Cover-Bild Loyalitäten
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10,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 174
  • Ersterscheinung: 10.03.2020
  • ISBN: 9783832165031
Delphine de Vigan

Loyalitäten

Roman
Doris Heinemann (Übersetzer)

Der 12-jährige Théo ist ein stiller, aber guter Schüler. Dennoch glaubt seine Lehrerin Hélène, besorgniserregende Veränderungen an ihm festzustellen. Doch keiner will das hören. Théos Eltern sind geschieden und mit sich selbst beschäftigt. Der Junge funktioniert und kümmert sich um die unglückliche Mutter und den vereinsamten Vater. In ihren Augen ist also so weit alles gut. Doch Théo trinkt heimlich, und nur sein Freund Mathis weiß davon. Der Alkohol wärmt und schützt ihn vor der Welt. Eines Tages wird ihn der Alkohol ganz aufsaugen, das weiß Théo. Doch wer sollte ihm helfen? Hélène, seine Lehrerin, würde es tun, doch wie soll das gehen, ohne dass er die Eltern verrät? Mathis beobachtet das alles voller Angst. Zu gerne würde er sich seiner Mutter anvertrauen, aber Théo ist sein einziger Freund. Und einen Freund verrät man nicht. Außerdem würde er damit auch demjenigen in den Rücken fallen, der den Minderjährigen den Alkohol besorgt. Und der ist es, der das gefährliche Spiel in dem schneebedeckten Park vorschlägt, bei dem Théo bewusst den eigenen Tod in Kauf nimmt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2023

wie weit darf Loyalität gehen ?

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Dieses Buch ist mein erstes Buch der Autorin Delphine de Vigan, aber es wird defintiv nicht mein letztes sein. ich habe selten ein Buch gelesen, das so eindringlich gesellschaftliche Aspekte kritisch beleuchtet ...

Dieses Buch ist mein erstes Buch der Autorin Delphine de Vigan, aber es wird defintiv nicht mein letztes sein. ich habe selten ein Buch gelesen, das so eindringlich gesellschaftliche Aspekte kritisch beleuchtet wie dieses und dabei eine hohe litherarische Qualität aufweist.

" Wie wichtig ist eine funktionierende Familie und welche Konsequenzen drohen, wenn dies nicht so ist? "Dieser Frage geht dieses Buch nach in dem es eine Geschichte schildert, die aus der Sicht verschiedener Personen erzählt wird. Wie verhalten sich Kinder, die zwischen ihren Eltern hin und her gerissen werden und auf deren Schultern die Konflikte einer Ehe oder die einer gescheiterten Ehe ausgetragen werden ?

Ich habe oft den Atem angehalten beim Lesen dieses Buches und mich gefragt, wie können Eltern ihre Probleme , die sie mit dem Partner haben , auf ihre Kinder übertragen, sie zu Komplizen ihrer Unfähigkeit machen und von ihnen erwarten, sich zwischen der Liebe beider Elternteile zu entscheiden. Kinder lieben beide Elternteile, egal was sie gemacht haben, sie sind loyal bis zur Selbstaufgabe und welche Konsequenzen daraus entstehen können und welche Qual dies für die Kinder bedeutet, schildert dieses Buch.

Durch die Sicht verschiedener Personen in diesem Buch, wird die Vielschichtigkeit von Loyalität sichtbar, die sich auch auf Lehrer und Freunde ausweiten kann und wie leicht es ist Dinge zu vertuschen, die der gesellschaftlichen Norm nicht entsprechen und daher nicht sichtbar gemacht werden dürfen. Doch irgendwo brauchen diese Personen ein Ventil, um den Druck, den sie empfinden zu mindern. Sie brauchen Vertraute mit denen sie reden können, Freunde oder allen voran die Eltern. Wenn diese Möglichkeit nicht gegeben ist , wird der Druck so groß, dass er zu einer Gefahr wird .

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Veröffentlicht am 09.12.2021

Unausgesprochenes bindet

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Théos Geschichte ist aufwühlend, erschreckend und gleichzeitig so menschlich. Ich fliege nur so durch die Seiten, hoffe inständig, irgendjemand möge doch einschreiten. Irgendjemand möge sich gegen all ...

Théos Geschichte ist aufwühlend, erschreckend und gleichzeitig so menschlich. Ich fliege nur so durch die Seiten, hoffe inständig, irgendjemand möge doch einschreiten. Irgendjemand möge sich gegen all seine Konventionen und Bedenken, dieses Kindes annehmen...

Delphine de Vigan zeigt Théos Leben mit schonungslosem Blick und weckt gleichzeitig Verständnis für all die Verfehlungen der Erwachsenen. Jeder ist gebunden in seinem System, gehorcht den unausgesprochenen Regel, muss Zugeständnisse machen, damit das Leben weiter funktioniert.

Ich werde Zeuge, wie Théo sich immer mehr Aufgaben auflädt, um all die Erwartungen zu erfüllen - um ein guter Sohn zu sein, ein guter Schüler, ein guter Freund – alles, um geliebt zu werden. Alles, um die Eltern vor sich selbst zu schützen.

Er stellt sie lange Zeit zufrieden, die Menschen um ihn herum, hat Antworten auf ihre Fragen, kann ihr Misstrauen zerstreuen ... solange bis seine Kraft am Ende ist.

Nach der Lektüre bleibe ich sehr nachdenklich zurück. Was bürden wir unseren Kindern auf? Wie verstricken wir sie in unsere Probleme und Ängste? Welchen großen Einfluss hat all das Unausgesprochene? Wie schaffen wir es, die Kinder zu schützen, wenn das Leben all unsere Energie bindet?

Das Buch mutet fast wie eine Sozialstudie an, zeigt die Fehler der Systeme auf, aber verurteilt nicht. Wieder sind es die unhörbaren Hilferufe eines Kindes, die verkannt werden und selbst die, die hellhörig werden, sind dem System verpflichtet und müssen sich gut überlegen, ob sie gegen die Vorschriften verstoßen.

Die Geschichte zeigt, dass Eltern, Lehrer, Erwachsene... Menschen sind und dass Menschlichkeit fehlbar ist. Doch es rüttelt wach. Fordert auf, auf seinen Instinkt zu hören und nicht den einfache Ausreden zu glauben, wo es Auffälligkeiten gibt. Unsere Kinder dürfen wir nicht unseren Loyalitäten und unserer Bequemlichkeiten opfern.

Danke, Delphine de Vigan, fürs Wachrütteln.

Fazit: Must-Read! Ein Buch, das an die Substanz geht und gleichzeitig aufrüttelt: Wir tragen die Verantwortung für unser Leben und unsere Kinder - Lasst unsere Kinder, sich nicht zuständig für unsere Aufgaben fühlen!

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Intensiv und unter die Haut gehend

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Inhalt:
Jugendliche, die sich unbeaufsichtigt treffen und dabei riskante Trinkspiele spielen, Erwachsene, die sich nicht um sich selber, geschweige denn um ihre Kinder kümmern, Menschen, die Geheimnisse ...

Inhalt:
Jugendliche, die sich unbeaufsichtigt treffen und dabei riskante Trinkspiele spielen, Erwachsene, die sich nicht um sich selber, geschweige denn um ihre Kinder kümmern, Menschen, die Geheimnisse voreinander haben, Gewalt und Alkoholmissbrauch erlebt haben, Selbstgespräche führen, aber nicht miteinander sprechen... Loyalitäten ist kein Buch für schwache Nerven und erzählt auf wenigen Seiten eine intensive Geschichte voller Traurigkeit und Schmerz.

Meine Meinung:
Daniela vom Blog readeatlive.wordpress.com hat mir dieses Buch geschenkt, weil ich nach dem Lesen ihrer Rezension so begeistert war und das Buch unbedingt ebenfalls lesen wollte. Heute Nachmittag habe ich mich auf unser Sofa gekuschelt und mich in diese intensive, manchmal unangenehme und unter die Haut gehende Geschichte verkrochen.
"Loyalitäten" wird einerseits aus der Sicht der Lehrerin Hélène und der Mutter Cécile, die beide keine einfache Kindheit hatten, erzählt und setzt andererseits die Jugendlichen Théo und Mathis ins Zentrum. So entspinnt sich nach und nach eine Geschichte, die ihren ganz eigenen Sog entwickelt und obwohl sie manchmal emotional ein wenig distanziert bleibt, werden doch äusserst intensive, brutale und schmerzhafte Szenen geschildert. Ich war aber beim Lesen äusserst froh, dass nicht auf die Tränendrüse gedrückt wird, sondern dass sich die Handlung auf natürliche Art und Weise nach und nach entblättert und dabei äusserst unschöne Seiten unserer Gesellschaft aufzeigt.
Neben dem kompletten Versagen von Eltern und Paaren hat mich vor allem Hélènes Sicht auf die Dinge fasziniert. Als Lehrerin bemerkt sie früh, dass es Théo nicht gut geht und setzt alle Hebel in Bewegung, um seinem Geheimnis auf die Schliche zu kommen und ihm zu helfen. Sie rennt dabei aber gegen Mauern und ihre Ohnmacht und die unsinnigen Regeln eines die Täter und Untätigen schützendes Systems sind kritisch und realistisch dargestellt.

Meine Empfehlung:
Ich bin komplett begeistert und immer noch total glücklich, dieses Buch bekommen zu haben. Es hat mir einen spannenden und intensiven Lesenachmittag beschert und ich lege es euch - inklusive Triggerwarnung - ans Herz.

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Veröffentlicht am 18.03.2020

Erschütternd und bewegend

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Theo ist ein 12-jähriges Scheidungskind. Soweit teilt er das Schicksal vieler Kinder, doch seine Eltern reden überhaupt nicht mehr miteinander, zerrütteter könnte eine „Familie“ nicht sein und jede Woche ...

Theo ist ein 12-jähriges Scheidungskind. Soweit teilt er das Schicksal vieler Kinder, doch seine Eltern reden überhaupt nicht mehr miteinander, zerrütteter könnte eine „Familie“ nicht sein und jede Woche lebt er bei einem anderen. Sein depressiver Vater hat seine Arbeit verloren und Theo muss den Schein der Normalität aufrecht erhalten. Und auch seine Mutter ist verbittert, lässt Theo nach einer Woche bei seinem Vater ihre Launen an ihm aus…Der Druck auf den Jungen steigt und er sucht sich einen Ausweg. Mit seinem Freund Mathis trinkt er in der Schule Alkohol, um zu vergessen und sich leicht zu fühlen. Das bleibt nicht folgenlos und wird von einer Lehrerin bemerkt.

Ein bewegender Roman, der zeigt, wie Kinder die bedingungslose Loyalität gegenüber ihren Eltern leben – komme was will. Sie können dabei selbst unter die Räder kommen und kaum einer merkt etwas. Entweder sind die Erwachsenen zu sehr mit sich selbst beschäftigt, nehmen Symptome/Auffälligkeiten nicht ernst oder sie trauen sich nicht gegen einen möglichen Widerstand anzugehen. Ja, es mag sein, dass die betroffenen Eltern nicht gerne hören, dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmt, aber im Sinne des Kindes ist es besser einfach nicht locker zu lassen, denn manche Abwärtsspirale ist vielleicht irgendwann nicht mehr rückgängig zu machen.

Das Verhalten der sogenannten Eltern hat mich wütend und sprachlos zugleich gemacht. Das gemeinsame Kind kann man doch nicht so zum Spielball machen und so blind für dessen Gefühlswelt werden. Beim Vater ist es vielleicht noch irgendwie zu verstehen, denn Depressionen sind so, aber die im Vergleicht gesunde Mutter müsste doch etwas merken und – im Sinne ihres eigenen Sohnes handeln.

Auch die Loyalität zwischen Freunden ist ein zentrales Thema. Wie lange macht man bei Aktionen, die einen selbst nicht überzeugen mit, wie lange deckt man den Freund und wann ist es Zeit die Notbremse zu ziehen? Was ist Loyalität und wo beginnt die „falsche“ Loyalität?
Lehrerin Helene, die eine alles andere als schöne Kindheit hatte, versucht Theo zu helfen und gerät selbst ins Straucheln und auch Mathis Mutter beäugt -aufgrund ihrer Vergangenheit- die Freundschaft ihres Sohnes zu Theo kritisch.

Aus verschiedenen Perspektiven schildert die Autorin die Geschichte, sodass der Leser zahlreiche Blickwinkel einnehmen kann und ein unheimlicher Sog entsteht, der den Leser vorantreibt, sodass ich das dünne Buch binnen eines Tages gelesen hatte. Man fiebert und hofft einfach mit. Manchmal möchte man die Figuren schütteln und anschreien, dass sie endlich mal richtig hinsehen sollen. Das Thema als solches, aber auch die zwischenmenschlichen Beziehungen sind interessant dargestellt.

Auch diesen aufwühlenden Roman aus der Feder der – aus meiner Sicht begnadeten Autorin – kann ich daher nur empfehlen. Man fragt sich auch selbst, wie man reagieren würde, ob man vielleicht schon stumme Hilfeschreie nicht gehört hat…Es ist ein dünnes Buch, aber eines mit einer unglaublichen Wucht.

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