Cover-Bild Die geliehene Schuld
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diana
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 576
  • Ersterscheinung: 05.03.2018
  • ISBN: 9783453291942
Claire Winter

Die geliehene Schuld

Roman
Berlin, Sommer 1949: Die Redakteurin Vera Lessing hat während des Zweiten Weltkrieges ihre Eltern und ihren Mann verloren. Sie will vor allem eines – die traumatischen Erlebnisse für immer hinter sich lassen. Doch als ihr Jugendfreund und Kollege Jonathan auf mysteriöse Weise ums Leben kommt, wird sie unweigerlich in seine Arbeit hineingezogen. Jonathan hat Recherchen über ehemalige Kriegsverbrecher betrieben. Gleichzeitig stand er im persönlichen Kontakt mit einer jungen Frau namens Marie Weißenburg, eine Sekretärin im Stab Konrad Adenauers. Vera geht den Spuren nach, die sie bis in die mächtigen Kreise der Geheimdienste führen.

Inklusive aufklappbarem Lesezeichen mit Personenverzeichnis

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2018

Wenn Moral auf eiskalte Politik trifft- Eindringlicher, unter die Haut gehender Nachkriegsroman, der nach dem Lesen noch lange in mir nachhallte.

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Bonn, 1948:

Die junge Marie Weißenburg, bekommt eine ganz besondere Stelle angeboten. Sie wird eine der Sekretärinnen im neu formierten Parlamentarischen Rat. Die Stelle verschafft ihr vor allem Ablenkung, ...

Bonn, 1948:

Die junge Marie Weißenburg, bekommt eine ganz besondere Stelle angeboten. Sie wird eine der Sekretärinnen im neu formierten Parlamentarischen Rat. Die Stelle verschafft ihr vor allem Ablenkung, denn seitdem ihr Vater, ein Offizier im Krieg gefallen ist, ist zu Hause nichts mehr wie früher. Aus Berlin, wo Marie, ihre Mutter, ihr Vater und ihre zwei Brüder Helmut und Fritz in einem schönen Haus, gut situiert lebten, mussten sie kurz vor Kriegsende flüchten und ließen sich schließlich in Köln nieder. Seitdem scheint es jedoch, als würden ihre Brüder und ihre Mutter etwas vor ihr verbergen. Und auch der Patenonkel von Helmut und Fritz, Onkel Karl, benimmt sich äußerst sonderbar. Marie ist erschüttert, als sie erfährt, dass einem der engsten Freunde ihres Vaters in Nürnberg der Prozess gemacht werden soll und sie fragt sich schließlich, ob ihr gefallener Vater so unschuldig war, an den Kriegsverbrechen, wie es ihr alle anderen glauben machen wollen.

So fährt sie heimlich nach Nürnberg und verfolgt die Verhandlung. Dort lernt sie auch die Jüdin Lina kennen, hilft ihr aus einer Notsituation und freundet sich mit ihr an. Auch der Journalist Jonathan hält sich in Nürnberg auf und ist den beiden Frauen während eines Ablenkungsmanövers gefällig. Marie und Jonathan haben sich bereits kurze Zeit zuvor kennen gelernt und vertiefen ihre Bekanntschaft miteinander. Sie spüren gleich, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen. Jonathan ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Marie, eine Schlüsselfigur bei seinen Recherchen für einen brisanten Artikel sein wird…


Berlin, 1949:

Vera arbeitet für einer Zeitung; schreibt allerdings nicht im politischen Ressort. Als ihr bester Freund seit Kindertagen, Jonathan, der ebenfalls dort angestellt ist, während seiner Recherchen für eine scheinbar hochexplosive Story, von einem Laster überfahren wird, ist Vera alarmiert. Vor allem, als ihr Jonathans letzte Aufzeichnungen auf postalischem Wege zugestellt werden und sich herausstellt, dass Jonathan ermordet wurde.
Vera beschließt, Jonathans letzten Wunsch zu erfüllen und seine Story, über geflohene Kriegsverbrecher, zu Ende zu schreiben. Doch bei ihren Nachforschungen, begibt sie sich auf äußerst dünnes Eis und in Lebensgefahr. Denn sie hat mächtige Gegner, die unter allen Umständen verhindern wollen, dass Jonathans Entdeckungen, eines Tages, öffentlich gemacht werden. Gerade in Zeiten des politischen Umbruches in Deutschland…

Bereits seit ihren Vorgängerromanen „Die Schwestern von Sherwood“ und „Die verbotene Zeit“, liebe ich Claire Winters Romane, da die Autorin stets interessante Themen aufgreift, die auf sehr unterhaltsame Art und Weise von ihr dargeboten werden.
Auch „Die geliehene Schuld“, ihr aktuelles Buch bildet da keine Ausnahme. Diesmal führt Claire Winter ihre Leser in die Nachkriegszeit und in die, für Außenstehende, recht undurchsichtige Welt der Geheimdienste.

Im Mittelpunkt ihres Romans stehen zwei starke junge Frauen, aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Während Marie begütert und von ihren Familienmitgliedern behütet aufwuchs, musste Vera, schon sehr früh, große Verluste verkraften. Im Krieg, starben, erst ihre Eltern und wenig später, ihr Ehemann. Eines haben die Frauen jedoch gemeinsam. Sie sind des Krieges müde, handeln jedoch, als es darauf ankommt mutig, entschlossen und uneigennützig, damit die Wahrheit ans Licht kommt. Allerdings zögert Marie gefährlich lange; zu lange, was man als Leser jedoch gut nachvollziehen kann.

Obwohl die Akteure dieses Romans zum größten Teil fiktiv sind, hat die Story, mit der sich Jonathan beschäftigt, einen wahren Kern. Er findet nämlich heraus, dass Kriegsverbrechern mit Hilfe der Kirche und anderen Organisationen zur Flucht verholfen wird. Und dass die Alliierten kein großes Interesse daran zu haben scheinen, die Flüchtenden zu stoppen. Ich war beim Lesen hin und hergerissen; einerseits fand ich es überaus packend und spannend geschildert, wie Marie und Vera sich gegen mächtige Gegner behaupten müssen- andererseits ging mir die Geschichte so sehr unter die Haut, dass ich den Roman zwischenzeitlich weglegen musste, um diverse Romanpassagen besser verarbeiten zu können.
Überhaupt sollte man diesen Roman sehr aufmerksam lesen, damit man nicht die Übersicht verliert, denn die Handlung wird, zeitversetzt, nicht nur aus der Sicht von Vera und Marie vorangetrieben- später kommen noch andere Figuren dazu. Einen guten Leitfaden hat der Diana Verlag dem Leser sozusagen mit in die Hand gegeben, denn es befindet sich im Inneren des Buches ein bedrucktes Lesezeichen mit Personenverzeichnis.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig wie gewohnt, die Figuren sind gut charakterisiert und man kann sich gut in die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten hineindenken. Was aber noch wichtiger ist. Die Autorin wartet, bezüglich der (nur sporadischen) Verfolgung von Kriegsverbrechern, mit erschreckenden Fakten auf, die mir, in diesem Ausmaße, vor dem Lesen des Buches nicht in Gänze bewusst waren. Obwohl „Die geliehene Schuld“, streng genommen zur Unterhaltungsliteratur gehört, über die so manch ein Leser, der sich nur gehobene Literatur zu Gemüte führt, die Nase rümpft (zu Unrecht, wie ich finde ), ist es ein wichtiger, aufklärender Roman, der möglichst viele Leser erreichen sollte.

Kurz gefasst: Wenn Moral auf eiskalte Politik trifft- Eindringlicher, unter die Haut gehender Nachkriegsroman, der nach dem Lesen noch lange in mir nachhallte.

Veröffentlicht am 25.03.2018

Geschichte hautnah par excellence!

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1949 Berlin. Durch den Krieg hat die Journalistin Vera Lessing ihre gesamte Familie verloren, doch durch diesen schrecklichen Schicksalsschlag lässt sie sich nicht unterkriegen, sondern schaut nach vorn ...

1949 Berlin. Durch den Krieg hat die Journalistin Vera Lessing ihre gesamte Familie verloren, doch durch diesen schrecklichen Schicksalsschlag lässt sie sich nicht unterkriegen, sondern schaut nach vorn und stürzt sich in die Arbeit, die ihr gleichzeitig Halt und Ablenkung bietet. Da ereilt sie die furchtbare Nachricht, dass ihr bester Freund Jonathan Jacobsen, der ebenso ein guter Kollege von ihr ist, während Recherchearbeiten in Köln unter merkwürdigen Umständen ums Leben kam. Als Vera einen letzten Brief von Jonathan in den Händen hält mit der Bitte, seine Arbeiten fortzuführen, entschließt sie sich, seinem Wunsch zu erfüllen und auch die Gründe für seinen Tod aufzudecken. Schon bald findet Vera heraus, dass Jonathan mit einer Sekretärin namens Marie Weißenberg aus dem Stab von Konrad Adenauer persönlichen Kontakt hatte und auch mächtigen Leuten vom Geheimdienst mit seinen Nachforschungen über Kriegsverbrecher auf die Füße getreten ist. Aber mit ihrer Spurensuche begibt auch Vera sich in Gefahr, denn jemand ist ihr auf der Spur, der nicht möchte, dass all diese Dinge ans Licht kommen…
Claire Winter hat mit ihrem Buch „Die geliehene Schuld“ einen sehr fesselnden und spannenden historischen Roman über die deutsche Nachkriegszeit vorgelegt, der sich fast schon wie ein Kriminalroman liest und den Leser von der ersten Seite an mitreißt. Das Buch entwickelt eine regelrechte Sogwirkung, man kann es kaum aus der Hand legen, bis die letzte Seite gelesen ist. Die Autorin ist bekannt für einen flüssigen, intensiven, bildhaften und atmosphärischen Schreibstil, als Leser hat man sofort Bilder vor dem inneren Auge – es ist, als wäre man hautnah mit dabei. Gleichzeitig lässt Winter den Leser das gesamte Gefühlsbarometer rauf und runter durchleben: von wütend bis ungläubig, von zornig bis mitleidig, von traurig bis fassungslos. Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so kommen hier sowohl Vera als auch Jonathan, Marie und Lina zu Wort. Der Leser lernt so die Geschichte aus verschiedenen Sichtweisen und Handlungsmotiven kennen und bekommt ein vollständiges Bild der Gesamtgeschichte. Die Autorin hat eine sehr akribische Hintergrundrecherche betrieben und diese mit ihrer Handlung sehr geschickt verwoben. Die Nachkriegszeit und die anfängliche Wiederaufbauphase in Deutschland werden ebenso thematisiert wie die Macht der Geheimdienste, der Schutz von Kriegsverbrechern und auch das unrühmliche Verhalten der katholischen Kirche. Hier wurde Realität mit Fiktion so geschickt miteinander verknüpft, dass der Leser das Gefühl hat, einen Tatsachenbericht zu lesen, der so spannend ist, dass man beim Lesen zeitweise sogar das Atmen einstellt.
Die Charaktere sind so vielfältig wie individuell ausgearbeitet und liebevoll in Szene gesetzt. Sie wirken so realitätsnah, lebendig und authentisch, dass der Leser sich mit ihnen gut identifizieren und mitfühlen kann, obwohl ihre Schicksale so unterschiedlich sind. Vera ist eine sympathische Frau, die trotz, oder gerade durch die vielen harten Prüfungen, die sie durchstehen musste, kraftvoll, mutig und selbstbewusst wirkt. Sie kaschiert ihren Kummer durch Stärke. Marie ist wissbegierig und auch etwas naiv, doch je mehr sie Nachforschungen über den Tod ihres Vaters betreibt, umso hartnäckiger wird sie, obwohl sie zum Außenseiter ihrer eigenen Familie wird. Jonathan ist ein Mann, der die Wahrheit sucht und nicht eher loslässt, bis er sie gefunden hat. Er ist wie ein Pitbull und ignoriert dabei die Gefahren, die sich ihm immer drohender in den Weg stellen. Lina hat furchtbares erlebt und überlebt, doch sie gibt den Menschen eine Chance und schenkt ihr Vertrauen kompromisslos. Sie ist nicht nachtragend, aber ebenfalls auf der Suche nach der Wahrheit. Auch die übrigen Protagonisten, von denen einige mehr als böse sind, steigern die Spannung der Handlung und machen das Buch zu einem wahren Pageturner mit hervorragendem Kopfkino als Zugabe.
Mit „Die geliehene Schuld“ ist Claire Winter einmal mehr ein erstklassiger Roman gelungen, der nicht nur durch hervorragende Recherchearbeit und die Verdingung von Fiktion und Wirklichkeit besticht, sondern durch das der Leser Geschichte hautnah miterleben darf. Ein Lesehighlight par excellence! Eine absolute Leseempfehlung ist hier mehr als nur verdient. Chapeau, Frau Winter – besser geht es nicht!!!

Veröffentlicht am 25.03.2018

Eine wahnsinnig spannende Geschichte, die den Leser nicht mehr los läßt

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Inhaltsangabe:
Berlin, Sommer 1949:
Vera, Redakteurin beim Echo, hat im zweiten Weltkrieg ihre Eltern und ihren Mann verloren und möchte alles am liebsten vergessen. Doch dann kommt ihr Jugendfreund und ...

Inhaltsangabe:
Berlin, Sommer 1949:
Vera, Redakteurin beim Echo, hat im zweiten Weltkrieg ihre Eltern und ihren Mann verloren und möchte alles am liebsten vergessen. Doch dann kommt ihr Jugendfreund und Arbeitskollege Jonathan durch einen Unfall ums Leben.
Jonathan hat heimlich Recherchen über ehemalige Kriegsverbrecher betrieben und sich in Marie Weißenburg verliebt, die Sekretärin im Stab Adenauers ist.
Vor seinem Tod schickt Jonathan Unterlagen an Vera, mit der Bitte niemandem zu vertrauen und seine Nachforschungen weiterzubetreiben und diese an die Öffentlichkeit zu bringen. Da wird Vera klar, dass sein Tod kein normaler Unfall war.....

Meine Meinung:
Ich habe auch bereits die anderen beiden Romane von Claire Winter mit großer Begeisterung gelesen, aber mit "Die geliehene Schuld" hat sich die Autorin nochmals selbst übertroffen.
Claire Winter hat einen sehr fesselnden, süchtig machenden Schreibstil, der die Protagonisten zum Greifen nahe bringt. Die Geschichte wird immer abwechselnd aus der Sicht der Charaktere erzählt, was den Spannungsbogen stetig steigert.
Ich habe so mit Marie, Jonathan, Vera und Lena mitgelitten, es tun sich wahre Abgründe auf, was hier alles zutage kommt. Die Handlung ist an Spannung kaum zu überbieten.
Am liebsten mochte ich Marie, die mit ihrer Mutter und ihren beiden Brüdern noch rechtzeitig aus Berlin fliehen konnte. Gerade sie hat mich sehr berührt, als sie manches zu hinterfragen beginnt und sich auch nicht davor scheut, sich selbst in Gefahr zu bringen. Ich traue mich gar nicht, zuviel vom Inhalt zu verraten, damit ich ja nicht spoilere, man muß einfach selber lesen, was den vieren widerfahren ist, es macht einen einfach nur sprachlos.
Auch den Mut von Jonathan und Vera, die im Laufe der Geschichte über sich hinauswachen, habe ich sehr bewundert.
Die Kriege und die Zeit danach, dürfen einfach nicht in Vergessenheit geraten, Claire Winter hat hier bis ins kleinste Detail recherchiert und daher werde ich über diese Geschichte auch noch lange nachdenken.
Auch das Buch ist wundervoll aufgemacht, ein schönes Cover, eine farbige Karte, ein Nachwort über Wahrheit und Fiktion und ein Personenregister am Ende des Buches und was ich besonders toll finde, auch als Lesezeichen.
Dieses Buch verdient weit mehr als 5 Sterne und es kommt nicht nur auf meine Jahresbestenliste, sondern nimmt dort den ersten Platz ein.

Veröffentlicht am 23.03.2018

Aufwühlend, emotional, sehr spannend - eine brisante Zeitreise in die deutsche Nachkriegsgeschichte

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"Die geliehene Schuld" von Claire Winter ist bereits ihr drittes Buch, das im Diana-Verlag veröffentlicht wurde: Anders als die Vorgänger, nicht eben ein "Wohlfühlbuch", dafür aber eine absolut spannende ...

"Die geliehene Schuld" von Claire Winter ist bereits ihr drittes Buch, das im Diana-Verlag veröffentlicht wurde: Anders als die Vorgänger, nicht eben ein "Wohlfühlbuch", dafür aber eine absolut spannende und heute noch brisante, immer aktuelle Geschichte um Geheimdienste, kriminelle Machenschaften und Geschehnisse jenseits der Legalität, die man als "Normalbürger" oft gar nicht mitbekommt, sind die Themen des neuen Romans von Claire Winter, auf den ich schon sehnsüchtig wartete - und der meine Erwartungen absolut erfüllen, ja fast übertreffen konnte! Der wundervolle, außergewöhnliche Schreibstil der Autorin macht die thematische Düsterkeit, mit dem der Roman aufwartet (begonnen mit dem Jahr 1945, Übergangsjahre, 1948 und Folgejahre, als die Bundesrepublik Deutschland, wie wir sie heute kennen, aus der Taufe gehoben wurde - nach einem sehr dunklen Kapitel deutscher Zeitgeschichte, wett - und man versinkt wie in einer Zeitreise in den deutschen Nachkriegsjahren....


"Berlin, Sommer 1949:
Die Redakteurin Vera Lessing hat während des Zweiten Weltkrieges ihre Eltern und ihren Mann verloren. Sie will vor allem eines - die traumatischen Erlebnisse für immer hinter sich lassen. Doch als ihr Jugendfreund und Kollege Jonathan auf mysteriöse Weise ums Leben kommt, wird sie unweigerlich in seine Arbeit hineingezogen. Jonathan hat Recherchen über ehemalige Kriegsverbrecher betrieben. Gleichzeitig stand er im persönlichen Kontakt mit einer jungen Frau namens Marie Weißenburg, einer Sekretärin im Stab Adenauers. Vera geht den Spuren nach, die sie bis in die mächtigen Kreise der Geheimdienste führen."
(Quelle: Klappentext, Diana-Verlag)

Meine Meinung:

Ich bin seit über 10 Jahren ein großer Fan der Autorin, die auch hier in "Die geliehene Schuld" wiederum ihr ganzes schriftstellerisches Können zeigt: Zu den Hauptcharakteren zählen Vera Lessing, die seit Kindertagen eng mit Jonathan befreundet ist und ihr später bei der Zeitung "Echo", wo er als Journalist arbeitet, ebenfalls einen Job besorgen kann, wo sie im kulturellen Teil der Zeitung Artikel schreibt. Jonathan begibt sich durch seine Recherchen, die ihn zu Kreisen führen, in denen es ehemaligen Nationalsozialisten gelingt, Wege zu finden, auch nach dem Kriege dort anzuknüpfen, wo sie beruflich bereits im Dritten Reich erfolgreich waren und sich dies zunutze zu machen wissen: Er kommt dabei Männern auf die Spur, die - offiziell verschwunden von allen Listen - ihr Leben, auch ihr berufliches, an einer Stelle weiterführen können, die ihr Wissen für sich zu nutzen versteht. Niemand ist daher daran interessiert, dass die wahren Fakten, die der geradlinige Demokrat und Journalist Jonathan sammelt, jemals veröffentlicht werden: Im Gegenteil, es gilt, dies auf jeden Fall zu verhindern - und sei es, in dem man Leute ausschaltet und es - rein offiziell - wie einen Unfall aussehen lässt....

Claire Winter, die diesen Roman akribisch recherchiert hat und selbst dem Journalismus beruflich entstammt, gelingt es sehr überzeugend, die Nachkriegsjahre und die Zeit des beginnenden "Kalten Krieges", in der Deutschland in die Zonen der 4 Besatzungsmächte aufgeteilt war und die Bevölkerung noch sehr unter den Nachwirkungen des Krieges litt, die früheren Wehrmachtsangehörigen eines Entnazifizierungsprogrammes (zurecht, wie ich meine!) unterzogen wurden, wieder auferstehen zu lassen: Sie webt ein feines Netz zwischen den verschiedenen ProtagonistInnen, die der Leser immer besser kennenlernt und sich mit ihnen gut identifizieren kann; auch die Nebendarsteller wie Leo, andere Informanten, die Vera helfen, die Recherchen ihres Freundes Jonathan fortzusetzen und sie schützen, da sie sich in Lebensgefahr damit begibt, sind sehr authentisch dargestellt.

Rätselt man anfangs, ob dieser oder jener Person zu trauen ist, eben genau so, wie es Vera ergangen sein muss, klärt sich nach und nach auf, wer Freund - und auch, wer Feind ist. Besonders gelungen und den Spannungsbogen von der ersten bis zur letzten Seite haltend, sind dabei die sanften Übergänge der Handlung, die ineinandergreifen und ein Merkmal schriftstellerischer Größe von Claire Winter sind, trotz Zeitsprüngen immer die Authentizität zu wahren. So bewegen sich die Personen, die um Jonathans Recherchen kreisen, immer mehr aufeinander zu - auch Marie Weißenburg, die den Journalisten in Bonn kennenlernt, ist sehr authentisch und exemplarisch dargestellt - man kann ihr nur eine schöne Zukunft mit Jonathan wünschen: Dass sie das Herz am rechten Fleck hat, beweist ihr Verhalten gegenüber Lina, die sie in Nürnberg kennenlernt, wo die Nachkriegsprozesse stattfanden
und beide Frauen sich miteinander anfreunden; mit weittragenden Folgen...

Der Roman transportiert auf sehr eindringliche Weise die Themen Nachkriegszeit, Geheimdienste, Journalismus im "Kalten Krieg", die Rolle der Alliierten und auch der Kirche, die diese beim Untertauchen können einstiger Nazigrößen de facto spielten, Menschen, die skrupellos und kaltblütig vorgehen, um ihre Interessen zu schützen; aber auch von Freundschaft, Liebe, Aufrichtigkeit, Familiengeheimnissen, Loyalität und der veränderten Rolle der Frau, die nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals die Chance bekam, beruflich aktiv zu werden und damit auf eigenen Beinen stehen zu können, sind weitere Inhalte dieses sehr gut umgesetzten zeitgeschichtlichen Romans, den ich sehr gerne gelesen habe und für den ich der Autorin wie auch dem Diana-Verlag für die Publikation meinen Dank als Leserin ausspreche! Ein weiteres Plus empfand ich durch die Karte im Buchdeckel, die die Aufteilung der Zonen - mit Berlin im Sonderstatus - zeigt, das Personenregister und den Anhang der Autorin über Wahrheit und Fiktion mit weiteren Literaturhinweisen, die zu Selbstrecherchen motivieren.

Fazit:

Emotional, spannend, aufwühlend - ein historisches Stück Zeitgeschichte, das noch in die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland hineinweist und zeigt, wie weit Menschen und auch Organisationen, hier die Geheimdienste, gehen, um "so manches nicht publik werden zu lassen". Damit ist es für mich auch ein weiterer "literarischer Stolperstein", der den Leser wachsam entlässt - nach spannenden Lesestunden und einem Einblick in die schwierige Nachkriegszeit. Ich vergebe die volle Punktezahl auf der "Histo-Couch" und 5 Sterne am Bücherfirmament, verbunden mit der Vorfreude auf den nächsten Roman von Claire Winter!

Veröffentlicht am 22.03.2018

Du kannst niemandem vertrauen

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Du kannst niemandem vertrauen

„… es gibt niemanden, dem ich diese Dinge sonst anvertrauen könnte. Und wenn Du erst alles weißt, wirst Du genau wie ich begreifen, dass die Öffentlichkeit davon erfahren ...

Du kannst niemandem vertrauen

„… es gibt niemanden, dem ich diese Dinge sonst anvertrauen könnte. Und wenn Du erst alles weißt, wirst Du genau wie ich begreifen, dass die Öffentlichkeit davon erfahren muss.“

Diese in fliegender Hast zu Papier gebrachten Zeilen an die Journalistin Vera Lessing waren das Vermächtnis ihres Kollegen Jonathan Jacobsen. Als erstklassiger Mitarbeiter des linksgerichteten Zeitungsmagazins „Echo“ wusste der geradlinige und entschlossene Endzwanziger ganz genau, auf welch gefährliche Recherchen er sich eingelassen hatte – Recherchen, die ihm letztendlich das Leben kosteten. Veras schockierte Fassungslosigkeit weicht nach der Lektüre dieses Briefes sehr rasch einer zielstrebigen Entschlossenheit, sich dieser Aufgabe zu stellen und Jonathans Arbeit fortzusetzen. Das einzige Ziel der mutigen jungen Frau besteht nun darin, herauszufinden, weshalb ihr bester Freund aus Kindheitstagen sterben musste. Unter dem Vorwand, eine Reportage über ein vermisstes deutsches Mädchen zu schreiben, folgt sie den Spuren Jonathans, wird über eine Fluchtroute nach Italien eingeschleust und ermittelt in Südtirol. Sie merkt sehr rasch, dass sie dabei in ein Wespennest sticht – und sehr bald in allerhöchster Gefahr schwebt.

Claire Winter erzählt ihren Roman in zwei Zeit- und Handlungsebenen. Während die Ereignisse um Vera Lessings Ermittlungen im Jahr 1949 in Berlin ihren Anfang nehmen, startet der Handlungsstrang der Vergangenheit in Bonn im Jahre 1948, wo eine Tochter aus gut situiertem Elternhaus ihre neue Stelle als Sekretärin im Stab Adenauers antritt. Marie Weißenburg ist ein wunderbarer, mitfühlender Mensch, wirkt naiv und unbescholten, besitzt jedoch eine große innere Stärke und Ehrlichkeit. Die Grundfesten ihres gesamten Lebens werden bis ins Innerste erschüttert, als sie erfährt, dass ihre Familie mit einer schrecklichen Lüge lebt.

Der bildhafte Schreibstil der Autorin und die hoch interessante Thematik dieses Buches haben mich auf der Stelle eingenommen. Durch den abwechselnden Fokus der Erzählung und die wechselseitige Konzentration auf Vera Lessing in der Gegenwart sowie Marie Weißenburg in der Vergangenheit wurde der Spannungsbogen permanent hochgehalten und steigerte sich gegen Ende des Buches drastisch. Die historischen Fakten zur Nazi-Vergangenheit Deutschlands wurden ausgezeichnet recherchiert und zeichnen ein erschütterndes Bild von politischen Schachzügen und der Beteiligung der Kirche hinsichtlich der Rehabilitierung und dem Schutz von Kriegsverbrechern.

Die Autorin bediente sich einer großen Anzahl handelnder Figuren, die vielschichtig und überzeugend ausgearbeitet wurden. Sie stellt ihren beiden weiblichen Protagonisten viele Nebenfiguren zur Seite, die zwar ebenso detailliert charakterisiert wurden, deren eigentliche Gesinnung und Rolle in dieser Handlung jedoch zum Teil erst allmählich offenbart wird.

Ich möchte auch die optische Aufmachung und Gestaltung hervorheben. Auf den beiden Buchinnenseiten befinden sich farbige Landkarten mit der aktuellen politischen Länderaufteilung zum Zeitpunkt der Handlung. Ein Personenregister am Ende des Buches ermöglicht dem Leser einen steten Überblick über die große Anzahl der handelnden Figuren. Ein ganz besonderes aufklappbares Lesezeichen mit Personenverzeichnis wurde dem Roman beigelegt. Der Wechsel der Handlungs- und Zeitebenen geht stets aus der jeweiligen Kapitelüberschrift durch Angabe von Ort, Zeit und jeweiliger handelnder Person sehr gut hervor und ermöglicht einen ungestörten Lesefluss und eine gute Orientierung im Buch.

Fazit: Dies war mein erster Roman von Claire Winter, der mich mit seinem brisanten Thema und den erstklassig recherchierten historischen Fakten tief beeindruckte. Ich mochte den mitreißenden Schreibstil, der mein Interesse für dieses Buch auf Anhieb weckte. Die hochgradige Spannung und die authentischen Charaktere machen dieses Buch zu einem wahren Pageturner. „Die geliehene Schuld“ hat mir ausgezeichnet gefallen – ich empfand es als richtiges „Lese-Highlight“ und freue mich bereits auf weitere Werke aus der Feder dieser Autorin.