Cover-Bild Schnee in Amsterdam
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 09.11.2018
  • ISBN: 9783406727009
Bernard MacLaverty

Schnee in Amsterdam

Roman
Hans-Christian Oeser (Übersetzer)

Mit einem verlängerten Wochenende in Amsterdam möchten Stella und Gerry ihren Ruhestandsalltag in Glasgow unterbrechen. Die kleine Reise soll die beiden aufmuntern, sie wollen die Stadt erkunden und etwas für ihre Ehe tun. Sie lieben sich noch und ertragen gegenseitig ihre kleinen Fehler – aber in den vier Tagen treten tiefe Risse in ihrer Beziehung zutage. Und es wird klar, dass Stella einen ganz eigenen Plan verfolgt. Dieser Plan hängt mit einem der bezauberndsten Orte in Amsterdam zusammen, dem Beginenhof, und mit einem Gelübde, das Stella einst getan hat. Gerry dagegen, ehemaliger Architekt, hat weitgehend abgeschlossen mit seinem Leben, in dem der Alkohol eine zu große Rolle spielt. Während ihrer Reise drängt allmählich ein Ereignis aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit in Belfast, Nordirland, immer stärker an die Oberfläche, etwas, das ihr ganzes Leben geprägt hat. Am Ende zeigt sich, wie tief der Graben zwischen ihnen wirklich ist.
Ein dichter, bewegender und aufwühlender Roman voller Lebensklugheit, Komik und Tragik.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.01.2019

Szenen einer Ehe

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Stella und Gerry, ein schon älteres Ehepaar aus Glasgow, reisen für ein Wochenende nach Amsterdam. Sie nehmen ihre Sorgen und Probleme mit. Die Reise war Stellas Idee. Gerry ist ein Trunkenbold und seine ...

Stella und Gerry, ein schon älteres Ehepaar aus Glasgow, reisen für ein Wochenende nach Amsterdam. Sie nehmen ihre Sorgen und Probleme mit. Die Reise war Stellas Idee. Gerry ist ein Trunkenbold und seine Sucht wird zur Belastung. Während für ihn alles so weiter gehen könnte, verzweifelt Stella und flüchtet immer mehr in ihren Glauben. Auf ihrer Reise denken sie oft an früher. An das schwere Attentat in Belfast, an ihren Sohn in Kanada und an andere schöne und nicht so schöne Situationen. Die beiden habe viele Gemeinsamkeiten und würden ein tolles Paar abgeben. Wie so oft, kann aber auch hier der Teufel Alkohol alles zerstören. Haben die beiden eine gemeinsame Zukunft? Wollen es beide noch?
Es ist ein tolles Buch. Der Schreibstil ist gut gewählt. Die alten Geschichten fügen sich sehr gut in das aktuelle Geschehen ein. Leider gibt es auch ein paar Längen, aber die sind zu verschmerzen.

Veröffentlicht am 28.12.2018

Ende oder Neubeginn

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Ein verlängertes Wochenende im winterlichen Amsterdam soll für Stella und Gerry ihre in Gewohnheit erstarrte Ehe etwas auflockern. Der einzige Sohn lebt in Übersee und jetzt im Ruhestand tritt die Unzufriedenheit ...

Ein verlängertes Wochenende im winterlichen Amsterdam soll für Stella und Gerry ihre in Gewohnheit erstarrte Ehe etwas auflockern. Der einzige Sohn lebt in Übersee und jetzt im Ruhestand tritt die Unzufriedenheit mit ihrer Beziehung zu Tage. Ein Satz Stellas veranschaulicht dies: „ Wie gut, dass wir einander zum Ignorieren haben.“
Doch in der neuen Umgebung werden die tiefen Risse in ihrer Ehe deutlich, ist es eigentlich noch Liebe oder nur noch Gewohnheit, die die Beiden zusammenhält? Es ist nicht nur die eisige Kälte der Wintertage die dieses Buch durchzieht, mit jedem Satz spürt man auch die Kühle in dieser Ehe. Gerry ist Alkoholiker, obwohl beide wohl vermeiden, es auszusprechen. Aber es geht ihm nur noch um den nächsten Drink, den rechtzeitigen Nachschub und das heimliche Entsorgen von geleerten Flaschen. Auch wenn er es wahlweise nur einen Aufwärm-, Entspannungs-, oder Gute-Nacht-Schluck nennt. Stella mag es nicht länger ignorieren. Aber auch Stella ist nicht ehrlich, längst verfolgt sie für sich ein anderes Ziel und zieht Gerry nicht in ihre Überlegung ein. Eine tiefe Frömmigkeit ist ihr Rückzugsort, geprägt auch vom Religionskonflikt in Nordirland, mit dem Beide aufwuchsen und der auch ihr Leben entscheidend geprägt hat.
Es ist eine ganz einfach erzählte Geschichte, zwischen den Zeilen entwickelt der Autor ein ganzes Lebenspanorama. Aber in dieser Einfachheit liegt auch die große Kunst und die literarische Stärke. MacLavertys. Allerdings passiert es mir selten, dass mir die Protagonisten so fremd, ja sogar gleichgültig bleiben. Zunehmend empfand ich Stellas und Gerrys Gesprächsversuche als larmoyant. Das änderte sich auch nicht, als das große Lebensgeheimnis Stellas ans Licht kommt. Eine Begebenheit, die ihrem Leben eine ganz andere Richtung gab und mit deren Last sie nicht zurecht kommt.
Auch wenn ich die stilistische und sprachliche Kunst des Autors anerkenne, gepackt hat mich sein Roman nicht wirklich.
Das Buch bleibt zum Schluss offen – ob Stella und Gerry noch einen Weg finden, wer weiß? Einen kleinen Hoffnungsschimmer scheint es zu geben.

Veröffentlicht am 25.12.2018

Schnee in Amsterdam

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Stella und Gerry sind seit Jahrzehnten verheiratet, sind zusammen alt geworden. Dem Alltag in Glasgow entfliehen sie regelmäßig für kleine Kurztrips, diesmal führt sie die Reise nach Amsterdam. Doch statt ...

Stella und Gerry sind seit Jahrzehnten verheiratet, sind zusammen alt geworden. Dem Alltag in Glasgow entfliehen sie regelmäßig für kleine Kurztrips, diesmal führt sie die Reise nach Amsterdam. Doch statt die Beziehung neu zu beleben und bewusst Zeit miteinander zu verbringen, treibt sie immer mehr auseinander. Gerry ist am Liebsten in Gesellschaft seiner Flasche, Stella sucht Zuflucht im Glauben. Wird die Ehe den frostigen Ausflug überstehen?

MacLaverty hat einen ganz ruhigen Roman der leisen Töne geschrieben. Ich kann durchaus verstehen, warum dieses Buch als Novel of the Year ausgezeichnet wurde, denn die langsame Enthüllung der tragischen Ereignisse hat durchaus Sogwirkung. Der Autor würdigt kleine Details, lenkt das Auge des Betrachters auf viel Schönes, und obwohl der Stil keineswegs überemotional ist, kann man doch die beiden Hauptfiguren sehr gut verstehen und ihr Handeln nachvollziehen. Die Ehe der beiden scheint ein bloßes Nebeneinanderher zu sein, die Liebe dem Alltag gewichen, man ist genervt, man ist aber auch zu bequem um an der Situation etwas zu ändern. Mir erscheint die Ehe der beiden als gutes Beispiel für viele, auch als Ermahnung sich nach Jahren noch wertzuschätzen und nicht für selbstverständlich zu halten. Ein wertvolles kleines Buch, aus dem jeder etwas mitnehmen kann.

Veröffentlicht am 23.12.2018

Szenen einer sprachlosen Ehe

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Stella und Gerry, um diese beiden kreist „Schnee in Amsterdam“, dem 2017 mit dem Irish Book Award ausgezeichneten Roman des Nordiren Bernard MacLaverty. Sie sind ein „altes Ehepaar“, beide mittlerweile ...

Stella und Gerry, um diese beiden kreist „Schnee in Amsterdam“, dem 2017 mit dem Irish Book Award ausgezeichneten Roman des Nordiren Bernard MacLaverty. Sie sind ein „altes Ehepaar“, beide mittlerweile im Ruhestand. Obwohl…eigentlich trifft das nur für Gerry, den ehemaligen Architekten und Universitätsdozenten zu. Stella hat zwar als Lehrerin gearbeitet, sich dann aber Kinderziehung und Haushalt gewidmet. Beide stammen aus Nordirland, haben ihre Heimat aber wegen, während oder nach dem Nordirlandkonflikt, so genau geht das nicht aus dem Text hervor, verlassen und leben nun in Schottland.

In ihrer gemeinsamen Biografie gibt es ein einschneidendes Ereignis, das zumindest Stellas Leben stärker beeinflusst hat, als sie vielleicht wahrhaben will. Hochschwanger wird sie während der Troubles von einem Querschläger getroffen, ihre Sorge gilt in erster Linie dem Leben ihres ungeborenen Kindes. Tiefreligiös wie sie ist, schließt sie einen Handel mit Gott ab. Wenn das Kind und sie überleben, will sie künftig ihr Leben nach Gottes Regeln führen, ihm weihen. Nun, im letzten Drittel angekommen, zieht sie Bilanz, und muss feststellen, dass sie ihr Gelübde wohl nur in Grundzügen einhalten konnte. Zu viel Alltag, zu wenig Spiritualität. Und auch ihre Ehe scheint an einem Scheideweg zu stehen. Gerry ist Alkoholiker, sein Denken und Handeln kreist nur noch darum, wo er den nächsten Jameson organisieren und wie er ihn vor ihr verstecken kann.

Soweit die Ausgangssituation vor dem von Stella minutiös geplanten Kurzurlaub in Amsterdam. Vor Jahren hat sie die Stadt schon einmal besucht und ist seither fasziniert von dem Beginenhof, einer religiösen Einrichtung für unabhängige, alleinstehende Frauen. Dort glaubt sie, ihr Gelübde erfüllen zu können. Gerry weiß von all dem nichts, denn die Eheleute sprechen nicht mehr miteinander. Ihre Konversation erschöpft sich in Banalitäten des Alltags. Gefühle, Wünsche, Träume, sind wohl schon lange nicht mehr Thema ihrer Gespräche. Beide kapseln sich in ihrem Innersten ein. Gerry füllt die Leere mit Whiskey, Stella mit Religiosität.

MacLaverty gelingt es sehr beeindruckend, die Sprachlosigkeit und den Niedergang dieser Ehe zu beschreiben, lässt mich als Leser aber hochgradig aggressiv zurück. Da ist diese Egozentriertheit und Dominanz Stellas, die ihre eigenen Pläne verfolgt und nicht in der Lage ist, mit Gerry darüber zu reden. Sie will ihn vor vollendete Tatsachen stellen. Sie trifft die finale Entscheidung…für sich und für beide. Natürlich ist das auch Gerrys Passivität geschuldet, der sich auf den Alkohol zurückzieht und schon zufrieden ist, wenn er seine tägliche Ration organisieren kann. Am besten wäre es, wenn sie sich professionelle Hilfe holen würden, um die Sprachlosigkeit zu überwinden und die Kälte aus ihrem Leben zu vertreiben.

Bleibt nur zu hoffen, dass sie sich darauf besinnen, was ihre Ehe ausmacht, dass eine Beziehung Arbeit erfordert und nicht in Schweigen versinken darf. Dann haben sie vielleicht noch eine Chance.

Veröffentlicht am 21.12.2018

Spiegelbild einer Ehe

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Bewertet mit 4 Sternen

Spiegelbild einer Ehe

Gerry und Stella sind schon sehr lange verheiratet, ihr erwachsener Sohn und dessen Familie lebt in Kanada. Sie selbst sind von Nord Irland nach Schottland ...

Bewertet mit 4 Sternen

Spiegelbild einer Ehe

Gerry und Stella sind schon sehr lange verheiratet, ihr erwachsener Sohn und dessen Familie lebt in Kanada. Sie selbst sind von Nord Irland nach Schottland gezogen und leben in Glasgow. Zu Weihnachten schenkt Stella ihrem Mann einen Kurztrip nach Amsterdam.Ihr Wunsch ist es, ihren eingefahrenen Ehealltag etwas aufzufrischen. Außerdem will sie dort ein vor vielen Jahren gegebenes Versprechen einlösen.

Der Autor lässt über einen kurzen Zeitraum ,den Leser teilhaben am Eheleben von Gerry und Stella. Ihre langjährige Ehe bewegt sich auf eingefahrenen Pfaden,sie reden kaum miteinander,jeder akzeptiert scheinbar die Fehler und Schwächen des Partners. Gerry hat ein massives Alkoholproblem und versucht dies auf vielfältige und manchmal sehr kreative Weise zu vertuschen,was jedoch nicht gelingt. Stella möchte die Beziehung beenden, sorgt sich aber gleichzeitig darum, ob ihr Mann alleine zurechtkommen würde. Gleichzeitig quälen Sie Gewissensbisse wegen eines Versprechens, dass sie so nicht einhalten kann.

Ich hatte zuerst Probleme mit dem etwas eigenwilligen Schreibstil zurechtzukommen. Dann jedoch gefiel mir die leise und dennoch eindringliche Schreibweise immer besser. Der Autor beleuchtete am Beispiel der beiden Protagonisten eine Ehe, die stellvertretend für viele andere Beziehungen steht.

Zum Schluss lässt er den Leser mit einem Hoffnungsschimmer, aber einem dennoch offenen Ende zurück .Dadurch bleibt viel Raum für eigene Gedanken.

Fazit:

Wer bereit ist ein leises Buch, mit vielen Zwischentönen, zu lesen, ist hiermit bestens bedient.