Guter Psychothriller mit viel Wahnsinn und Okkult
Ich wusste es, Leute aus Dörfern sind allesamt seltsam! Zu blöd, dass ich selbst in einem lebe...
Wenigstens kann ich sagen, dass hier keine okkulten Messen abgehalten werden, bei denen die Opfer grausame ...
Ich wusste es, Leute aus Dörfern sind allesamt seltsam! Zu blöd, dass ich selbst in einem lebe...
Wenigstens kann ich sagen, dass hier keine okkulten Messen abgehalten werden, bei denen die Opfer grausame Qualen durchleben (hoffe ich zumindest), wie es im Psychothriller “Das Dorf” von Arno Strobel der Fall ist. Das Buch wurde 2015 unter dem Fischer-Taschenbuch Verlag veröffentlicht und ist darum bestrebt den Leser schon ab Seite 1 ein ungutes Gefühl zu geben.
Im Mittelpunkt des Romans steht der Journalist Bastian Thanner, der in seiner Kindheit zum Vollwaisen wurde, als seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Eines Vormittags bekommt er einen Anruf von einer unterdrückten Nummer. Schnell stellt er fest, dass am anderen Ende des Apparats seine Ex-Freundin Anna ist, die bitterlich um Hilfe schreit. Der einzige Hinweis auf ihren Aufenthalt, den sie hinterlässt, ist das Dorf Frundow. Bastian reagiert sofort und macht sich mit seinen besten Freund Safi auf zum besagten Ort. Dort erwartet ihn, aber so einiges, was er sich niemals hätte vorstellen können. Zerstochene Reifen und das Verschwinden von Safi sind bloß der Anfang eines unheimlichen Teufelskreises...
Die Story kam ziemlich schnell in Fahrt, da man von Beginn an mit mysteriösen Charakteren und Vorfällen konfrontiert wurde und somit die Spannung stark nach oben stieg. Zwischendurch bekommt man es immer wieder mit sogenannten “Entwürfen” zu tun, die Aufzeichnungen über das Leben im Dorf enthalten und enorm zur unheimlichen Atmosphäre beisteuern. Außerdem ist es äußerst interessant mit anzusehen wie Bastian dem Wahnsinn immer näher rückt und man als Leser selbst immer wieder mit der Frage beschäftigt ist, ob etwas der Realität oder Einbildung entspricht. Gegen Ende hatte ich zwar das Gefühl, dass die ganze Geschichte voraussehbarer wird, allerdings wäre Arno Strobel nicht Arno Strobel, wenn er dieses Problem nicht lösen könnte. Also macht euch auf was gefasst!
Bei den Charakteren ist mir Safi augenblicklich ans Herz gewachsen! Er hat nämlich einen Zahlentick und eine damit verbundene Zwangsstörung, die ihn unverkennbar machen und gerade zu Beginn des Thrillers mich ermuntert hat weiterzulesen. Bastian war mir um ehrlich zu sein ein wenig oberflächlich und sogar unsympathisch. Ich hatte ein paar Mal das Verlangen ihn ins Gesicht zu boxen, wenn er sich undankbar gegenüber Mia (die Frau, die ihn bei sich wohnen lässt) verhielt oder allgemein unüberlegte Aktionen startete. Aber heyyy.... er ist schließlich auch in einem Dorf gefangen, wo jeder ein bisschen am Rad dreht. Auf der anderen Seite, fand ich seine charakterliche Entwicklung interessant dargestellt, die zum Schluss wieder Mitleid bei mir, ihm gegenüber erzeugte.
Über den Schreibstil lässt sich nicht meckern. Flüssig, stimmig und zum Charakter von Bastian angepasst. Ganz besonders hat mir der metaphorische Stil gefallen, der besonders dann verstärkt aufkam als Bastian immer weniger in die Realität vertraute und sich allmähich dem Wahnsinn hingab.
Fazit
Storytechnisch hat der Roman viel zu bieten und schafft es auch in Sachen Atmosphäre zu überzeugen, allerdings hat man auf charakterlicher Seite das Gefühl, dass irgendetwas fühlt, was den Lesespaß aber nur gering beeinflusst. Alle Psychothriller-Fans, die auf eine nicht zu enden wollende Höllenfahrt Lust haben und dazu auf das Klischee gruselige Dorfbewohner stehen, sollten diesem Buch auf jeden Fall eine Chance geben!
LG Sophie