Cover-Bild Dankbarkeiten
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 176
  • Ersterscheinung: 10.03.2020
  • ISBN: 9783832181123
Delphine Vigan

Dankbarkeiten

Roman
Doris Heinemann (Übersetzer)

Michka, die stets ein unabhängiges Leben geführt hat, muss feststellen, dass sie nicht mehr allein leben kann. Geplagt von Albträumen glaubt sie ständig, wichtige Dinge zu verlieren. Tatsächlich verliert sie nach und nach Wörter, findet die richtigen nicht mehr und ersetzt sie durch ähnlich klingende. Die junge Marie, um die Michka sich oft gekümmert hat, bringt sie in einem Seniorenheim unter. Der alten Frau fällt es schwer, sich in der neuen Ordnung einzufinden. In hellen Momenten leidet sie unter dem Verlust ihrer Selbstständigkeit. Doch was Michka am meisten beschäftigt, ist die bisher vergebliche Suche nach einem Ehepaar, dem sie ihr Leben zu verdanken hat. Daher gibt Marie erneut eine Suchanzeige auf, und Michka hofft, ihre tiefe Dankbarkeit endlich übermitteln zu können.
Klarsichtig und scharfsinnig zeigt Delphine de Vigan, was uns am Ende bleibt: Zuneigung, Mitgefühl, Dankbarkeit. Und zugleich würdigt sie in ›Dankbarkeiten‹ all diejenigen, die uns zu den Menschen gemacht haben, die wir sind.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.03.2020

Was am Ende wirklich zählt

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Michka ist alt geworden. Sie verliert die Wörter und ihre Selbständigkeit. Als es nicht mehr anders geht hilft ihr Marie, eine junge Frau, die Michka schon viele Jahre kennt, einen Platz in einem Heim ...

Michka ist alt geworden. Sie verliert die Wörter und ihre Selbständigkeit. Als es nicht mehr anders geht hilft ihr Marie, eine junge Frau, die Michka schon viele Jahre kennt, einen Platz in einem Heim zu bekommen. Außer von Marie bekommt Michka nun nun noch regelmäßig Besuch von dem jungen Logopäden Jérôme. Auch er schließt die alte Dame schnell in sein Herz. Michka hat noch einen Wunsch: sie möchte sich bei dem Ehepaar bedanken, dass ihr in ihrer Kindheit das Leben gerettet hat. Marie gibt eine Anzeige in der Zeitung auf, doch zunächst scheint es ein hoffnungsloses Unterfangen zu sein, die Beiden zu finden.

Delphine de Vigan erzählt mit leisen Tönen die Geschichte von Michkas Ende. Trotzdem habe ich "Dankbarkeiten" nicht als traurig empfunden. Häufig musste ich ob Michkas verdrehter Wortschöpfungen schmunzeln. Auch wenn der Tod vorkommt, geht es in diesem Buch viel mehr um das Leben, um die Bedeutung von Sprache und Dankbarkeit. Ich habe viele Denkanstöße erhalten.
Ob 160 spärlich bedruckte Seiten den Preis von 20 Euro rechtfertigen, muss jeder selbst entscheiden. Mich hat jedenfalls selten ein Buch so berührt. Manchmal braucht es nicht viele Worte, um eine Geschichte zu erzählen.

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Veröffentlicht am 26.03.2020

Wenn die Worte fehlen...

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Als ich auf dieses Buch stieß, da hatte ich das Gefühl, dass mich etwas Besonderes erwartet. Doch was ich bekam, hat meine Erwartungen übertroffen.

In der Geschichte geht es um die alleinstehende Michka, ...

Als ich auf dieses Buch stieß, da hatte ich das Gefühl, dass mich etwas Besonderes erwartet. Doch was ich bekam, hat meine Erwartungen übertroffen.

In der Geschichte geht es um die alleinstehende Michka, die spürt, dass sich etwas verändert in ihrem Leben. Albträume quälen sie und immer mehr fallen ihr Worte nicht mehr ein. Wird ihr der Umzug in ein Seniorenheim helfen?

Interessant fand ich, dass die Handlung nicht über Michka selbst dem Leser nahe gebracht wird, sondern über Jerome und Marie, die immer im Wechsel als Ich- Erzähler agieren und dem Leser aufzeigen wie stark sie sich verändert. Während Logopäde Jerome eher losen Kontakt zu Michka hat, besteht zwischen ihr und Marie eine sehr enge Bindung, da sie Marie in jungen Jahren sehr geholfen hat.

Mich hat es tief berührt zu lesen wie die Demenz bei Michka immer mehr voranschreitet und was für Einschränkungen dadurch in ihrem Leben entstehen. Das war mir vorher gar nicht so bewusst. Auch zeigt es, dass die Veränderungen nicht nur nahen Verwandten auffällt, sondern auch Fremden. Auch mochte ich das Einflechten von Michkas Vergangenheit sehr, da man spürt wieviel sie bereits durchgemacht hat und jetzt noch durchmachen muss.

Ebenso musste ich an meine Eltern denken, die zwar derzeit noch nicht in dem Alter sind, dass sie daran leiden könnten, aber ich würde mir nach dieser Lektüre wünschen, dass sie genau dieses Schicksal nicht ereilt.

Gut fand ich zudem, dass die Autorin auch den Nebenfiguren Raum gibt.

Der Autorin gelingt es mit diesem Buch sehr intensiv das Schicksal einer Demenzkranken aufzuzeigen und das nicht abschätzend oder abwertend, sondern mit einer direkten, ansprechenden Sprache, die berührt und wachrüttelt. Man spürt die Wichtigkeit dieses Themas und dass man viel Einfühlungsvermögen und Verständnis für die Betroffenen benötigt.

Das Ende hatte ich so nicht kommen sehen. Geschockt musste ich die Lektüre daher sacken lassen, bevor ich dazu nun etwas schreiben konnte.

Fazit: Ein Roman, der mich emotional gepackt und einige Tränen eingefordert hat. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Eine Bereicherung im Bücherregal.

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Veröffentlicht am 24.03.2020

Ein rührendes Buch!

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Ein ganz großes Buch, welches uns Einblicke in das Vergessen gibt, in die Emotionalität des Älterwerdens und uns die Augen öffnet für die kleinen Dinge, die manchmal so schmerzlichen.
Ich habe bei diesem ...

Ein ganz großes Buch, welches uns Einblicke in das Vergessen gibt, in die Emotionalität des Älterwerdens und uns die Augen öffnet für die kleinen Dinge, die manchmal so schmerzlichen.
Ich habe bei diesem Buch die ein oder andere Träne verdrückt und bin sprachlos mit welcher Sanftheit und dennoch sprachlichen Stärke uns die Schriftstellerin beglückt. Ein wahnsinnig tolles Buch!

Veröffentlicht am 19.03.2020

Was am Ende bleibt

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Michka ist alt geworden. Bisher kam sie noch ganz gut alleine zurecht, doch seit einiger Zeit lässt das Gedächtnis nach – sie verliert und verwechselt Wörter und kann sich nicht mehr richtig ausdrücken. ...

Michka ist alt geworden. Bisher kam sie noch ganz gut alleine zurecht, doch seit einiger Zeit lässt das Gedächtnis nach – sie verliert und verwechselt Wörter und kann sich nicht mehr richtig ausdrücken. Als sie dann infolge häufiger Stürze ans Haus gefesselt ist, verliert sie auch noch sämtliche sozialen Kontakte. Ein Glück, dass es die junge Marie gibt, die als Kind oft von Michka betreut wurde. Sie kümmert sich rührend um sie und hilft ihr, einen Platz im Seniorenheim zu bekommen. Über die Monotonie des dortigen Alltags, ihre Ängste und nächtlichen Albträume helfen ihr die regelmäßigen Besuche des jungen Logopäden Jérôme, zu dem sie sehr rasch Vertrauen fasst. Ihm vertraut sie auch an, dass sie dem Ehepaar, das ihr während des Krieges das Leben gerettet hat, solange es noch möglich ist ihre Dankbarkeit ausdrücken möchte. Marie bemüht sich schon lange darum die Leute zu finden, doch ohne genauen Namen und Adresse ein schwieriges Unterfangen – nun erhält sie Hilfe von Jérôme …

Delphine de Vigan ist eine französische Schriftstellerin. Sie wurde 1966 in Paris geboren und lebt heute noch mit ihren beiden Kindern in dieser Stadt. Neben ihrer Tätigkeit an einem soziologischen Forschungsinstitut hat sie seit 2001 mehrere Romane veröffentlicht, für die sie einige bedeutende französische Literaturpreise erhielt.

„Dankbarkeiten“ ist ein unglaublich berührendes Buch, das zum Innehalten und Nachdenken anregt. Es greift Themen auf, mit denen wir alle früher oder später konfrontiert werden. Zeigen wir denen, die uns zu dem gemacht haben was wir sind, wirklich unsere Dankbarkeit und Zuneigung oder warten wir damit, bis es eines Tages zu spät ist? Sollte man mit seiner Vergangenheit ins Reine kommen, um in Ruhe in die Zukunft blicken zu können? Wie kann man in Würde altern, wenn einem Körper und Geist im Stich lassen?

Doch nicht nur Trauriges und Bedrückendes, sondern auch Hoffnung und Zuversicht ist aus den Zeilen zu lesen. Der Schreibstil ist, wie von der Autorin gewohnt, außerordentlich intensiv und mitreißend. Die drei Protagonisten, aus deren Perspektive jeweils berichtet wird, sind sehr sympathisch und ihre Handlungen jederzeit nachvollziehbar. So erfährt der Leser auch Begebenheiten aus deren Kindheit und Jugendzeit, die ihr ganzes späteres Leben prägen werden.

Fazit: Ein großartiges Buch, das berührt und aufrüttelt – meine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Aufwühlend und gewohnt brilliant

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Michka war eine stets unabängige und selbstständige Frau. Doch im Alter verliert sie immer mehr die Möglichkeit sich auszudrücken. Die Wörter entfallen ihr zusehends, sie findet die richtigen nicht mehr ...

Michka war eine stets unabängige und selbstständige Frau. Doch im Alter verliert sie immer mehr die Möglichkeit sich auszudrücken. Die Wörter entfallen ihr zusehends, sie findet die richtigen nicht mehr und ersetzt sie deshalb durch ähnlich klingende. Als sie dann auch noch immer öfter stürzt, muss sie in ein Altenheim ziehen, ihre einzigen Besucher sind ihre Ziehtochter Marie und ihr Logopäde Jérome. Geplagt von Alpträumen steigt ihre Angst vor der Zukunft und vollends die Kontrolle über ihre Sprache zu verlieren, bevor sie ihren letzten Wunsch umsetzen konnte. Sie wurde als kleines Mädchen von einem ihr unbekannten Ehepaar versteckt und beschützt, doch sie hatte nie die Gelegenheit ihnen zu danken. Dieses Versäumnis nagt sehr an ihr und setzt ihr merklich zu.

Delphine de Vigan hat mit "Dankbarkeiten" wieder ein sehr berührendes Buch geschaffen. Es gelingt ihr meisterhaft auf nur wenigen Seiten ein Gefühl beim Leser entstehen zu lassen. Mit jedem Wort, jedem Satz zerreist mein Herz ein bisschen mehr. Michka verliert nach und nach die Kontrolle, sie hat Angst und versucht alles mögliche um sich ein selbstbestimmtes Ende zu ermöglichen. Der Leser verfolgt Michkas Weg bis zum Ende, ihre Verzweiflung war für mich greifbar und innerlich spürbar. Sie hat mich zutiefst berührt, die tiefe Leere die sich in ihr ausbreitet hat mich zu Tränen gerührt. Auch Marie und Jérome fand ich tief berührend. Ihr Versuch, die alte Frau aufzumuntern, ihr ihre Sprache zurückzugeben und wie sie sich um sie Sorgen. Sie haben eigene Dinge zu bewältigen und fühlen sich doch irgendwie mit Michka verbunden, sie hat einen Platz in ihrem Herzen erhalten.

Delphine de Vigan hat einen einzigartigen Schreibstil, kein Autor/keine Autorin berührt mich mit ihren Büchern so sehr wie sie. Mit nur wenigen Worten schreibt sie sich in mein Herz und nach nur einer Seite nehmen mich ihre Geschichten gefangen. Nie behandelt sie einfache Themen und auch hier sind Themen wie das Vergessen, nicht bewältigte Situationen aus der Vergangenheit, verpasste Möglichkeiten, vertane Chancen keine einfache Kost. Doch de Vigan meistert diese so gekonnt, dass trotz all der Trauer, diebeim Leser aufkommt, die Verzweiflung nie die Oberhand gewinnt. Trotz allem wird auch Hoffnung vermittelt, dass am Ende alles gut ausgehen kann. Auch wenn Michka zunehmend resigniert, gelingt es ihr zu hoffen, dass sie ihr letztes Danke noch aussprechen kann.

"Dankbarkeiten" ist ein Appell Danke zu sagen. Danke für Kleinigkeiten, Danke für Wichtiges, Danke für Unwichtiges, ein Danke das man wirklich so meint, das einen mit anderen verbindet und das es einem ermöglicht am Lebensende vielleicht zufrieden auf die Vergangenheit blicken zu können. Es ist ein unglaublich menschliches Buch, das trotz schwieriger Themen den Leser zum Lachen bringt ohne zu gewollt zu wirken. Es ist ein einzigartiges Buch, berührend, emotional und gewohnt brilliant geschrieben.