Cover-Bild Vom Himmel in die Traufe
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Bastei Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Humor
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 15.10.2010
  • ISBN: 9783838704470
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Arto Paasilinna

Vom Himmel in die Traufe

Roman
Regine Pirschel (Übersetzer)

Bei ihrer Bruchlandung mit einem Heißluftballon in der lappländischen Ödnis hat die steinreiche Lena Lundberg Glück im Unglück. Hermanni Heiskari sitzt gerade sinnend am Eisloch, als die vornehme Dame vor ihm vom Himmel fällt. Er rettet Lena und schleppt sie durch die nordische Wildnis. Als Dankeschön schenkt Lena ihm ein ganzes Jahr Leben in Saus und Braus. Und es kommt wie es kommen muss: Lena verliebt sich in den rauen Burschen. Schließlich ist er ein Prachtstück von einem Mann. Zugegeben, nicht gerade ein Gentleman, aber ein ungeschliffener Diamant ...

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Wurm200 in einem Regal.
  • Wurm200 hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2021

Vom Himmel in die Traufe (Gut)

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Hermanni Heiskari sitzt seit Tagen vor einem Loch im zugefrorenen See und hatte blieb bisher erfolglos beim Angeln. Plötzlich strafft sich allerdings die Leine seiner Angel und ein riesiger Fisch scheint ...

Hermanni Heiskari sitzt seit Tagen vor einem Loch im zugefrorenen See und hatte blieb bisher erfolglos beim Angeln. Plötzlich strafft sich allerdings die Leine seiner Angel und ein riesiger Fisch scheint angebissen zu haben. Zur gleichen Zeit stürzt ein Heißluftballon an eben diesem See, an dem Hermanni sitzt und angelt ab. Hermanni eilt der Frau mit Namen Lena Lundmark trotz des Fisches zur Hilfe. Diese unterbricht er dann allerdings auch wieder, um seinen Fisch an Land zu ziehen. Nach erfolgreichem Fang widmet er sich wieder der beim Unfall verletzten Frau und transportiert diese allen Umständen trotzend, zum nächsten Krankenhaus.

Arto Paasilinas Roman “Vom Himmel in die Traufe” wird in vier Teilen mit insgesamt 35 Kapitel erzählt.
Was zu Beginn des Buches wie eine normale Liebesgeschichte beginnt, entwickelt sich schnell zu einer Art Roadtrip. Im Vordergrund hier stehen der Protagonist Hermanni und sein Begleiter Ragnar (wobei mir hier schon die Frage aufgekommen ist, wieso nicht Lena als Begleiterin gewählt wurde). Durch diesen Trip soll erreicht werden, dass sich der Protagonist in die vornehmliche Welt einfindet. An dieser Stelle möchte ich zum Verständnis schon erwähnen, das die Charaktere zwei völlig verschiedene Menschen sind. Hermanni als ärmlicher Holzfäller, trifft auf die reiche Lena.
Um genau diese Wandlung des Protagonisten dreht sich dann der Rest des Buches und wir folgen Ragna und Hermanni auf der Reise quer durch die Welt. Hier gibt es einige, wenn auch kleine Momente, die für einen gewissen Witz sorgen.
Ein weiterer Pfeiler der Handlung bildet der ambitionierte Plan des Protagonisten, eine Revolution der Arbeitslosen in Finnland anzuzetteln. Leider meint es Arto Paasilina hier ein wenig zu gut und nutzt wirklich jede Gelegenheit dazu, dem Lesenden mehr und mehr von diesen Plänen zu erzählen. Hier hätte es ruhig etwas weniger sein dürfen, denn ehrlich gesagt, fängt es irgendwann an, ein wenig zu nerven, auch wenn es genau diese Stellen im Buch sind, die ein Problem der Gesellschaft aufgreift.
Im Großteil der Handlung begegnet man beim Lesen der Protagonistin kaum und das, obwohl im Klappentext doch die Liebesgeschichte von Hermanni und Lena hervorgehoben wurde. Hier vermittelt der Klappentext einen falschen Eindruck davon, worauf das Augenmerk in der Handlung gelegt wurde.
Zum Ende des Buches kommt der Autor wieder dahin, womit die gesamte Handlung eigentlich angefangen hat, nämlich dem Ballon.

Cover: Das Hardcover von “Vom Himmel in die Traufe” ist in der Farbe blau gestaltet. Am auffälligsten ist der große abgebildete Ballon, welcher mittig auf dem Cover zu sehen ist. Dieser nimmt in dem Roman eine wichtige Rolle ein, weshalb er sehr gut aufs Cover passt. Über dem Ballon steht der Titel des Buches geschrieben, welcher ebenfalls blau gedruckt wurde. Hierdurch hebt er sich kaum vom Hintergrund ab.
Ein Fehler, der nicht sofort ins Auge fällt, ist mir dann allerdings beim Klappentext aufgefallen, denn hier wird Frau Lundmark, Lundberg genannt.
Unter dem Schutzumschlag befindet sich ein Buch in grüner Farbe.
Titel und Cover sind wirklich passend gewählt und gefallen mir wirklich gut, auch wenn dieses blau in blau etwas eintönig erscheint.

Fazit: Arto Paasilinas erzählt in seinem Roman “Vom Himmel in die Traufe” eine Liebesgeschichte der etwas anderen Art. Zwei völlig verschiedene Charaktere treffen dabei durch ein Unglück aufeinander, wodurch eine Reise queer durch die Welt beginnt. Leider wird hier viel verschenkt und der Autor verwendet in meinen Augen zumindest zu viel Zeit dafür, den Lesenden von den Plänen der Revolution zu erzählen. Ein durchaus interessanter Reiseroman, der Probleme der Gesellschaft aufzählt und durchaus zum Nachdenken anregen kann. Für mich war es der erste Roman von Arto Paasilinas, den ich durchaus empfehlen kann. Von mir bekommt “Vom Himmel in die Traufe” 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 03.04.2018

Naiv und ärgerlich

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Die Story geht so: Arbeitsloser "fliegender Holzfäller" namens Hermanni Heiskari rettet reiche Ballonfahrerin und Unternehmerin Lena Lundmark nach einem Absturz. Sie verspricht ihm, ein Jahr lang alle ...

Die Story geht so: Arbeitsloser "fliegender Holzfäller" namens Hermanni Heiskari rettet reiche Ballonfahrerin und Unternehmerin Lena Lundmark nach einem Absturz. Sie verspricht ihm, ein Jahr lang alle Kosten der alltäglichen Lebensführung zu übernehmen, und verliebt sich in den Naturburschen. Als Schoßhund und Butler fungiert Lenas Onkel Ragnar, mit dem Hermanni nun auf eine zwölfmonatige Sause durch Finnland und die Welt geht. Zum Zeitvertreib - und weil Hermanni seit Jahren eh nichts anderes macht - planen sie den Aufstand der Arbeitslosen. Am Ende heiraten Hermanni und Lena, Ragnar bricht sich ein Bein und die Aufstandspläne stürzen aus dem Hochzeitsballon.
Der Klappentext (der auch Lundmark fälschlich Lundberg nennt) legte noch nahe, dass sich die Geschichte um den Naturburschen dreht, der auf dem Parkett der wohlanständigen Gesellschaft für herzhafte Peinlichkeiten sorgt. Es hätte also eine hübsche Eulenspiegelei werden können. Stattdessen entblödet sich der Autor nicht, seinen Holzfäller mit ausgefeilten, vollkommen idiotischen und nur den eingefleischten Pegida-Mitläufer in fromme Wallung versetzenden Aufstandsplänen auszustatten, nämlich einer Revolte der Arbeitslosen gegen das finnische und internationale Schweinesystem, damit sie endlich zu ihrem Recht kämen. Ragnar, dessen falscher Obristenrang am Ende gar keine humoristische Auflösung mehr erfährt, und Lena, die als gestandene Businessfrau viel zu hausmütterlich und passiv rüberkommt, reden Hermanni den Schwachsinn aber nicht aus. Im Gegenteil: Sie planen mit.
Abgesehen von diesem umstürzlerischen Zeitvertreib tun die Protagonisten Paasilinnas das, was Paasilinna seine Protagonisten immer tun lässt: Sie reisen. Warum? Weil nur die Fortbewegung von einem Ort zum anderen dem Buch den Anschein von Bewegung geben kann. Die Handlung ist nämlich stets eher kümmerlich. Mit dem ständigen Wechsel des Ausblicks durch unmotivierte, aber fortwährende Kulissenschieberei simuliert Paasilinna wenigstens eine Handlung. In „Vom Himmel in die Traufe“ begleiten wir Hermanni und Ragnar zunächst in jeden unaussprechlichen Ort Lapplands (die die Sprache kann man den Autoren nicht verantwortlich machen; umgekehrt mögen deutsche Ortsnamen dem Landesfremden genauso verwirrend vorkommen), wo gesoffen wird, was die Holzfällerleber aushält. Dann geht es in die weite Welt: Schweden, Irland (ein anderes Säufer-Dorado, wie es scheint), Tahiti und Portugal.
Die ganze Zeit hofft man auf witzige, entlarvende Begegnungen des natürlichen Menschen, der sich die unschuldige Einfalt bewahrt hat, mit der Zivilisation und ihren falschen Masken. Das passiert aber nicht: Es bleibt beim Wechsel der Kulissen wie im Reiseführer und dem geplanten Aufstand. Allen handelnden Personen ist zudem eine die Wirklichkeit verzerrende, unterkomplexe Naivität zueigen, die womöglich eine Grundhaltung des Autors darstellt. Auch die dialektische Diskrepanz zwischen dem intensiven Kriegsspiel und dem Lotterleben in Lundmarks Schlaraffenland wird nicht aufgegriffen, genutzt oder vorgeführt; wahrscheinlich von Paasilinna nicht einmal bemerkt, und das ist das Schlimmste!
Mir ist vollkommen schleierhaft, wie Paasilinna zu seinem Erfolg gekommen ist. Die immer wieder auftretenden, wirklich originellen und lustigen Details können den Mangel an Handlung, Literarität und Witz (!) nicht aufwiegen. Drei Romane von Paasilinna habe ich gelesen, dabei bleibt es.