Klasse Geschichte
Die ersten Seiten hätte ich nicht gedacht, dass ich am Ende tatsächlich 5 Federn vergeben würde. Der Einstieg fiel mir wirklich schwer. Belle und Lio befinden sich in Paris und die Geschichte plätschert ...
Die ersten Seiten hätte ich nicht gedacht, dass ich am Ende tatsächlich 5 Federn vergeben würde. Der Einstieg fiel mir wirklich schwer. Belle und Lio befinden sich in Paris und die Geschichte plätschert ein bisschen vor sich hin. Lio wird an den Hof von König Louis nach Versailles gerufen und wir begleiten Belle durch die Straßen von Paris. Ehrlich gesagt, nicht besonders spannend. Dann aber nimmt die Geschichte an Fahrt auf und es geht für die beiden und Lios Cousin Bastien zurück nach Aveyon.
Belle ist eine unglaublich starke Protagonistin. Zu Beginn die zurückhaltende Bauerstochter, die nicht bereit ist, den Titel Prinzessin anzunehmen. Nach und nach findet Belle zu einer unglaublichen inneren Stärke. Für Belle ist es schwierig, die Balance zu finden, sie selbst zu bleiben und ein Königreich zu regieren. Sie weigert sich, den ihr zustehenden Titel anzunehmen, was es für sie nicht unbedingt leichter macht. Dabei hat sie einen guten Instinkt, dem sie leider nur nicht immer vertraut oder mit dem sie sich nicht immer durchsetzen kann. Ich hätte Lio ab und an schütteln können, dass er Belle nicht mehr zuhört und ihrem Instinkt folgt.
Lio braucht ein bisschen mehr Zeit, um sich weiterzuentwickeln. Zum Glück hat er dafür Belle. Zunächst setzt er sein Vertrauen in seinen Cousin Bastien. Bastien ist am Hof von Versaille ein und aus, und so ist Lio der Ansicht, dass Bastien der richtige Berater ist, um ein Königreich zu führen. Ob Lio da aufs richtige Pferd setzt? Lest es selbst.
Bastien war mir von Anfang an unsympathisch und ich hätte Lio am liebsten davon abgehalten, ihm zu vertrauen. Dabei streute die Autorin aber immer wieder Zweifel, ob man Bastien richtig einschätzt. Genauso wenig, wie Belle ihn durchschauen konnte, konnte es auch ich als Leser. Man hat eine Ahnung, worauf es hinauslaufen wird, aber die leztte Sicherheit bekommt man lange nicht.
Es war so schön, den Figuren des Schlosses erneut zu begegnen. Madame Pottine, Lumiere und Tassillo waren wunderbare Begleiter für Belle. Damals, wie heute. Und sogar den etwas verstaubten Cogsworth konnte ich nach und nach ein bisschen ins Herz schließen. Er gibt immer sein Bestes.
Der Schreibstil von Emma Theriault wird von Seite zu Seite mitreißender. Es brauchte ein bisschen Zeit, bis ich mich in die Sprache eingefunden hatte, aber insgesamt schreibt sie so bildhaft, dass ich das Schloss und seine Bewohner erneut vor mir sehen konnte. Die Geschichte folgt einem roten Faden und entwickelt sich ab der Ankunft in Aveyon stetig vorwärts. Alle Geschehnisse greifen stringent ineinander und bringen Belle dazu, sich zu der Königin zu entwickeln, die das Königreich braucht.
Was der Geschichte ein bisschen fehlt, ist der typische Disney-Zauber. Die Figuren handeln erwachsener, die Geschichte ist düsterer, als man es von Disney gewohnt ist. Es geht um politische Intrigen und Personen, die gewillt sind, das Land und die Monarchie in den Abgrund zu stürzen.
Insgesamt konnte ich das Buch, nachdem ich den Anfang überwunden hatte, nicht mehr aus der Hand legen. Ein absolutes Muss für Fans von „Die Schöne und das Biest“. Emma Theriaut hat eine wundervolle Fortsetzung geschaffen, die zeigt, dass aus einer Bauerntochter eine starke Königin werden kann. Ich vergebe 5 Sterne.