Raffiniert und bissig schreibt die Bestsellerautorin Doris Knecht über das Leben als Frau, über Freundschaft und über Sinn und Unsinn der romantischen Liebe.
Zum ersten Mal seit vielen Jahren fühlt sie sich wieder frei: Die Kinder sind ausgezogen, in ihrem Dasein zwischen Großstadt und Landleben breitet sich Ruhe aus. Doch dann wird ihre Wohnung von ihrer Schwester besetzt, es droht ihr ein Zahn auszufallen und sie wird mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert. Während sich das eher marginale gesundheitliche Dilemma zu einer kleinen existenziellen Krise auswächst, trifft sie im Supermarkt einen Mann von früher wieder: Friedrich. Eine Begegnung, die sie vor eine Frage stellt, mit der sie sich eigentlich nicht mehr beschäftigen wollte: Ist sie bereit für eine weitere Liebesbeziehung? Oder besser gesagt: Ist sie bereit, ihr gutes Leben zu teilen, ihre innere Zufriedenheit zu riskieren, schon wieder? Ein moderner Roman über das Leben als Frau, der das ewige Primat der romantischen Liebe infrage stellt – unverbittert, witzig, lebensklug
Der Titel des Romans, Ja, nein, vielleicht, hat mich angesprochen. Ich dachte, da kann sich wohl jemand schlecht entscheiden.
Es ist ein Roman , mit schönen Sätzen und gutem ...
Doris Knecht kann erzählen
Der Titel des Romans, Ja, nein, vielleicht, hat mich angesprochen. Ich dachte, da kann sich wohl jemand schlecht entscheiden.
Es ist ein Roman , mit schönen Sätzen und gutem Konzept.
Es beginnt mit dem Besuch des Zahnarztes der Protagonistin.
Später gibt es noch einen ausführlichen Bericht von Paradonthosebehandlung.
Die Protagonistin meint das sie alt ist, sie ist schon weit über fünfzig Jahre alt.
Sie schreibt an einem Roman.
Sie erzählt von ihren Empfindungen, mit satirischen Flair.
Auf dem Land besitzt sie ein Häuschen an einem Fluss. Dann kommt ein gro0es Hochwasser, Sie merkt wer ihre wahren Freunde sind und auch die Nachbarn fassen mit an, um ihre Habe zu sichern.
Sie hat auch noch eine Wohnung in der Stadt, in der sie ihre Schwester kurz wohnen lässt.
Es macht Spaß diese tollen Sätze zu lesen.
Der Stil ist faszinierend, ausdrucksstark und humorvoll.
Es ist lesenswert und erheiternd.
"Es ist nicht so, dass mir meine Endlichkeit nicht bewusst ist. Ich werde sterben, ich weiß das, das Leben, das vor mir liegt, ist kürzer, vielleicht sehr viel kürzer als das Leben, das ich schon gelebt ...
"Es ist nicht so, dass mir meine Endlichkeit nicht bewusst ist. Ich werde sterben, ich weiß das, das Leben, das vor mir liegt, ist kürzer, vielleicht sehr viel kürzer als das Leben, das ich schon gelebt habe. Das Leben, das vor mir liegt, ist zwar immer noch von einem gewissen Aufbruch bestimmt, von Träumen und Zielen, aber auch von Abschieden, kleinen und entscheidenden: von Menschen, von Träumen, vom Jungsein, von Plänen, die ich nicht mehr umsetzen werde."
Alles beginnt damit, dass ihr Zahnarzt der namenlosen Ich-Erzählerin mitteilt, dass ihr Zahn kaputt und nicht mehr zu retten ist. Eigentlich war die Protagonistin, die neben ihrer Stadtwohnung auch ein Haus auf dem Land hat, in das sie sich zum Schreiben zurückzieht (das liest sich irgendwie autobiographisch anmutend), bisher recht zufrieden mit ihrem momentanen Leben. Vom Partner seit 10 Jahren getrennt, die beiden Kinder aus dem Haus, lebt sie mit ihrem Hund und vielen guten Freund*innen ein angenehmes Leben, ist gesund und fit. Doch plötzlich wird sie sich ihrer Sterblichkeit deutlich bewusst und denkt über ihr Leben nach.
Dass ihre beste Freundin Therese nun Eddie heiraten möchte, gibt ihr ebenfalls viel Stoff zum Nachdenken. Und ausgerechnet jetzt trifft sie im Supermarkt auch Friedrich wieder, einen Mann, mit dem sie in jüngeren Jahren mal eine kurze Beziehung hatte. Und sie beginnt sich zu fragen, ob sie es wagen soll, sich nochmal auf die Liebe, auf einen Mann einzulassen.
"Verliebtheit dagegen: Sie stürzt mich in die maximale Unsicherheit, jedes Mal. Jedes Mal beginne ich unmittelbar, an mir zu zweifeln, an meinem Aussehen, meinen Zähnen, an der Form und der Länge meiner Beine, der Art, wie ich mich anziehe, ob ich mehr Kleider tragen, mich überhaupt weiblicher kleiden sollte. Dinge wie die Flecken auf meiner Haut, die die meiste Zeit nur für mich sichtbar sind, werden für die fremden Augen plötzlich auffällig. Alles an mir ist ausgestellt, dem Geschmack eines einzigen Betrachters ausgeliefert, das Tor ist geöffnet für das Urteil dieses Betrachters, ich selber öffne das Tor und lade zum Urteil ein. Ich frage mich, ob es Frauen, Liebende überhaupt gibt, bei denen dieses Tor geschlossen bleibt, die dem fremden Blick souverän standhalten, ihn nicht zu ihrem eigenen machen, einen Blick, der misst, wiegt, vergleicht, zerfleischt. Ob nur ich so auf mich schaue, gespiegelt in den Augen des anderen, projiziert in den anderen. Ich bin noch lange nicht aus therapiert, noch immer nicht erwachsen, das wird mir klar, wenn ich wieder die Panik spüre, in die das Urteil anderer mich noch immer zu versetzen imstande ist."
"Ein Mann, den es nicht gibt, kann dich nicht enttäuschen, nicht quälen, nicht kränken."
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"Ein Mann, den es nicht gibt, kann dir nicht das Gefühl geben, dass ein altes Fahrrad wichtiger ist als du und deine Sorgen."
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"Man muss nur aufpassen, dass ist diesen Mann nicht gibt, das ist alles."
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Wenn es den Mann nicht gibt, kannst du einfach dein gutes altes Leben weiterleben, an dem nichts auszusetzen ist, nämlich gar nichts..."
Doris Knecht kenne und liebe ich schon immer für ihre feinsinnige Beobachtungsgabe, für ihren gleichermaßen humorvollen wie tiefgründigen Schreibstil. Das macht auch diesen eher leisen, nachdenklich stimmenden Roman aus.
"Dieser Satz mit der Komfortzone, die man unbedingt verlassen müsse: Ich will da nicht mehr raus. Ich habe meine Komfortzone oft genug verlassen, als ich jünger war, es war sehr anstrengend, mir reicht's jetzt. Es war oft lohnend und manchmal nicht, oder vielleicht eher umgekehrt. Ich bleibe jetzt lieber im sicheren Warmen. Wenn ich es verhindern kann, gehe ich da nicht unbedingt wieder hinaus. Es bricht sowieso immer etwas Unkontrollierbares in diese Komfortzone ein..."
"Ich glaube, dass die romantische Liebe schädlich für mich ist, nicht nur für mich, für die meisten Frauen, sie schwächt uns, sie gaukelt uns eine falsche Sicherheit vor, sie raubt uns unsere Freiheit und Unabhängigkeit "
Ich kann „Ja, nein, vielleicht“ jedem empfehlen, der ruhige, nachdenkliche Bücher mögen, die viel Stoff zum Nachdenken (über das Leben, die Liebe; Freiheit und Beziehungen) bieten. Ein kluger, scharfsinninger Roman, der mich begeistert hat.
Die Protagonistin im Roman von Doris Knecht ist Ende 50 und hat verschiedene Baustellen. Erst mal hat sie große Zahnprobleme und der Zahn, der droht auszufallen, steht sinnbildlich für den eigenen Zerfall ...
Die Protagonistin im Roman von Doris Knecht ist Ende 50 und hat verschiedene Baustellen. Erst mal hat sie große Zahnprobleme und der Zahn, der droht auszufallen, steht sinnbildlich für den eigenen Zerfall und die Endlichkeit. Also nimmt sie den Kampf auf und sieht eine Paradontosespezialistin in der Stadt. Gar nicht so einfach, wenn die Stadtwohnung zeitgleich von der eigenen Schwester belagert wird und als sie klingelt, macht ihr ein unbekannter Mann auf und lässt sie nicht rein. Die Protagonistin lebt auf dem Land, ist geschieden, ihre Kinder sind ausgezogen und sie fragt sich immer wieder wie es nun weitergehen soll. Zufällig trifft sie auf Friedrich, mit dem sie jungen Jahren zusammen war. Irgendwie ist da noch was zwischen den Beiden und die Protogonistin sitzt wie ein verliebter Teenager vor dem Telefon und wartet auf eine Nachricht von Friedrich… Ich mag den lockeren Schreibstil der Autorin, die Selbstironie und die kritischen Fragen, die sie über das Leben stellt.
Doris Knecht hat es wieder getan, einen Roman geschrieben, der wie ein Perpetuum Mobile der Gedanken funktioniert. Eigentlich schade, dass ihr Landsmann Wolf Haas am Jahresanfang schon sein neues Buch ...
Doris Knecht hat es wieder getan, einen Roman geschrieben, der wie ein Perpetuum Mobile der Gedanken funktioniert. Eigentlich schade, dass ihr Landsmann Wolf Haas am Jahresanfang schon sein neues Buch „Wackelkontakt“ genannt hatte, für „JA, NEIN, VIELLEICHT“ hätte das auch gepasst.
Nachdem ich im letzten Jahr „Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“ gelesen und mich gut amüsiert habe, erwartete ich den neuen Roman mit großer Vorfreude. Viele Protagonisten sind wieder da, das Ensemble erweitert sich aber zusehends. Die Ich-Erzählerin ist eine Schriftstellerin, schon ein bisschen angegraut, geschieden, ewig alleinstehend, die Zwillinge Max und Mila längst ausgezogen. Sie – die Schriftstellerin – schreibt an einem Buch über eine Schriftstellerin, die in eben jener Schleife feststeckt, die der Schriftstellerin das Leben schwer und manchmal auch leicht macht. Ihre zwei Zwillingsschwesternpaare kennt man ebenso wie die Eltern. Sie schreibt „Wir pflegen ein fröhliches, liebevolles Verhältnis miteinander, wir reden nicht über Sachen, die unseren Frieden gefährden könnten, und es funktioniert.“ Das ist eine Formel, nach der in vielen Familien der Friede gewahrt wird.
Was geschieht in diesem Buch? Vor allem Zahnschmerz, Herzschmerz und Seelenschmerz. Zudem benötigt Schwester Paula ein Ausweichquartier, wofür sie unter allen Möglichkeiten die winzige Wohnung der Schriftstellerin erwählt. Diese, und auch die in ihrem Buch, haben das Glück eines Hauses auf dem Land, wohin sie sich mit dem Hund, Name Mulder, zurückzieht. Und dann passiert es, sie sieht Friedrich, den Ex-Lover von vor 25 Jahren, im Supermarkt. Es kommt ein bisschen Kribbeln zurück, aber er ist unangenehmste Kandidat auf der Liste der Freunde im weiteren Sinne, wäre er mir (wieder-)begegnet, ich hätte ihn schnurstracks in Whatsapp und auch sonst blockiert.
Und so bewegen sich die Schriftstellerin, die Freunde und die Protagonisten in ihrem Buch wie in einem Tanz der Glühwürmchen ums Licht. Wahrscheinlich wird nur Therese am Glück nippen, wenn sie dann mit Eddie verheiratet ist, für die Ich-Erzählerin gibt es ganz nebenbei noch einen Stoß in die Magengrube, als Paulas Zwillingsschwester Alexandra auftaucht und den nur ihr zustehenden Platz beansprucht. Da merkt selbst die Schriftstellerin, dass ihre Schulter zum Anlehnen nur temporär wichtig ist. Im schlimmsten Fall erntet sie Mitleid, aber ihre aufgeschürfte Seele muss sie immer noch selbst verarzten.
Das Cover dieses Buches ist wunderschön, und vermittelt zwischen den einsamen, zweisamen, verrückten und beängstigenden Szenen im Buch, das auch ein Buch über bedingungslose Freundschaft und absolute Selbstbestimmung ist. Nicht nur "Denken ist solitär", Leben und Lieben ist es auch.
„… mir reicht’s jetzt.“ ist zwar ein Zitat aus dem Buch, aber noch ein drittes über diese Schriftstellerin möchte ich nun wirklich nicht mehr lesen. Vielleicht findet Doris Knecht ein anderes spannendes Thema, denn ihr Schreibstil gefällt mir und ich hätte Lust auf etwas Neues.
Zum Inhalt:
Das Buch wird aus der Ich-Perspektive erzählt und die Protagonistin fühlt sich seit Jahren erstmals wieder frei. Kinder mittlerweile ausgezogen, breitet sich eine Ruhe in ihrem Leben aus, bis ...
Zum Inhalt:
Das Buch wird aus der Ich-Perspektive erzählt und die Protagonistin fühlt sich seit Jahren erstmals wieder frei. Kinder mittlerweile ausgezogen, breitet sich eine Ruhe in ihrem Leben aus, bis ihre Schwester sich bei ihr einnistet, ihr ein Zahn ausfällt und plötzlich auch ihre eigene Endlichkeit spürt. Dann trifft sie im Supermarkt einen Mann von früher wieder und damit werfen sich Fragen aus, mit denen sie sich gar nicht beschäftigen wollte.
Meine Meinung:
Durch die vielen plötzlich auftretenden Veränderungen wie die Begegnung mit Friedrich, gerät das Leben der Ich-Erzählerin schwer durch einander, scheint er ihr doch Avancen zu machen. Aber will sie das überhaupt nochmal? Die Protagonistin wird urplötzlich aus ihrem eher ruhigen Leben, dass zwischen Stadt und Land hin und her pendelt, mit Fragen konfrontiert, denen sie sich stellen muss. Eigentlich passiert in dem Buch nicht wirklich viel, aber weil es eben so das normale Leben zeigt, ist es so lesenswert, denn wer hat sich nicht schon mal die ein oder andere existenzielle Frage gestellt? Ich hatte das Vergnügen sowohl Buch als auch Hörbuch zu genießen und mir haben beide gefallen.
Fazit:
Unterhaltsam