Roman | Ein aufwühlender Roman über die tiefen, komplexen Bindungen unter Teenagern und wie sie unser Leben prägen
Elina Baumbach (Übersetzer)
Wenn du zwischen Wahrheit und Freundschaft wählen musst
Bess ist überrascht, als ihre Freundin Joni plötzlich vor ihrer Tür steht. Seit sie vor zehn Jahren von jeglicher Mittäterschaft am Tod ihrer Freundin Evangeline freigesprochen wurden, haben sie sich nicht mehr gesehen. Nun bitte Joni Bess um einen Gefallen. Sie braucht ein Alibi. Bess hat keine andere Wahl, als Ja zu sagen. Denn sie ist Joni noch etwas schuldig. Und sie beginnt sich zu fragen, ob damals wirklich alles so war, wie sie immer glaubte ...
Ein Coming-of-Age-Roman über tiefe, komplexe Freundschaften und wie sie unser Leben prägen
»Dieser packende Roman liest sich wie ein True-Crime-Fall.
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REESE WITHERSPOON
In der Geschichte geht es um die drei Freundinnen Bess, Joni und Evangeline. Sie haben im Jahr 2008 gemeinsam in Griechenland Urlaub gemacht, aber dort passiert ein schreckliches Unglück. Evangeline kommt ...
In der Geschichte geht es um die drei Freundinnen Bess, Joni und Evangeline. Sie haben im Jahr 2008 gemeinsam in Griechenland Urlaub gemacht, aber dort passiert ein schreckliches Unglück. Evangeline kommt ums Leben und Bess und Joni geraten unter Mordverdacht. Die Geschichte hat aber noch einen zweiten Zeitstrang, da spielt die Geschichte im Jahr 2018, als Joni auf einmal wieder bei Bess auftaucht und sie um einen Gefallen bittet, aber die Situation gerät außer Kontrolle und Bess beginnt daran zu zweifeln, ob sie Joni noch vertrauen kann.
Am Anfang war ich ein bisschen skeptisch, was die Geschichte betrifft. Aber mir hat schon "Das Comeback" von Ella Berman gut gefallen und diese Geschichte war mindestens genauso gut. Ich habe einiges gelernt aus der Geschichte und es war spannend bis zur letzten Seite. In diesem Sinne vergebe ich auch gerne 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.
Es gibt eine Menge Bücher über Freundinnenschaften.
Oft werden sie glorifiziert, manchmal auch die dunklen Seiten beleuchtet. Immer wieder werden sie auch zum Stoff für Krimis oder Thriller gemacht.
Vielleicht ...
Es gibt eine Menge Bücher über Freundinnenschaften.
Oft werden sie glorifiziert, manchmal auch die dunklen Seiten beleuchtet. Immer wieder werden sie auch zum Stoff für Krimis oder Thriller gemacht.
Vielleicht so ähnlich ist es auch im Fall von "Before we were innocent" von Ella Berman.
Die Freundinnen Bess, Joni und Evangeline wachsen in extrem privilegierten Verhältnissen in den USA auf. Den Sommer nach dem Highschool-Abschluss wollen sie gemeinsam auf der griechischen Insel Tinos verbringen. Dort steht ein altes Ferienhaus, in dem Evangeline viele Urlaube ihrer Kindheit verbracht hat. Als Evangeline in Griechenland ihr Leben verliert, werden Bess und Joni verdächtigt, in den Tod ihrer Freundin verwickelt zu sein. Danach sprechen die beiden sich zehn Jahre lang nicht mehr, bis Joni erneut mit einem Kriminalfall in Zusammenhang gebracht wird.
Ich lese viele und gerne Bücher, die Themen wie Girlhood und female friendship behandeln. Selten habe ich das so gut gesehen, wie in Ella Bermans Roman.
Dabei muss man ganz klar sagen: "Before we were innocent" ist kein Thriller!
Wer einen solchen sucht, wird von diesem langsamen, hauptsächlich charaktergetriebenen Roman, in dem sehr viel Zeit darauf verwendet wird, die Beziehungen der Protagonistinnen untereinander zu sezieren, enttäuscht werden.
Die große Stärke des Buches liegt gar nicht so sehr im Spannungsaufbau (auch wenn ich es spannend finde!), sondern in der Charakterzeichnung. Der Autorin ist es hier gelungen, ein unglaublich authentisches Bild von drei Teenagerinnen zu zeichnen. In ihrer Ambilvalenz, ihrer Impulsivität, manchmal Manipulativität und - ja, auch in ihrer Grausamkeit.
Das Buch bietet keine furiosen Plottwists, aber die Autorin hat sich für eine Auflösung der Handlung entschiedne, die für mich schlüssig und letztlich folgerichtig war.
Außerdem mochte ich die Sprache des Textes, wie auch die Stimmung, die eingefangen wird: Das Urlaubsflair einer griechischen Insel, der Traum vom European Summer, die späten Nullerjahre. Der Überfluss innerhalb der amerikanischen Oberschicht, aus der die Protagonistinnen stammen, hat mich anfangs etwas irritiert, weil so weit weg, von dem, was wir als Realität wahrnehmen, aber letztlich hat dieser Background das Gesamtbild der Geschichte nicht gestört.
Fazit:
Für mich ist "Before we were innocent" eines der besten Bücher, die ich im Jahr 2025 bisher gelesen habe, und ebenso einer meiner neuen Favoriten aus dem Genre "Girhood-Literatur".
Sie waren Freunde in Teeniezeiten, bis es passierte. Nun lebt Bess zurückgezogen und abgeschottet, als plötzlich Joni vor ihrer Tür steht. Und sie ist nicht ohne Grund da.
Die Geschichte spielt auf zwei ...
Sie waren Freunde in Teeniezeiten, bis es passierte. Nun lebt Bess zurückgezogen und abgeschottet, als plötzlich Joni vor ihrer Tür steht. Und sie ist nicht ohne Grund da.
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, die die Autorin gekonnt miteinander verwebt. Nach und nach greifen die Zeitstränge ineinander und ergeben ein Gesamtbild. Der Schreibstil ist an manchen Stellen nüchtern und lässt die Geschichte wie eine Autobiografie wirken, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Das Buch ist auf subtile Art spannend und ich konnte es nicht mehr aus den Händen legen.
Der Autorin gelingt es, die einzelnen Charaktere und deren Verbindung zueinander herauszuarbeiten und trotzdem Raum für eigene Interpretation zu lassen. Schnell entwickelte ich (A-)Sympathie mit den Protagonistinnen und stellte Theorien zu (künftigen) Verhaltensweisen auf. Immer tiefer ergründet man die Freundschaft der drei Freundinnen und will wissen: was hat euch verbunden? Was ist passiert? Warum ist es passiert?
Für mich war das ein Buch, das mich auch nach dem Ende noch nachdenklich zurückließ. Die gesellschaftspolitischen Themen wurden sehr schön beleuchtet und die Art der Darstellung der Freundschaft und der Umgang mit Schuld war für mich sehr passend. Für alle, die auf der Suche nach einem nachklingenden Coming-of-Age-Roman sind.
Wer den Titel des Buches auf deutsch übersetzt, könnte da schon stutzig werden. Wie kann man unschuldig werden ( und nicht einfach sein) und was muss passiert sein, dass man es vorher nicht war?
Diese ...
Wer den Titel des Buches auf deutsch übersetzt, könnte da schon stutzig werden. Wie kann man unschuldig werden ( und nicht einfach sein) und was muss passiert sein, dass man es vorher nicht war?
Diese Fragen werden hier nicht einfach plump beantwortet, streng genommen werden sie gar nicht beantwortet, aber die Autorin schafft es, dass vermutlich jeder Leser und jede Leserin am Ende eine eigene Vorstellung davon hat.
Dabei handelt es sich um eine ganz leise Geschichte, die sehr aufwühlend, weil so echt und nachvollziehbar ist.
In zwei Zeitstrahlen wird hier erzählt, was aus verschiedenen Leben wird, wenn einem in frühen Jahren ein Vorfall aus der Bahn wirft, der alles verändert. Und welche Auswirkungen echte, von den Medien herbeizitierte und vor allem erlebte Schuld auf verschiedene Menschen und deren Familien haben können.
Am Ende gibt es kein Ende, weder für die Protagonisten noch für die Lesenden. Aber es gibt Erkenntnisse und die Antwort darauf, wie man (wieder) unschuldig werden kann.
Das Buch liest sich sehr flüssig und unaufgeregt. Es macht einen zwischendrin betroffen und nachdenklich, vielleicht manchmal melancholisch in seine eigene Jugend zurück blickend. Aber trotzdem kann man durch das Setting unter den Reichen und Schönen genügend Abstand wahren, um sich nicht selber zu sehr identifizieren zu können. War zumindestens bei mir so. Der Spannungsbogen ist geschickt durch den kompletten Roman gezogen, so dass es trotz der Ruhe nie langweilig wird, man möchte schon genau wissen, wer da was getan hat und was nicht.
Ein Coming-of-Age Roman der anderen Art, von der Stimmung her ( nicht vom Inhalt) vielleicht in Richtung Stand by Me - Die Geschichte eines Sommers von Stephen King.
Bisher für mich einer der besten Romane des Jahres!
In Before we were innocent ergründet Ella Berman auf 448 Seiten die Abgründe einer Freundschaft, die durch ein schreckliches Ereignis für immer geprägt wird. Geschickt nutzt die Autorin zwei Zeitebenen ...
In Before we were innocent ergründet Ella Berman auf 448 Seiten die Abgründe einer Freundschaft, die durch ein schreckliches Ereignis für immer geprägt wird. Geschickt nutzt die Autorin zwei Zeitebenen – 2008/2009 und 2018. Dabei greifen diese wie kleine Rädchen eines Uhrwerks Kapitel für Kapitel ineinander um die Geschichte vorantreiben:
2008: Bess, Joni und Ev sind unzertrennlich – beste Freundinnen, die nach dem Schulabschluss einen Sommer in Griechenland verbringen wollen. Doch nur Bess und Joni kehren zurück: Am leben, aber für immer gezeichnet.
2018: Bess lebt zurückgezogen und vermeidet den Kontakt zur Außenwelt, bis plötzlich Joni, mit der sie lange keinen Kontakt mehr hatte, vor ihrer Tür steht – mit einer Bitte, die alles ins Wanken bringt: ein Alibi. Bess’ sorgsam aufgebautes Leben beginnt zu bröckeln.
„Dieser packende Roman liest sich wie ein True-Crime-Fall.“ sagt Reese Witherspoon über ihren Book Club Pick.
Was ich zunächst für ein wenig Übertreibung zu gunsten guter PR gehalten habe entpuppte sich schnell als passend.
Mit feinem psychologischem Gespür seziert Ella Berman die Dynamik zwischen den drei Freundinnen. Vieles spielt sich in Bess innerem ab, wirft gekonnt Fragen auf. Nicht nur bei Bess, sondern auch bei uns Leser:innen:
Wie reagiert man auf den viel zu frühen Tod einer Freundin? Bleibt man als Überlebende verbunden, nur weil man etwas Schreckliches gemeinsam erlebt hat? Und überhaupt: Wie geht man damit um, wenn das Leben einen, einfach nur still und leise, auseinanderdriften lässt?
Der Schreibstil ist klar und schnörkellos – gerade dadurch entfaltet er seine Sogwirkung. Das Buch liest sich so schnell und flüssig, dass man es kaum aus der Hand legen möchte. Und genau deshalb funktioniert die Geschichte so gut: Man ist ganz nah dran, spürt die Atemlosigkeit der Figuren, besonders die von Bess – in beiden Zeitebenen. Man will wissen, was damals wirklich geschah. Was denn nun wirklich in jenem Sommer passiert ist? Und was "jetzt gerade" geschieht.
Dabei sind beide Zeitebenen auf ihre eigene Art und Weise spannend.
Während ich eingemummelt auf meinem Sessel saß entwarf mein Kopf immer wildere Theorien was zur Hölle hier denn nun eigentlich wirklich nicht stimmt.
Spannend fand ich auch, wie die Auswirkungen medialer Aufmerksamkeit auf die Überlebenden nach einem solchen Vorfall dargestellt wurde. Wie geht man damit um, wenn einen die ganze Welt kennt und verurteilt? Auch noch Jahre später? Ohne zu viel zu verraten: Joni und Bess jeden Falls sehr, sehr unterschiedlich.
Aber auch ohne das wäre es interessant gewesen einfach nur den feinen Sprüngen zu zu sehen, die sich beginnen in einer Freundschaft auszubreiten, die über den Zenit geschritten ist. Wie sie zu immer größeren Rissen werden, die man einfach nicht mehr übersehen kann. Bis dann, schlussendlich, alles zerspringt oder vielleicht sogar gekittet wird.
Jetzt, beim Schreiben dieser Rezension, wird mir noch einmal bewusst, wie gekonnt Ella Berman die Psyche ihrer Figuren zeichnet. Wie sie feinfühlig andeutet statt plump zu benennen, wie viel sie uns Leser:innen zutraut – und gerade dadurch so viel Tiefe schafft: Gänsehaut!
Wer eine einfache Geschichte mit klar benannten „Guten“ und „Bösen“ sucht, um das Buch am Ende beruhigt zuklappen zu können, wird hier enttäuscht werden. Das nur als Warnung vorweg.
Wer bereit ist, sich einzulassen – auf Fragen, auf Lücken, auf Unsicherheiten –, wird dieses Buch so schnell nicht vergessen.