Cover-Bild Eine Frage der Chemie
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: OSTERWOLDaudio
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 31.03.2022
  • ISBN: 9783869525389
Bonnie Garmus

Eine Frage der Chemie

2 CDs
Luise Helm (Sprecher), Ulrike Wasel (Übersetzer), Klaus Timmermann (Übersetzer)

Elizabeth Zott wird ihr Herz erobern, ganz sicher!

Elizabeth Zott ist eine Frau mit dem unverkennbaren Auftreten eines Menschen, der nicht durchschnittlich ist und es nie sein wird. Doch es ist 1961, und die Frauen tragen Hemdblusenkleider und treten Gartenvereinen bei. Niemand traut ihnen zu, Chemikerin zu werden. Außer Calvin Evans, dem einsamen, brillanten Nobelpreiskandidaten, der sich ausgerechnet in Elizabeths Verstand verliebt. Aber auch 1961 geht das Leben eigene Wege. Und so findet sich eine alleinerziehende Elizabeth Zott in der TV-Show »Essen um sechs« wieder. Doch für sie ist Kochen Chemie. Und Chemie bedeutet Veränderung der Zustände ...

Bonnie Garmus hat eine literarische Heldin geschaffen, die unvergesslich sein wird. Und uns mit einem tiefen Lächeln aus dem Roman entlässt − bewegend gelesen von Luise Helm.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.12.2022

Kochen ist Chemie

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Elizabeth Zott ist eine außergewöhnliche Frau, besonders wenn man die Zeit bedenkt, in der die Geschichte spielt. Es ist Anfang der 60er Jahre. Damals sahen die Frauenrechte noch anders aus als heutzutage. ...

Elizabeth Zott ist eine außergewöhnliche Frau, besonders wenn man die Zeit bedenkt, in der die Geschichte spielt. Es ist Anfang der 60er Jahre. Damals sahen die Frauenrechte noch anders aus als heutzutage. Frauen waren für Haushalt, Küche und Kinder zuständig, Karriere machten nur die Männer und das sogar, wenn ihnen die Fähigkeiten dafür eigentlich völlig abgingen.
Wie Elizabeth am eigenen Leib erfahren muss, sind manche Männer in ihrem Umfeld übergriffig und das im mehrfachen Sinn, denn hier geht es nicht allein um körperliche Belästigung, sondern die Übergriffe betreffen auch das geistige Eigentum. Nicht nur einmal erlebt die intelligente junge Frau, dass ihre Ideen von Männern geklaut und als deren eigenes Gedankengut ausgegeben werden. In Calvin Evans, dem Anwärter für den Nobelpreis, findet Elizabeth Zott eine Art Seelenverwandten, und die beiden werden ein Paar. Elizabeth ist nicht nur blitzgescheit, sondern sie ist ihrer Zeit weit voraus, nicht nur was das Berufliche angeht, sondern auch in ihren Ansichten über Partnerschaft, Familie und Ehe. Calvin respektiert ihre Ansichten und ist wohl der einzige, der sie versteht. Der Hund, der dem Paar zuläuft und den sie adoptieren und Halbsieben nennen, ist ebenfalls intelligenter als die meisten seiner Spezies. Zwischendurch dürfen die Leser auch an seinen Gedanken und Gefühlen teilhaben. Halbsieben bringt Elizabeth die Loyalität entgegen, die sie bei ihren Mitmenschen vermisst. Der Hund ist treu und stets besorgt, zuerst um sie, später dann um ihre kleine Tochter.
Elizabeth Zott schlägt sich mit großer Energie durchs Leben. Ihr Verhalten ist eine tolle Mischung aus Ungläubigkeit über die Ignoranz ihre Mitmenschen, Geradlinigkeit, indem sie sagt was sie denkt und nicht hinter den Berg hält und manchmal einer anrührenden Sichtweise, was die praktischen Dinge des Alltags angeht. Aber sie weiß sich zu helfen, und es ist vergnüglich zu lesen, wie sie beispielsweise einen Kaffee zubereitet, denn wenn man Elizabeth fragt, ist auch das Chemie. Sie ist eine Koryphäe ihres Fachs und setzt ihr Wissen auch in ganz alltäglichen Situationen ein. Sowohl ihre Tochter als auch ihren Hund behandelt sie mit großem Ernst und äußerst gleichberechtigt. Als sie eine Kochshow angeboten bekommt, nimmt sie an, jedoch hat sie ihre eigenen Vorstellungen von der Umsetzung, die ihren Vorgesetzten nicht nur einmal dazu bringen, sich die Haare zu raufen. Letztendlich wird sie zur Kultfigur ihrer Frauengeneration. Sie macht den Frauen Mut, sich selbst zu verwirklichen. Zu schade, dass es Elizabeth Zott nicht wirklich gegeben hat, denn eine Frau wie sie würde ich gerne kennenlernen.
Der Roman ist vielschichtig und bringt viele heikle Themen zur Sprache. Er ist anrührend und ernst, zugleich wohnt ihm aber auch ein ganz feiner, besonderer Humor inne. Es gibt so viele Szenen, die mich zum Schmunzeln gebracht aber genauso viele, die mich nachdenklich gemacht haben. Nicht nur die Autorin, auch die Übersetzer haben hier großartige Arbeit geleistet. Und nicht zuletzt ist es Luise Helm, die Sprecherin des Hörbuchs, die dem Roman einen ganz eigenen Zauber verleiht, die Stimmungen perfekt wiedergibt und die einzelnen Personen so wunderbar mit ihrer Stimme zum Leben erweckt. Sie ist die ideale Sprecherin für diesen Roman. Alles in allem ist dies auf jeden Fall eines meiner Jahres-Highlights. Ich hoffe stark, dass dies nicht das letzte ist, was wir von Bonnie Garmus zu lesen bekamen.

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Veröffentlicht am 27.12.2022

“Lessons in Chemistry” mit Elizabeth Zott …

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Elizabeth Zott ist klug und sie hat einen Traum. Sie möchte in ihrem Lieblingsthema Chemie den Doktortitel erwerben und Forscherin sein. Nicht mehr und nicht weniger. Doch dafür scheint sie zu früh geboren ...

Elizabeth Zott ist klug und sie hat einen Traum. Sie möchte in ihrem Lieblingsthema Chemie den Doktortitel erwerben und Forscherin sein. Nicht mehr und nicht weniger. Doch dafür scheint sie zu früh geboren worden zu sein, denn Ende der fünfziger Jahre haben Männer noch die Macht die Karriere einer Frau zu zerstören, ganz wie es ihnen beliebt. Mit dem Studium ist es schnell für sie zu Ende, doch wer Ms. Zott kennt – und ich tue das inzwischen – weiß, dass sie nicht aufgeben wird. Als sie eine Stelle in einem Institut für Chemie angeboten bekommt, nimmt sie an, obwohl sie dort das Mädchen für Alles sein soll. Elizabeth scheint das Wörtchen „Alles“ wörtlich zu nehmen, denn sie hinterfragt, sucht und findet Erklärungen und … findet Calvin Evans, ein Mann, der so außergewöhnlich wie sie selbst ist. Nie wollte sie sich an einen Mann binden und auch Calvin hatte der Liebe eigentlich abgeschworen, als es passiert. Sie verlieben sich ineinander und sind wie füreinander geschaffen, die wissbegierige Chemikerin und der preisgekrönte Forscher. Ein perfektes Paar, das schnell bei den Kollegen Neid und Missgunst erweckt. Als sie schließlich zusammenziehen und der Hund „halbsieben“ die Familie komplett macht, scheint die Frage der Chemie geklärt! Es hätte alles so schön sein können … doch dann kam die Katastrophe, ja und danach kam „Dinner um Sechs“ …
Ok, ok, dachte ich mir, als ich das Hörbuch in den Händen hielt. Wollen wir doch erstmal sehen, ob es halten wird, was der Hype um „Eine Frage der Chemie“ verspricht. Knappe vierzehn Stunden später hatte ich meine Antwort. Ja, ja, ja, es hält, was es verspricht, denn die wunderbar talentierte Hörbuchsprecherin Luise Helm, die Elizabeth Zott ihre Stimme gibt, macht aus dem ohnehin großartigen Buch eine Hörerlebnis der ganz besonderen Art. Aber auch die Autorin Bonnie Garmus hat eine erstaunliche Leistung erbracht. Auf unverkennbare, trockene Weise und gleichzeitig immer wieder gespickt mit genau der richtigen Portion Witz und Ironie behandelt sie heikle Themen, wie „Wilde Ehe“, alleinstehende Mütter, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, und, und, und, alles Themen, die Anfang der sechziger Jahre noch eine ganz andere Bedeutung hatten. Man spürt mit jedem Kapitel, dass sowohl die Autorin als auch die Sprecherin wohl fast ein wenig verliebt in Elizabeth gewesen sein müssen, denn die Hingabe, mit der sie die Protagonistin ausformen, ist unübersehbar. Hier vergebe ich – obwohl ich mich mit der Rolle von „halbsieben“ erst recht spät anfreunden konnte – gerne mit fünf Sternen die volle Punktzahl. Ich bin schon sehr gespannt, was sich Bonnie Garmus als nächstes ausdenken wird. Ich hoffe, wir lesen bald mehr von ihr.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Ein großartiges Buch über eine starke Frau

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~ „Schauen Sie sich diese Tomate gut an. (...) Sie glauben vielleicht, sie haben mit diesem Gewächs nichts gemeinsam, aber das haben Sie. DNA. Bis zu 60 Prozent. Jetzt schauen Sie mal bitte die Person ...

~ „Schauen Sie sich diese Tomate gut an. (...) Sie glauben vielleicht, sie haben mit diesem Gewächs nichts gemeinsam, aber das haben Sie. DNA. Bis zu 60 Prozent. Jetzt schauen Sie mal bitte die Person neben Ihnen an. Kommt Sie Ihnen bekannt vor? Vielleicht ja, vielleicht nein. Dennoch, sie und diese Person haben sogar noch mehr gemeinsam. 99,9 Prozent ihrer DNA, die Sie mit jedem anderen Menschen auf dem Planeten teilen. (...) Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe ist nicht nur wissenschaftlich absurd, sondern auch ein Zeichen großer Dummheit. (...) Man sollte meinen, dass die Dummen früher wegsterben. (...) Doch Darwin hat nicht berücksichtigt, dass die Dummen nur selten vergessen zu essen.“ ~

Wer „Eine Frage der Chemie“ von @bonniegarmusauthor liest oder hört, wird sich unweigerlich in ihre Protagonistin Elizabeth Zott verlieben. In einer Zeit, in der die einzige Rolle der Frau, die der Hausfrau und Mutter ist, steht Elizabeth auf. Für das Recht der Frauen auf Bildung, Karriere und Freizeitaktivitäten. Für das Recht der Frauen auf ein selbstbestimmtes Leben.
Auf ihre ganz eigene charmante, kluge und witzige Art schafft es Elizabeth Zott, allen Widrigkeiten zum Trotz, sich selbst treu zu bleiben und sich ihren Platz als Chemikerin in der Gesellschaft zu erkämpfen.

Ein großartiges Buch über eine starke Frau. So mitreißend erzählt, dass man glaubt, über eine wahre Begebenheit zu lesen. Elizabeth Zott wird sich in euer Herz, eure Seele und euren Verstand einnisten und hoffentlich nie wieder gehen.

By the way: Toll gelesen von Luise Helm.
Sie gibt Elizabeth Zott eine Stimme und lässt sie dadurch noch lebendiger werden. Passt perfekt.

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Der Hype ist gerechtfertigt

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Das Hörbuch „Eine Frage der Chemie“ hat mir außerordentlich gut gefallen. Die Romanvorlage ist von Bonnie Garmus, die ich bisher noch gar nicht kannte. Meine Nachforschungen haben aber auch ergeben, dass ...

Das Hörbuch „Eine Frage der Chemie“ hat mir außerordentlich gut gefallen. Die Romanvorlage ist von Bonnie Garmus, die ich bisher noch gar nicht kannte. Meine Nachforschungen haben aber auch ergeben, dass es sich dabei um den Debütroman handelt. Und dann gleich so ein Knaller.

Die Geschichte handelt von Elizabeth Zott, eine studierte Chemikerin, die sich in den 50er und 60er Jahren in der Arbeitswelt behaupten muss. Es ist damals noch eher unüblich, dass Frauen arbeiten gehen. Die Männer in dieser Zeit machen ihr das Leben nicht gerade einfach und so kommt sie zu Ihren Job im Fernsehen. Dort bringt sie auf Ihre ganz eigene Art den Hausfrauen zu Hause nicht nur neue Rezepte ins Wohnzimmer, sondern versucht den Frauen auch eine Portion Selbstbewusstsein zu vermitteln. Das alles ist eigentlich nicht das was sie machen möchte, aber was tut man nicht alles, um die Tochter zu ernähren.

Sehr amüsant fand ich auch den Hund namens Halb-Sieben.

Die Hörbuchsprecherin hat eine sehr angenehme Stimme und versteht es, die nötigen Stimmungen zu vermitteln. Ich habe gelacht, fast geweint und mich fürchterlich über die Machos aufgeregt, die sich damals viel zu viel rausgenommen haben. Zum Glück ist diese Zeit vorbei. Dank Frauen wie Elisabeth Zott, die es zwar nicht in Echt gab, aber Frauen mit dem gleichen Durchsetzungsvermögen.

Von meiner Seite eine absolute Hörempfehlung.


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Veröffentlicht am 28.06.2022

Charmant, feministisch, herzerwärmend, unterhaltsam – und für mich der beste Roman seit langem! Lieblingsbuch! ♥

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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Sie ist Chemikerin, intelligent, selbstbewusst und eine Frau – eine skandalöse Kombination in den 50er- und 60er-Jahren im konservativen Amerika. Elizabeth Zott gibt ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Sie ist Chemikerin, intelligent, selbstbewusst und eine Frau – eine skandalöse Kombination in den 50er- und 60er-Jahren im konservativen Amerika. Elizabeth Zott gibt aber nichts auf Konventionen und den Hausfrauenhype, denn ihre Religion ist die Wissenschaft. Trotzdem ist es oft schwer, sich als Frau nicht unterkriegen zu lassen. Dafür braucht es viel Mut, Kreativität, Durchhaltevermögen – und den einen oder anderen gut anspitzten HB-Bleistift…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Allwissende Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche, männliche und tierische Perspektive
Kapitellänge: kurz (Hörbuch)

Tiere im Buch: + Im Buch werden keine Tiere verletzt, gequält oder getötet. Problematisch ist nur, dass Tierversuche in der Forschungseinrichtung durchgeführt werden und dass sie nicht verurteilt, sondern als etwas Notwendiges angesehen werden (keine genauen Beschreibungen).
Triggerwarnung: Depression, Trauer, Blut, Tod von Menschen, Sexismus, sexualisierte Gewalt (bis hin zu Vergewaltigung), Gewalt gegen Frauen, Diskriminierung, Misogynie
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Fo+++, Hu++söhne, Fli++chen, Hu++

Warum dieses Buch?

Aufgrund des altmodischen Covers wäre ich nie auf die Idee gekommen, dieses Buch zu lesen, aber ich sah plötzlich immer mehr positive Rezensionen dazu. Auch @tanybeee (Instagram) meinte, die Geschichte sei viel, viel besser, als man vermuten würde. Das hat mich natürlich neugierig gemacht!

Kurzrezension

Das hat mir gefallen…

Schreibstil (5 Lilien ♥)

Schon nach den ersten paar Seiten wurde mir klar: Bonnie Garmus kann fesselnd und mitreißend erzählen wie nur wenige andere Autor·innen! Ihre Sprache ist angenehm komplex, aber trotzdem sehr anschaulich und flüssig lesbar – und dabei unheimlich charmant. Man merkt, dass jeder Satz mit viel Liebe verfasst wurde!

Humor (5 Lilien ♥)

Großartig an „Eine Frage der Chemie“ fand ich auch den feinen Humor und die Situationskomik, die das ganze Buch unaufdringlich durchziehen. Nicht nur einmal habe ich beim Lesen geschmunzelt oder laut aufgelacht!

„Sie trug ein tristes Kleid mit Knöpfen bis hinunter zum Saum. […] Auf ihrem Kopf saß eine Schutzbrille, knapp über ihrem Ohr steckte ein HB-Bleistift. In einer Hand hielt sie ein Notizbuch, in der anderen drei Reagenzgläser. Sie sah aus wie eine Mischung aus Zimmermädchen und Bombenentschärfer.“ Hörbuch, 55%

Dialoge (5 Lilien ♥)

Auch die Dialoge konnten mich auf ganzer Linie überzeugen! Die Gespräche (oft sind es auch eher Wortgefechte) wirken so authentisch und sind so mitreißend geschrieben, dass man nach einer Weile ganz vergisst, dass man hier nur ein Buch liest! Toll!

Idee / Geschichte / Themen / Umsetzung (5 Lilien ♥)

Charmant, unterhaltsam und herzerwärmend. Das sind die ersten drei Worte, die mir einfallen, wenn ich an die Lektüre zurückdenke. Selten zuvor habe ich ein Buch gelesen, das ich so charmant fand und in dem ich mich so wohlgefühlt habe – und das, obwohl einige schockierende Ereignisse passieren und Elizabeth einige Schicksalsschläge verwinden muss. Romane neigen dazu, etwas langatmig zu sein – doch hier war das nicht der Fall. Der Plot ist so gut durchdacht und entfaltet sich genau im richtigen Tempo, sodass es immer etwas zu entdecken gibt und es nie langweilig wird. Dass auch ein Hund teilweise durch die Geschichte führt, das fanden einige Leser·innen zu unrealistisch und kitschig. Doch obwohl ich praktisch allergisch gegen jede Art von Kitsch bin, haben mich vereinzelte kitschige Momente bei diesem Buch überhaupt nicht gestört – im Gegenteil, ich fand sie richtig passend und süß gemacht.

Thematisch stehen der Zeitgeist und das Leben in den 50er- und 60er Jahren im Fokus, es geht um Wissenschaft (alle Konzepte werden sehr gut erklärt), Liebe, Familie, Freundschaft, Trauer. Es wird sich viel Zeit genommen, all diese Themen tiefgründig auszuarbeiten. Die Autorin, Tierschützerin und Wohltäterin, die viel von ihrem Einkommen spendet, ist übrigens wahnsinnig sympathisch und hat in einem Interview verraten, dass der fiktive Hund „Halb-sieben“ auf ihrem eigenen intelligenten, mittlerweile leider verstorbenen Hund aus dem Tierschutz basiert. Für mich ist es kaum zu glauben, dass das erste Schreibprojekt der Autorin von ganzen 98 Literaturagenturen abgelehnt wurde, denn auch hier muss ihr Talent ja schon erkennbar gewesen sein!

Besonders gut hat mir aber der feministische Fokus gefallen: Elizabeth Zott beschreibt ungeschönt und sehr realistisch, wie schwer man es damals als Frau in der Gesellschaft und besonders als Wissenschaftlerin hatte; wie viel Stärke, Durchhaltevermögen, Talent, Fleiß, Selbstbewusstsein und Mut man damals haben musste, um es zu etwas zu bringen – und viel zu oft reichte auch das alles nicht aus. Frauen in der Wissenschaft bekamen viel gesellschaftlichen Gegenwind zu spüren, erfuhren sexualisierte Gewalt, die ganz ohne Konsequenzen für die Täter blieben, wurden gedemütigt und nicht ernst genommen, ihr Talent wurde verkannt, ihre Arbeit wurde immer wieder von männlichen Kollegen gestohlen und als ihre eigene ausgegeben. Immer wieder brodelte die Wut beim Lesen in meinem Bauch, ich war einfach so empört über das Verhalten, die Gewissenlosigkeit, die Unverfrorenheit und die Frechheit von Elizabeths Chefs, Professoren, Kollegen! Dass das alles leider nicht aus der Luft gegriffen ist, sondern sich genau so zugetragen haben könnte (und sich auch in der Realität einige Male so zugetragen hat), wissen wir leider aus der Geschichte, weshalb „Eine Frage der Chemie“ auch aus feministischer Sicht ein sehr wichtiges, aufklärendes Buch ist. Dass die Kritiker·innen und die Leser·innenschaft begeistert sind, wundert mich jedenfalls überhaupt nicht, denn auch für mich ist „Eine Frage der Chemie“ ein neues Lieblingsbuch und absolutes Jahreshighlight!

„‘Lassen Sie ihre Talente nicht schlummern, Ladys! Gestalten Sie Ihre eigene Zukunft! Fragen Sie sich, wenn Sie heute nach Hause gehen, was Sie ändern wollen – und dann legen Sie los!“ Hörbuch, 92%

Protagonistin & Figuren (5 Lilien ♥)

Mit Elizabeth Zott hat Bonnie Garmus eine starke, intelligente, ehrgeizige, sozial etwas unbeholfene Heldin geschaffen, der ich überallhin gefolgt wäre, die ich angefeuert und mit der ich mitgefühlt und mitgefiebert habe! Mich haben ihr Mut (auch der, den sie anderen Frauen macht!), ihr starker Wille, ihre pragmatische Art und ihre Kreativität immer wieder beeindruckt. Sie ist mir beim Lesen wirklich ans Herz gewachsen. Auch die anderen Figuren, aus deren Sicht zwischendurch erzählt wird, sind liebevoll ausgearbeitet, auf ihre eigenwillige Art sehr liebenswürdig und wirken so authentisch und echt, dass man nach einer Weile fast vergisst, dass es sich dabei um fiktionale Personen handelt!

Sprecherin (5 Lilien ♥)

Ehrlich gesagt habe ich eine Weile gebraucht, um mich an die Sprecherin zu gewöhnen – eine Zeit lang war ich mir auch unsicher, ob ich sie mochte. Doch mit jeder Seite hat sie mich mehr von sich überzeugt, sodass ich nun zum Schluss komme: Ja, Luise Helm macht das ganz wunderbar, fängt perfekt die Stimmung im Buch ein und vor allem VERSTEHT sie die oft kühl wirkende, hochintelligente Heldin und bringt ihre wissenschaftliche, eigenwillige Art und die lebendigen Dialoge sehr gut rüber!

Spannung & Atmosphäre (4 Lilien)

Für einen Roman ist „Eine Frage der Chemie“ wirklich außerordentlich spannend, wendungsreich und mitreißend! Zudem gelingt es der Autorin sehr gut, das Lebensgefühl der und den Alltag in den 50er- und 60er-Jahren in Amerika einzufangen und zum Leben zu erwecken. Es war interessant und hat Spaß gemacht, in diese Vergangenheit einzutauchen!

Feminismus (5 Lilien ♥)

Ohne Zweifel kann „Eine Frage der Chemie“ als feministische, zeitgemäße Lektüre eingeordnet werden, denn im Fokus stehen eine starke weibliche Heldin, die sich keinen gesellschaftlichen Zwängen beugt, das schwierige Leben als Frau im Amerika der 50er- und 60er-Jahre, Ungerechtigkeiten und Diskriminierung und wie frau sich dagegen wehren kann. Auch wenn sich seitdem schon viel verbessert hat, gibt es auch 2022 an feministischer Front noch viel zu tun, da kann man sich von Elizabeth Zotts unbeugsamer Art durchaus inspirieren lassen! Die gegenderten Beleidigungen bilden wohl leider die damalige Realität ab und die verzeihe ich daher gerne. Mir bleibt nur zu sagen: Bitte weiter so, Frau Garmus!

Das lässt mich zwiegespalten zurück…

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Das hat mir nicht gefallen:

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Mein Fazit

Charmant, feministisch, herzerwärmend, unterhaltsam – für mich ist „Eine Frage der Chemie“ der beste Roman seit langem, ein absolutes Jahreshighlight und ein neues Lieblingsbuch. Ihr könnt euch diese literarische Perle natürlich entgehen lassen – es wäre aber ein großer Fehler!

Bewertung

Idee: 5 Lilien ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 5 Lilien ♥
Umsetzung: 5 Lilien ♥
Worldbuilding: 5 Lilien ♥
Einstieg: 4 Lilien
Ende: 4 Lilien
Schreibstil: 5 Lilien ♥
Dialoge: 5 Lilien ♥
Figuren: 5 Lilien ♥
Spannung: 4 Lilien
Wendungen: 4 Lilien
Atmosphäre: 4 Lilien
Emotionale Involviertheit: 5 Lilien ♥
Feministischer Blickwinkel: 5 Lilien ♥
Einzigartigkeit: 5 Lilien ♥

Insgesamt:

❀❀❀❀❀♥ Lilien

Dieses Hörbuch bekommt von mir fünf Lilien und ein Herz – und somit den Lieblingsbuchstatus!

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