Cover-Bild Ada
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Buchverlage
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 12.10.2020
  • ISBN: 9783550200465
Christian Berkel

Ada

Roman | Nach "Der Apfelbaum" jetzt der nächste Spiegel-Bestseller des Schauspielers

Wirtschaftswunder, Mauerbau, die 68er-Bewegung – und eine vielschichtige junge Frau, die aus dem Schweigen der Elterngeneration heraustritt.

In der noch jungen Bundesrepublik ist die dunkle Vergangenheit für Ada ein Buch, aus dem die Erwachsenen das entscheidende Kapitel herausgerissen haben. Mitten im Wirtschaftswunder sucht sie nach den Teilen, die sich zu einer Identität zusammensetzen lassen und stößt auf eine Leere aus Schweigen und Vergessen. Ada will kein Wunder, sie wünscht sich eine Familie, sie will endlich ihren Vater – aber dann kommt alles anders.

Vor dem Hintergrund umwälzender historischer Ereignisse erzählt Christian Berkel von der Schuld und der Liebe, von der Sprachlosigkeit und der Sehnsucht, vom Suchen und Ankommen – und beweist sich einmal mehr als mitreißender Erzähler.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2020

Großartig

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Der Schauspieler Christian Berkel ist mir sympatisch. Jetzt auch noch Bücher? Aber ganz ehrlich, meine Skepsis hat sich rasant in Luft aufgelöst. Der Roman ist großartig.

Im Zentrum steht die heranwachsende ...


Der Schauspieler Christian Berkel ist mir sympatisch. Jetzt auch noch Bücher? Aber ganz ehrlich, meine Skepsis hat sich rasant in Luft aufgelöst. Der Roman ist großartig.

Im Zentrum steht die heranwachsende Ada, Tochter aus gutbürgerlichem Hause. Sie hat Schwierigkeiten ihren Platz im Leben zu finden. Nach und nach erfährt man warum. Es ist ein Auf und Ab und man fühlt schnell mit Ada. Fast beiläufig wird man mitgenommen auf eine Reise durch die Nachkriegsgeschichte Deutschlands. Über Wirtschaftsaufschwung, Mauerbau, Trennung Deutschlands, Studentenaufstände bis nach Woodstock. Das wirkt überhaupt nicht oberlehrerhaft sondern ist perfekt in den Roman integriert.

Ich mochte den überraschend literarischen Schreibstil sehr. Um ein Beispiel zu geben: "Sie sah dann aus wie eine leere Straßenbahn, die nicht mehr weiterfuhr, geräuschlos blieb sie stehen, bis alle Geister ausgestiegen waren."

Werde auch den Vorgängerroman "Der Apfelbaum" lesen.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Konnte mich nicht ganz überzeugen

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Meinung:
Mit großen Erwartungen bin ich an diesen Roman herangegangen, da mich der Schreibstil des Autors bereits in einer Leseprobe absolut in seinen Bann ziehen konnte. Und so war es dann auch innerhalb ...

Meinung:
Mit großen Erwartungen bin ich an diesen Roman herangegangen, da mich der Schreibstil des Autors bereits in einer Leseprobe absolut in seinen Bann ziehen konnte. Und so war es dann auch innerhalb der Geschichte, denn die große Stärke des Schriftstellers Christian Berkel liegt definitiv darin, Gefühle und Atmosphäre auf das Blattpapier zu bringen, authentisch, schnörkellos und dabei trotzdem literarisch ansprechend, so lässt sich sein Stil wohl ganz gut beschreiben.

Doch wie kommt es nun, dass mich dieses Buch dennoch nicht gänzlich von sich überzeugen konnte?
Für mich war die Handlung und ihre Charaktere leider in einen sehr langatmigen Kontext gesetzt, wodurch mir dieses Buch unendlich dick erschien. Für mich wollte sich kein richtiger Sog und kein wahres Interesse an der Geschichte und den Beteiligten einstellen.

Dennoch ein solides Buch, welches aber nicht an den Debütroman herankommt.

Veröffentlicht am 26.10.2020

Merkt ihr nicht, dass man neben euch erstickt?

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Wie seine Schauspielerkollegen Robert Seethaler, Matthias Brandt, Joachim Meyerhoff, Axel Milberg oder Ulrich Tukurs ist inzwischen auch der 1957 geborene Christian Berkel unter die Romanautoren gegangen. ...

Wie seine Schauspielerkollegen Robert Seethaler, Matthias Brandt, Joachim Meyerhoff, Axel Milberg oder Ulrich Tukurs ist inzwischen auch der 1957 geborene Christian Berkel unter die Romanautoren gegangen. Sein Debüt "Der Apfelbaum" habe ich 2018 leider verpasst. Nun habe ich seinen zweiten Roman gelesen, "Ada", ohne zunächst zu wissen, dass er eine Fortsetzung darstellt. Zwar muss man den ersten Teil nicht unbedingt kennen, weil die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben von Adas Eltern und Großeltern kurz angerissen werden, aber hilfreich wäre es trotzdem gewesen. Vor allem aber habe ich den Eindruck gewonnen, dass mich der erste Teil thematisch mehr interessiert hätte. Sala, die Protagonistin in "Der Apfelbaum" und Mutter von Christian Berkel, war Halbjüdin und wurde während des Zweiten Weltkriegs unter anderem im Lager von Gurs nördlich der französischen Pyrenäen interniert, dessen eindrucksvolle Gedenkstätte und jüdischen Friedhof ich im Sommer 2020 besucht habe. Ada, die Tochter, wird im von einem großen Schweigen geprägten Nachkriegsdeutschland groß:

"Sie hatten sich ihr Schweigen ebenso hart erarbeitet wie die scheißenden Tauben unseren Dachboden. […] Sie wollten ihre Ruhe. Sie wollten in ihrem Schweigen nicht gestört werden. Nur das interessierte sie.
„Merkt ihr nicht, dass man neben euch erstickt?“ "(S. 334)

Während im ersten Teil der geplanten Trilogie mit Christian Berkels Eltern Sala und Otto zwei reale Personen Pate für den Roman standen, ist deren Tochter Ada, die Protagonistin und Ich-Erzählerin im zweiten Band, fiktiv. 1945 in Leipzig geboren und im Alter von zwei Jahren mit ihrer Mutter nach Argentinien ausgewandert, kehrte sie 1954 in ein ihr fremdes Land mit fremder Sprache und unbekannter Geschichte zurück.

"Ada" besteht aus drei Teilen mit den Überschriften „Erinnern“, „Wiederholen“ und „Durcharbeiten“. Der Beginn jedes Teils sowie das Ende des Buches spielen in den Jahren 1989 bis 1993 und handeln insbesondere vom Versuch Adas, ihr Leben mit Hilfe einer Gesprächstherapie zu ordnen. Sie blickt auf ihre Kindheit und Jugend zurück, die sich vor dem Hintergrund von Wiederaufbau, Wirtschaftswunder, Mauerbau, Angst um West-Berlin und Aufbegehren der Jugend gegen das Schweigen ab Ende der 1960er-Jahre abspielte. Einerseits teilt Ada damit das Schicksal ihrer Generation, andererseits ist in ihrer Familie das Schweigen noch lauter, denn die Eltern enthalten ihr nicht nur Informationen über den eigenen Leidensweg und ihr Judentum vor, sondern ignorieren auch Adas Zweifel über Ottos Vaterschaft.

Ein zwiespältiger Leseeindruck
So spannend die Thematik des Romans unzweifelhaft ist, hatte ich mit der Umsetzung doch meine Schwierigkeiten. Obwohl Adas Verhalten, ihre innere und äußere Unruhe, ihre Rebellion gegen die mühsam aufgebaute Heile-Welt-Fassade und die Mauer des Schweigens, ihre Identitätssuche, ihre Drogenexperimente und schließlich ihr Bruch mit der Familie erklärlich sind, blieb sie mir doch als Figur sehr fremd. Mit einem auktorialen Erzähler oder wechselnden Erzählperspektiven, deutlichen Kürzungen im zweiten Teil und weniger direkter Rede hätte mir das Buch sicher besser gefallen. Statt alle Stationen der 68er-Bewegung kurz anzureißen und Ada bei der Anti-Schah-Demonstration ausgerechnet auf Benno Ohnesorg treffen zu lassen, hätte ich mir eine Fokussierung mit mehr Tiefgang gewünscht.

Als Fazit bleibt mein Wunsch, den Vorgängerband möglichst bald zu lesen. Auf den Abschlussband der Trilogie werde ich dagegen verzichten.

Veröffentlicht am 26.10.2020

Eine Suche nach Identität

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Ada wird 1945 in Leipzig geboren. Die ersten Jahre ihres Lebens verbringt sie mit ihrer Mutter in Argentinien, da diese Jüdin ist. Von einem Vater fehlt jede Spur, bis die beiden 1954 nach Deutschland ...

Ada wird 1945 in Leipzig geboren. Die ersten Jahre ihres Lebens verbringt sie mit ihrer Mutter in Argentinien, da diese Jüdin ist. Von einem Vater fehlt jede Spur, bis die beiden 1954 nach Deutschland zurückkehren und nun in Berlin leben. Dort treten zwei Männer in Adas Leben - Otto und Hannes. Mit beiden scheint ihre Mutter eine gemeinsame Vergangenheit zu teilen, und obwohl es Otto ist, der von nun an offiziell als Adas Vater gilt, bleibt in Ada stets ein leiser Zweifel zurück. Die Frage nach ihrer wahren Identität dehnt sich auch aus auf ihre Nationalität und ihre Religion: Ist sie Deutsche, weil dort geboren, oder Argentinierin, weil dort aufgewachsen? Jüdin, da ihre Mutter eine ist, oder Christin, weil sie so erzogen wurde? Oder ist sie alles davon, oder, schlimmer - nichts? Ada selbst äußert ihrem Psychologen gegenüber, den sie später als 45-Jährige aufsucht, sie habe eine glückliche Kindheit verlebt. Und dennoch steht hinter allem stets die Suche nach einer Identität, die Frage nach Heimat und Zugehörigkeit.

Mit Ada schenkt Berkel seinem Roman eine sympathische, vielschichtige Protagonistin. Aus der Ich-Perspektive geschrieben ermöglicht er dem Leser einen tiefen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt Adas, die sich schon als kleines Mädchen mit vielen schwierigen Themen auseinandersetzen muss, was nicht zuletzt dem gerade erst überstandenen Krieg geschuldet ist. Die Erwachsenen sind Ada keine große Hilfe, denn kaum jemand ist bereit dazu, die Vergangenheit neu aufleben zulassen, und auch Adas Mutter selbst weicht den Fragen ihrer Tochter aus.


Der Schreibstil gefiel mir gut, trotz der ernsten Thematik musste ich beim Lesen manches Mal schmunzeln. Es gelingt Berkel, die Kulisse der Nachkriegszeit glaubhaft und eindringlich nachzuzeichnen und an vielen Stellen wird die Melancholie, das Bedrückende, geradezu greifbar. Man kann der Geschichte gut folgen, und es macht auch nicht wiklich etwas, wenn man Berkels Debüt "Der Apfelbaum" vorher nicht gelesen hat. Vielleicht hätte das die ein oder andere Frage zur Vergangenheit der Eltern Adas geklärt, aber ich bin auch so zurechtgekommen - ich war in vielen Punkten eben genauso unwissend wie Ada.

Trotz aller positiven Aspekte hat mir irgendetwas gefehlt. Manche Szenen fand ich zu ausführlich, andere kamen mir dagegen zu kurz vor, da hätte ich mir mehr Tiefgang gewünscht. Außerdem war mir das Ende zu abrupt und nach dem Lesen hatte ich den Eindruck, dass da noch irgendetwas hätte kommen müssen.

Ich habe das Buch gerne gelesen, auch wenn ich nicht zu hundert Prozent damit warmgeworden bin!

Veröffentlicht am 25.10.2020

Das Schweigen der Nachkriegszeit

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„Niemand sprach. Weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte, war nichts geschehen. Aber ihre dumpfe Angst, es könnte sich wiederholen, erinnerte sie daran, dass da noch etwas war. Diese Angst wurde ...

„Niemand sprach. Weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte, war nichts geschehen. Aber ihre dumpfe Angst, es könnte sich wiederholen, erinnerte sie daran, dass da noch etwas war. Diese Angst wurde zu unserer Mitgift. Auf der Suche nach einem Ventil schleppten wir sie mit uns herum.“

Ada wird 1945 geboren. Kurz nach dem Krieg flüchtet ihre Mutter mit ihr nach Argentinien, wo sie in Buenos Aires aufwächst. Die Mutter schlägt sich mit verschiedenen Jobs durch. Sie sprechen Spanisch. Ada kennt nichts anderes. Bis sie mit 9 Jahren nach Deutschland zurückkehren. In das ihr fremde Land, zu diesen schweigenden, verschlossenen Menschen, die eine fremde Sprache sprechen. Nur schleppend findet sie in Berlin Anschluss. Langsam lernt sie Deutsch. Schließlich taucht auch ihr vermeintlicher Vater auf, mit dem sie von nun an zusammenwohnen. Bald bekommt sie einen kleinen Bruder…

Das Buch beschreibt Adas Suche nach sich selbst in einer Welt, in der das Schweigen dominiert. Vieles wird Ada verschwiegen. Informationen, die sie für ihr Selbstbild brauchen würde. Und so entwickelt sie sich zum rebellierenden Teenager. Sie wächst im Nachkriegsberlin auf, erlebt die Mauer, den kalten Krieg, zieht vorübergehend nach New York City. Viele Umwege, über die sie hofft, ihre Familie wiederzufinden.

Der Schreibstil ist beschreibend, teils sehr poetisch und flüssig. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, einer Frau zuzuhören. Immer wieder gibt es Zeitsprünge, die für mich jedoch Sinn machten und mich nicht weiter störten. Ich habe das Lesen sehr genossen und bin gern in Adas Geschichte eingetaucht. Ein sehr gut geschriebenes, interessantes Buch.

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