Cover-Bild The Boy Who Steals Houses: The Girl Who Steals His Heart
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17,00
inkl. MwSt
  • Verlag: FISCHER Sauerländer
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 28.09.2022
  • ISBN: 9783737359436
  • Empfohlenes Alter: ab 13 Jahren
C. G. Drews

The Boy Who Steals Houses: The Girl Who Steals His Heart

Britta Keil (Übersetzer)

»The Boy Who Steals Houses« ist wie eine zärtliche Umarmung und ein unerwarteter Faustschlag ins Gesicht.

Sam ist erst fünfzehn, aber er muss selbst sehen, woher er etwas zu essen bekommt, wo er die Nacht verbringen und wie er seinen älteren autistischen Bruder beschützen kann. Sam steigt in verwaiste Häuser ein, lebt dort so lange wie möglich und macht, was er findet, zu Kleingeld, das er mit seinem Bruder teilt.  Eines Tages kommen Besitzer, eine Familie mit sieben Kindern, früher zurück.  Zu Sams Überraschung wird aber nicht die Polizei gerufen, sondern er zum Essen eingeladen. Jeder hält ihn für einen Freund eines anderen Geschwisters. Und er verliebt sich in die gleichaltrige Moxie. Aber Sam hat ein dunkles Geheimnis. Und seine Vergangenheit lauert schon darauf, ihn einzuholen …

Ein aufrüttelnder Roman über zwei Brüder, die sich nach einem Zuhause sehnen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.01.2023

Eine sehr bewegende Geschichte mit viel Herz und Humor!

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"The Boy Who Steals Houses – The Girl Who Steals His Heart" von C.G. Drews hat mich nicht nur mit seinem Cover und dem Titel sofort angesprochen. Das Zitat in der unteren Ecke „Ich bin der Junge, der nirgendwo ...

"The Boy Who Steals Houses – The Girl Who Steals His Heart" von C.G. Drews hat mich nicht nur mit seinem Cover und dem Titel sofort angesprochen. Das Zitat in der unteren Ecke „Ich bin der Junge, der nirgendwo hingehört.“ machte mich traurig und neugierig zugleich. Man mag vielleicht denken, dass es sich hierbei um ein sehr schwermütiges Buch handelt, dem ist aber nicht so. Es strotzt nur so vor Positivität, Lebenswillen und dem Wunsch seinen Platz im Leben zu finden. Eine Familie, ein Heim, Freunde und vor allem Sicherheit. Mich hat die Geschichte eingefangen und nicht mehr losgelassen.

Zitat: "Die Traumbilder verpuffen zu einer Staubwolke, entfleuchen wie Geister […]" (Seite 168)

Die Autorin:
C.G. Drews (27 Jahre alt) ist eine australische Schriftstellerin. Außerdem ist sie Bloggerin und schreibt auf paperfury.com. Vor "The Boy Who Steals Houses" erschien ihr erster Young Adult Roman "A Thousand Perfect Notes" in englischer Sprache, welcher auch Themen wie Missbrauch und psychische Erkrankungen behandelt.

Inhalt:
„Jungs wie er kriegen kein Mädchen, sondern landen im Knast…
Sam ist erst fünfzehn, aber er muss selbst sehen, woher er etwas zu essen bekommt, wo er die Nacht verbringt und wie er seinen älteren autistischen Bruder beschützen kann. Sam steigt in verwaiste Häuser ein. Eines Tages kommen Besitzer, eine Familie mit sieben Kindern, unerwartet zurück. Zu Sams Überraschung wird aber nicht die Polizei gerufen, sondern er zum Essen eingeladen. Jeder hält ihn für einen neuen Kumpel der Brüder. Und er verliebt sich in die gleichaltrige Moxie. Aber Sam hat ein dunkles Geheimnis. Und seine Vergangenheit lauert schon darauf, ihn einzuholen …“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:
Das Cover zeigt einen Jungen von der Seite, wie er etwas zusammengekauert dasitzt, und einen Schlüsselbund an seiner Hand baumeln hat. Der Titel ist geschickt in diese Silhouette eingefügt worden. Im Hintergrund leuchten Sterne, außerdem sind vor blauem Hintergrund diverse blaue Schlüssel abgebildet. Und eben jene Schlüssel haben im Buch eine ganz besondere Bedeutung. Während das Buch von vorne eher düster erscheint, da es in dunklen Blautönen gehalten ist, so ändert sich das beim Buchrücken und des Rückendeckels. Hier kommt ein strahlendes Gelb zum Vorschein, welches den Lichtblick und das Positive der Geschichte widerspiegeln mag, die eben nicht nur bei Nacht und in Dunkelheit spielt.

Auch das Schriftbild im Innern des Buches ist immer wieder ganz besonders. Während die Autorin sowieso schon sehr sensibel und bedacht die Geschichte um Sam und seinen Bruder erzählt, so werden Sams Erlebnisse und seine Gefühle auch gerne im Schriftbild immer wieder deutlich hervorgehoben. So werden Sätze in Bruchstücken untereinander abgedruckt und dienen der Betonung der gerade geschilderten Situation. Sams Sicht wird dabei immer in der dritten Person dargestellt, ohne dabei an Emo­ti­o­na­li­tät einzubüßen. Der Sprachstil ist immer wieder ganz besonders bildreich und so fliegt man nur so durch die Seiten.

Zitat: "Dann geht er, und alle Funken Hoffnung rieseln aus seinen Taschen und verglühen zu Asche."(Seite 166)

Sam selbst ist ein recht tragischer Charakter. Seine gewalttätige Vergangenheit hat ihm keinen guten Start ins Leben geboten und so musste er sich immer wieder alleine durchschlagen. Gleichzeitig hat er immer ein Auge auf seinen autistischen, älteren Bruder. Sam ist einsam, körperlich am Ende und wünscht sich nur ein bisschen Frieden und Geborgenheit. Eine Haus ist sein großes Ziel. Als er dann aber Moxies Familie kennenlernt wandelt sich etwas, er sieht, wie ein Familienbund aussehen kann und wünscht sich so sehr, jener Familie angehören zu können.

Immer wieder verdeutlichen kurze Rückblicke aus Sams Vergangenheit voller Gewalt durch seinen Vater, was Sam alles erlebt hat und ertragen musste. Dabei wird allerdings immer eine gewisse Distanz gewahrt, sodass sich diese Kapitel recht gut aushalten lassen. Auch Sam nutzt inzwischen Gewalt, allerdings nicht aus Boshaftigkeit, sondern vor allem zur Vergeltung und um seinen Bruder Avery zu schützen. Doch das bringt natürlich Probleme mit sich. Probleme, vor denen Sam flüchten muss, sodass er sich niemanden anvertrauen kann.

Zitat: "[…] doch alle Worte, die er sich zurechtgelegt hatte, haben die Koffer gepackt und sind auf und davon." (Seite 188)

Sam geht in Gedanken immer sehr hart mit sich selbst ins Gericht. Er beschimpft sich, wertet sich immer wieder ab. Er hat im Leben nie Anerkennung erlebt. Es ging immer ums Überleben. Immer darum, Avery zu beschützen. So verlor er irgendwann sein eigenes Wohl aus den Augen. Als dann Moxie in sein Leben tritt, ändert sich das. Sie ist eine Naturgewalt, die kein Blatt vor den Mund nimmt, frech und selbstbewusst ist aber gleichzeitig ihre verstorbene Mutter so sehr vermisst.

"The Boy Who Steals Houses – The Girl Who Steals His Heart" ist ein hoch emotionales Jugendbuch. Sam ist ein äußerst tragischer und sympathischer Charakter, der einfach nur Frieden will. Er gibt so viel von sich auf, bis seine sowieso schon zerstörte Welt komplett zusammenbricht. Doch das Buch strotzt nur so vor Positivität. Moxies Familie ist wie ein Wirbelsturm, der über Sam kommt, ihn mit sich reißt und Perspektiven eröffnet, von denen er zuvor nicht zu träumen gewagt hätte. Mich berührte seine Geschichte unglaublich und ich kann sie nur jedem ans Herz legen, der tiefgründige Bücher mit tollen Charakteren mag.

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Veröffentlicht am 11.10.2022

Eine Geschichte, die mitten ins Herz trifft

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Inhalt:


Seit einem Jahr bricht Sam nun schon in zeitweise leerstehende Häuser ein. Ein Blick genügt ihm mittlerweile, um zu erkennen, ob die Bewohner bald wiederkommen könnten und ob es sich lohnt, im ...

Inhalt:


Seit einem Jahr bricht Sam nun schon in zeitweise leerstehende Häuser ein. Ein Blick genügt ihm mittlerweile, um zu erkennen, ob die Bewohner bald wiederkommen könnten und ob es sich lohnt, im fremden Heim die Nacht zu verbringen. Ist der Kühlschrank leer, gibt es kleine Hinweise, wie Notizen für Familienangehörige? Es sind die kleinen Dinge, die Sam zeigen, ob er sich hier einen Schlafplatz suchen und zur Ruhe kommen kann.

Eigentlich ist Sam Profi, was das Einbrechen in Häuser betrifft. Doch an diesem einen verfluchten Tag geht alles schief. Es beginnt damit, dass Sams Bruder Avery in dem Haus auftaucht, das Sam gerade abgecheckt und für gut befunden hat. Die beiden Geschwister kommen ins Gespräch. Avery fordert Sam auf, mit ihm ein neues Leben zu beginnen. Es kommt zu einem Streit. Sachen fallen herunter. Avery verschwindet mit Wut im Bauch und Sam bleibt zurück. Mit der Angst seinen letzten Fixpunkt im Leben verloren zu haben.

Sam flieht aus dem Haus, er rennt durch die Straßen. Zu allem Überfluss schickt der Himmel noch einen Regenschauer herab, der den Jungen bis auf die Unterwäsche durchnässt. Es wird kälter und Sam weiß, dass er, wenn er diese Nacht unbeschadet überstehen will, ein weiteres Haus finden muss. Ein flüchtiges Zuhause, einen Ort, in dem Sicherheit und das Gefühl von Geborgenheit für Augenblicke spürbar sind.

Es ist also kaum verwunderlich, dass Sam bei dem Anblick des sonnenblumengelben Hauses, in dessen Vorgarten Spielzeug liegt und das auf den ersten Blick so viel Wärme und familiären Zusammenhalt bietet, schwach wird.

Sam bricht die Tür des Hauses auf und findet ein heilloses Durcheinander vor. Überall liegen Wäscheberge, am Fenster befindet sich eine Nähmaschine, unter der sich ein See aus bunten Stoffbahnen ergießt. Sam blickt in den Kühlschrank und findet ihn – bis auf eine Spielzeugeisenbahn und eine Lebensmitteldose – leer vor. Alle Vorhänge des Hauses sind zugezogen. Und auf einem Whiteboard befindet sich neben allerhand Stickern und Notizen eine Botschaft: Wir kommen Sonntag zurück.

Sam atmet durch. Dieses Haus ist „safe“. Er legt sich in einen Sessel und die Müdigkeit übermannt ihn …

Von einem Moment auf den anderen schreckt Sam aus dem Schlaf. Eine Horde Kinder und Jugendlicher stürmt durch die Tür. Sam überkommt die Panik. Doch kurz darauf muss er feststellen, dass er in der Masse der Menschen einfach untergeht. Jeder glaubt er wäre einer von „Jeremys“ unzähligen Freunden. Und Jeremy? Der glaubt, dass Sam einfach der neue Freund seiner Schwester ist.

Kurz darauf befindet sich Sam am Familientisch, bekommt warme, wohlduftende Waffeln serviert. Und kaum, dass er sich wehren kann, befindet er sich an einem großen See und bekommt für einen Moment das Gefühl vermittelt, was es bedeutet, Teil einer liebenswerten und herzensguten Großfamilie zu sein. Einer Familie, in der zwar ein großes Chaos wütet, die aber füreinander da ist.

Umso weiter der Tag voranschreitet, umso klarer wird Sam, dass es Abschiednehmen heißt. Von diesem zauberhaften Gefühl von Zusammenhalt, Zugehörigkeit und einem Zuhause, das nie seines sein wird ...



Meinung:


C.G. Drews erzählt mit „The Boy Who Steals Houses: The Girl Who Steals His Heart“ eine Geschichte, die den Leser mitten ins Herz trifft, sich da festsetzt und einen so schnell nicht mehr loslässt.

Mit Sam begleitet der Leser einen fünfzehnjährigen Jungen, der Zeit seines Lebens mit einem überforderten und gewalttätigen Vater sowie einer Tante, die ihn und seinen Bruder Avery vernachlässigt hat, nur wenig gute Erfahrungen machen durfte.

In einer Nacht beschließen Sam und sein Bruder ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Doch ohne Geld, ohne Kleidung, ohne ein Zuhause und Menschen, die sich um einen kümmern, ist das Überleben für zwei Jugendliche nicht einfach.

Während Avery nachts heimlich im Hinterzimmer der Werkstatt, in der er arbeitet, schläft oder auch mal bei Freunden unterkommen kann, findet Sam für sich einen anderen Weg. Er bricht in Häuser ein und stiehlt sich für einen kleinen Moment ein Stück Zuhause. Das Zuhause, das er sich eines Tages auf ehrenwerte Weise gemeinsam mit Avery aufbauen möchte.

Neben einem Alltag, in dem Sam Tag für Tag ums Überleben kämpft, plagen den Jungen stets Sorgen. Sorgen um seinen Bruder Avery, dessen Gutmütigkeit stets von den Menschen in seiner Umgebung ausgenutzt wird. Hinzu kommt, dass Avery als Autist von einem Moment auf den anderen starken Stimmungsschwankungen unterliegt. Er braucht Sam, der für ihn eintritt, der ihn immer wieder aus Notlagen befreit, der ihn hält, wenn sein Körper unkontrolliert zu zucken anfängt.

Als Sam dann durch einen Wink des Schicksals in dem Haus der De Laineys landet, spürt er zum ersten Mal seit Jahren, was es heißt, für einen Moment Mitglied einer Familie sein zu dürfen, die jeden Tag füreinander einsteht. Doch so dankbar Sam für diesen kurzen Moment ist, in dem er das Gefühl von Heimat am eigenen Leib spüren darf, so gelingt es ihm doch nicht, aus seinen Routinen auszubrechen. Er merkt, dass er erneut etwas stehlen muss. Er weiß, dass er morgen schon wieder auf der Straßen stehen könnte.

Neben einer Geschichte, die mit schweren Themen wie Missbrauch und Obdachlosigkeit aufwartet, erfährt der Leser hier durch die Mitglieder der Familie De Lainey aber auch eine große Portion Lebenshunger. Doch auch die De Laineys haben mit ihren Sorgen und Nöten zu kämpfen. Denn angesichts des Verlustes ihrer Mutter müssen Moxie und ihre Brüder eine Selbstständigkeit und Selbstverantwortung an den Tag legen, die oft nicht altersangemessen sind.

Das erklärt, warum das Mädchen vielleicht manchmal etwas buschikos und rau wirkt. Denn sie muss klare Ansagen machen, wenn sie Tag für Tag die Babys versorgen muss und an den Rand ihrer Leidensfähigkeit kommt, da diese sie die ganze Nacht wachhalten. Ein Alltag, der all ihre Träume und Wünsche absorbiert.

C.G. Drews gelingt es allerhand liebenswerte Figuren in ihren Roman zu schicken und jedem einzelnen davon Konturen zu verleihen. Jedes einzelne Familienmitglied der De Laineys, aber auch die beiden Brüder Avery und Sam, die immer füreinander einstehen, sind mir ans Herz gewachsen.

C.G. Drews schreibt nicht nur humorvoll und intelligent, sensibel und kurzweilig, sondern auch mit einer schonungslosen Offenheit.



Fazit:


C.G. Drews legt mit „The Boy Who Steals Houses: The Girl Who Steals His Heart“ ein Buch vor, dass sich mit einem Widerhaken in die Herzen seiner Lesers krallt.

Unbehaustsein und Fremdheit, Selbstbehauptung und Widerstandskraft kulminieren in diesem Buch in einem unglaublichen Vergnügen an Literatur.

Ein zutiefst menschliches und lebensbejahendes Buch, das zwar die Schattenseiten des Lebens adressiert, es aber dennoch gekonnt schafft, den Leser auch an schwierige Themen zu binden.

Ein Roman, der eine Geschichte erzählt, die man so schnell nicht vergessen wird.

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Veröffentlicht am 08.10.2022

Ein absolutes Highlight für mich!

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Als ich beim Durchstöbern der neuen Vorschau des Fischer Verlags auf „The Boy Who Steals Houses“ stieß, konnte der außergewöhnliche Titel meine Neugierde sofort wecken. Da mich auch das Cover und der ...

Als ich beim Durchstöbern der neuen Vorschau des Fischer Verlags auf „The Boy Who Steals Houses“ stieß, konnte der außergewöhnliche Titel meine Neugierde sofort wecken. Da mich auch das Cover und der Klappentext direkt ansprachen, stand für mich sehr schnell fest, dass ich das Buch lesen möchte.

Der 15-jährige Sammy Lou und sein älterer autistischer Bruder Avery haben es nicht leicht. Ihre Mutter hat sie vor vielen Jahren verlassen, ihr Vater ist gewalttätig und völlig überfordert mit Averys Verhalten und seit die beiden von ihrer Tante ausgerissen sind, leben sie auf der Straße und sind auf sich alleine gestellt. Um irgendwie über die Runden zu kommen, steigt Sam regelmäßig in verwaiste Häuser ein, klaut Essen und Wertgegenstände und lebt dort so lange wie möglich. Bisher ist immer alles glatt gelaufen – bis zu dem Tag, an dem er in das Haus der De Laineys einbricht. Zu seinem Schrecken kommt die Familie früher als erwartet zurück, doch obwohl er erwischt wird, ruft niemand die Polizei oder schmeißt ihn raus. Im Gegenteil, er wird sogar zum Essen eingeladen. Man hält ihn für den Freund eines der Geschwister und auch wenn Sam weiß, dass es falsch ist, stellt er diesen Irrtum nicht richtig. Die De Laineys sind all das, wonach sich Sam schon so lange sehnt: Eine liebevolle Familie, in der Wärme und Geborgenheit herrschen und alle zusammenhalten. Als Sam sich in die gleichaltrige Moxie verliebt (und ihre himmlichen Waffeln), fällt es ihm nur noch schwerer, die achtköpfige Familie wieder zu verlassen. Seiner dunklen Vergangenheit kann er jedoch nicht entkommen.

Kennt ihr das, ihr schlagt ein Buch auf und möchtet eigentlich nur mal kurz reinlesen, seid dann aber von Beginn an so gebannt und fasziniert von der Story, dass aus den geplanten wenigen Seiten auf einmal immer mehr und letztendlich sehr viele werden? Mir erging es so bei „The Boy Who Steals Houses“. Ich hatte mir ja schon gedacht, dass mir das Buch gefallen wird, aber dass es mich so dermaßen fesseln und beeindrucken würde, hätte ich dann doch nicht erwartet. Ich bin dank des angenehm flüssigen Schreibstils, der mitreißenden Handlung und den kurzen Kapiteln nur so durch die Seiten geflogen und habe die Geschichte innerhalb kurzer Zeit mit großer Begeisterung verschlungen.

Erzählt wird alles aus der Sicht des 15-jährigen Sam in der dritten Person. Mir war unser Romanheld auf Anhieb sympathisch. Dass er ein Dieb ist, sich regelmäßig Zutritt zu fremden verlassenden Häusern verschafft und auch vor Gewalt nicht zurückschreckt, lässt ihn natürlich auf den ersten Blick in keinem guten Licht dastehen, aber da noch deutlich wird, warum er all das tut (und einen Teil kann man ja auch bereits dem Klappentext entnehmen), verzeiht man Sam seine Fehler und muss ihn einfach gernhaben. Ich jedenfalls habe ihn sehr schnell in mein Herz geschlossen. Sam ist ein total lieber und einfühlsamer Kerl und bemerkenswert tapfer und stark, sein älterer autistischer Bruder Avery ist die wichtigste Person in seinem Leben und er würde alles tun, um ihn zu beschützen. Dass Sam erst fünfzehn Jahre alt ist und eigentlich selbst jemanden bräuchte, der ihm hilft und auf ihn aufpasst, verdrängt er gekonnt. Ich habe Sam zutiefst für seine Stärke bewundert und obwohl die Handlung nicht in der Ich-Perspektive geschildert wird, habe ich mich in unserem Protagonisten unglaublich gut ihn hineinversetzen können und all das empfunden, was er empfunden hat: Wut, Verzweiflung, Hilfslosigkeit und Angst, aber auch Hoffnung, Liebe und Freude. Dieses Buch steckt wahrlich voller Emotionen und mit einen auf die reinste Gefühlsachterbahnfahrt mit.

In meinen Augen hat C. G. Drews die schmale Gratwanderung zwischen Ernst und Humor mit Bravour gemeistert. Das Buch behandelt viele wichtige und größtenteils ziemlich schwierige Themen wie Autismus, Kindesmisshandlung, Vernachlässigung und Verlust, der Wunsch nach einem liebevollen Zuhause und nach Zugehörigkeit und Geborgenheit. Die Story ist definitiv keine leichte Kost und stellenweise auch brutal. Sam und sein großer Bruder Avery haben in ihrer Vergangenheit eine Menge Schlimmes durchmachen müssen, wie wir dank zahlreicher Rückblenden erfahren, und auch in der Gegenwart haben es die beiden überhaupt nicht leicht. Eine Triggerwarnung hätte ich daher nicht schlecht gefunden.
Obwohl die Grundstimmung insgesamt eine recht düstere ist und es immer wieder herzzerreißende und dramatische Szenen gibt (vor allem in den Rückblicken), wird die Geschichte niemals zu beklemmend oder heftig. Sie ist oft auch überraschend lustig und lässt einen immer wieder breit schmunzeln. So sorgt vor allem die Familie De Lainey für eine tolle Stimmung und richtig gute Laune.

Der Unterschied zwischen dem Leben der De Laineys und dem von Sam und Avery könnte unterschiedlicher nicht sein. Während die beiden Brüder kaum Liebe und eine Menge Gewalt erfahren haben und ständig Hunger leiden müssen, herrscht bei den De Laineys ganz viel Wärme, Sicherheit und Trubel und Essen gibt es auch genug.
Ich fand die De Laineys einfach nur wundervoll. Ihr Familienleben wird so herrlich chaotisch, lustig und herzlich beschrieben und die Familienmitglieder sind auf ihre jeweilige Art und Weise einzigartig. Man fühlt sich bei ihnen einfach sofort pudelwohl und möchte ihr Zuhause am liebsten gar nicht mehr verlassen. Sams Wunsch, Teil dieser trubeligen achtköpfigen Großfamilie und ihres Alltags zu sein, der sich so krass von dem seinen unterscheidet, habe ich daher nur zu gut nachvollziehen können. Es zeigt sich allerdings noch, dass auch bei den De Laineys nicht alles eitel Sonnenschein ist und sie ihre Sorgen und Probleme haben. Als Leser*in leidet man daher auch mit ihnen mit, vor allem mit Moxie habe ich stellenweise sehr mitgefühlt.
Moxie hat mir mit ihrer durchsetzungsstarken und toughen Art ganz besonders gut gefallen. Sie ist zwar meist sehr mürrisch drauf, aber da man noch die Gründe dafür erfährt, kann man ihr kratzbürstiges Verhalten absolut verstehen. Also ich fand Moxie klasse und die Liebesgeschichte, die sich zwischen ihr und Sam entwickeln wird, mochte ich ebenfalls sehr gerne. Sie ist glaubhaft und zart und fügt sich stimmig ins Geschehen ein.

Neben der Lovestory hat mich auch die Darstellungsweise von Sams autistischem großen Bruder Avery überzeugen können. Da ich keine Erfahrungen mit Autismus habe, kann ich nun natürlich nicht sicher sagen, ob die Veranschaulichung wirklich authentisch ist, allerdings gehe ich sehr davon aus, dass dem so ist. Auf mich jedenfalls hat alles sehr realistisch gewirkt.

Das Ende hat mich ebenfalls vollkommen zufriedenstellen können. Es ist kein klassisches Happy End und recht offen, es lässt einen aber voller Hoffnung zurück und passt in meinen Augen perfekt zur Geschichte. Also für mich hat hier einfach alles gestimmt. Dies war mein erstes Werk von der US-amerikanischen Autorin C. G. Drews und es wird bestimmt nicht mein letztes gewesen sein.

Fazit: Ein eindrucksvoller Roman, der mitreißt, berührt und aufwühlt und einen einfach nicht mehr loslässt!
„The Boy Who Steals Houses“ von C. G. Drews ist so ein Buch, bei welchem ich sehr hoffe, dass es die Aufmerksamkeit erhalten wird, die es verdient. Ich kann es nur empfehlen, für mich ist dieses Buch ein echtes Highlight! Es ist emotional, intensiv, ehrlich und ergreifend, es ist schmerzhaft und wunderschön zugleich und von der ersten bis zu letzten Seite absolut fesselnd. Ich habe es so richtig weggesuchtet und eine unvergessliche Zeit mit Sam, Avery und den weiteren großartigen Charakteren verbracht. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 04.10.2022

Grandios. Bewegend. Emotionsexplosion.

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Leseerlebnis:
"The boy who steals houses : the girl who steals his heart" wird aus der Perspektive des Protagonisten Sammy Lou in der Er-Form erzählt. Obwohl diese Form des Erzählens bei mir oft zu "Bindungsproblemen" ...

Leseerlebnis:
"The boy who steals houses : the girl who steals his heart" wird aus der Perspektive des Protagonisten Sammy Lou in der Er-Form erzählt. Obwohl diese Form des Erzählens bei mir oft zu "Bindungsproblemen" zu den Charakteren führt, war dies hier absolut nicht der Fall. Ich habe mich direkt in Sam hinein versetzen können und habe alles mit ihm gefühlt - wohl gesagt alle Extreme. Ich war oft wütend, traurig, verzweifelt und hilflos. Dann habe ich wieder gehofft, mein Herz geöffnet, wurde enttäuscht, hab gebannt und mich ein wenig verliebt. Wie man merkt, es passiert unheimlich viel und es gibt definitiv keine wirklichen Verschnaufpause und auch keine Längen. C. G. Drews gelingt es den Leser an sich zu binden und schwierige Themen gleichzeitig unverschnörkelt aber auch mit viel Feingefühl und Demut in all ihrer Härte wirken zu lassen. Für mich ist dieser Drahtseilakt jedes Mal ein beeindruckendes Kunstwerk, das viel Beifall verdient.
Ich denke dieses Werk würde sich auch hervorragende Schullektüre ab der 7. oder 8. Klasse eignen.
Die Charaktere sind toll ausgearbeitet und die De Laineys haben mich sehr an meine Kindheit erinnert. In meiner Familie wäre es zeitweise auch nicht aufgefallen, ob ein Kind mehr oder weniger zu Besuch war. Die Familie und auch alle anderen Personen wirkten sehr authentisch und wurden unheimlich plastisch gezeichnet.
Fazit :
Ein beeindruckender Jugendroman über den Wunsch nach einem Zuhause, Geborgenheit und Zugehörigkeit, der tief berührt, bewegt und einen nicht mehr loslässt.

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Eine berührende, lehrreiche Geschichte

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Wer kennt sie nicht, die Bücher, die man nur des Covers wegen lesen möchte? Dieses hier mutet romantisch und verträumt an, allerdings ist die Story eher das Gegenteil – und dennoch hätte die Coverdesignerin ...

Wer kennt sie nicht, die Bücher, die man nur des Covers wegen lesen möchte? Dieses hier mutet romantisch und verträumt an, allerdings ist die Story eher das Gegenteil – und dennoch hätte die Coverdesignerin keinen passenderen Einband kreieren können. Allerdings verfolge ich C. G. Drews schon länger über die sozialen Medien (paperfury auf Instagram z.B.) und konnte es kaum abwarten, ihr Buch endlich in den Händen halten zu können und die Story um Sam und Avery zu lesen, nachdem sie immer wieder Einblicke gegeben hat.

Sam und sein älterer Bruder Avery sind obdachlos. Sie steigen in verwaiste Häuser ein, organisieren sich Essen und manchmal auch Bargeld. Besser gesagt organisiert Sam, denn er kümmert sich um Avery und sorgt dafür, dass die Brüder von Tag zu Tag überleben. Das hat mich an meine eigene Schwester erinnert, die jünger ist und bei der ich immer das Gefühl habe, sie vor allem beschützen zu müssen. Daher konnte ich Sam so gut verstehen. Habe begriffen, warum er einbricht. Eines der Häuser ist jedoch nicht verwaist, und zu seiner Überraschung wird Sam dort mit offenen Armen empfangen. Wie lange schafft er es wohl, sein Geheimnis zu hüten? Wie lange wird man ihn verweilen lassen? Und was ist mit Avery? All diese Fragen begleiten den Leser die Story über.

Auch wenn das Buch eher eine Teenie-Story ist, konnte es mich als Erwachsene komplett in seinen Bann ziehen. Die Geschichte ist emotional, eigentlich kein Wunder bei den zentralen Themen Verlust, Trauer, Familie. Und obwohl auch die Grundstimmung eher bedrückend ist, konnte die Autorin einzelne Momente so einfangen, dass man sie gemeinsam mit den Charakteren im Hier und Jetzt genießen und das Damoklesschwert für eine kurze Zeit vergessen konnte.

Durch die beiden Brüder im Spektrum, jedoch nur einen mit Diagnose, hat das Buch zwei sehr authentische und spannende Charaktere. Es lebt von der Beziehung der Brüder, aber auch von Sams Interaktionen mit Moxie. Hier hat die Autorin wundervolle Arbeit geleistet und die Protagonisten einzig durch Sprache und Verhalten zum Leben erweckt.

Auch wenn ich bisher nur Gutes über das (englischsprachige) Buch gehört hatte, ist es doch noch einmal etwas anderes, eine Übersetzung zu lesen. Ich bin positiv überrascht, wie gut sich die Story liest und dass die Emotionen und der Witz nicht verloren gegangen sind. Ich kann dieses Buch wärmstens weiterempfehlen!

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