Cover-Bild Nächtliche Erklärungen
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Weidle Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 01.08.2020
  • ISBN: 9783938803974
Edem Awumey

Nächtliche Erklärungen

Stefan Weidle (Übersetzer), Benoît Tremsal (Illustrator)

Ito Baraka wird sterben. In einer feuchten, lichtlosen Souterrainwohnung in Hull bei Ottawa. Dort lebt er mit seiner Freundin Kimi Blue, sie ist indigener Herkunft und heroinsüchtig. Doch bevor Ito an Leukämie stirbt, muß er noch dieses Buch fertigschreiben, den Roman, in dem er erzählt, was in seinem Heimatland geschehen ist, wo die Sonne die Haut verbrennt, das Gehirn austrocknet und das Augenlicht löscht. In dem Land brennt eine weitere Sonne, ein Diktator, der Angst hat. Und wenn ein Diktator Angst hat, dann schlägt er um sich. Zuerst trifft es einige junge Studenten, die Flugblätter mit Zitaten Samuel Becketts verteilen, dann die Alten, denen er Zauberkräfte unterstellt. Ito, einer der Studenten, lernt den viel älteren Koli Lem kennen, als sie im Straflager eine Zelle teilen. Koli Lem ist blind geworden, als seine Folterer ihn in die Sonne starren ließen. Doch niemals trennt er sich von seinen Büchern. Im Schein einer gestohlenen Petroleumlampe liest Ito ihm nachts vor, und in den Werken der Weltliteratur finden sie gemeinsam in eine Zone, in der ihnen niemand etwas anhaben kann. Nach dem Zusammenbruch des ungenannten Staates kommt Ito frei. Er beginnt zu schreiben und erhält ein Arbeitsstipendium in Kanada, wo er bleibt. Doch er lebt zwischen zwei Welten, die sich nicht vereinen lassen.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2021

Ein erschütterndes und lesenswertes Werk!

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In seinen sprach- und bildgewaltigen „Nächtliche(n) Erklärungen“ schreibt Edem Awumey ergreifend und beeindruckend über die Gräueltaten und Schikanen eines diktatorischen, korrupten und gewalttätigen Unrechtsregimes, ...

In seinen sprach- und bildgewaltigen „Nächtliche(n) Erklärungen“ schreibt Edem Awumey ergreifend und beeindruckend über die Gräueltaten und Schikanen eines diktatorischen, korrupten und gewalttätigen Unrechtsregimes, aber auch über die Schuld- und Schamgefühle des Überlebenden, über die tröstliche, haltgebende und erhellende Bedeutung der Literatur sowie über die heilsame Wirkung des Schreibens.

Der 45-jährige Afrikaner Ito ist sterbenskrank.
Er leidet an Leukämie.
Bevor er stirbt, möchte er sich seine schmerzhaften Erinnerungen, die er bis dato nur aushalten konnte, indem er sie in Alkohol ertränkte, von der Seele schreiben.

In den 80-er Jahren hat Ito in seinem afrikanischen Heimatland, das von einem diktatorischen Regime geführt wurde, Furchtbares durchgemacht.
Die Tortur begann mit einer für den damaligen Studenten harmlosen aber enthusiastischen Flugblattaktion und endete mit Unterdrückung, Gefangenenlager, Folter und Flucht.

Zu Beginn dieser aufwühlenden Geschichte sitzt Ito im Zug.
Er war auf einer Lesung in Québec und befindet sich auf dem Weg nach Hause in seine Souterrainwohnung bei Ottawa, wo er mit seiner drogenabhängigen Freundin Kimi lebt.
Auch Kimi, eine Frau mit indigenen Wurzeln, musste in ihrem Leben schon viel Leid ertragen.
Die beiden haben Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft und geben sich Halt und Geborgenheit, wichtige Voraussetzungen, um die quälenden Erinnerungen und schlimmen Erfahrungen zu verdauen, die sie beide erlebt haben.

Bei all dem Schrecklichen, das Ito durchgemacht hat, war Koli Lem, ein älterer, blinder und gebildeten Mann, den er im Straflager kennenlernte, ein Lichtblick.
Durch ihn lernte Ito die Welt der Bücher und die Kraft der Literatur kennen. Eine Welt, in die die beiden eintauchen und flüchten konnten. Eine Welt, die ihnen kurzzeitigen Rückzug vor all dem Elend ermöglichte.
Nachdem Ito nach dem politischen Zusammenbruch flüchten konnte, kehrte er kurz zu seinen Eltern zurück und begann danach in Kanada ein neues Leben.
Ein Leben mit Kimi und Schreiben.

Ich empfehle dieses zutiefst bewegende, erschütternde, derb, direkt und ungeschönt geschriebene Buch von Edem Awumey, der 1975 in Lomé, Togo geboren wurde und heute bei Ottawa lebt, sehr gerne weiter.

Es ist der vierte Roman des in Deutschland leider noch recht unbekannten Schriftstellers, dessen zweiter Roman „Les Pieds sales“ in Frankreich für den Prix Goncourt nominiert wurde.

„Nächtliche Erklärungen“ ist eine Wucht. Es ist ein erschütterndes Werk über Geschehnisse und Themen, vor denen man nicht die Augen verschließen sollte... Nervenstärke und emotionale Stabilität sind nötig, um sich diesem absolut lesenswerten Werk zu stellen.



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