Cover-Bild Hannerl und ihr zu klein geratener Prinz
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kremayr & Scheriau
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 20.09.2021
  • ISBN: 9783218012652
Dolores Schmidinger

Hannerl und ihr zu klein geratener Prinz

Wir schreiben das Jahr 1938. Bei der „Gewerkschaft der Arbeiter im Lebens- und Genussmittelgewerbe“ treffen die quirlige Sozialdemokratin Johanna Deweis, die ihre Karriere fest im Blick hat, und der linkische Erzkatholik Josef Schmidinger, der sich als Tenor auf den Bühnen der Welt wähnt, aufeinander. Trotz aller Unterschiede kommt sich das ungleiche Paar näher – aber ob diese Verbindung auf Dauer gutgehen kann? Schauspielerin und Kabarettistin Dolores Schmidinger taucht mit dem ihr eigenen fatalistischen Humor in die (Un-)Tiefen ihrer Familiengeschichte ein und entwirft ein Panoptikum an eigenwilligen Charakteren: Freigeister und Revoluzzer, Genussmenschen und Selbstverleugnerinnen, glühende Nationalsozialisten und bigotte Mitläufer. Entlang der Lebenslinien ihrer Eltern und Großeltern liefert Schmidinger eine mit spitzer Feder geschriebene Parabel darauf, wie Lebensträume am Alltag zerschellen, Frauen sich (noch immer) für Männer klein machen – und nicht zuletzt darüber, wie Mitläufertum in Zeiten einer Diktatur zum Normalfall wird.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.11.2021

Der Prinz, der keiner war

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Wenn man das Buch in die Hand nimmt und den Klappentext liest, denkt man an eine lustige, unterhaltsame Geschichte! Doch es ist nicht so. 1913 Ist Barbara, eine etwas naive und unattraktive Frau die zu ...

Wenn man das Buch in die Hand nimmt und den Klappentext liest, denkt man an eine lustige, unterhaltsame Geschichte! Doch es ist nicht so. 1913 Ist Barbara, eine etwas naive und unattraktive Frau die zu sexuellen Handlungen benutzt und schwanger wird. Sie heiratet und bringt 1914 Johanna genannt Hannerl zur Welt. Diese wächst von der Mutter lieblos behandelt auf und entwickelt eine überdurchschnittliche Intelligenz. Doch in einer Zeit, wo Frauen nichts zu sagen hatten, hat sie es schwer, beruflich Fuß zu fassen.
Dieses Buch handelt auch von Kindesmisshandlungen, die damals zum guten Ton gehörten und erwünscht waren. Denn nur ein gebrochenes Kind wird ein guter Mensch. Auch das Thema sexueller Missbrauch wird nicht verschwiegen. Dies ist ein Buch, was sich in allen Bereichen von der Norm abhebt, ohne jedoch voyeuristisch zu wirken. Es ist mal eine ganz andere Autobiografie, als die man sonst kennt. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 21.11.2021

Vom Prinzen zum Ekel

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Betroffen und traurig bleibt man als Leser nach dieser Lektüre zurück. Es ist der Bericht einer Frau, die als Kind im häuslichen Umfeld missbraucht wurde. Immer wieder ein so furchtbares Thema, an Widerlichkeit ...

Betroffen und traurig bleibt man als Leser nach dieser Lektüre zurück. Es ist der Bericht einer Frau, die als Kind im häuslichen Umfeld missbraucht wurde. Immer wieder ein so furchtbares Thema, an Widerlichkeit kaum zu überbieten. Es macht wütend und zugleich sprachlos, wie derlei Verbrechen von der Familie geduldet werden und wurden. Welche Mutter kann ertragen, dass ihrem Kind solche Wunden an Körper und Seele zugefügt werden?

Ein Bericht, der noch sensibler für das Thema Kindesmissbrauch machen und aufrütteln sollte.

Ein lesenswerter historischer Roman mit einem bitteren Beigeschmack.

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Veröffentlicht am 09.10.2021

"Töchter können mehr"

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Dolores Schmidinger ist eine österreichische Schauspielerin und Kabarettistin, die bereits mehrere Bücher geschrieben hat. Dieses hier, ist die Familiengeschichte ihrer Mutter Johanna Deweis.

Die Autorin ...

Dolores Schmidinger ist eine österreichische Schauspielerin und Kabarettistin, die bereits mehrere Bücher geschrieben hat. Dieses hier, ist die Familiengeschichte ihrer Mutter Johanna Deweis.

Die Autorin lässt uns Leser in das Jahr 1938 zurückreisen, in dem sich für Österreich und seine Bewohner einiges ändert: Österreich hört auf zu existieren und wird als Ostmark Teil von Nazi-Deutschland.

Auch das Leben der jungen Sozialdemokratin Johanna Deweis wird auf den Kopf gestellt. Sie lernt den linkischen, erzkatholischen Josef Schmidinger kennen, der glaubt, ein neuer Caruso zu sein.

Dolores Schmidinger taucht tief in die Familiengeschichte ihrer Mutter Johanna ein, die als lediges Kind geboren wird, in einer Zeit, in der das in der bäuerlichen Gesellschaft des niederösterreichischen Waldviertels als schwerer Makel gilt. Barbara, Dolores‘ Großmutter, entflieht der dörflichen Enge und lässt das Hannerl in der Obhut der bäuerlichen Familie, während sie in Wien eine Ausbildung als Krankenschwester macht. Später wird sie dann Ignaz Deweis heiraten und mit ihm den gemeinsam Sohn Fredi haben. Das Verhältnis Barbara zu Hannerl wird nie sehr liebevoll sein. Der Stiefvater, ein überzeugter Sozialdemokrat, nimmt Hannerl zu den Versammlungen mit. Auf einer dieser Versammlungen wird sie, wie oben erwähnt, den Josef Schmidinger kennenlernen.

Meine Meinung:

Wer Dolores Schmidinger kennt, wird wissen, dass sie mit dem ihr eigenen fatalistischen Humor, ihre Herkunftsgeschichte aufarbeitet. Wir begegnen auf dieser Reise zahlreichen skurrilen Charakteren, die auch heute noch so, oder ähnlich anzutreffen sind.

Schmidinger zeigt mit spitzer Feder auf, wie Lebensträume am enervierenden Alltag scheitern, wie Frauen an gläserne Decken stoßen und sie sich - oft, um des lieben Friedens willen - klein machen (müssen). Da ist es nicht verwunderlich, dass Dolores Schmidinger eines ihrer Programme „Töchter können mehr“ nennt.

Sehr interessant ist auch ihre Sicht auf die begeisterten Anhänger des NS-Regimes und deren bigotte Mitläufer.

Fazit:

Ein interessanter Einblick in die Familiengeschichte der Dolores Schmidinger, der ich 4 Sterne gebe.