Cover-Bild Und sie werden nicht vergessen sein
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaur Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 768
  • Ersterscheinung: 01.03.2016
  • ISBN: 9783426518205
Carmen Lobato

Und sie werden nicht vergessen sein

Roman
Amarna, die deutsche Archäologin, und Arman, der armenische Bildhauer - ein wahrhaft unvergessliches Liebespaar: Im London des Jahres 1938 gelten sie als glamouröses Traumpaar, doch ein tiefer Schatten liegt auf ihrer Liebe. Arman hat durch den Genozid an seinem Volk 1915 seine ganze Familie verloren. Wie eine unsichtbare Mauer steht dieses Grauen zwischen den beiden und wächst von Tag zu Tag. Dann bricht der Krieg aus, und Arman meldet sich freiwillig zur Royal Air Force. Am Fuß des Ararat, in den mythischen Ruinen, die die Wiege der armenischen Kultur bergen, wird sich die Kraft ihrer Liebe beweisen müssen.

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Veröffentlicht am 15.02.2017

Und sie werden nicht vergessen sein

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Es ist das Jahr 1938, Arman und Amarna haben sich ihr Leben in London eingerichtet. Arman arbeitet erfolgreich als Künstler und seine Frau für ein Museum. Beide könnten glücklich sein, wäre da nicht die ...

Es ist das Jahr 1938, Arman und Amarna haben sich ihr Leben in London eingerichtet. Arman arbeitet erfolgreich als Künstler und seine Frau für ein Museum. Beide könnten glücklich sein, wäre da nicht die Vergangenheit, die schwer auf ihnen lastet. Auch der erhoffte Kindersegen ist ausgeblieben. Dann beginnt der Zweite Weltkrieg und alles scheint sich zu wiederholen. Arman meldet sich freiwillig zur Royal-Force und Amarna muss damit leben. Eine schwere Zeit liegt vor ihnen.

Die Geschichte von Amarna und Arman aus „Die Stadt der schweigenden Berge“ geht hier weiter. Es sind ein paar Jahre vergangen und nun leben die Zwei in London und sind erfolgreich. Auch wenn es sicher besser ist, die Vorgeschichte zu kennen, kann man die Bücher auch einzeln lesen. Allerdings könnten einem ein paar Zusammenhänge entgehen. Zum besseren Verständnis der Handlungsweisen der Protagonisten wäre es schon besser erst Band 1 zu lesen.
Das Thema ist allerdings nicht so ganz einfach. Carmen Lobato schildert hier von Verfolgung und Hass aber eben auch davon, was Liebe alles aushalten kann. Ihre Art zu schreiben ist etwas speziell und sicher nicht für jeden geeignet. Zeitweise scheinen ihre Worte förmlich überzusprudeln vor Lebenslust, um auf der nächsten Seite tieftraurig zu sein. Mir gefällt dies aber gut, ich konnte intensiv mit den Protagonisten mitfühlen, war bewegt von ihrem Schicksal.

Die Handlung spielt sich hier auf zwei Schauplätzen ab, zum einen eben in London, zum anderen in Berlin, und dann auch ein wenig in Paris. Paul lebt in Berlin. Auch er lebt sein Leben weiter, allerdings wird es für ihn immer schwerer. Lobato schildert hier, wie es in Berlin aussah, als Hitler an die Macht kam. Sie hat die Stimmung dieser Zeit einfach hervorragend eingefangen und wiedergegeben. Es ist sehr traurig zu lesen, wie mit Menschen umgegangen wurde, aber eben auch tröstlich zu sehen, wie viel Hoffnung es auch immer wieder gab.

„Und sie werden nicht vergessen sein“ ist ein großer Liebesroman mit vielen Emotionen. Hier wird geschildert, wie Menschen leiden mussten, wie selbst vor Kindern nicht haltgemacht wurde. Was am Ende bleibt, ist die Hoffnung, dass so was nie wieder geschehen wird, nie wieder geschehen darf. Zu sagen es hat Spaß gemacht hier zu lesen, wäre vermutlich falsch, dazu ist die Handlung der Zeit einfach zu deprimierend, zu authentisch und echt. Aber es hat mich berührt, den Wunsch geweckt irgendwie zu helfen. Das Leid dieser Menschen rührt zu Tränen und genau dieses Gefühl beschwört die Autorin herauf. Es ist einfach nicht möglich, sich dem zu entziehen. So verwundert es sicher nicht, dass ich dieses Buch in nur knapp drei Tagen gelesen habe, immerhin 750 Seiten!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein gefühlvoller Roman zwischen Schmerz und Freude, Krieg und Liebe.

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Die Handlung dieses Romans spielt zum größten Teil in Berlin und London. In Berlin im Jahr 1938 lernen wir Eva Löbel kennen. Eine lebenslustige junge Künstlerin, die eigentlich alles in ihrem Leben erreicht ...

Die Handlung dieses Romans spielt zum größten Teil in Berlin und London. In Berlin im Jahr 1938 lernen wir Eva Löbel kennen. Eine lebenslustige junge Künstlerin, die eigentlich alles in ihrem Leben erreicht hat, was sie sich wünscht. Sie hat einen tollen Beruf und ist liiert mit dem erfolgreichen Schauspieler Martin Serner. Sie hat wunderbare Freunde und mit Martin Serner zusammen eine kleine Tochter, Chaja. Alles scheint perfekt, bis ein Aspekt an ihrer Person an Bedeutung gewinnt, der für sie noch nie relevant war. Eva Löbel ist Jüdin.
In London treffen Leser, die bereits den Roman „Die Stadt der schweigenden Berge“ von Carmen Lobato gelesen haben, auf alte Bekannte. Amarna und Arman Artsruni sind verheiratet. Arman hat es als gefeierter Bildhauer zu einem gewissen Wohlstand gebracht. Amarna arbeitet als Kunsthistorikerin und führt ein warmes, offenes Heim, wo Freunde und Nachbarn stets willkommen sind. Das einzige was noch fehlt ist ein eigenes Kind.
Die beiden Erzählstränge finden eine Verbindung in jüdischen Kindern, die mit den Kindertransporten aus Berlin in London ein Heim gefunden haben.

Es fällt mir nicht leicht, meine Eindrücke und Gefühle, die ich bei der Lektüre dieses Buches durchlebt habe, in Worte zu fassen. Die einzelnen Schicksale sowohl der Hauptfiguren wie auch von Nebenfiguren sind sehr lebensnah erzählt und gehen einem richtig zu Herzen. Ich habe schon viele Bücher gelesen, die zur Zeit des Nationalsozialismus und des 2. Weltkrieges spielen und sie haben alle ihre Berechtigung und ihre Qualitäten. Mir ist es aber noch selten so ergangen wie mit diesem Buch, dessen Szenen teilweise so lebensnah präzise beschrieben sind, dass sich einem die beklemmende Stimmung in einem Luftschutzbunker während eines Bombenangriffs förmlich auf die Brust legt. Wie im Vorgängerband wird auch hier der Genozid am Armenischen Volk im Jahr 1914 thematisiert. Die schrecklichen Geschehnisse prägen sich einem tief ein, man sieht aber auch, dass es trotzdem ein Weiterleben gibt. Und das ist eine weitere Qualität des Romans. Carmen Lobato drückt eine wunderbare Trotzhaltung aus, gegenüber allem Schrecklichen, gegenüber Krieg, gegenüber Hitler, gegenüber Bombern.... Wir leben trotzdem und wir haben Spaß am Leben und der Liebe und wenn es etwas nicht mehr gibt, dann wird es halt „ersetzt“. Zu dieser Disziplin des Ersetzens hat die Autorin eine herrliche Nebenfigur geschaffen, Amarnas Nachbarin Doris Taylor, die unentwegt ihre Einmachgläser füllt, Kartoffeln in der Badewanne zieht und alle möglichen mangelnden Lebensmittel durch irgendwas anderes ersetzt.
Was mich am meisten beeindruckt hat, war die Art und Weise, wie in diesem Buch Kunstwerke statt in Stein geschlagen in Worte gegossen werden und trotzdem vor dem inneren Auge so genau erscheinen, als ob man sie im Museum gesehen hätte.
„Und sie werden nicht vergessen sein“ kann ohne Vorkenntnisse von „Die Stadt der schweigenden Berge“ gelesen werden. Alle Informationen, die zum Verständnis nötig sind, stehen im Buch, das mit einem informativen Glossar ausgestattet ist. Wenn man den Vorgängerband nicht kennt, ist man vielleicht anfangs mit der Person des Arman etwas überfordert, weil er wirklich einen sehr komplexen Charakter und eine prägende Vergangenheit hat. Aber es klärt sich im Laufe des Buches alles.

Sprachlich ist das Buch ein einziger Genuss, ganz in der Tradition der Bücher von Carmen Lobato, die auch als Charlotte Roth schon Bestseller gelandet hat.
Für mich ist dieses Buch ein absoluter Volltreffer!
Ein Kaleidoskop aus widersprüchlichsten Empfindungen, von menschlichem Leid, Lebensfreude, Ängsten, den Widerstand trotz allem zu leben, Kunstwerken, herrlich lieben lebensechten Charakteren... Ich kann es nur empfehlen zu lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine unvergesslich einfühlsame und bewegende Geschichte

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Amarna und Arman Artsruni haben 1938 in London eine neue Heimat gefunden. Die Archäologin und den Bildhauer verbindet eine tiefe, aber aufreibende Liebe, denn Arman hat ein furchtbares Schicksal erlitten. ...

Amarna und Arman Artsruni haben 1938 in London eine neue Heimat gefunden. Die Archäologin und den Bildhauer verbindet eine tiefe, aber aufreibende Liebe, denn Arman hat ein furchtbares Schicksal erlitten. Die gesamte Familie des Armeniers wurde 1915 durch den Genozid ermordet. Als der Krieg ausbricht, meldet sich Arman freiwillig, um ein weiteres Volk vor dem Völkermord zu retten. Zur gleichen Zeit wird Eva in Berlin aus ihrem Leben gerissen. Ihre Kunst wird als entartet abgestempelt, der Vater ihrer Tochter wendet sich zum Wohl seiner Schauspielkarriere von ihr ab und sie wird als Jüdin verhaftet. Das Schicksal ihrer Tochter Chaja scheint besiegelt zu sein, doch ein Weg führt noch aus Berlin heraus.


Carmen Lobato hat einen einfach unbeschreiblich echten, unverfälschten und authentisch wirkenden Roman geschrieben. Das Gefühl der Autorin für dieses Thema wurde so gut umgesetzt, dass es schwer ist, die richtigen Worte zu finden, was einem beim Lesen widerfährt. Man vergisst, dass es sich um fiktive Personen handelt, wird so sehr in die Geschichte hineingezogen, dass man am liebsten die 760 Seiten am Stück lesen möchte. Gleichzeitig wollte ich immer mehr über das Thema wissen. Ich habe mir die beschriebenen Orte herausgesucht, fand Straßen und Personen, die tatsächlich existierten und war erschüttert über die Gewissheit, dass vieles noch viel grausamer war, als beschrieben.

Die Charaktere muss man einfach lieben. Gerade ihre Schwächen, Ecken und Kanten lassen sie so authentisch wirken. Ich würde am liebsten alle Personen aufzählen, weil es keinen Unterschied macht, ob eine Person nur kurz erwähnt wird oder als Hauptprotagonist die Seiten füllt. Alle scheinen für kurze Zeit lebendig zu werden, überzeugen durch emotionale Nähe.


"Dort, wo du mich findest, kennt mich kein Mensch, und wenn es hundertmal mit anderen leichter wäre."
Mein heimlicher Star ist aber der alte zerbrechliche Ziehvater von Arman Artsruni. Bülent wird so wundervoll sanft und einfühlsam in die Geschichte verwoben, dass man gar nicht anders kann, als ihn zu lieben. Eine besondere Szene hat mich sehr bewegt und Tränen fließen lassen.

Zur Handlung möchte ich gar nicht viel sagen. Es gab so viele Momente, in denen ich innehalten musste, sprachlos und traurig war. Man fühlt einfach den Schmerz glaubhaft und nah - unbeschreiblich. Jeder für sich allein wäre wohl verloren gewesen in dieser furchtbaren Zeit. Die Gemeinschaft und das Vertrauen anderen gegenüber, sich gegenseitig Hoffnung zu geben, wird beeindruckend beschrieben.
"Das ist die Krux mit uns Menschen, wir lernen nur über die Geschichte, nicht aus ihr."
Besonders bewegt hat mich das Thema über die jüdischen Kindertransporte (Refugee Children Movement). Kinder, die getrennt von ihren Eltern zu Pflegefamilien oder in Lager kamen, die Sprache und auch den Umstand ihrer Ausreise nicht kannten. Durch Chaja wird einem bewusst, wie es all diesen tausenden von Kindern ergangen sein muss.

Dieser Roman sagt durch den Titel schon alles aus: "Sie werden nicht vergessen sein".
Für mich ein absolutes Lese- und Gefühlshighlight.

Danke Carmen Lobato

mehr zum Thema von der Autorin: https://charlotte-lyne.com/

Veröffentlicht am 15.09.2016

Und sie werden nicht vergessen sein

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Können wir nicht Paris kaufen?
Da regnet es nämlich nicht mehr." (S. 752)

Inhalt

Mit Amarna, der deutschen Archäologin, und Arman, dem armenischen Bildhauer, hat Carmen Lobato ein wahrhaft unvergessliches ...

Können wir nicht Paris kaufen?
Da regnet es nämlich nicht mehr." (S. 752)

Inhalt

Mit Amarna, der deutschen Archäologin, und Arman, dem armenischen Bildhauer, hat Carmen Lobato ein wahrhaft unvergessliches Liebespaar geschaffen: Im London des Jahres 1938 gelten sie als glamouröses Traumpaar, doch ein tiefer Schatten liegt auf ihrer Liebe. Arman hat durch den Genozid an seinem Volk 1915 seine ganze Familie verloren. Wie eine unsichtbare Mauer steht dieses Grauen zwischen den beiden und wächst von Tag zu Tag. Dann bricht der Krieg aus, und Arman meldet sich freiwillig zur Royal Air Force. Am Fuß des Ararat, in den mythischen Ruinen, die die Wiege der armenischen Kultur bergen, wird sich die Kraft ihrer Liebe beweisen müssen.

Charaktere

Amarna und Arman bilden die Basis dieses Romans: Armana, die für diese Zeit sehr starke Frau, die aber auch in Armans Armen schwach sein kann. Einzig und allein ihre Angst um ihren Mann lässt sie machmal hart und egoistisch erscheinen. Und dann tat sie Dinge, mit denen ich nicht einverstanden war und sie am liebsten bei den Schultern gepackt und geschüttelt hätte.

Arman, der als Kind den Genozid miterleben musste und seine ganze Familie verloren hat, verarbeitet seine Ängste beim Bildhauen. Gnadenlos begabt, setzt er die armenische Kultur im London der 30-iger Jahre fort und gibt seinen Toten ein Gesicht. Er konnte für mich auf ganzer Linie überzeugen. Gerettet durch seinen Ziehvater Bülent und Amarna hat er gelernt, Gefühle zu zeigen, zu sagen, was er denkt und seine Familie zu beschützen. Manchmal hätte ich mir allerdings gewünscht, dass er nicht ganz so passiv mit sich umgehen lässt, sondern "auf den Tisch gehauen" hätte.

Doris und Dexter - vor allem Doris - müssen auch noch erwähnt werden. Die beiden sind die Nachbarn Armans und Amarnas in London und unbezahlbar! Neugierig und manchmal etwas tapsig hatte Doris mich sofort um den Finger gewickelt und jedes Mal, wenn ich an sie denke, zaubert sie mir ein Lächeln ins Gesicht.

Eva, Paul und Wilma bilden den zweiten Erzählstrang. Die drei leben in Berlin und könnten unterschiedlicher nicht sein. Eva, die Luxus gewohnte Künstlerin, Paul, der Studierte und Wilma, die eine Kartoffelkneipe besitzt.

Eva konnte sich so gar nicht in mein Leserherz schleichen: Ihre Bilder wurden von den Nazis verbrannt und sie musste irgendwann aus Berlin fliehen. Leider habe ich sie als egoistisch kennen gelernt. Zu ihrem Schutz sei gesagt, dass sie viel durchmachen musste und ich ihr Verhalten in gewissem Maße verstehen konnte, aber wenn´s drauf ankam, hat sie mich enttäuscht.

Wilma und Paul waren für mich die Charaktere, die mir am meisten Spaß gemacht haben. Sie haben gezeigt, dass es sich selbst im Kleinen lohnt, für seine Überzeugung zu kämpfen. Schade fand ich, dass nicht mehr erfahren habe, ob sie glücklich geworden sind.

Wally, ein Freund der Familie und Rehan, die Arman als Waise vor dem Genozid gerettet hat, waren sehr liebevoll gezeichnet und haben dem Roman gutgetan. Vor allem Rehan, die eine Ruhe ausgestrahlt hat, die ich beim Lesen nach manchen Kapiteln gebraucht habe.

Schreibstil

Carmen Lobato ist es gelungen, dass ich den Roman nicht aus der Hand legen konnte und hat mich für die Zeit des Lesens in eine fremde Welt entführt. Als ich das Buch zugeklappt habe, war ich traurig, dass ich nicht weiter im Leben von Amarna und Arman, Paul und Wilma und den anderen dabei sein darf.
Carmen Lobato hat die Hoffnung, die noch zu Beginn des Krieges da war, die Reichskristallnacht, die Verfolgung der Juden sowie die der Armenier durch die Jungtürken, das Ende des Krieges, die Folgen für die Menschen so gefühlvoll eingefangen, dass ich mitgelitten, mitgeliebt, mitgefiebert und mitgetrauert habe. Mit ihrer ganz eigenen Art zu Schreiben war ich mittendrin, statt nur dabei!

Schön fand ich auch die Metaphern, die sich wie ein roter Faden durch den Roman gezogen habe (Regnet´s jetzt in Paris, oder nicht?) und der teilweise unterschwellige Humor und/oder die Ironie mancher Charakter haben das Buch abgerundet und meine Stimmung manchmal wieder aufgelockert.

Und ganz nebenbei hab ich auch noch viel über armenische Bräuche und Geschichten erfahren und mir wurde die Archäologie etwas näher gebracht.

Fazit

Ein wichtiger Roman, der hilft, dass wir nicht vergessen. Wichtiger denn je in der heutigen Zeit - Lesen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Es wird nichts so sein, wie es einmal war

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„Und sie werden nicht vergessen sein“ erzählt die Geschichte von Arman und Amarna aus „Die Stadt der schweigenden Berge“ weiter. Dieses Buch ist aber auch eigenständig gut zu lesen. Mir hat dieser „zweite“ ...

„Und sie werden nicht vergessen sein“ erzählt die Geschichte von Arman und Amarna aus „Die Stadt der schweigenden Berge“ weiter. Dieses Buch ist aber auch eigenständig gut zu lesen. Mir hat dieser „zweite“ Teil besser gefallen, als „Die Stadt der schweigenden Berge“, was vor allen Dingen an der zu Beginn zweiten Erzählebene „Berlin“ und seinen Berliner Figuren liegt.
Der Berliner Teil erzählt die Geschichte von Eva, Paul und Wilma, wobei ich ganz besonders Paul und Wilma ins Herz geschlossen habe. Eva ist Künstlerin wie Arman, doch leidet sie unter dem Nazi-Regime und ihre Kunst wird als entartet verurteilt. Zudem ist Eva Jüdin und muss um ihr Leben fürchten, sie durchlebt eine ganz schreckliche Zeit und sie wird von ihrer Tochter Chaja getrennt, die von nun an bei Wilma lebt. Eva ist mir im Laufe der Geschichte immer unsympathischer geworden, ihr Handeln und Denken ist für mich nicht in allen Teilen nachvollziehbar, dennoch hat mich ihr Schicksal sehr mitgenommen. Sie steht symbolisch für eine ganze Generation, die während der NS-Zeit nicht nur ihr Leben, sondern auch ihre Träume und Hoffnungen begraben muss.
Evas Weg kreuzt während des 2. Weltkrieges den von Arman und Amarna, die in London ein gänzlich anders Leben leben. Arman ist ein gefeierter Künstler und Amarna eine gefragte Archäologin. Doch bei den beiden trügt der Schein, die Kommunikation zwischen Ihnen klappt leider so gar nicht mehr. Sie haben sich nicht mehr viel zu sagen, sie lügen einander an, sie verschweigen einander viel und dennoch spürt man die Liebe zwischen den Beiden, die sie verbindet. Der unerfüllte Kinderwunsch trägt zur Verschlimmerung der Lage bei, sodass Amarna sich entschließt ein deutschen Kind, ihres alten Freundes Paul aus Berlin aufzunehmen, die kleine Chaja.
Carmen Loboto hat ein Buch geschrieben welches unter die Haut geht, es ist kein Buch was man einfach so „runter lesen“ kann, ich musste es oft zur Seite legen, um über die eine oder andere Szene nachzudenken. Denn vieles wird nur angedeutet, die Zusammenhänge muss der Leser selber herstellen, um die gesamte Situation begreifen zu können. Ein tiefgreifendes Buch, welches das Schicksal einer ganzen Generation beschreibt, denn nichts war wieder so wie vor dem 2. Weltkrieg. Keiner bekam sein „altes“ Leben zurück, niemand konnte da weitermachen, wo er vor dem Krieg bzw. NS-Regime war.
Der Schreibstil von Carmen Lobato ist sehr angenehm zu lesen, die über 700 Seiten vergehen dann doch wie im Fluge. Die Personen werden wunderbar charakterisiert, sodass man am liebsten mit Wilma einen Kaffee trinken gehen möchte. Die Sprache der Autorin besticht einfach, sie findet in jeder Situation die richten Worte.
Ich empfehle das Buch allen, die gerne auch mal Bücher lesen, die zum Nachdenken anregen und nicht nur einen reinen Unterhaltungsroman lesen möchten.