Cover-Bild Die nicht sterben
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Penguin
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 01.03.2021
  • ISBN: 9783641263829
Dana Grigorcea

Die nicht sterben

Roman
Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2021, ausgezeichnet mit dem Schweizer Buchpreis 2022! »Ihre Prosa ist wie mit dicken Pinselstrichen gemalt, draufgängerisch, genüsslich, üppig und humorvoll.« Anne-Catherine Simon, Die PresseB. ist eine kleine Stadt in den Bergen, an der Grenze zu Transsilvanien. Eine junge, in Paris ausgebildete Künstlerin verbringt hier ihre Sommerferien in der Villa ihrer Großtante. Sie liebt die Natur, die bukolische Landschaft und das einfache Leben der Einheimischen. Was sie lange Zeit nicht wahrhaben will, sind die sozialen Abgründe, die Perspektivlosigkeit und die Verzweiflung ihrer Freunde. Das Unheil aber kommt mit dem Fund einer Leiche – übel zugerichtet vom Fürsten der Finsternis.Schaurig, tiefgründig, archaisch: Ein atemberaubend atmosphärischer Roman über Rache und Extremismus und die Sehnsucht nach der starken Hand, nach einem gestrengen, grausamen Richter – wie Dracula.

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Veröffentlicht am 24.04.2021

Dana Grigorcea - Die nicht sterben

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Nach dem Kunststudium in Paris kehrt eine Malerin zurück in ihre rumänische Heimat, wo sie wie in jedem Jahr den Sommer in der Villa der Familie in einem kleinen Ort der Walachei südlich Transsilvaniens ...

Nach dem Kunststudium in Paris kehrt eine Malerin zurück in ihre rumänische Heimat, wo sie wie in jedem Jahr den Sommer in der Villa der Familie in einem kleinen Ort der Walachei südlich Transsilvaniens zu verbringen. Die Stimmung ist wie immer ausgelassen, trotz der Klagen darüber, was die kommunistische Diktatur mit dem Land und den Menschen gemacht hatte, doch ein tragischer Unfall, bei dem eine der Besucherinnen tödlich verunglückt, bringt ungeahnte Ereignisse ins Rollen. In der Familiengruft wird eine grausame zugerichtete Leiche gefunden just auf jenem Grab, das die Insignia des berühmtesten Bewohners des Landstriches trägt: Vlad der Pfähler, der berühmte Fürsten Dracula. Nicht nur die Weltpresse ist aufgeschreckt, sondern vor allem die Familie, die nicht ahnte, welches Blut in ihren Adern fließt.

„Der Vampirbiss ist keine Strafe, wie etwa der Pfahl eine ist. Er ist die Erlösung dessen, der geknechtet, verraten und erniedrigt wurde. Her mit eurem schwachen Blut! Und dann nehmt und trinkt alle vom Blut des Fürsten. Ihr Ohnmächtigen, die ihr mächtig werden wollt. Die ist der Blutsbund derer, die für das Recht kämpfen!“

Die rumänisch stämmige Journalistin und Autorin Dana Grigorcea wurde für ihre Werke bereits vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. In ihrem Roman „Die nicht sterben“ greift sie die berühmte Sage um den blutrünstigen Vampir auf und verbindet diese sowohl mit den Erinnerungen an die Diktatur Ceaușescus wie auch mit der modernen sensationsgierigen und kapitalistischen Gesellschaft. Der Roman wie auch die Protagonistin erscheinen im Stil eines klassischen Schauerromans, der jedoch viel mehr als nur schaurigen Grusel zu bieten hat.

Immer wieder kollidieren im Roman Gegensätze. Zunächst kommt die gebildete, kunst- und kulturaffine Oberschicht aus der Hauptstadt aufs Land, wo die naturverbundene Bevölkerung mit deutlicher Geringschätzung betrachtet wird. Im Verlauf der Handlung tritt dann mehr und mehr der
sagenumwobene Fürst ins Zentrum, wobei dieser mit seinen Gräueltaten kaum schrecklicher daherkommt als der kommunistische Diktator. Die Reaktion der Öffentlichkeit auf die Entdeckung ist jedoch der mit Abstand herrlichste Part der Geschichte: es wird unmittelbar ein Dracula Park geplant, in Scharen pilgern die Touristen zur Grabesstätte und lassen sich auch gerne als Dracula-Verschnitt von der Künstlerin porträtieren während sie ihren Geschichten über die Vorfahren lauschen.

Ein Vampirroman der etwas anderen Sorte, der Gesellschafts- und Politikkritik mit Schauerelementen und einer gehörigen Portion Witz kombiniert.

Veröffentlicht am 21.03.2021

Ungewöhnlich, herausfordernd – gewollt

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Einiges abverlangt hat mir der Roman – mit seinen zahlreichen Anspielungen, Bezügen und einer Bedeutungsebene, die vieles im Unklaren und Verborgenen lässt. Besonders – und vielleicht auch besonders gewagt ...

Einiges abverlangt hat mir der Roman – mit seinen zahlreichen Anspielungen, Bezügen und einer Bedeutungsebene, die vieles im Unklaren und Verborgenen lässt. Besonders – und vielleicht auch besonders gewagt – ist aber auch die Konstruktion, der Grundgedanke, den Dana Grigorcea hervorgebracht hat: Die Geschichte des postkommunistischen Rumäniens verwebt sie mit der Saga von Vlad dem Pfähler, dem Tyrannen, auf dem die bekannte Dracula-Geschichte beruht.
Hört sich ambitioniert an? Ich es auch – möglicherweise. Vielleicht ist es aber auch ein Zuviel an Metaphorik, Verschränkungen und erhofften und geschaffenen Parallelen, das zu einer Überforderung des Gegenübers führen kann. Und genau diese Frage hat sich mir gestellt und mich während des gesamten Romans nicht mehr losgelassen: Wie sieht der ideale Leser oder die ideale Leserin für Dana Grigorcea aus, mit einem Wissen und Erfahrungsschatz, das befähigt, Bezüge in schier unbekannter Zahl auszumachen, herzustellen und so in der Lage zu sein, die losen Fäden und Stränge zusammenzuführen – und Erkennen zu befördern, vielleicht sogar Erkenntnis zu erlangen. Wer könnte das sein? Die zahlreichen fremdsprachlichen Aussagen – viele davon in Latein – erschweren diese herausfordernde Aufgabe dabei zusätzlich und mögen auf die Leserschaft als das Bemühen Grigorceas um Distinktion verstanden werden. Zumindest bei mir war das so.
Jedoch will ich nicht verschweigen, dass es auch immer wieder Passagen in dem Roman gab, die in mir dank der Wiederaufnahme des Handlungsfadens – den ich in seiner Stringenz leider häufig vermissen musste – Gefühle des Interesses, der Neugierde und sogar der Spannung hervorriefen und somit dann doch zu einer gewissen Lesefreude beitrugen. Doch allzu selten waren für mich diese Momente, als dass ich sagen könnte, die Stunden mit dem Text hätten mir tatsächlich Vergnügen bereitet.
Was ich allerdings durchaus zu schätzen weiß, ist der Ausflug in eine für mich in weiten Teilen unbekannte Geschichte und Kultur der Menschen und eines Landes, das gefühlt leider häufig weiter entfernt ist als die Geographie es zu rechtfertigen vermag. Und dazu die Sprache Grigorceas, die mich durch die Geschichte getragen hat und mir mit ihrem poetischen Klang und einer bemerkenswerten Klarheit und Kraft aus ihrer Präzision heraus weiterhin im Ohr ist.

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