Cover-Bild Die Frauen vom Alexanderplatz
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10,99
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  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - Liebesroman: historisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 448
  • Ersterscheinung: 13.01.2020
  • ISBN: 9783453423565
Elke Schneefuß

Die Frauen vom Alexanderplatz

Roman
Berlin im Aufbruch: Drei Frauen. Drei Schicksale. Drei Wege, die sich kreuzen.

Berlin 1918: Das Land ist erschüttert von den Folgen des Ersten Weltkrieges. In Berlin tobt die Novemberrevolution. In diesen Tagen begegnen sich der Matrose Benno und die Schneiderstochter Vera und verlieben sich sofort ineinander. Was Benno nicht ahnt: Seine Jugendliebe Fritzi ist auf der Suche nach ihm und will ihn zurückholen. Auch die Fabrikantentochter Hanna reist in diesen Tagen in die verschneite Hauptstadt und schmiedet Pläne für eine selbstbestimmte Zukunft. Die drei Frauen sind davon überzeugt, dass endlich besser Zeiten vor ihnen liegen und sie sind bereit, alles dafür zu tun, ihre Träume zu verwirklichen.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2020

Drei Frauen am Scheideweg

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Der 1. Weltkrieg ist zu Ende. Deutschland steht vor gewaltigen politischen Umbrüchen. Und auch für drei junge Frauen stellt das Schicksal die Weichen neu. Vera Noack lebt mit ihrer Mutter in Berlin. Der ...

Der 1. Weltkrieg ist zu Ende. Deutschland steht vor gewaltigen politischen Umbrüchen. Und auch für drei junge Frauen stellt das Schicksal die Weichen neu. Vera Noack lebt mit ihrer Mutter in Berlin. Der Vater ist tot. Der Bruder kehrt aus dem Krieg zurück und hat sich zu Veras Entsetzen den Freicorps angeschlossen. Vera trifft auf Benno, der zuvor bei der Kriegsmarine gedient hat. Benno ist Vera nicht gleichgültig. Derweil wartet Fritzi im kleinen Rieseby auf Bennos Rückkehr. Die beiden waren vor dem Krieg ein Paar. Da sich Benno nicht bei Fritzi meldet, beschließt sie , ihn in Berlin zu suchen. Hanna, Fabrikantentochter, hat im Krieg als Hilfsschwester an der Front gearbeitet. Dort hat sie ihre große Liebe Cora gefunden. Zurück in Berlin bei ihrer Mutter, mit der sie nichts verbindet und einem Vater , der versucht die Firma zu retten, bemüht sich Hanna , eine Arbeit zu finden und dem engen Elternhaus zu entkommen. Jede der drei Frauen versucht, ihren Traum vom Lebensglück zu verwirklichen.
Mich hat das Buch sehr gut unterhalten. Da die Autorin die Lebenswege der drei Frauen, die aus sehr unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammen, abwechselnd erzählt, bleibt das Geschehen unglaublich spannend. Am meisten hat mich Fritzis Geschichte berührt, die aus der Provinz in die Großstadt kommt, um ihre große Liebe zu finden und bitter enttäuscht wird. Am einfachsten hatte es in meinen Augen Hanna, die durch eine gute Schulbildung, die besten Voraussetzung mitbringt, ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Vera verkörpert am ehesten meine Vorstellung einer emanzipierten Frau, da sie sich der Bevormundung durch ihren Bruder widersetzt und ein eigenes Geschäft eröffnen will. Ganz nebenbei habe ich einiges über die damals herrschenden politischen Verhältnisse und Gesellschaftsnormen erfahren.
Ich fand den Roman angenehm zu lesen und verbrachte einige spannende und kurzweilige Stunden im Nachkriegsberlin von 1918.

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Veröffentlicht am 26.01.2020

Hatte mehr erwartet

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Klappentext:

Berlin im Aufbruch: Drei Frauen. Drei Schicksale. Drei Wege, die sich kreuzen.

Berlin 1918: Das Land ist erschüttert von den Folgen des Ersten Weltkrieges. In Berlin tobt die Novemberrevolution. ...

Klappentext:

Berlin im Aufbruch: Drei Frauen. Drei Schicksale. Drei Wege, die sich kreuzen.

Berlin 1918: Das Land ist erschüttert von den Folgen des Ersten Weltkrieges. In Berlin tobt die Novemberrevolution. In diesen Tagen begegnen sich der Matrose Benno und die Schneiderstochter Vera und verlieben sich sofort ineinander. Was Benno nicht ahnt: Seine Jugendliebe Fritzi ist auf der Suche nach ihm und will ihn zurückholen. Auch die Fabrikantentochter Hanna reist in diesen Tagen in die verschneite Hauptstadt und schmiedet Pläne für eine selbstbestimmte Zukunft. Die drei Frauen sind davon überzeugt, dass endlich besser Zeiten vor ihnen liegen und sie sind bereit, alles dafür zu tun, ihre Träume zu verwirklichen.

Fazit:

Als ich den Klappentext gelesen hatte, habe ich eine gut recherchierte und spannende Geschichte mit gut eingearbeiteten geschichtlichen Fakten erwartet. Vielleicht war meine Erwartungshaltung zu hoch, denn leider habe ich nicht ganz das bekommen, was ich erwartet habe.

Nach dem ersten Weltkrieg ist es in Deutschland nicht einfach, es herrscht Hunger und Not und die Novemberrevolution erschüttert Berlin. Die Frauen sollen wieder zurück an den Herd, obwohl sie in den letzten Jahren viele Aufgaben für ihre Männer gemeistert haben. Die Kriegsheimkehrer sind krank an Körper und Geist und das Volk leidet. Vor diesem Hintergrund kämpfen drei Frauen darum, ihren eigenen Lebensweg zu gehen.

Fritzi wartet auf ihren Verlobten, der nach dem Krieg nicht nach Hause kam. Da sie sicher ist. ihn in Berlin zu finden, macht sie sich Weihnachten auf die Reise, um ihn zu holen, damit er sie heiratet und der gemeinsamen Tochter ein Vater ist.

Vera begegnet durch einen dummen Zufall dem Matrosen Benno, der auf der Flucht ist. Da sie ein großes Herz hat, gewährt sie ihn Unterschlupf in der ehemaligen Werkstatt des Vaters und entdeckt nach einer gewissen Zeit ihre Gefühle für ihn. Sie träumt zusätzlich davon, als Schneiderin die Werkstatt gemeinsam mit ihrem Bruder wieder zu eröffnen, so wie sie es ihrem Vater versprochen hat. Ihr Bruder, der inzwischen von der Front zurück ist, nutzt die Werkstatt allerdings als Waffenlager für einen Freikorps, den er anführt.

Hanna hat als Hilfskrankenschwester an der Front gedient und kehrt Weihnachten in die Fabrikantenvilla zurück. Ihre Eltern verbieten ihr, eine Ausbildung zu beginnen, da sie schnellstmöglich standesgemäß heiraten soll. Doch Hanna hat ihr Herz schon längst vergeben, allerdings nicht an einen Mann.

Deutschland liegt in Schutt und Asche und die Bevölkerung hat keinen Schimmer, wie es weitergehen soll. Während die eine Gruppe resigniert, lehnt sich die andere auf und gibt den Sozialisten und den Juden die Schuld an den schlimmen Verhältnissen. Vor diesem Hintergrund habe ich mir einen spannenden Roman versprochen, leider wurden die Hintergründe nur am Rande erwähnt und oberflächlich abgehandelt. Dabei war diese Zeit sehr spannend und voller Umbrüche.

Leider wurden Nebensächlichkeiten ziemlich ausgebreitet, statt wie erwartet die Hintergründe stärker in die Geschichte einzubinden. Dadurch plätscherte die Geschichte so vor sich hin, ohne mich wirklich zu erreichen.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und leicht lesbar, allerdings fehlte mir die Spannung. Die Charaktere, die mir anfangs noch sehr interessant erschienen, verloren für mich nach und nach an Tiefe, da sie lange Zeit scheinbar auf der Stelle blieben und sich nicht weiter entwickelten. Ich hätte mit viel mehr Widerspruchsgeist gerechnet. Da sie auf mich recht steif und stellenweise sehr naiv wirkten, konnte ich auch keine Bindung zu den Charakteren aufbauen, um mit ihnen zu fühlen und zu leiden. Als die Frauen dann beginnen, sich aufzulehnen, ist die Geschichte sehr schnell am Ende, obwohl ich gerade an diesem Punkt gerne weitergelesen hätte, um mehr von ihrem weiteren Leben zu erfahren.

Von einem historischen Roman hatte ich mir mehr versprochen. Das Buch konnte mich zwar unterhalten, aber nicht so fesseln, wie andere Bücher aus dem Genre, zumal ich mir auch sehr früh vorstellen konnte, was aus den Träumen der drei Frauen wird.

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Veröffentlicht am 26.01.2020

Hat mich enttäuscht

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Dieser historische Roman entführt die Leser in das Berlin von 1918. Der Große Krieg, wie der Erste Weltkrieg damals genannt wurde, ist so eben zu Ende gegangen. Die Kaiserreiche Deutschland und Österreich-Ungarn ...

Dieser historische Roman entführt die Leser in das Berlin von 1918. Der Große Krieg, wie der Erste Weltkrieg damals genannt wurde, ist so eben zu Ende gegangen. Die Kaiserreiche Deutschland und Österreich-Ungarn sind Geschichte, Wilhelm II. verjagt.

Während auf den Straßen Anarchie und Chaos herrscht, müssen sich die Frauen, die die vergangenen vier Kriegsjahre Aufgaben der Männer übernommen hatten, wieder in Haushalt und Küche verschwinden. Die heimkehrenden Männer sind krank an Körper und Seele. Einige wollen die Niederlage weder wahrhaben noch hinnehmen und machen Sozialisten und Juden dafür verantwortlich. Soweit der historische Hintergrund.

Vier Frauen Vera, Fritzi, Hanna und Cora müssen sich in der veränderten Welt erst zurecht finden.

Vera, die die Verantwortung für die Familie und den Haushalt trägt und, wie sie ihrem Vater auf dem Totenbett versprochen hat, passt auf die kränkelnde Mutter auf, derweilen Bruder Georg im Krieg ist. Statt die Schneiderwerkstatt ihres Vaters wieder eröffnen zu können, verlangt Georg, der ein Freikorps anführt, ihren Gehorsam, weil er ja nun das Familienoberhaupt sei.

Fritzi ist aus der Provinz nach Berlin gekommen, um Benno, den Vater ihrer Tochter Christel zu suchen und zu heiraten.

Hanna und Cora, zwei Hilfskrankenschwestern der Front, die eine geheime Liebesbeziehung verbindet, müssen feststellen, dass die Rückkehr in das Leben als Töchter angesehener Familien, schwerer ist, als vorher. Besonders Hanna kämpft mit allen Mitteln, um ihre Ausbildung zur Ärztin und um ihre Unabhängigkeit.

Meine Meinung:

Was in der Leseprobe eine interessante, fesselnde Lektüre versprochen schien, entpuppt sich als mittelprächtiger Roman.
Weder die politischen Ereignisse noch die Erlebnisse der vier Frauen haben mich nicht wirklich mitgerissen. Die Handlung plätschert so dahin. Mir fehlt eine gekonnte Darstellung dieser dramatischen Zeit.
Sätze wie dieser sind ein Lichtblick, jedoch leider viel zu selten:
„Automobile sind Spielzeuge für große Jungs, hat der Kaiser gesagt. Der Idiot hat auch gesagt, dass Deutschland den Krieg gewinnt. Hatte keine Ahnung der Mann.“

Stellenweise gleitet die Autorin ins Nebensächlich ab. So wird einer Zufallsbekanntschaft, die Fritzi im Zug macht, recht viel Bedeutung beigemessen. Ich habe mir ausgemalt, wie dieser Mann Fritzi bei ihrer Suche nach Benno weiterhelfen oder behindern könnte oder sie bedrängen könnte, um dann später zu erfahren, dass er ein gewöhnlicher Zechpreller ist und seine Hotelrechnung nicht bezahlt.

Außerdem habe ich viel mehr Lokalkolorit und politische Aktionen erwartet. Die Zeit, in der der Roman spielt, ist hochexplosiv. Es kommt ja zu Bürgerkriegsähnlichen Zuständen (auch wenn keiner die Kampfhandlungen so nennen mag)

Der Roman viel versprechend begonnen, aber wenig gehalten. Der Schreibstil ist leicht lesbar. So richtige Spannung kommt aber meiner Ansicht nach nicht auf.
Auch die Charaktere könnten akkurater geschildert sein. Die Stelle, an der Hanna ihren vermutlich zukünftigen Stiefvater, erpresst, um von ihm das Studium in der Schweiz finanziert zu bekommen, hätte Potential gehabt. Das Aufflackern ist kurz. Warum will er, als Teil der Abmachung, dass Hanna als Ärztin nach Berlin zurückkommt und in einem Armenviertel praktiziert? Eher unüblich für einen reichen Geschäftsmann.
Was hat Georg im Krieg erlebt, dass er so fanatisch im Freikorps kämpft? Diese und ähnliche Fragen, die den Figuren mehr Tiefe geben könnten, bleiben unbeantwortet.

Gut gelungen finde ich die Abschriften aus dem Ehestandsregister und dem Handelsregister auf den letzte beiden Seiten, der Rest des Romans kann ich nur mit als „nett, aber wenig tiefgründig“ bezeichnen. Da habe ich schon einige wesentlich dramatischer angelegte historische Roman aus dieser Zeit in Berlin gelesen.

Der Titel gebende Alexanderplatz kommt so gut wie gar nicht vor. Daher erschließt sich mir der Titel nicht, schade.

Fazit:

Dieser historische Roman hat mich leider enttäuscht, daher gibt es nur zwei Sterne.

Veröffentlicht am 25.01.2020

Starke Frauen

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„...Vera trug die Verantwortung für die Familie und den Haushalt, sie allein hielt die Fäden in der Hand. Georg noch im Krieg und Vater tot, auf dem Totenbett hatte sie ihm versprochen, auf die Mutter ...

„...Vera trug die Verantwortung für die Familie und den Haushalt, sie allein hielt die Fäden in der Hand. Georg noch im Krieg und Vater tot, auf dem Totenbett hatte sie ihm versprochen, auf die Mutter aufzupassen...“

Es ist der letzten Monat des Jahres 1918. Die bitteren Folgen des Krieges sind noch spürbar, als in Berlin schon wieder geschossen wird. Es tobt der Bürgerkrieg. Mitten im Geschehen sind drei Frauen.
Veras Vater war Schneidermeister. Mit dem Verkauf von Uniformen konnten sie gut leben. Doch nun sucht Vera nach einem neuen Weg. Sie möchte sich selbstständig machen. Als sie wegen ihrer Mutter den Arzt aufsucht, trifft sie Benno. Der zwingt sie, ihn mit nach Hause zu nehmen. Er kommt in der ehemaligen Schneiderwerkstatt unter. Von Krieg und Kampf hat er die Nase voll. Ihrer Mutter verschweigt Vera wohlweislich den Gast.
Hanna war wegen des Krieges Hilfsschwester an der Front. Nach ihrer Rückkehr will sie sich als Krankenschwester ausbilden lassen. Doch bei ihrem Vater stößt sie mit ihrer Idee auf Granit. Als Fabrikantentochter soll sie heiraten, damit sie versorgt ist.
In einem kleinen Dorf im Norden lebt Fritzi. Sie hat ein uneheliches Kind. Der Vater weiß nichts davon. Fritzi macht sich auf nach Berlin, um Benno, den Vater des Kindes, zu suchen.
Die Autorin hat diese drei Schicksale zu einer spannenden Handlung verwoben. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Die Zeitverhältnisse werden deutlich herausgearbeitet. Während des Krieges mussten die Frauen nicht nur in Männerberufen ihren Mann stehen, sondern auch Verantwortung übernehmen. Jetzt, als die Soldaten zurückkehren, wollen diese wieder das Sagen haben.
Nach wie vor ist das Leben in Berlin gefährlich. Dafür sorgen die politischen Unruhen, die im Buch ab und an marginal gestreift werden.
Die weiblichen Protagonisten werden gut charakterisiert. Ihre Motivation ist für mich nachvollziehbar. Bei den männlichen Personen hätte ich mir ein paar Sätze mehr gewünscht. Es mag sein, dass die Veränderungen bei Benno und Georg dem Kriege geschuldet sind.
Ab und an blitzt eine feiner Humor oder eine Spur Sarkasmus auf.

„...“Automobile sind Spielzeuge für große Jungs, hat der Kaiser gesagt.““ Der Idiot hat auch gesagt, dass Deutschland den Krieg gewinnt. Hatte keine Ahnung, der Mann.“...“

Die vielen gut ausgearbeiteten Gespräche im Buch sind es, die mir einen Einblick in die unterschiedlichen Standpunkte und Wünsche der Protagonisten geben, sei es, wenn Fritzi mit Benno um die Zukunft ringt, wenn Vera einen jungen Mann von weiteren Kämpfen abhalten will oder wen Hanna sich ein Darlehen beschafft, um die Zukunft in eigene Hände zu nehmen..
Ein besonders Stilelement hat die Autorin gewählt, um mich wissen zu lassen, wie sich die Lebenswege weiterentwickeln.
Gut gefallen mir die Karten auf den inneren Umschlagseiten.
Ich weiß nicht, ob eine Fortsetzung geplant ist. Vorstellen könnte ich mir dies.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Frauenschicksale nach dem Ersten Weltkrieg

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„Die Frauen vom Alexanderplatz“ erzählt von den Lebensabschnitten dreier Frauen, die zu Beginn nicht viel gemeinsam haben und auch während des Romans eher indirekt miteinander Bekanntschaft machen. Berlin ...

„Die Frauen vom Alexanderplatz“ erzählt von den Lebensabschnitten dreier Frauen, die zu Beginn nicht viel gemeinsam haben und auch während des Romans eher indirekt miteinander Bekanntschaft machen. Berlin ist erschüttert von den Folgen des Ersten Weltkriegs. Schneiderstochter Vera begegnet dem Matrosen Benno und hilft ihm über Weihnachten zunächst wiederwillig einen Unterschlupf zu erhalten. Sie verlieben sich ineinander. Hanna ist Tochter eines Automobilfabrikanten und kehrt von der Front zu ihrer Familie nach Berlin zurück. Sie war als Krankenschwester tätig und muss sich nun vorübergehend von ihre Geliebten Cora trennen, ebenfalls Krankenschwester. Die beiden wollen sich wiedersehen und sich auch weiterhin den kranken und hilfsbedürftigen Menschen widmen. Die junge Mutter Fritzi macht sich aus einem kleinen Dorf im Norden von Deutschland auf um den Vater ihrer Tochter zu finden, der sich nach Ende des Krieges in Berlin aufhalten soll und zu dem sie seit zwei Jahren keinen Kontakt mehr hat. Dieser weiß nicht, dass er Vater ist, da er vier Jahre zuvor eingezogen wurde und seit Beginn des Krieges nicht mehr in der gemeinsamen Heimat war.

Die Autorin Frau Schneefuss wurde in Lüneburg geboren, hat Rechtswissenschaften studiert und schreibt für Tageszeitungen. Sie interessiert sich sehr für historische Umbrüche.

Das Cover des Buchs hat mich schnell angesprochen. Es zeigt im Hintergrund scheinbar die Hauptstadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Vordergrund steht eine Frau, adrett gekleidet und mit Sehnsucht im Blick. Zudem verortet der Text auf der Rückseite Zeit und Ort und verspricht somit einen Einblick in das walten und leben der Frauen vom Alexanderplatz um 1918.

Auch der Schreibstil ist flüssig und verständlich geschrieben, viele Dialoge tragen die Handlung und geben einen Eindruck von den Gedanken und Wünschen der Agierenden. Ansonsten werden ausnahmslos Vera, Hanna und Fritzi näher beleuchtet, das bedeutet in diesem Fall, ihre Situationen werden geschildert und immer mal wieder neu untermauert. In wenigen Nebeninformationen habe ich detailliert etwas über ihre Optik oder den Eindruck, den sie auf andere machen, erfahren. Wie andere Personen zu ihnen stehen war schlussendlich über die dialoggetriebenen Zeilen zu erkennen.

Gerne hätte ich mehr über ihren inneren Antrieb erfahren. Gerne hätte ich mehr emotionale Zwickmühlen gespürt. Und gerne hätte ich individuelle Ansichten jeder Frau entdeckt, die sie weniger einheitlich erscheinen lassen. Das Potenzial dafür war vorhanden, aber für mich hat es sich manchmal nicht authentisch angefühlt. Handlungsmuster waren schwer nachzuvollziehen und einige Gefühle nicht einzuordnen, obwohl sie natürlich beschrieben wurden oder zumindest am Rande kurz Erwähnung fanden – nüchtern betrachtet (Hanna weint auf einer Beerdigung und kurz darauf ist das Thema wie „fertig erzählt“). Alle Frauen trafen durchaus schwierige Entscheidungen, die ihre Leben verändern würden. Da darf es ruhig etwas gefühlsbetonter sein.

Beispiele dafür sind, dass Fritzi als unverheiratete Mutter ihren Ruf in ihrem kleinen Heimatdorf fürchtet oder eben auch schon mit den Auswirkungen kämpfen muss, es aber vier Jahre nicht geschafft hat, den Vater des Mädchens über sein vatersein in Kenntnis zu setzen. Es war Krieg und ungewiss, ob dieser zurückkommen würde, zudem hätte der Vater eine weitere Motivation zu ihr zurückzukehren.

Vera hilft Benno und verliebt sich in ihn. Die beiden werden ein Paar. Dazu sind drei Tage nötig, an denen sie laut Roman scheinbar nur zehn Minuten am Tag miteinander reden, da Vera „den roten Matrosen“ heimlich in der alten Schneiderwerkstatt des Vaters versteckt und ihr ebenfalls aus dem Krieg zurückgekehrter Bruder Georg Benno nicht dulden würde.

Zu guter Letzt gehe ich diesbezüglich noch auf eine Situation von Hanna ein. Sie stammt aus gutem Hause und soll heiraten, damit sie abgesichert ist. Sie liebt jedoch Cora und möchte Ärztin werden. Ihre Eltern dulden das nicht. Dennoch hat sie zu ihrem leider schwerkranken Vater eine gute Beziehung. Ihre Mutter verachtet sie aus tiefster Seele. Diese nimmt die Rolle der Mutter nicht allzu ernst, vergnügt sich hinter den Rücken der Familie mir Liebhabern und scheint generell durchtrieben und egoistisch. Scheinbar hat Hanna aber auch noch Schwestern. Auf diese wird jedoch nicht eingegangen. Diese Situation wurde mir als Leserin gegeben, aber ich fand es sehr unbefriedigend nicht zu verstehen, warum diese Mutter sich derart verhält und warum Hanna, die sich zu Frauen hingezogen fühlt, ist, wie sie ist. Hier wurden spannende Ansätze verschenkt. Niemand ist einfach nur „böse“.

Historisch gesehen ist der Schauplatz Berlin für diesen Roman sicher durchaus sehr bereichernd. Berlin und der im Titel stehende Alexanderplatz, sowie einige für Berlin typische Bezeichnungen und Straßenamen wurden im Buch immer mal wieder genannt.

Der Roman begann stark. Vera in Männerkleidern schleicht sich in die gefährliche Innenstadt um Medizin für die kranke Mutter zu besorgen, Fritzi ist das erste Mal alleine unterwegs in die große Stadt und lässt dafür die Tochter zurück, Hanna liebt eine Frau und muss Furchtbares an der Front gesehen haben. Leider lässt der Spannungsaufbau nach. Die Geschichten plätschern so dahin und sind gegen Ende schleppend weiterentwickelt wurden.

An erster Stelle standen die Erzählstränge der Frauen. Der historische Hintergrund wurde geschickt eingeflochten, aber nicht erklärt. Mit vielen Begriffen und Namen konnte ich nichts anfangen, da ich diesbezüglich geschichtlich nicht bewandert war. Folgendes fand ich heraus.

In der Endphase des Ersten Weltkrieges führte die Novemberrevolution von 1918/19 zum Sturz der Monarchie im Deutschen Reich und zu dessen Umwandlung in eine parlamentarische Demokratie.

Karl Liebknecht war ein prominenter Marxist und Antimilitarist zu Zeiten des Deutschen Kaiserreiches. Am 11. November gründete er gemeinsam mit Rosa Luxemburg und anderen den Spartakusbund. Zum Jahreswechsel 1918/19 war Liebknecht einer der Gründer der Kommunistischen Partei Deutschlands. Kurz nach der Niederschlagung des Berliner Januaraufstands wurden er und Luxemburg von Angehörigen der Garde-Kavallerie-Schützen-Division ermordet.

Die Garde-Kavallerie-Schützen-Division war ein im Frühjahr 1918 gebildeter Großverband der Preußischen Armee, aus dem nach der Novemberrevolution eine Vielzahl von Freikorps hervorging. „Freikorps“ bestanden beispielsweise aus einheimischen Freiwilligen, gegnerischen Überläufern, Deserteuren und Straffälligen.

Dank Wikipedia war es mir möglich diese Informationen rasch zusammenzusuchen und ein entsprechendes Hintergrundwissen aufzubauen, was helfen wird, um den Roman „Die Frauen vom Alexanderplatz“ von Elke Schneefuss ganzheitlicher zu erfassen.

Letztendlich habe ich einiges dazu gelernt (wenn auch zum Teil durch zusätzliche Recherche), einen oberflächlichen Eindruck von der Atmosphäre in Berlin um 1918 erhalten und wurde seicht durch die Geschichten von Vera, Hanna und Fritzi unterhalten. Einige der gesellschaftlichen Themen dieser Periode wurden aufgegriffen. Zudem fand ich das Buch einfach zu lesen.

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