, doch die Jahreszahl macht bewusst, dass das alles gar nicht mal so lange her ist und eigentlich von erschreckender Aktualität.
Ich fand es sehr intensiv und auch irgendwie etwas herunterziehend, diese Geschichte mitunter aus Kinderperspektive zu lesen. Sie hat von Anfang an etwas sehr sehr schweres und trauriges mittransportiert. Zwar immer gespickt mit einer gewissen kindlichen Unschuld, dass hat es für mich aber nur noch tragischer gemacht.
Amelia ist für mich ein richtig klassisches Werk. Es ist auch nicht in einem Rausch oder ganz einfach zu lesen. Teils musste ich mich richtig durchkämpfen. Das lag zum einen an der Art und Weise, wie erzählt wurde, aber zum großteil eher an der Handlungsernstheit.

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