Selbstfindungstrip auf Umwegen
Nach London als Au-pair – wohl der Traum von vielen Jugendlichen.
Im Alter von 57 Jahren dann doch eher ungewöhnlich.
Als Veras geordnetes Leben aus den Fugen gerät, kommt ihr der Flyer für Granny-Au-pairs ...
Nach London als Au-pair – wohl der Traum von vielen Jugendlichen.
Im Alter von 57 Jahren dann doch eher ungewöhnlich.
Als Veras geordnetes Leben aus den Fugen gerät, kommt ihr der Flyer für Granny-Au-pairs gerade recht und so reist sie etwas überstürzt nach London, um für drei Mädchen zu sorgen, deren Vater zu einer Geschäftsreise aufbrechen muss.
Total ins kalte Wasser geschmissen und anfangs ziemlich überfordert muss sie schnell feststellen, dass ihre Hilfe nicht von jedermann positiv angenommen wird. Denn außer der fünfjährigen Zoe, die sie sofort mit offenen Armen aufnimmt und wie ein Wasserfall redet, gibt es da noch die 14-jährige Amanda, die sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit auflaufen lässt und ihr das Leben schwermacht und die stille 12-jährige Ruby, die offensichtlich ein Problem mit sich selbst hat.
Schnell wird klar, dass die Mädchen unter der häufigen, berufsbedingten Abwesenheit des Vaters leiden und die Familie außerdem ein Geheimnis hat, das sie zu erdrücken droht.
Trotz aller Widerstände möchte Vera dahinterkommen, was los ist und merkt dabei, dass sie auch vor ihrem eigenen Leben nicht so einfach davonrennen kann.
Dieses Buch war mal wieder eine willkommene Abwechslung. Ich musste mich etwas an den Schreibstil von Claire Hoffmann gewöhnen und auch die Beschreibungen von Veras Leben, die Eintönigkeit, die Langeweile und der ignorante Ehemann waren für mich schwer zu ertragen. Doch glücklicherweise dauerten diese Episoden nicht lange und waren natürlich notwendig, um die Beweggründe von Vera zu verstehen und auch den Rest des Buches angemessen einordnen zu können.
Wie sie ihr Leben total umkrempelt und den Mut hat, etwas Spontanes und schon leicht Verrücktes zu machen, also aus ihrer Komfortzone auszubrechen, hat mir sehr gefallen. Ebenso zu sehen, dass sie nicht gleich das Handtuch wirft, als Schwierigkeiten auftreten, sondern den Kampf aufnimmt und letztendlich sogar einen Zugang zu der Familie findet.
Mein Highlight war ganz klar die kleine Zoe, die vor Energie nur so sprüht und mit ihrer kindlichen Naivität die Familie immer wieder ordentlich durcheinanderwirbelt. Neben ihren zwei Schwestern, die mit Teenager-Problemen zu kämpfen hatten und daher eher niedergeschlagen bzw aggro daherkamen, stach sie immer wieder hervor.
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