Cover-Bild Männer sterben bei uns nicht
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 20.02.2023
  • ISBN: 9783446275874
Annika Reich

Männer sterben bei uns nicht

Roman
„Ich habe diese Frauen geliebt, gefürchtet, gehasst. Sie haben Fragen in mir geweckt über Familien, Töchter, Mütter und über mich selbst.“ (Lena Gorelik)

In einem prachtvollen Anwesen am See leben sie zusammen, die Frauen einer Familie, denen die Männer nach und nach abhandengekommen sind. Wie zahlreich die dunklen Flecken ihrer Geschichte sind, weiß nur eine von ihnen, die enigmatische Großmutter, die immer den Schein zu wahren wusste. Als Leni sich weigert, genau das zu tun, wird sie still und heimlich verstoßen. Zurück bleibt ihre Schwester, die nun allein gegen eine verhängnisvolle Tradition ankämpfen muss. Annika Reich erzählt von Schwestern, Müttern, Töchtern und Großmüttern, die der trügerischen Anziehungskraft weiblichen Verrats erliegen, auch wenn sie sich nichts mehr als gegenseitigen Beistand wünschen. Bis die Großmutter stirbt und die Geister der Vergangenheit sich nicht länger verstecken lassen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.02.2023

Wunderbare Sprache, beeindruckende Frauen

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Dies ist das erste Buch von Annika Reich, das ich gelesen habe, aber es wird sicher nicht das letzte sein.

Ein herrliches Cover, ein Stillleben aus Blumen, Früchten und einer blauweiß gemusterten Porzellanschale, ...

Dies ist das erste Buch von Annika Reich, das ich gelesen habe, aber es wird sicher nicht das letzte sein.

Ein herrliches Cover, ein Stillleben aus Blumen, Früchten und einer blauweiß gemusterten Porzellanschale, auf den ersten Blick romantisch, idyllisch, gemütlich. Auf den zweiten Blick erkennt man, dass das Schüsselchen eine Bruchstelle hat, dass die Blumen bereits ein paar Blütenblättchen fallen lassen, dass die Früchte nicht mehr frisch sind.

Das Bild passt sehr gut zur Handlung des Romans, und es erinnert sehr an die Beschreibung der Wohnung der in der zweiten Buchhälfte auftauchenden Tante Adelheid.

Bereits die Einstiegsszene des Romans ist fulminant, zwischen Groteske und Drama, auf jeden Fall aber mit starken Bildern gemalt, man kann die hysterischen Schreie des Mädchens regelrecht hören, den unangenehmen Gestank erschnuppern, man sieht die Großmutter in in ihrer auch äußerlich vorhandenen Stärke, den See als Schauplatz für etwas Grausiges, das dennoch punktuell eher skurril als bedrückend wirkt.

Die Frauen in dem Buch sind sehr unterschiedlich, trotz Verwandtschaft und teilweise äußerlicher Ähnlichkeiten, aber jede auf ihre Art eigenwillig bis eigenartig, stark und verletzlich, wenn sich Letzteres auch manchmal hinter einer anderen Fassade verbirgt.

Die Beziehungen der Frauen untereinander verändern sich im Lauf der Handlung, innerlich und äußerlich, werden klarer, stärker oder verkehren sich auch ins Gegenteil - je nachdem.

Ich habe das ganze Buch und Annika Reichs wunderbare Sprache sehr genossen, sie versteht es sehr gut, Menschen, Landschaften, Situationen mit außergewöhnlichem Stil zu schildern und zu entwickeln.

Unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 18.02.2023

Düsteres Familienporträt

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Ein Anwesen am See und 8 Frauen, die dort leben. Über allem thront die namenlose Großmutter, eine elegante, aber manchmal auch grausame Frau, um deren Zuneigung alle buhlen: die Töchter Ingrid und Marianna, ...

Ein Anwesen am See und 8 Frauen, die dort leben. Über allem thront die namenlose Großmutter, eine elegante, aber manchmal auch grausame Frau, um deren Zuneigung alle buhlen: die Töchter Ingrid und Marianna, die Enkelinnen Leni, Luuise und Olga und – etwas abseits – Hausangestellte Justyna. Und die Männer? „Männer starben bei uns nie, Männer kamen und gingen.“ (S. 1) Nach dem Tod der Großmutter, fällt das ganze familiäre Konstrukt in sich zusammen.

„Männer sterben bei uns nicht“, aus der Feder von Schriftstellerin und Aktivistin Annika Reich, wird aus der Sicht der Protagonistin Luise in der Ich- und Vergangenheitsform erzählt. Ausgehend von der Beerdigung der Großmutter in der Gegenwart, blickt sie immer wieder in die Vergangenheit zurück, indem sie assoziativ Verbindungen herstellt, zum Beispiel durch ein getragenes Schmuckstück oder einen umher flatternden Schmetterling.

Im Zentrum steht die Großmutter; wer nach ihren Vorstellungen lebt, den überschüttet sie mit Geschenken und Lob. Zum Liebling hat sie sich Luise auserkoren, die so zur Außenseiterin wird. Generell gelingt es der alten Dame, Schwestern und Cousinen gegeneinander auszuspielen und somit alle Beziehungen zu vergiften. Als Luises Schwester Leni als Teenager „rebelliert“, wird sie ins Internat geschickt. Lenis andere Großmutter Vera darf zwar auf dem Anwesen leben, ist dafür aber täglichen Demütigungen ausgesetzt.

Männer gibt es in der gesamten Geschichte keine. Der Großvater lebte von der Familie getrennt, dennoch musste die Illusion der Ehe erhalten werden. Luises und Lenis Vater machte sich nach Australien davon, mehr wissen wir nicht. Überhaupt wird im Roman vieles angedeutet, so zum Beispiel die Rolle der Familie im Dritten Reich. Die Großmutter verkörpert das, was als männlich verstanden wird: Macht, Reichtum, Gefühllosigkeit, doch auch sie ist in diesem Spiel aus vererbten Traumata und Schuld gefangen und hält alle anderen mit sich im Unglück fest.

Während ihre Mutter sofort nach dem Tod der Großmutter aus dem Anwesen auszieht, fällt es Luise schwer, loszulassen. Im Gegensatz zu allen anderen verbindet sie auch positive Erinnerungen mit dieser schwierigen Frau. Vieles will sie sagen, tut es dann aber doch nicht und das immer wieder im Verlauf des Romans. Doch am Ende muss sie sich positionieren, eine Haltung einnehmen und entscheiden, ob sie das Erbe ihrer Großmutter annehmen will.

Ein düsterer, aber auch allzu wahrer Roman über das, was Frauen einander antun, anstatt solidarisch zu sein.

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Veröffentlicht am 24.02.2024

Die Hinterlassenschaft einer Matriarchin

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Als Louises Großmutter stirbt kommt die Familie zusammen um Abschied von der Matriarchin zu nehmen. Jeder auf seine Art. Die Großmutter hatte sich nicht gerade beliebt gemacht mit ihrer strengen und teilweise ...

Als Louises Großmutter stirbt kommt die Familie zusammen um Abschied von der Matriarchin zu nehmen. Jeder auf seine Art. Die Großmutter hatte sich nicht gerade beliebt gemacht mit ihrer strengen und teilweise herablassenden Art, vor allem wenn man nicht ihrem Bild entsprach oder nicht nach ihren Regeln lebte. Louise war ihr Liebling, aber auch das hatte seine Schattenseiten. Der Leser reist mit Louise in ihren Erinnerungen zurück, sieht wie es war in dieser Familie und derem großen Anwesen aufzuwachsen, wo sie nur unter Frauen war. Männer glänzen hier mit Abwesenheit. Am Ende muss sich jeder die Frage stellen, wie es nach dem Tod des Familienoberhaupts weitergeht.

Ich fand das Buch sehr interessant im Bezug auf die verschiedenen Wahrnehmungen der Charaktere. Jeder hat die Großmutter auf eine andere Art erlebt und wahrgenommen mit entsprechenden Auswirkungen. Vieles bleibt ungesagt und wage, bestimmte Dinge werden totgeschwiegen. Wichtig ist das Erbe und das Ansehen zu erhalten. Was da nicht reinpasst, muss aussortiert werden. Die Macht, darüber zu entscheiden, hat allein die Matriarchin. So kann der Tod gleichzeitig ein Akt der Trauer und auch ein Befreiungsschlag sein. Ein Weg zur Selbstbestimmung.

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Die zerstörerische Macht unausgesprochener Gefühle

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Anlässlich der Beerdigung ihrer Großmutter trifft Luise auf die weiblichen Mitglieder ihrer Familie. Anders als erwartet und der Stellung der Großmutter
angemessen, ist die Beisetzung mehr als schlicht ...

Anlässlich der Beerdigung ihrer Großmutter trifft Luise auf die weiblichen Mitglieder ihrer Familie. Anders als erwartet und der Stellung der Großmutter
angemessen, ist die Beisetzung mehr als schlicht und findet ohne weitereTrauergäste statt.

In Rückblenden wird aus Luises Sicht das Verhältnnis der Frauen zueinander dargestellt. Luise ist aufgewachsen auf einem großen Anwesen am See, bestehend aus fünf Häusern. In dem größten Haus lebte die Großmutter, in drei kleineren Häusern die anderen Frauen der Familie. Nur das fünfte Haus durfte nicht betreten werden. Unumstrittene Herrscherin war die Großmutter, Männer spielten in dieser Konstellation keine Rolle. Luise war der Liebling der Großmutter, allerdings auch nur deshalb, weil sie erwünschtes Verhalten zeigte. Die anderen Familienmitglieder konnten den Anforderungen nicht gerecht werden. Doch anstatt sich zu solidarisieren, begegnen sie einander mit Misgunst und Ablehnung.

Mich hat der Roman sowohl sprachlich als auch inhaltlich beeindruckt. Diese Frauen, die materiell anscheinend nichts vermissen, leben in einer Atmosphäre der Kälte und der Angst, ohne darüber sprechen zu können, geschweige denn sich dagegen zu wehren. Erst spät wird deutlich, welch tiefsitzende Traumata nie bearbeitet wurden.

Das Stilleben mit der angeschlagenen Schale auf dem Cover passt perfekt, weil es für mich sinnbildlich für diese beschädigte Familie steht.

Ein empfehlenswertes Buch für Leser*innen, die eher ruhige und nachdenklich stimmende Literatur mögen.

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Veröffentlicht am 19.03.2023

No men allowed

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Bei diesem Buch müssen wir natürlich über das Cover reden.
Ein so wunderschönes Stillleben zieht mich auf jeden Fall sofort in den Bann und als ich dann den Titel gelesen habe, wollte ich so unbedingt ...


Bei diesem Buch müssen wir natürlich über das Cover reden.
Ein so wunderschönes Stillleben zieht mich auf jeden Fall sofort in den Bann und als ich dann den Titel gelesen habe, wollte ich so unbedingt wissen um was in dem Buch geht.

Die Leseprobe hat mich dann schon so gepackt, da war es klar: Ich musste dieses Buch einfach unbedingt lesen. Und es hat sich gelohnt. Es geht hier weniger um den Tod als zu Anfang vermutet, sondern um das Leben der Frauen des Anwesens. Warum sterben Männer dort nicht? Wel sie gar nicht anwesend sind.
Somit erhalten wir einen spannenden Einblick in viele imposante Frauenleben.
Mich hat das Buch gut unterhalten, auch wenn ich hier und da noch etwas mehr Tiefgang erwartet und gewünscht hätte.
Da ich aber Bücher mit interessanten weiblichen Protas liebe, war das hier genau das richtige Buch für mich. Ich wurde nicht enttäuscht, auch wenn ich zu Anfang was ganz anderes erwartet habe.

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