Cover-Bild Das Licht der letzten Tage
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16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Themenbereich: Belletristik - SciFi: Apokalypse
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 410
  • Ersterscheinung: 01.02.2017
  • ISBN: 9783492310239
Emily St. John Mandel

Das Licht der letzten Tage

Roman
Wibke Kuhn (Übersetzer)

Ein Wimpernschlag, und die Welt ging unter. Eine Pandemie hat fast die gesamte Menschheit dahingerafft, doch selbst zwanzig Jahre danach, geben die Überlebenden nicht auf. Obwohl Tod und Verfall ihre ständigen Begleiter sind, haben sie nicht vergessen, wie wunderschön die Welt war. Sie erinnern sich an all das, was einst so selbstverständlich war, und sie weigern sich zu akzeptieren, dass es für immer verloren sein soll. Auf ihrem Weg durch eine leere Welt werden sie von unerschütterlicher Hoffnung geleitet, denn sie wissen: Selbst das schwächste Licht erhellt die Dunkelheit.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.05.2022

Fesselnde, berührende, überraschend tiefgründige Dystopie! Herzensbuch! ♥

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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Ein tödliches Virus hat den Großteil der Menschheit dahingerafft. 20 Jahre später haben sich Musiker·innen und Schauspieler·innen zu einer Gruppe zusammengeschlossen, ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Ein tödliches Virus hat den Großteil der Menschheit dahingerafft. 20 Jahre später haben sich Musiker·innen und Schauspieler·innen zu einer Gruppe zusammengeschlossen, die sich die „Symphonie“ nennt. Gemeinsam reisen sie durch eine leere, verwüstete Welt, erinnern sich an all die Dinge zurück, die damals so wunderschön und selbstverständlich waren, und versuchen, mit ihren Shakespeare-Aufführungen den verbliebenen Menschen etwas Hoffnung und Menschlichkeit zurückzugeben. Denn: „Überleben allein ist unzureichend.“

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Allwissender Erzähler, Präteritum
Perspektive: weibliche und männliche Perspektive
Kapitellänge: kurz
Tiere im Buch: + Im Buch werden Tiere für Nahrung getötet (Rehe, Fische), aber es gibt keine genauen Beschreibungen. Es werden keine Tiere gequält.
Triggerwarnung: Tod von Menschen, Tod von Kindern, Tod von Tieren, Pandemie, Krankheit, Blut, (sexualisierte) Gewalt, Suizid, psychische Krankheiten
Gegenderte Beleidigungen:
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!

Warum dieses Buch?

Dieses Buch verstaubte jahrelang in meinem Regal, bis ich es im Jänner endlich begann (weil es dazu jetzt auch eine Serie gibt) – und es nach wenigen Seiten wieder abbrach. Als ich sah, dass eine Bloggerkollegin das Buch im April lesen wollte, hatte ich die Hoffnung, dass mich eine gemeinsame Leserunde dazu motivieren würde, es endlich durchzuziehen. Und das hat dann ganz wunderbar geklappt!

Meine Meinung

Ruhig, eindringlich, wunderschön (Schreibstil: 5 Lilien ♥)

„Und in diesem Moment hatte Jeevan plötzlich das todsichere Gefühl, dass dies hier, diese Krankheit, die Hua ihm beschrieben hatte, eine Trennlinie zwischen einem ‚Vorher‘ und einem ‚Nachher‘ bedeuten würde, eine Linie, die durch sein Leben lief.“ Seite 31

Wahrscheinlich war es das Cover, das mich einen eher seichten Endzeitroman erwarten ließ. Von der ruhigen Eindringlichkeit, der Komplexität, den authentischen Dialogen und der berührenden Schönheit der Sprache mit ihren unvergesslichen Metaphern wurde ich daher vollkommen überrascht! Es hat nur ein paar Seiten gedauert, bis ich mich in den Schreibstil verliebte und merkte: Diese Frau kann erzählen – und wie!

Schönheit, Grauen & Hoffnung (Inhalt & Themen: 5 Lilien ♥)

„Beim Zusammenbruch verloren ging: So gut wie alles, so gut wie alle, aber es ist immer noch so viel Schönheit geblieben.“ Seite 73

Als Dystopie-Fan habe ich schon viele Bücher über den Weltuntergang gelesen, aber noch keine Endzeitgeschichte hat mich so eiskalt erwischt wie „Das Licht der letzten Tage“. Emily St. John Mandel beschreibt die Apokalypse, das Unaussprechliche, so realistisch, so greifbar, so bildhaft, dass man beim Lesen unweigerlich eine Gänsehaut bekommt – besonders in Pandemiezeiten. Obwohl ich schon viele Dystopien gelesen habe, hatte ich bei dieser zum ersten Mal das Gefühl, wirklich zu BEGREIFEN, was es heißt, sich in einem Hochhaus zu verbarrikadieren, während draußen die Welt untergeht, und was es heißt, alleine und frierend durch die Wildnis zu stapfen und dabei panische Angst vor anderen Menschen zu haben, weil man nicht weiß, ob sie einem etwas antun wollen. Viele Leute sind so traumatisiert von diesem ersten, sehr schlimmen Jahr, dass sie sich später nicht einmal mehr daran erinnern können. Faszinierenderweise entstehen das Grauen und der Horror in „Das Licht der letzten Tage“ oft zwischen den Zeilen, nämlich in unserer Fantasie – und das ist effektiver als es detaillierte Beschreibungen von Blut und Gewalt je sein könnten.

Ein Bild, das mir wohl nie wieder aus dem Kopf gehen wird, ist jenes des Air-Gradia-Flugzeugs, das Infizierte an Bord hat. Nach der Landung bleibt das Flugzeug ganz am Ende der Landebahn stehen. Es kommt NIE jemand heraus. Was sich in den letzten Stunden wohl im Flieger abgespielt haben mag – was wohl notwendig war, um die Türen geschlossen zu halten – die Leser·innen dürfen es sich selbst (in aller Grausamkeit) ausmalen. Neben dem Grauen und den Gefahren der neuen Welt ist – und das ist das Besondere an „Das Licht der letzten Tage“ – aber auch Platz für Schönheit, Kunst, Menschlichkeit und Hoffnung in Form von wilder Natur, Lost Places, Kameradschaft, Freundschaft, Musik und Shakespeare-Aufführungen.

Erzählt wird die Geschichte dabei aus vielen verschiedenen Perspektiven und mithilfe von unzähligen Zeitsprüngen und Rückblenden. Wer das nicht mag und auch das gelegentliche Aufblitzen von Langatmigkeit nicht so leicht (wie ich in diesem Fall) verzeiht, wird mit dem „Licht der letzten Tage“ nicht viel Freude haben. Mich aber hat dieses tiefgründige Buch aufgewühlt, berührt und begeistert und ich habe es absolut geliebt! Und falls ihr euch jetzt fragt, ob ich beim Lesen auch Tränen vergossen habe: Nein, aber ich war oft seitenlang auf der Kippe, ich war seitenlang ganz kurz davor, loszuheulen. Das hatte ich bis jetzt noch bei keinem Buch. Dass „Das Licht der letzten Tage“ von der Kritik in den Himmel gelobt wurde und sogar für einige Preise nominiert war bzw. diese sogar gewonnen hat (was ich erst während der Lektüre erfahren habe), wundert mich überhaupt nicht. Für mich ist „Das Licht der letzten Tage“ ein absolutes Jahreshighlight und unvergessliches Herzensbuch – und vielleicht sogar das beste Buch des Jahres!

Zog mich vollkommen in seinen Bann (Atmosphäre & Spannung: 5 Lilien ♥)

„Von allen Personen, die in der dieser Nacht in der Bar gewesen waren, war der Barkeeper derjenige, noch am längsten leben sollte. Er starb drei Wochen später auf der Straße, über die er die Stadt verlassen wollte.“ Seite 24

Eigentlich wollte ich dieses Buch mit einer Kollegin gemütlich den ganzen April hindurch lesen. Das war aber ab einem gewissen Punkt (kämpft euch unbedingt durch die ersten, etwas schwerfälligen Kapitel, es lohnt sich!) nicht mehr möglich – die Geschichte hat mich mit ihrer dichten Atmosphäre einer leeren, verwüsteten Welt so gefesselt und in ihren Bann gezogen, dass ich sie kaum noch weglegen konnte. Und wenn ich es doch tat, musste ich die ganze Zeit daran denken.

Vielschichtig & authentisch (Figuren: 4 Lilien)

Auch die vielschichtigen, authentischen Figuren (die oft nicht mit ihrem Namen, sondern ihrem Instrument bezeichnet werden, z. B. die „fünfte Gitarre“) sind gut gelungen, was vor allem daran liegt, dass sich die Autorin viel Zeit für ihre Ausarbeitung nimmt. Die vielen Perspektiven erlauben es den Leser·innen, sich ein Gesamtbild von der Situation kurz nach dem Ausbruch der Krankheit zu machen. Die meisten der Figuren mochte ich sehr, einige hätte ich gerne noch näher kennengelernt und nur zu wenigen fand ich keinen richtigen Zugang. Besonders gut gefallen hat mir, dass wir es in der Post-Apokalypse weder mit Heiligen noch mit eindeutigen Bösewichten zu tun haben. Alle Figuren sind ein Produkt ihrer schwierigen Vergangenheit, niemand ist frei von Schuld. Wer bis zu diesem Punkt überlebt hat, hat das nur geschafft, weil er bereit war, sein Leben kompromisslos zu verteidigen.

Keine Beschwerden (Feminismus: 4 Lilien)

Aus feministischer Sicht gibt es nicht viel auszusetzen. In der Geschichte treffen wir auf viel Diversität (alte, junge, schwule, heterosexuelle Charaktere und verschiedene Hautfarben) und viele starke weibliche Figuren (zum Beispiel auf eine exzellente Messerwerferin und eine Dirigentin, die eine Gruppe anführt), was ich toll finde. Vereinzelte Geschlechterstereotype und Klischees fallen da nicht ins Gewicht.

Nicht wiederzuerkennen (Serie: 2 Lilien)

Gerade weil mir das Buch so gut gefallen hat, wollte ich mir im Anschluss daran sofort die Serie anschauen. Auf hohe Erwartungen folgte große Enttäuschung. Es wurden so unglaublich viele Dinge verändert – und zwar nicht Kleinigkeiten, sondern ganz zentrale Elemente (Handlung, Motivationen, Wendungen, ganze Figuren, mehr Drama, mehr Action), sodass ich die Geschichte und Figuren, die ich so geliebt hatte, leider kaum wiedererkannt habe. Es gab zwar durchaus ein paar starke Momente, ich mochte die Diversität und der Soundtrack ist wundervoll – aber für mich fühlte sich die Serie beim Schauen einfach falsch an. Die Dialoge sind zudem belanglos und prätentiös und in der zweiten Hälfte der Staffel wurde es dann so langweilig und teilweise absurd, dass ich mich durch die restlichen Folgen nur noch durchgequält habe. Es hat sich leider nicht gelohnt. Deshalb meine Empfehlung: Haltet euch lieber ans großartige Buch und verzichtet auf diese Verfilmung!

Mein Fazit

Selten zuvor habe ich ein Buch gelesen, das mich so emotional aufgewühlt, berührt und gefesselt hat wie „Das Licht der letzten Tage“. Und nie zuvor habe ich eine Dystopie gelesen, die auf so einzigartige, tiefgründige Weise Schönheit, Hoffnung und Grauen verbindet. „Das Licht der letzten Tage“ ist ein Buch, das lange nachhallt und das man wahrscheinlich nie vergisst. Für mich ist dieser Roman jedenfalls ein absolutes Herzensbuch – und vielleicht sogar das beste Buch des Jahres. Unbedingt lesen!

Bewertung

Idee: 5 Lilien ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 5 Lilien ♥
Umsetzung: 5 Lilien ♥
Worldbuilding: 5 Lilien ♥
Einstieg: 3 Lilien
Ende: 4 Lilien
Schreibstil: 5 Lilien ♥
Figuren: 4 Lilien
Spannung: 4 Lilien
Atmosphäre: 5 Lilien ♥
Emotionale Involviertheit: 5 Lilien ♥
Feministischer Blickwinkel: 4 Lilien
Einzigartigkeit: 5 Lilien ♥

Insgesamt:

❀❀❀❀❀♥ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir 5 Lilien und ein Herz – und somit den Lieblingsbuchstatus!

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Veröffentlicht am 28.01.2018

Das Licht der letzten Tage

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Meine Meinung:

Ich bin mit recht hohen Erwartungen an das Buch herangegangen. Nachdem ich das Buch nun gelesen habe kann ich sagen, dass sie zwar nicht vollkommen erfüllt wurden, aber zum größten Teil. ...

Meine Meinung:

Ich bin mit recht hohen Erwartungen an das Buch herangegangen. Nachdem ich das Buch nun gelesen habe kann ich sagen, dass sie zwar nicht vollkommen erfüllt wurden, aber zum größten Teil. Ich hatte mir unter dem Buch zwar irgendwie eine andere Geschichte mit etwas mehr Endzeitstimmung und Hektik erwartet, aber die bisweilen poetische Herangehensweise der Autorin konnte mich auch begeistern. Leider gibt es immer mal wieder Erzählabschnitte, die ziemlich langatmig sind und auch hätten gekürzt werden können, aber dann folgt wieder ein enorm spannender Abschnitt, der mich vollkommen mitreißen kann.

Die Charaktere sind überwiegend aussagekräftig gestaltet und haben ein gut illustriertes Innenleben. Ihre Gedanken und Gefühle sind nachvollziehbar. Auch die Dialoge vermögen zu überzeugen.

Sprachlich hat das Buch alle meine Erwartungen übertroffen. Ich finde die Lexik der Autorin herausragend. Gerade die inhaltlich guten Stellen sind sehr spannend und somit gelungen geschrieben. Leider sind gewisse Stellen die inhaltlich schwach sind auch durch die Sprache und den Erzählstil nicht mehr zu retten. Eine Kürzung wäre hier keine schlechte Idee gewesen.

Der Erzählstil in Form von drei verschiedenen Erzählsträngen in drei unterschiedlichen Zeitebenen ist zum Teil recht anstrengend zu lesen, da es manchmal etwas verwirrend ist, wenn ein plötzlicher Wechsel eintritt. Aber die Idee hat mir gut gefallen. Das ist auf jeden Fall mal eine andere Art von Dystopie oder Endzeitgeschichte.

Insgesamt gefällt mir die Message des Buches und die Tatsache, dass es zum Nachdenken anregt. Wie würden wir uns angesichts einer Bedrohung für die Menschheit verhalten?


Veröffentlicht am 21.08.2021

Ein Buch mit einigen düsteren Parallelen zur derzeitigen Corona-Krise

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2016 habe ich das Buch „Das Licht der letzten Tage“ gelesen. Ein oft düsteres Buch, das mich aber auch faszinierte. Warum das so ist, schreibe ich in folgendem Bericht:

Nur wenige haben die Georgische ...

2016 habe ich das Buch „Das Licht der letzten Tage“ gelesen. Ein oft düsteres Buch, das mich aber auch faszinierte. Warum das so ist, schreibe ich in folgendem Bericht:

Nur wenige haben die Georgische Grippe überlebt – oder: die Handlung
Der berühmte Schauspieler Arthur Leander erleidet einen Herzinfarkt, als er auf der Bühne steht. Er spielt den König Lear im Elgin-Theater in Toronto (Kanada). Ein Mann, namens Jeevan, versucht, auf der Bühne erste Hilfe zu leisten – aber ohne Erfolg. Arthur Leander stirbt im Alter von 51 Jahren.
Er starb zu einer Zeit, als die Welt noch fortschrittlich war, als man von vielen technischen Vorteilen profitierte – dem Internet und dem Telefon beispielsweise.
Aber die Georgische Grippe greift um sich – eine Pandemie, die in Europa begann und durch Reisende in alle Länder verschleppt wird. Viele Menschen sterben innerhalb weniger Tage, einen Impfstoff kann man nicht mehr finden. Irgendwann sind 99 Prozent der Weltbevölkerung gestorben – Leute, die noch aus Großstädten vor der Grippe fliehen wollten, sterben in ihren Autos, die in Staus stehen. Leute, die auf Reisen waren, stecken auf Flughäfen fest – denn auf einmal gibt es keine Flüge mehr.
99 Prozent der Weltbevölkerung sind tot – und die Vorteile des technischen Fortschritts sind plötzlich erloschen. Wer kümmert sich um guten weltweiten Internetempfang, wenn die Leute, die diesen ermöglichen konnten, nicht mehr leben? Wer braucht noch soziale Netzwerke, wenn es niemanden mehr gibt, der darin liest, weil es niemanden mehr gibt, die etwas darin schreibt.
Ein Prozent der Menschen auf der ganzen Welt haben überlebt. Sie leben verstreut in allen Ländern der Erde und können nicht mehr mit Telefon und/oder Internet in Kontakt treten. Es gibt auch kein Fernsehen mehr, kein Radio mehr, keine Zeitungen, keine Filme.
Familien sind verstreut überall auf der Welt, denn man kann niemandem mehr Bescheid sagen, wo man überhaupt ist – und man weiß ja gar nicht, wer von den Familienmitgliedern noch lebt und wer nicht.
Man überlebt dort, wo man gerade ist. Einige Leute haben sich beispielsweise auf einem Flughafen niedergelassen. Sie bilden dort im Laufe der Jahre eine Gemeinde, in der auch Kinder geboren werden und darüber unterrichtet werden, wie es früher mal war. Ja, früher, als die Welt noch fortschrittlich war. „Zeit der Wunder“ nennt man das jetzt. Diese Leute ernähren sich von dem Inhalt der Dosen, die sie in den Autos finden, die vor dem Flughafen geparkt sind. Diese Autos braucht niemand mehr, denn Benzin wird nicht mehr verkauft. Wer sollte denn auch Öl fördern und es in andere Länder exportieren? Es gibt auch keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr.
Einer der Menschen auf diesem Flughafen ist Clark. Er war mit Arthur befreundet, und er hat ein Museum eingerichtet, in dem er Dinge zeigt, die man während der „Zeit der Wunder“ benutzte. Smartphones zum Beispiel.
Andere Menschen wandern herum. Beispielsweise Kirsten. Als Arthur starb, war sie ein Kind. Sie hat ihn bewundert, sie war mit ihm befreundet. Er schenkte ihr zwei Comicbände, die seine zweite Frau Miranda entworfen und gezeichnet hatte.
Nun wandert Kirsten mit einer Gruppe von Leuten durch Kanada. Sie nennen sich „die Symphonie“, weil sie Instrumente spielen können. Weiterhin führen sie Theaterstücke auf, wenn sie Leute treffen, die Theatervorführungen sehen wollen.
Auch Jeevan, der Krankenpfleger, der versucht hatte, bei Arthur erste Hilfe zu leisten, nachdem dieser auf der Bühne im Elgin-Theater zusammengebrochen war, ist einer der Überlebenden. Er übt viele Tätigkeiten aus, die einst Ärzte ausübten. Er hat viel auf diesem Gebiet gelernt und Erfahrungen damit. Denn praktizierende Ärzte und Krankenhäuser gibt es nicht mehr.
Man erfährt noch von anderen Leuten, die überlebt haben. Einige von ihnen hatten irgendeine Beziehung zum verstorbenen Schauspieler Arthur Leander. Beispielsweise sein Sohn Tyler. Der Roman wechselt zwischen Gegenwarts- und Vergangenheitsschilderungen.
Die Zeitrechnung unter den Überlebenden ist übrigens eine andere als die, die wir kennen. Da die Pandemie – also der Tod vieler Menschen durch die Georgische Grippe - ein sehr einschneidendes Ereignis in der Welt war, ist das Jahr, in dem sie stattfand, das Jahr 0. Ein Jahr später, wird „Jahr eins“ genannt, darauf folgt das „Jahr zwei“ und so weiter.

Meine Leseerfahrung
Normalerweise lese ich weder Fantasy, noch Science Fiction. Ausnahmen gibt es natürlich. So habe ich die „Herr-der-Ringe“-Trilogie gelesen und auch sechs Bände von Harry Potter.
Im September 2015 wurde das Buch „Das Licht der letzten Tage“ in einigen Buchhandlungen stark beworben. Auf dem Rückseitentext fesselten mich die Worte „schrecklich zart und tragisch schön“, und deswegen kaufte ich das Buch.
Es ist ein oftmals düsteres Buch. Es stimmt traurig und nachdenklich. Dennoch konnte mich die Lektüre auch packen und manchmal sogar faszinieren. Die meisten der geschilderten Charaktere fand ich sympathisch, und ich wollte wissen, was mit ihnen im Laufe des Buches passieren wird. Deswegen habe ich das Buch zu Ende gelesen.
Es war leicht und schnell zu lesen. Die Autorin springt zwischen Szenen aus der Vergangenheit und der Gegenwart in dieser trostlosen Welt, in der so viele Leute nicht mehr am Leben sind, hin und her. Die Beschreibungen von Charakteren und Landschaft sind fesselnd – ich konnte mir alles, auch wenn es zum Glück so in der Realität nie passiert ist, sehr gut vorstellen.
Arthur Leander ist ein Symbol für eine Welt voller Wunder, die einst existierte. Hauptpersonen in dem Buch sind Menschen, die in ihrem Leben mit ihm zu tun hatten. Einige von ihnen haben die Georgische Grippe überlebt – sie wandern durch die Welt so wie Kirsten. Oder sie wohnen in einem ehemaligen Flughafen wie Clark. Jeder versucht, mit der Situation, in der sie oder er steckt, fertig zu werden. Die Welt ist trostlos – aber nicht hoffnungslos. Man kann überleben, aber es gibt auch Situationen, in denen man sich mit einer Waffe – beispielsweise einem Messer – verteidigen muss.
Ein Prophet taucht immer wieder auf in der Handlung. Ich finde ihn unsympathisch. Er nimmt sich das Recht heraus, Frauen zu vergewaltigen, und seine Anhänger morden auch, wenn sie es für nötig erachten.
Der Schluss des Buches war für mich teilweise vorhersehbar, teilweise nicht. Auf jeden Fall war das Leseerlebnis sehr interessant – ich habe das Buch – im Gesamten gesehen - gern gelesen und wollte wissen, wie es weitergeht, auch wenn die Situation mancher Charaktere sehr trostlos war.

Mein Fazit
„Das Licht der letzten Tage“ ist ein gut zu lesender Zukunftsroman über Menschen, die eine Pandemie überlebt haben und versuchen, in einer Welt, in der es keine technischen Wunder, wie wir sie kennen, mehr gibt, weiterzuleben. Irgendwie. Die Lektüre des Buches hallt nach – sie brachte mich zum Nachdenken. Ich fragte mich schon: „Wie würde ich reagieren, wenn ich in eine solche Situation im Leben käme?“ Das Buch schockiert und rüttelt auch auf.
Deswegen würde ich das Buch auch nur erwachsenen Lesern empfehlen.
Ich bewerte es mit vier Sternen. Einen Stern habe ich wegen des Schlusses, den ich nicht als ganz „rund“ (gelungen) empfinde, abgezogen.

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Veröffentlicht am 01.11.2020

Passende Geschichte zur Coronazeit

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In dem Buch Das Licht der letzten Tage von Emily St. John Mandel, geht es um Giwen, der gerade mit seiner Freundin Laura im Theater ist, als einer der Schauspieler langsam zu Boden fällt. Er hat versucht ...

In dem Buch Das Licht der letzten Tage von Emily St. John Mandel, geht es um Giwen, der gerade mit seiner Freundin Laura im Theater ist, als einer der Schauspieler langsam zu Boden fällt. Er hat versucht den Schauspieler Arthur Liander zu retten, welcher gerade noch König Liar im Theater vor Publikum gespielt hat, aber leider ist Arthur Liander dabei gestorben und auch die Notärzte konnten ihn nicht wiederbeleben. Als Giwen nach Hause gehen will, sucht er seine Freundin, aber diese ist ohne ihn gegangen, also macht er sich alleine auf den Weg nach Hause. Dabei ruft er seinen Freund Hua an, der im Krankenhaus als Arzt arbeitet und Hua berichtet ihm von der georgischen Grippe, welche für ganz schön viel Arbeit in der Notaufnahme sorgt. Kurz danach erklärt ihm Hua, das er die Stadt verlassen soll, weil die Grippe, die Menschen so schnell infiziert und sterben lässt. Giwen geht zum nächsten Supermarkt und kauft sehr viel Dosen und Wasser ein, danach geht er zu seinem Bruder und erklärt ihm das alles. Danach gibt es auch schon einen Zeitsprung in die Zukunft, in der die Grippe schon sehr viele Menschen getötet hat und wir als Leser die Gruppe von dem Theater am Anfang verfolgen, welche herumreist und Theateraufführungen gibt. Was der Gruppe vom Theater alles passiert und wie die Menschheit jetzt so ist, sollte jeder selber lesen.

Meine Meinung:
Ich fand die Geschichte spannend zu hören/ lesen. Der Sprecher und der Schreibstil waren flüssig zu lesen und zu hören. Ich konnte mir die Endzeitstimmung sehr gut vorstellen, besonders gerade in dieser Zeit mit Corona. Auch wenn die Geschichte manchmal von der Gegenwart in die Vergangenheit gesprungen ist, konnte ich ihr doch sehr gut Folgen. Sie war spannend und die Protagonisten haben logisch gehandelt.


Fazit:
Eine spannende Geschichte, passend für diese Zeit. Ich kann sie nur empfehlen und das wird nicht das letzte Buch von der Autorin sein, welches ich lese oder höre.

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Veröffentlicht am 16.11.2017

Die Tage nach der Katastrophe

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Meine Meinung: Das Licht der letzten Tage, auf Englisch Station 11, wurde mir von Kücki wärmstens empfohlen. Mit dem Hinweis, dass das Buch bald auf Deutsch erscheint. Mir egal dachte ich und wollte mir ...

Meine Meinung: Das Licht der letzten Tage, auf Englisch Station 11, wurde mir von Kücki wärmstens empfohlen. Mit dem Hinweis, dass das Buch bald auf Deutsch erscheint. Mir egal dachte ich und wollte mir das Buch erst auf Englisch zulegen. Bis ich gesehen habe, dass ich nur ein bisschen warten muss und ich dann das atemberaubende deutsche Cover aus dem Piper Verlag in den Händen halten könnte, in das ich mich sofort verliebt habe.

Angefangen mit dem Lesen kam ich allerdings gar nicht gut in die Geschichte hinein und habe das Buch nach ca. 150 Seiten erst einmal pausiert. Nicht weil das Buch nicht spannend war, nein, ich wollte unbedingt herausfinden, was die Schicksale der einzelnen Charaktere ist und was auf ihnen und unserer Welt geworden ist. Ich kam einfach nur nicht mit der Struktur der Geschichte zurecht, die scheinbar planlos von der einen zur anderen Perspektive springt und mich einfach keinen roten Faden erkennen ließ. Schließlich habe ich dann eines Tages das Buch mit in die Uni genommen und während der Zug- und Busfahrt blieb mir gar nichts anderes übrig, als zu lesen. Und dann kam irgendwann, aber leider doch recht spät, der Punkt, an dem man plötzlich erkannt hat, dass es da doch einen ganz leichten roten Faden gibt, der sich durch das Buch schlängelt und immer wieder an einer Person hängen bleibt: Arthur. Mit diesem Fixpunkt fiel mir das Lesen plötzlich leichter und ich konnte mich mehr auf die Geschichte einlassen und mich für sie begeistern.

Der Schreibstil Emily St. John Mandel hat mich besonders begeistert. Er sticht nicht durch besonders komplizierte und lange Sätze hervor. Dennoch würde ich ihn nicht als kurz und schlicht bezeichnen. Er hat etwas Poetisches und, man kann es nicht anders sagen, meisterliches und strahlt so eine ganz andere Art von Anspruch aus, der mich sehr fasziniert hat. Er hat das Buch nicht immer nur ein Buch sein lassen und die Geschichte nicht immer nur eine Geschichte. Er hat ein Mehr gezaubert und aus diesem Roman ein kleines Kunstwerk gezaubert. Dieses Kunstwerk schafft es sogar, die wirklich etwas düstere und zeitweise auch bedrückende Handlung in einem Licht erstrahlen zu lassen, das die ganze Schwere wegnimmt und sie gut lesbar und den Leser nicht allzu traurig macht.

Ich würde Das Licht der letzten Tage gerne als einen Sci-Fi und einen Endzeitroman beschreiben und teilweise trifft diese Bezeichnung auch zu. Dennoch spielt das Buch nicht nur in der Zukunft, in der Zeit nach der Georgischen Grippe, die fast die ganze Menschheit ausgerottet hat und die Zivilisation hat zusammenstürzen lassen. Es zeigt uns die Vergangenheit einzelner Charaktere und solcher, die längst gestorben sind. Es zeigt uns eine Vergangenheit einige Tage vor dem Ausbruch des Virus und eine, die weiter entfernt liegt und führt uns dennoch immer wieder zurück in die Zukunft. Und nicht nur dorthin. Auch ein Comic-Buch, ein Theaterstück, Briefe und ein Interview sind für die Geschichte wichtig und nehmen ihren individuellen Platz darin ein. So entstehen viele Episoden und Passagen, die für mich am Anfang nicht recht zusammenpassen sollen und doch am Ende funktioniert haben. Allerdings mit einem schweren Start.

Auch die enorme Anzahl der Charaktere und auch der Erzählperspektiven haben es mir nicht immer leicht gemacht, gut durchs Buch zu kommen. Bis zum Schluss wusste ich von einigen nicht, wer sie genau sind und woher sie kommen. Viele sind zu undurchsichtig und nur die, die wirklich zu Wort kommen haben ein genaueres Bild vor meinen Augen entstehen lassen. Darunter viele Charaktere, die ich sofort geliebt habe aber auch andere, die mir weniger sympathisch waren.

Letztendlich sehe ich Das Licht der letzten Tage als ein kleines Kunstwerk an. Ein Kunstwerk mit Macken, das nicht immer funktioniert und ein Kunstwerk, das sich mir nicht immer ganz erschließt und das nur nach sehr langem Betrachten verstanden werden kann. Aber es ist und bleibt ein Kunstwerk mit einem Ende, das mich zufriedenstellt und das mich noch lange über diese sonderbare Geschichte nachdenken lässt.


Shortlist:
Genre: Endzeitroman, Sci-Fi

Themen: Weltuntergang, Endzeit, Katastrophe, Nachdenken, Reflektion

Idee & Umsetzung: Idee ist völlig neu, Umsetzung funktioniert aber erst sehr spät wirklich gut

Stimmung/Atmosphäre: düster und bedrückend, melancholisch

Charaktere: sehr viele, teils sehr undurchsichtig

Protagonist/in: verschiedene Erzählinstanzen, verschiedene Charakterzüge und Eigenarten

Schreibstil: poetisch

Ende: etwas offen jedoch zufriedenstellend, ein Happy End kann erahnt werden

Bewertung: Das Licht der letzen Tage ging für mich nicht immer ganz auf. Ich kam sehr schlecht in die Geschichte rein und konnte erst spät einen roten Faden erkennen. Auch die Charaktere waren einfach zu viele. Allerdings macht der wundervolle Schreibstil so einiges wett und auch gegen Ende, sobald einiges aufgeklärt wurde, hat das Lesen deutlich mehr Spaß gemacht. Ich vergebe an Das Licht der letzten Tage 3,5 von 5 Füchschen, die ich auf 3 Füchschen abrunden möchte.