Cover-Bild Die Tagesordnung
8,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Matthes & Seitz Berlin
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 28.03.2018
  • ISBN: 9783957575814
Éric Vuillard

Die Tagesordnung

Nicola Denis (Übersetzer)

Prix Goncourt 2017
20. Februar 1933: Auf Einladung des Reichstagspräsidenten Hermann Göring finden sich 24 hochrangige Vertreter der Industrie zu einem Treffen mit Adolf Hitler ein, um über mögliche Unterstützungen für die nationalsozialistische Politik zu beraten: Krupp, Opel, BASF, Bayer, Siemens, Allianz – kaum ein Name von Rang und Würden fehlt an den glamourösen runden Tischen der Vermählung von Geld und Politik. So beginnt der Lauf einer Geschichte, die Vuillard fünf Jahre später in die Annexion Österreichs münden lässt. Bild- und wortgewaltig führt er den Leser in die Hinterzimmer der Macht, wo in erschreckender Beiläufigkeit Geschichte geschrieben wird. Dabei erzählt er eine andere Geschichte als die uns bekannte, er zeigt den Panzerstau an der deutschen Grenze zu Österreich, er entlarvt Schuschniggs kleinliches Festhalten an der Macht, Hitlers abgründige Unberechenbarkeit und Chamberlains gleichgültige Schwäche. Mit der ihm eigenen virtuosen Eindringlichkeit und satirischem Biss seziert Vuillard die Mechanismen des Aufstiegs der Nationalsozialisten und macht deutlich: Die Deals, die an den runden Tischen der Welt geschlossen werden, sind faul, unser Verständnis von Geschichte beruht auf Propagandabildern. In »Die Tagesordnung« zerlegt Éric Vuillard diese Bilder und fügt sie virtuos neu zusammen: Ein notwendiges Buch, das eine überfällige Geschichte erzählt und damit den wichtigsten französischen Literaturpreis erhielt.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2018

Ein literarischer Hochgenuss

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Die Tagesordnung von Èric Vouillard ist ein dünnes Buch, welches es in sich hat. Das liegt nicht alleine an der eindrucksvollen Sprache des Schreibers. Auch die hier geschilderten Vorgänge zur Zeit der ...

Die Tagesordnung von Èric Vouillard ist ein dünnes Buch, welches es in sich hat. Das liegt nicht alleine an der eindrucksvollen Sprache des Schreibers. Auch die hier geschilderten Vorgänge zur Zeit der Nationalsozialisten lässt den Leser sprachlos und nachdenklich zurück.

Der Autor berichtet von einem Tag im Februar 1933. Herr Göring lädt die Creme de la Creme der deutschen Wirtschaft zu einem Gespräch ein. Unter anderem folgen Opel und Krupp seiner Einladung und innerhalb weniger Minuten schafft es Göring, dass die Herren bereit sind, die Nationalsozialisten finanziell zu unterstützen. Und nicht nur das. Auch der Einmarsch ins Nachbarland Österreich wurde hier am grünen Tisch entschieden.

Sieben Jahre dauerte es, bis Vouillard genug Fakten sammelte, um sein Buch zu schreiben. Als studierter Historiker kennt er sich in der Materie aus und bekam daher nicht ohne Grund den höchsten literarischen Kulturpreis Frankreichs. Mir gefiel „Die Tagesordnung“ sehr gut, weil der Stil gehoben ist und die Story trotzdem gut lesbar war. Für mich war erschreckend, wie leicht sich die damaligen Wirtschaftsbosse einwickeln ließen. Ein wenig Furcht kommt bei dem Gedanken an das Buch noch immer bei mir auf. Ich frage mich nämlich, ob das wohl heute auch noch so passieren könnte?