Roman | Ein Eifeldorf, das zwischen den Weltkriegen zum Spielball der Geschichte wird
Eine Geschichte von Liebe und Mut in unruhigen Zeiten
1919: Körperlich und psychisch schwer versehrt kehrt der junge Bauer Albert Lintermann in sein Heimatdorf Wollseifen zurück. Seine Frau Bertha begegnet ihm mit Abscheu und Entsetzen. Doch Albert lässt sich nicht unterkriegen, und es gelingt ihm, seinen Platz in der Familie und der Dorfgemeinschaft wiederzufinden, nicht zuletzt, weil ihm Leni, die Verlobte seines im Krieg gefallenen Freundes, dabei hilft. Eine Zeitlang sieht es so aus, als könne das Leben wieder in geordneten Bahnen verlaufen: die Familie wächst, der Hof wird größer und trotz der zunehmenden Inflation hält der Fortschritt Einzug in Wollseifen. Bis die Nationalsozialisten in die karge ländliche Idylle einfallen und das Schicksal der kleinen Eifelgemeinde und ihrer Bewohner für immer besiegeln …
" Ginsterhöhe " von Anna - Maria Caspari , ist sicherlich kein leichtes Buch und vor allem keines, was man so leicht vergisst.
Alfred Lintermann kehrt 1919 in sein Heimatdorf Wollseifen in der Eifel ...
" Ginsterhöhe " von Anna - Maria Caspari , ist sicherlich kein leichtes Buch und vor allem keines, was man so leicht vergisst.
Alfred Lintermann kehrt 1919 in sein Heimatdorf Wollseifen in der Eifel zurück. Er hat den ersten Weltkrieg zwar überlebt, doch sind deutliche körperliche und seelische Wunden zurückgeblieben. Vor allem die seelischen wiegen schwer, hat er doch seinen besten Freund verloren.
Sein Umfeld reagiert entsetzt auf sein Aussehen , auch seine Frau hat Schwierigkeiten sich mit der neuen Situation anzufreunden. Doch Alfred lässt sich nicht unterkriegen und mobilisiert all seine Kräfte, um die Zukunft zu gestalten. Er steckt all seine Kraft in seinen Hof. Doch die nächste Katastrophe lässt nicht lange auf sich warten. Die Nationalsozialisten haben Großes mit dem Ort vor und keiner weiß so genau, was das für ihn bedeutet.
" Ginsterhöhe" ist ein Roman , der auf wahren Begebenheiten basiert und insofern schon sehr interessant zu lesen ist. Die Figuren sind fiktiv, aber sehr gut beschrieben, sodass man sich gut in die Geschichte hineinverdenken kann. Man sollte beim Lesen schon wissen, dass dies Buch nicht immer leicht verdaulich ist. Die Grundstimmung ist schon düster, was die Thematik ja eigentlich auch vermuten lässt. Der Erzählstil war aber packend und spannend und man erfahrt vieles, was einem sonst verborgen gebleiben wäre.
Im Jahr 1919 kehrt der junge Bauer Albert Lintermann aus dem Krieg zurück in sein Heimatdorf Wollseifen und muss sich dort neu einfinden. Vor dem Krieg lief die Landwirtschaft hervorragend und er konnte ...
Im Jahr 1919 kehrt der junge Bauer Albert Lintermann aus dem Krieg zurück in sein Heimatdorf Wollseifen und muss sich dort neu einfinden. Vor dem Krieg lief die Landwirtschaft hervorragend und er konnte seine Familie problemlos versorgen. Nun muss er seinen Platz im Dorf mit seiner schweren Gesichtsverletzung, die ihn optisch stark verändert hat, und seinen psychischen Kriegsfolgen neu behaupten. Seine Frau Bertha hegt ihm gegenüber Abscheu, geht ihm aus dem Weg. Doch mit Lenis Hilfe, die Verlobte seines besten Freundes, der im Krieg gefallen ist, findet er Unterstützung und kann sich auch im Dorf wieder behaupten. Die Landwirtschaft läuft wieder gut und alles geht seine Bahnen - das Dorf erlebt wieder Aufschwung. Doch als die Nationalsozialisten nach Wollseifen kommen und die ersten Ländereien kaufen, scheint das Dorfschicksal besiegelt zu sein.
Anna-Maria Caspari hat mit Albert, Leni und den weiteren Dorfbewohner*innen verschiedene Charaktere abgebildet, die sich in der Nach- bzw. Vorkriegszeit unterschiedlich entwickeln. Dabei verbindet sie sehr gekonnt die historischen Fakten zwischen 1919 und 1949 sehr gut mit den fiktiven Geschehnissen im Dorf Wollseifen. Gerade die Mechanismen des steigenden politischen Einflusses und die stückweise Machtergreifung der Nationalsozialisten bis hin zum Kriegsausbruch und -ende sind sehr anschaulich dargestellt.
Ein flüssig und packend geschriebener historischer Roman, der trotz der schlimmen Zeit und den schrecklichen Geschehnissen lebhafte und liebenswerte Figuren schafft, die mich gut unterhalten konnten.
"Ginsterhöhe" erzählt die Geschichte des Ortes Wollseifen in der Nähe der Ordensburg Vogelsang, wobei es die Orte gab bzw. gibt. Die Autorin hat in ihrem Roman die Historie und die Fiktion miteinander ...
"Ginsterhöhe" erzählt die Geschichte des Ortes Wollseifen in der Nähe der Ordensburg Vogelsang, wobei es die Orte gab bzw. gibt. Die Autorin hat in ihrem Roman die Historie und die Fiktion miteinander geschickt verknüpft. Der Roman beginnt mit Alberts Rückkehr 1919 in sein Heimatdorf und endet 1949. Albert war vor dem ersten Weltkrieg ein gutaussehender Bauer, dessen Landwirtschaft die Familie gut versorgte. Jetzt hat er nicht nur den Tod seines besten Freundes aus nächster Nähe erlebt, wobei er sich selber eine schwerste Gesichtsverletzung zugezogen hat, sondern muss auch mit den Reaktionen der Familie und Mitmenschen umgehen und auch finanziell steht der Hof nicht gut da.
Die Protagonisten im Roman konnte ich mir alle sehr gut vorstellen und auch das Leben im Dorf hatte ich gut vor Augen bzw.spürte ich die Atmosphäre. Die Autorin lässt mich an den Entwicklungen der "Menschen" und der Zeitgeschichte teilhaben, ganz egal, ob sie über sie erzählt oder einen intensiven Einblick durch die Tagebucheinträge des Lehrers gibt.
Nachnamen von Menschen sind häufig auf Berufe oder Orte der Vorfahren zurückzuführen und tatsächlich habe ich auch Wollseifen schon einmal gehört.
Mich hat der Roman sehr bewegt und nachdenklich gemacht. Fünf Sterne!
Das Buchcover wird dominiert von einem strahlenden Gelb, welches sehr ansprechend wirkt. Der Schreibstil ist flüssig und ansprechend. Die Protagonisten sind charakterstarke Personen, wie die Gräfin oder ...
Das Buchcover wird dominiert von einem strahlenden Gelb, welches sehr ansprechend wirkt. Der Schreibstil ist flüssig und ansprechend. Die Protagonisten sind charakterstarke Personen, wie die Gräfin oder Lenis Tochter Hildegard, deren Schicksale mich tief berührt haben. Die Handlung zieht einen in ihren Bann. Ginsterhöhe ist ein starker Auftakt einer Trilogie.
Fazit:
Ginsterhöhe ist ein fesselnder historischer Roman über den Untergang eines kleinen Eifeldorfes und der Geschichte seiner Bewohner, überschattet von zwei Weltkriegen, der uns die Unmenschlichkeit des Kriegsgeschehens deutlich vor Augen führt, wie es in diesen Tagen nicht aktueller sein könnte. Ich erteile Ginsterhöhe eine absolute Leseempfehlung!
"Ginsterhöhe" stammt aus der Feder von Anna-Maria Caspari, deren Autorinnenname ich mir ab sofort merken werde, da sie es im vorliegenden Roman sehr verstanden hat, das Schicksal der Bewohner (und des ...
"Ginsterhöhe" stammt aus der Feder von Anna-Maria Caspari, deren Autorinnenname ich mir ab sofort merken werde, da sie es im vorliegenden Roman sehr verstanden hat, das Schicksal der Bewohner (und des Dorfes Wollseifen selbst) im teils unseligen 20. Jahrhundert auf spannende, gut recherchierte und mit historischen Fakten versehene Weise nachzuzeichnen.
Erschienen ist der Roman im Ullstein-Verlag (400 Seiten, brosch., 2022) und sehr empfehlenswert ist es m.E. für alle, die gerne Romane lesen, in denen sich reale historische Fakten mit Fiktion auf spannende und gut lesbare Art mischen.
Wollseifen, Nordeifel, 1919:
Albert Lintermann kehrt aus den Schützengräben des 1. Weltkrieges zurück; am Leben, jedoch versehrt und im Gesicht schwer gezeichnet. Sein Freund Hennes konnte die Rückkehr nicht mehr erleben: Er fiel im Krieg und hinterlässt Leni, seine Verlobte und eine Tochter, deren Bekanntschaft er niemals wird machen können...
Vom Vater abgeholt, ist Albert kaum zu Hause, als er bereits die Erstarrung von Bertha, seiner jungen Frau, erleben muss, die sich fortan für längere Zeit von ihm abwendet. Er überbringt Leni, der Verlobten von Hennes, die ihn ganz normal behandelt und froh ist, dass der Freund wenigstens überlebte, die bittere Nachricht vom Tode Hennes.
Der Roman ist in Teil I bis III zeitlich gegliedert und die dunklen Wolken (Inflation, hohe Arbeitslosigkeit, Erstarken des Nationalsozialismus) fühlt man zum einen bereits heraufkommen, zum anderen werden sie von der Autorin sehr gut beschrieben: Wollseifen ist ein traditionelles Eifeldorf, in dem die Einwohner gerne leben, es viel Gemeinschaftssinn gibt und die Bewohner mit ihrem Auskommen und Leben zufrieden sind, auch wenn der Boden karg und das Klima rau ist. Ein Mann, der ein großes Gut übernommen hat und fortan "dazu gehören" will; wohlhabend ist, ist Meller - allerdings macht er sich von Beginn an gemein mit den Nationalsozialisten, ist antisemitisch eingestellt und trotz all seiner Bemühungen wird er mit Vorsicht genossen, da er auch als unberechenbar und skrupellos gilt.
Im Verlauf des Romans wirft er ein Auge auf Leni - und will ihr Ja zu einer Heirat erzwingen, indem er um sie wirbt: Nach der Hochzeit wird sie einen wenig sie umschmeichelnden, sondern eher einen widerwärtigen Nazi zum Manne haben.
Man erfährt im Roman, wie sich das Dorfleben gestaltet, wie schwer die Arbeit ist mit Land und Vieh; aber auch von Festen und Brauchtum, das sicher noch heute in den Dörfern der landschaftlich schönen Eifel gepflegt wird. Ich hatte beim Lesen besonderes Interesse an der Beschreibung der Arbeit in der Landwirtschaft (damals noch mit einfacheren Mitteln als heute), da mein Großvater ebenfalls Landwirt in derselben Zeitspanne gewesen ist. So habe ich "von Haus aus" (ohne ihn leider kennengelernt zu haben) großen Respekt vor dieser Arbeit, die auch den Kindern vieles abverlangte (z.B. die Kühe auf die Weide zu bringen, bevor sie in die Schule gehen durften, so hat es mir meine Mutter erzählt).
Mit Silvio, Kneipenwirt und bester Freund von Albert, gehen wir auf Schmuggeltour nach Belgien, um z.B. dem Lehrer des Dorfes, Faßbender, seinen Café und seinen Tabak mitbringen zu können. Es werden Feste gefeiert und Hochzeiten, und nachdem Albert sich in Bonn von einem hervorragenden Chirurgen operieren lässt und wieder "ansehnlicher" aussieht, nähert sich ihm auch Bertha wieder an; die Familie wächst: Zu Anne-Marie, der ältesten Tochter, gesellen sich zwei Söhne...
Die historischen Fakten (wie die Bücherverbrennung, Reichskristallnacht, Einmarsch in Polen am 1. September 1939 wie auch der Anschluss Österreichs etc.) entnehmen wir den Tagebucheinträgen des Dorflehrers Faßbender, der sich zunehmend sorgt und sich fragt, "wo dies enden solle" - ein Freigeist, der mir sehr sympathisch war (zum Glück für ihn blieb es ihm durch seine Pensionierung erspart, die fragwürdigen Unterrichtspläne der Nazis umzusetzen).
Wir lernen einige starke Persönlichkeiten und deren Schicksale kennen; allen voran Leni, aber auch "die Gräfin", die alleine mit einigen Bediensteten und einer behinderten Tochter ein großes Gut bewirtschaftet und sich mit Pferdezucht erfolgreich über Wasser hält - bis zum Zeitpunkt zumindest, als die Nazis aufmarschieren - und den Untergang eines Landes herbeiführten. Lenis Tochter Hildegard, die Tochter von Hennes, hat mich sehr fasziniert, da sie Trost und Kraft durch "Handauflegen" Mensch und Tier spenden konnte: Solche Menschen mit 'heilenden Händen' gibt es in der Tat.
Brutalität und Grausamkeit sowie Verblendung der Nazi-Propaganda wird im Roman von Meller personifiziert; ein hintertriebener, schwacher und unheilvoller Charakter, der selbst seinen Sohn Siegfried ins Verderben stürzt...
So verfolgt man die jeweiligen Schicksale der Dorfbewohner und erlebt die Evakuierung mit, die mit dem Bau der Schulungsanlage "Vogelsang" - eine Burg, die die Nazis einen Steinwurf von Wollseifen entfernt errichteten, nach dem Kriege mit (auch im Krieg fielen etliche Bewohner des Dorfes den Bombardements zum Opfer). Die Dorfbewohner müssen ihren Ort zurücklassen - und hoffen, wiederkommen zu können. Was niemals mehr der Fall sein wird, da das Gelände zum Truppenübungsplatz der Briten und dann der Belgier als Sperrgebiet ausgewiesen wird: Erst seit 2006 ist es möglich, die kläglichen Überreste von Wollseifen, einem einst blühenden Dorf in der Nordeifel, erwandern zu können. Lediglich eine kleine Kapelle und ein Trafohäuschen sind davon geblieben.
Fazit:
Mich hat dieser Roman aus den genannten Gründen heraus (und da ich mich ohnehin für Zeitgeschichte sehr interessiere) sehr berührt; ich kannte die Geschichte bisher nicht und spreche der Autorin meinen Dank für diesen sehr gelungenen Roman aus, der historische Fakten mit fiktiven BewohnerInnen verwebt und Wollseifen für einige Lesestunden, die sich lohnen, sozusagen wiederauferstehen lässt. Ein Dorf, dem die Geschichte des 20. Jahrhunderts mit zwei Weltkriegen übel mitspielte - und am übelsten seinen tapferen BewohnerInnen! Eine absolute Leseempfehlung und 5 * gibt es von mir für diese historisch interessante und auf Fakten basierende berührende Geschichte!