Ein Buch über Bücher und Geschichten
"Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt." – ähnliche Sprüche sind hinlänglich bekannt. In „Mitternacht“ ist dies jedoch nicht nur ein tröstender Spruch, sondern wörtlich zu verstehen: ...
"Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt." – ähnliche Sprüche sind hinlänglich bekannt. In „Mitternacht“ ist dies jedoch nicht nur ein tröstender Spruch, sondern wörtlich zu verstehen: in einer Parallelwelt existieren Geister, die auf die Erinnerungen der Lebenden angewiesen sind. Einige wenige Personen können zwischen den Welten wandeln, und eine von ihnen besucht den jungen Schriftsteller Nicholas – der ihn zum großen Erstaunen beider sehen kann.
Marzi führt den Leser wieder nach London, dem Ort seiner Reihe um die Uralte Metropole. Diesmal mutet die Stadt jedoch weniger steampunk-artig an. Wie immer liest sich die Geschichte schön flüssig, ohne dabei zu simpel zu wirken. Auch das bewährte Muster aus der Reihe um Emily wird wieder aufgegriffen: ein junger Mensch, der von einem (etwas eigenen) Mentor in ein paralleles, ihm bisher unbekanntes London begleitet wird.
Leider endet das Buch sehr abrupt, die letzten Kapitel sind extrem kurz und die Figuren bleiben recht oberflächlich; meine Erwartungen, die der Klappentext hinsichtlich der Handlung geschürt hatte, wurden nicht ganz erfüllt. Auch wirkten manche Passagen ein wenig dahingehuscht oder doppelten sich gar.
Zu erklären ist dies in Teilen sicher mit dem im Nachwort erwähnten Schlaganfall des Autors, der ihn „Mitternacht“ nur unter Mühen fertigstellen ließ – eine beachtliche Leistung.
Vielleicht hätte dem Roman aber etwas mehr Zeit gut getan, beim Lesen entstand der Eindruck, als wäre bereits dieser Roman ursprünglich größer angelegt gewesen, aber nun auf Biegen und Brechen veröffentlicht worden und der Rest als Fortsetzung angekündigt.