Krimi mit Lokalkolorit
Eigentlich wollte Frank Liebknecht nur ein kriminalistisches Rätsel für seinen Freund und Kollegen Marcel zusammenstellen. Mit seinen Fragen über das Jahr 1983 sticht er aber in der Odenwaldgemeinde Vielbrunn ...
Eigentlich wollte Frank Liebknecht nur ein kriminalistisches Rätsel für seinen Freund und Kollegen Marcel zusammenstellen. Mit seinen Fragen über das Jahr 1983 sticht er aber in der Odenwaldgemeinde Vielbrunn in ein Wespennest. Er konnte ja nicht ahnen, dass ein Mitglied einer Splittergruppe der RAF mit am Tisch sitzt. So entsteht aus den spielerischen Ermittlungen ein echter Kriminalfall, den Frank nur in Zusammenarbeit mit den Erbacher Kollegen lösen kann.
Frank Liebknecht gefällt mir richtig gut, denn er hat sich bewusst gegen eine Karriere für das beschauliche Leben als Dorfpolizist entschieden. So ist er wirklich Freund und Helfer für die Menschen in Vielbrunn, die sich mit ihren Sorgen auch tatsächlich an ihn wenden. Mit den Erbacher Kollegen Sylvie, Hamit und Marcel und der Chefin Isolde arbeitet er zusammen wenn es brennt.
Besonders gut gefällt mir die Darstellung der Vielbrunner Dorfbevölkerung, hier wurde wirklich ausgezeichnet recherchiert, denn so sind wir Odenwälder. Auch die Örtlichkeiten sind sehr authentisch dargestellt, ich konnte viele der Schauplätze sofort wiedererkennen.
Die Aufteilung in einzelne Tagesberichte aus der Sicht der verschiedensten Personen ist erst gewöhnungsbedürftig, tut aber der Spannung, die sich erst nach dem ersten Drittel des Buches wirklich einstellt, keinen Abbruch. Obwohl man sich im ersten Drittel die Zusammenhänge erst mühsam erschließen muss, fand ich es sehr interessant, die Geschehnisse aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten zu betrachten.
Insgesamt ist „Lügenpfad“ ein spannender Krimi vor realem Hintergrund, denn es hat ja zu Beginn der Achtziger Jahre tatsächlich Bewegungen der RAF im Odenwald gegeben. Dieses Thema in eine so beschauliche, dörfliche Umgebung einzubauen ist eine großartige Idee. Die Umsetzung hat ein paar Schwächen, vor allem im ersten Drittel. Da ist die Geschichte teilweise ein bisschen langatmig. Am Schluss erfährt man nicht so ganz genau, wie Astrid ums Leben gekommen ist, das hätte ich gerne noch gewusst.
Mein Fazit: Ein gut recherchierter Regionalkrimi, für mich als Odenwälderin ein Muss.