Märchenhaft düster und mit subtilem Grauen
Beschreibung
Alice und Hatcher haben sich dem Jabberwock gestellt und diesen schließlich besiegt. Nach ihrem blutigen Abenteuer machen sie sich auf die Suche nach Hatchers Tochter Jenny, doch auf ihrem ...
Beschreibung
Alice und Hatcher haben sich dem Jabberwock gestellt und diesen schließlich besiegt. Nach ihrem blutigen Abenteuer machen sie sich auf die Suche nach Hatchers Tochter Jenny, doch auf ihrem Weg, der sie von einer Brandwüste in einen Wald führt, erwartet sie bereits der nächste Albtraum. Im Reich der Weißen Königin beginnt für Alice ein finsteres Spiel während Hatcher von ihrem Zauber gefangen genommen wurde. Auf sich gestellt muss sich Alice auf ihr Innerstes konzentrierten und herausfinden was mit der Schwarzen Königin geschehen ist.
Meine Meinung
Christina Henry führt nach »Finsternis im Wunderland« im zweiten Band von »Die Chroniken von Alice« ihre düstere Adaption von Lewis Carrolls Klassiker in weniger brutale Gefilde über, wo sie mit einer subtilen Spannung und einer schaurig-schönen Märchen-Atmosphäre besticht.
Auch bei »Die Schwarze Königin« ist dem Verlag ein gestalterisches Highlight gelungen, dass wunderbar in der Hand liegt und mit hübschen Details (bedruckter Buchschnitt und passend gestaltetes Vorsatzpapier) mein bibliophiles Herz höher schlagen lässt.
Die Geschichte von Alice und Hatcher bleibt zwar düster und unheimlich, ist aber nicht durch ein so hohes Maß an Brutalität gespickt, wie die Autorin es im ersten Band handhabt. Die Suche nach Hatchers Tochter Jenny führt das skurrile Paar durch eine verlassene Brandwüste in den finsteren Wald und das Reich der Weißen Königin. Im dichten Geäst versteckt sich der perfekte Ort für das düstere Märchen um Alice und ihren Liebhaber Hatcher, der schon bald durch einen finsteren Zauber der Weißen Königin in einen Wolf verwandelt und von Alice getrennt wird.
Die Persönlichkeit von Hatcher ist trotz seiner kleineren Rolle in diesem Band unheimlich präsent und schwingt neben der Handlung mit. Der Fokus richtet sich unweigerlich auf Alice, die unbedingt einen klaren Verstand bewahren muss, um Hatcher vom Bann der Weißen Königin befreien zu können. Dieses Unterfangen gestaltet sich allerdings alles andere als einfach, denn in Alice Verstand regiert die Verwirrung, dabei muss sie so einige Prüfungen bestehen und dafür ist einen kühlen Kopf zu bewahren.
Welchen Aufgaben sich Alice genau stellen muss und die Antwort auf die Fragen, was eigentlich mit der Schwarzen Königin geschehen ist und welche Rolle der Graue König in dem ganzen Spiel einnimmt, findet man am besten selbst heraus. Es lohnt sich nämlich in die faszinierende und düstere Welt einzutauchen und sich von dieser modernen Interpretation und Vequickung klassischer Märchen verzaubern zu lassen.
Besonders gut gefällt es mir natürlich, dass Henry ihre Geschichte mit einer mutigen Protagonistin bestückt, die zwar zuweilen an sich selbst zweifelt aber dennoch die nötige Kraft aus sich und ihrer schweren Vergangenheit zieht, um sich zu finden und fest an ihren irren Freund im Wolfspelz zu glauben.
»Die Schwarze Königin« gefällt mir fast noch besser als der erste Band, denn Alice setzt sich mit sich, ihrer Realität und ihren Ängsten und Träumen auseinander und wird hierbei in ein fantasievolles und brutales Abenteuer gezogen. Wirklich großes Märchenkino, bei dem das Ende fast etwas zu schnell über die Bühne gebracht wird.
Fazit
Die düstere Adaption von »Alice im Wunderland« durch Christina Henry wurde hier etwas märchenhafter mit subtilem Grauen und nicht ganz so brutal wie im ersten Band fortgeführt und in ein packendes Finale verwandelt.
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 17.10.2020