Volltreffer!
Die erste Hälfte der Geschichte von Landon und Shay hat mich zweifellos emotional erreicht und mich, wie ich es von der Autorin gewohnt bin, fest im Griff gehabt. Band zwei ist deutlich frustrierender ...
Die erste Hälfte der Geschichte von Landon und Shay hat mich zweifellos emotional erreicht und mich, wie ich es von der Autorin gewohnt bin, fest im Griff gehabt. Band zwei ist deutlich frustrierender und beinahe schmerzhafter als die Geschehnisse ihrer Jugend. Die Fortsetzung ist gereift, ebenso wie ihre Charaktere und die erwachsenen Züge der Protagonisten erschweren und belasten die Konflikte und verdrängten Gefühle. Sie sind schwerwiegender und erdrückender und haben die jugendliche Leichtigkeit verloren. Das bedeutet keinesfalls, dass ihre Vergangenheit einfach war, aber in jungen Jahren ist die Hoffnung auf das Gute größer und der Glaube daran, dass alles besser wird. Inzwischen haben beide einiges mehr durchstehen müssen und während Landon sich um sein Seelenheil gekümmert hat, wie versprochen, hat Shay den Glauben an die Liebe und an das Gute beinahe restlos verloren. Sie steht Beziehungen und vor allem den Männern sehr streng gegenüber und möchte aus den Fehlern ihrer Vergangenheit lernen. Dass sie sich damit beinahe den Weg ins Glück verbaut, kann sie noch nicht erfassen. Doch Landon wäre nicht Landon, wenn er schnell aufgeben würde. Das Wiedersehen mit seiner Jugendliebe hatte er sich zwar ganz anderes vorgestellt und bald schon fühlt er sich unter Druck gesetzt zu handeln, wenn er nicht doch noch alles verlieren will. Doch seine Hartnäckigkeit lässt es nicht zu, dass er aufgibt.
Zusammen stürzen sie erneut in einen furchtbaren Strudel aus Verdrängung, Selbsthass, emotionalem Chaos und dem Wunsch nach mehr. Ist es selbstsüchtig von Landon sie wieder zurück in sein Leben zu ziehen, nachdem er sich so viele Jahre aus ihrem entfernt hat? Ist es kaltherzig von Shay ihn immer eine Armeslänge auf Abstand zu halten und ihren schützenden Panzer zu pflegen?
Immer wieder hatte ich das dringende Bedürfnis den beiden auf die Sprünge zu helfen, ihnen die richtige Worte in den Mund zu legen um all das Schlechte endlich zu überwinden. Doch unsere beiden Sturköpfe haben ihren eigenen Plan auch wenn er mehrfach droht zu scheitern. Es ist nervenaufreibend, es ist frustrierend und hat mich mehrfach fast in den Wahnsinn getrieben. Die Transparenz ihrer Gedanken und Gefühle hat das Wechselspiel erträglicher gemacht und die Glaubwürdigkeit der beiden unterstrichen. Das Chaos in ihrem Inneren erscheint einfach menschlich und ehrlich. Ich liebe diese Reihe wirklich sehr, doch es gab auch einen Punkt der mich irritiert hat: Die Ausgangssituation des Kennenlernens zwischen Elli und Grey in 'Wie die Ruhe vor dem Sturm' deckt sich meiner Ansicht nach nicht mit den Ursprüngen von Shay und Landon und erscheint mir auch nun, da ich vor allem Landon besser kenne, nicht wirklich passend. So als wäre die Geschichte der beiden zum Zeitpunkt von WdRvdS noch gar nicht geplant gewesen…Für mich hat sich hier eine Ambivalenz ergeben, die Landon deutlich schlechter darstellt, als er meiner Ansicht nach wirklich ist.