Cover-Bild Washington Black
(44)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Handlung
  • Charaktere
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 512
  • Ersterscheinung: 30.08.2019
  • ISBN: 9783847906650
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Esi Edugyan

Washington Black

Roman
Anabelle Assaf (Übersetzer)

Die Flucht ist nur der Anfang

Barbados, 1830: Der schwarze Sklavenjunge Washington Black schuftet auf einer Zuckerrohrplantage unter unmenschlichen Bedingungen. Bis er zum Leibdiener Christopher Wildes auserwählt wird, dem Bruder des brutalen Plantagenbesitzers. Christopher ist Erfinder, Entdecker, Naturwissenschaftler - und Gegner der Sklaverei. Das ungleiche Paar entkommt in einem selbst gebauten Luftschiff von der Plantage. Es beginnt eine abenteuerliche Flucht, die die beiden um die halbe Welt führen wird.

Eine Geschichte von Selbstfindung und Verrat, von Liebe und Erlösung. Und eine Geschichte über die Frage: Was bedeutet Freiheit?

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2019

Leider nicht ganz wie erwartet

1

Washington Black wächst als Sklavenjunge auf einer Plantage auf Barbados auf und erzählt in diesem Buch von seinem Leben von 1830-1836. Der Verwalter der Plantage ist ein brutaler Master, der weder mit ...

Washington Black wächst als Sklavenjunge auf einer Plantage auf Barbados auf und erzählt in diesem Buch von seinem Leben von 1830-1836. Der Verwalter der Plantage ist ein brutaler Master, der weder mit Folter noch Hinrichtungen Probleme hat. Auch, wenn sie lediglich zur Machtdemonstration bzw. als Drohgebärde dienen. Als der Bruder des Verwalters auf der Plantage eintrifft, erbittet er sich die Arbeitskraft des kleinen Wash als Gehilfen, was ihm auch gewährt wird. Ab da hat Wash es deutlich besser als die allermeisten Sklaven der Plantage. Titch - so der Rufname des Bruders - behandelt ihn ausgesprochen gut und sorgt auch wirklich gut für ihn. Er ist dabei, eine Art Luftschiff zu bauen, das an einen steuerbaren Heißluftballon erinnert. Als ein schreckliches Ereignis Wash in Lebensgefahr bringt, beschließt Titch mit ihm in dem Luftschiff von der Insel zu fliehen.

Die Flucht gelingt natürlich, wenn auch nicht sehr lange in eben jenem Luftschiff, und treibt die beiden ungleichen Protagonisten zu einigen Winkeln der Erde. Verfolgt werden sie vom Hass des Plantagenbesitzers, der ein Lösegeld auf die Ergreifung seines Sklaven ausgesetzt hat, was Kopfgeldjäger auf seine Spur setzt. Von der Reisegeschichte werde ich nichts genaueres berichten, denn das nimmt nur die Spannung während der Lektüre.

Der Schreibstil ist einfach toll! Ich habe trotz einiger Story-Schwachpunkte dieses Buch einfach verschlungen und immer voll Ungeduld darauf gewartet, endlich weiterlesen zu dürfen. Das macht viele Ungereimtheiten und Schwächen wett. Wer Spaß an einem unterhaltsamen Abenteuerroman hat, der wird hier gut bedient. Durch den ersten Abschnitt, der sich verstärkt mit der Sklaverei beschäftigt, hat es durchaus einen gehobenen Stellenwert. Alle Folgeabschnitte hingegen sind eher Coming of Age Abenteuerroman. Nicht vom Stil her, aber vom Inhalt. Dass dieser Roman an Jules Verne erinnert, kann ich nachvollziehen. Auch da kam es nicht darauf an, wie realistisch die Geschichte war, sondern nur wie mitreißend.

Leider gibt es viele Zufälle in diesem Buch, die in der Masse etwas unrealistisch sind. Auch bleibt vieles im Unklaren. Charaktere, die sich im Buch entwickeln, verschwinden einfach auf Nimmerwiedersehen und finden nicht einmal gegen Ende des Buches auch nur Erwähnung. Obwohl manche Rolle den Lesenden so erreichte, dass man einfach wissen will, was aus ihm geworden ist. Da holt einen der größte Nachteil der Ich-Erzählung ein. Man kann immer nur sehen und hören, was der Protagonist erlebt. Der Rest bleibt im Dunkeln. Aber es gäbe sicherlich genügend Tricks, diesen Punkt zu umgehen und die Leute nicht so enttäuscht zurück zu lassen.

Das Buch erfuhr vor dem hiesigen Erscheinen im englischsprachigen Raum viel Lob und wurde sogar Buch des Jahres. Das weckte natürlich Hoffnungen auf eine großartige Lektüre, die es leider nicht erfüllen konnte. M. E. verzettelt sich die Autorin etwas in der Geschichte. Was vielversprechend beginnt auf der Plantage im Sklavenalltag, verweilt nach der Flucht über weite Teile in einer etwas fadenscheinigen Abenteuer-Geschichte. Zuviel scheint nicht durchdacht bzw. geradezu unrealistisch (und damit meine ich definitiv nicht den Wolkenkutter). Man bekommt im Verlauf der Story immer mehr das Gefühl, es werden ungehobelte Bauklötze aufeinander geschichtet, nur um den Zweck zu heiligen, einen möglichst hohen Turm zu errichten, egal wie krumm und schief er am Ende dasteht. Und mit ungehobelt meine ich nicht die Schreibweise, die wirklich hervorragend ist. Nur ihretwegen konnte mich der Roman bis zum Ende fesseln.

Leider verzettelt sich die Story in Nebenschauplätzen, an denen quasi nichts passiert und alles nur so vor sich hin dümpelt, bis wieder einer der grandiosen Zufälle eintritt und sie in die nächste Richtung schubst. Der Teil auf der Plantage zeugt von Aufklärungsbereitschaft. Der Lesende erfährt viel über das Leben und Leiden der schwarzen Bevölkerung als Sklaven und auch über die Allmacht der weißen Herrschaft. Aber genügt dieser Ansatz im vielleicht ersten Viertel des Buches, es über den grünen Klee zu loben? Reicht der Beginn auf einer Sklavenplantage aus für ein Buch des Jahres? Denn was dann folgt erfüllt in meinen Augen kaum irgendeinen Anspruch sondern dient nur dem Fortkommen der teils abenteuerlichen Geschichte, die auf ein Finale zuzusteuern scheint, das am Ende gar nicht wie erwartet stattfindet. Das Ende ernüchtert auch den noch so begeistert Lesenden und lässt zumindest mich mit einigen Fragezeichen zur gelesenen Handlung zurück. Es erscheint fast so, als hätte die Autorin gewisse Punkte abarbeiten wollen, aber dann während des Schreibens vollkommen den Überblick verloren, wie sie all diese Punkte miteinander sinnbringend verknüpft bekommt.

Gestört hat mich definitiv, dass mit der Buchbeschreibung und dem Cover eine völlig falsche Erwartung an den Roman geweckt wird. Die gestellte Frage, was Freiheit bedeutet, wurde m. E. nicht beantwortet und bei mir nicht einmal im Ansatz aufgeworfen - so leid es mir tut.

Fazit: Durchaus unterhaltsames Abenteuer-Buch mit Ansätzen zur Rassismus-Problematik, das an Underground Railroad in dieser Hinsicht bei Weitem nicht heran reicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 08.09.2019

Der Wunsch nach Freiheit

1

Washingten Black ist auf einer Sklavenplantage geboren worden und kennt nichts in seinem Leben außer Schinderei. Auch die Sklaven untereinander gönnen sich quasi nichts. Eine Person hat ein Auge auf Wash, ...

Washingten Black ist auf einer Sklavenplantage geboren worden und kennt nichts in seinem Leben außer Schinderei. Auch die Sklaven untereinander gönnen sich quasi nichts. Eine Person hat ein Auge auf Wash, Big Kit hier und da hilft sie ihm und erzählt ihm von ihrer Heimat und davon, dass wenn sie stirbt das sie wieder dorthin zurück kehrt und ihn mit nimmt. Natürlich kommt alles anders...

Erasmus Wilde ist der Plantagenbesitzer, er ist grausam, selbst den Selbstmord eines Sklaven sieht er als Diebstahl seines Besitzes an. Erasmus' Bruder Titch kommt zu Besuch und es ist klar, dass er eine Weile bleiben wird, da er seinen Wolkenkutter gerne aufbauen und ausprobieren möchte.
Titch bittet um einen Sklaven, der ihm behilflich sein soll, bzw ihn auch bedienen soll, die Wahl fällt auf Wash.

Titch ist sehr bemüht um Wash, er bringt im die Wissenschaft näher und das lesen bei. Wash besitzt ein Talent, das Zeichnen, dieses weiß Titch zu nutzen für seine wissenschaftlichen Aufzeichnungen.

Alles scheint ganz gut zu laufen, bei Titch geht es Wash gut, bis der Cousin von Erasmus und Titch, Phillip auftaucht. Er überbringt eine schlechte Botschaft und zieht Wash in eine üble Sache mit hinein, so dass Titch mit Wash flieht.

Die beiden landen zunächst in der Arktis, da Titch dort seinen totgeglaubten Vater vermutet. Allerdings lässt Titch Wash letztlich allein zurück. Wash ist zwar nun frei, aber muss seinen Weg erst finden und dies fällt ihm nicht leicht. Er hat kaum Vertrauen zu anderen Menschen, zumal er durch einen Unfall mit dem Wolkenkutter entstellt ist und ihn jeder daran beurteilt.
Er findet letztlich zwei Menschen denen er vertrauen kann und mit ihnen reist er nach Europa, dort entsteht der Wunsch und eine große Sehnsucht, Titch wieder zu finden.

Der Roman hat unglaublich stark angefangen und ich konnte kaum aufhören die Geschichte zu lesen. Die Geschichte wird aus den Blickwinkel von Wash erzählt und es ist faszinierend wie er rückblickend manches bewertet. Die Autorin schafft es, das man mit leidet und mit fiebert.
Leider bekommt die Geschichte ab der Hälfte Schwächen, vieles wirkt zu konstruiert und nicht schlüssig. Manches hätte ich an der Geschichte schon gerne anderes gesehen. Es ist dennoch ein spannendes Buch und lässt den Leser darüber nachdenken was Freiheit bedeutet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 08.09.2019

ganz anders als erwartet und leider etwas enttäuschend

1

Die Geschichte handelt von Washington Black, einem schwarzen Sklavenjungen, der 1830 auf einer Zuckerrohrplantage auf Barbados lebt. Die Bedingungen für die Sklaven sind furchtbar, sie müssen mit Gewalt ...

Die Geschichte handelt von Washington Black, einem schwarzen Sklavenjungen, der 1830 auf einer Zuckerrohrplantage auf Barbados lebt. Die Bedingungen für die Sklaven sind furchtbar, sie müssen mit Gewalt und Ablehnung leben. Doch Washington hat Glück, der Bruder seines Masters engagiert ihn als Assistenten und nimmt ihn mit auf eine Reise hinaus in die Welt.
Der Klappentext spricht von einer "Geschichte von Selbstfindung und Verrat, von Liebe und Erlösung. Und eine Geschichte über die Frage: Was bedeutet Freiheit?" Dies kann ich jedoch nicht 100% bestätigen. Washington Black ist ein Abenteuerroman und als solcher betrachtet sicherlich gut. Ich hatte jedoch leider etwas andere Erwartungen und wurde somit etwas enttäuscht. Was mir jedcoh durchweg richtig gut gefallen hat, ist die Sprache. Sie ist sehr einzigartig und dennoch perfekt für diese Geschichte. Edugyan schildert die Geschehnisse auf der Plantage ungeschönt und sehr bildhaft, es scheint fast so als würde man die Grausamkeiten selbst erleben. Auch die Umgebung wird immer toll beschrieben, man sieht sie förmlich vor sich. Die Figuren waren mal mehr mal weniger gut beschrieben, richtig Tiefe aufbauen konnte ich jedoch leider zu keiner so richtig. Lediglich Washington ist mir anfangs ans herz gewachsen, dieses Gefühl verliert sich jedoch im Laufe des Romans.

Das wäre auch einer der großen Kritikpunkte. Der Roman startet sehr stark nimmt jedoch ab dem ersten Drittel enorm ab.Die Autorin verliert sich in den handlungssträngen, es wird viel zu vieles angesprochen und versucht auf den 500Seiten unterzubringen. So entsteht ein sehr gehetztes Gefühl beimleser und leider bleibt so auch nicht genug Zeit für eine Charakter- oder Handlungsentwicklung.Es passiert etwas und innerhalb weniger Seiten ist es auch schon wieder abgehakt und das nächste Abenteuer startet. Das fand ich etwasschade, da hier vielPotential verschenkt wurde. Hinzu kommt, dass immer wieder sehr viele Andeutungen fallen gelassen wurden, die dann aber im späteren Verlauf des Romans keine Rolle mehr spielten. Auch hier habe ich mich gefragt, wozu man sie denn dann überhaupt anspricht? Manche der offenen Fragen wurden zwar geklärt, zu viele jedoch nicht. Dies hat mich nach Beenden des Romans sehr unbefriedigt zurück gelassen. Bedingt durch die vielen Themen durch die man richtiggehend durchrennt, tauchen auch so gut wie nie Probleme auf. Alles fügt sich immer wie zufällig zusammen und Washington kann alles reibungslos und schnell erledigen. Das empfand ichals enorm langweilig und auch unrealistisch. Auch so manche Wendung am Schluss war mir zu vorhersehbar und inhaltlich langweilig. Am Ende war ich dann leider ganz froh, dass das Buch nun fertig ist.

Ich bin etwas traurig, dass das Buch inhaltlich so extrem nachgelassen hat, da ich die Sprache wirklich einzigartig fand. Alles war unglaublich schön geschrieben, konnte mich jedoch leider immer weniger erreichen. Ich finde, entweder hätte sich die Autorin mehr Zeit und mehr Seiten nehmen sollen um die ganzen Ansätze, die sie einbringt besser einbauen zu können oder eben einfach weniger Wendungen einbauen. So war es für mich leider ales etwas unzusammenhängend und unbefriedigend. Im Ganzen also nichts besonderes sondern eher ein netter Abentteuerroman der leider gegen Ende enorm an Spannung verliert. 3 Sterne alleine wegen der wirklich tollen Sprache und dem doch recht guten Anfang.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 04.09.2019

Ein vielversprechender Klappentext, der leider nicht hält was er verspricht

1

Washington Black heißt der Sklavenjunge, dessen Schicksal der Leser von der ersten Seite an begleiten soll. Der Leser befindet sich in Barbados im Jahre 1830, wo der junge Sklave, wie viele andere, auf ...

Washington Black heißt der Sklavenjunge, dessen Schicksal der Leser von der ersten Seite an begleiten soll. Der Leser befindet sich in Barbados im Jahre 1830, wo der junge Sklave, wie viele andere, auf einer Zuckerrohrplantage arbeiten muss. Da der Besitzer verstirbt kommt kurzerhand ein relativer junger, kränklicher Besitzer, dessen Grausamkeit keine Grenzen kennt. Doch wie es manchmal in Familien ist, so ist sein Bruder, Christopher Wilde, genau das Gegenteil vom griesgrämigen Plantagenbesitzer. Seines Zeichens Erfinder, Entdecker und Naturwissenschaftler und Gegner der Sklaverei. Washington wird nach kurzer Zeit zum Diener des Erfinders ernannt, kann dieser sein Luftschiff schließlich nicht alleine erbauen und flugtauglich machen.
Beide merken bald, dass sie nur ein Ziel haben. Weg von der tödlichen Plantage.

Mein Fazit:

Der Schreibstil ist einzigartig und lässt sich sehr gut lesen.

Zunächst beginnt alles sehr turbulent. Die Wortgefechte zwischen den Wildes sind sehr spannend zu lesen und auch das Leben auf der Plantage wirkt zunächst interessant, obgleich natürlich auch schockierend. Ich war gleich auf den ersten Seiten mitten im Geschehen und gruselte mich. Ich war hin und weg von dieser Erzählung. Das raue Leben, die furchtbaren Bedingungen, die fehlende Liebe, all das bringt die Autorin brillant rüber. Doch dann kommt die Reise.
Die Reise der beiden ist weniger spektakulär, als ich erhofft hatte. Auch wenn eine Hiobsbotschaft auf die nächste folgt, viele ungeahnte Ereignisse passieren, ich hatte nach einiger Zeit auf ihrer Reise keine Lust mehr weiter zu lesen. Mir fehlten die Spannungsbögen und es gab keinerlei Sogwirkung mehr. Als wäre auf der Reise ein Schalter umgelegt worden.

Das war sehr schade, denn das Buch begann sehr vielversprechend. Im ersten Viertel werden alle möglichen Gefühle hochgeholt und es wirkt fast wie ein Hauch von Kriminalgeschichte. Ab dem nächsten 3/4 ist das Buch dann nur noch eine Reihung von Ereignissen, die einzeln betrachtet zwar interessant, doch in der Reihung eher gewollt wirkten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 03.09.2019

Starker Beginn & wunderschöner Schreibstil, aber auf hohe Erwartungen folgte leider Ernüchterung

1

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Schon auf den ersten Seiten tauchen wir ein in eine Geschichte, die uns ins Jahre 1830 nach Barbados entführt. Auf einer Zuckerplantage ändert sich für die vielen SklavInnen ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Schon auf den ersten Seiten tauchen wir ein in eine Geschichte, die uns ins Jahre 1830 nach Barbados entführt. Auf einer Zuckerplantage ändert sich für die vielen SklavInnen alles, als der alte Besitzer stirbt und sein jünger, viel grausamerer Nachfolger seinen Dienst antritt. Auch das junge Leben von Washington ändert sich von heute auf morgen, als er zum Assistenten von Titch, dem Bruder des Besitzers, gemacht wird. Denn Titch ist ein Wissenschaftler, der an einem Wolkenkutter tüftelt, der bald fliegen soll. Als etwas Schlimmes passiert, beschließt Titch mit Washington zu fliehen. Es wird der erste Flug der Maschine sein - und das in einer finsteren, stürmischen Nacht...

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Verlag: Eichborn
Seitenzahl: 512
Erzählweise: Ich-Erzähler, Präteritum
Perspektive: männliche Perspektive
Kapitellänge: mittel
Tiere im Buch: -! Für TierliebhaberInnen ist dieses Buch nicht leicht zu ertragen: Es wird in diesem Buch viel Fleisch und Fisch gegessen, Tiere werden ausgestopft und in der Wildnis zum Zwecke einer Ausstellung gefangen. Viele werden absichtlich getötet, andere sterben versehentlich, weil die Bedingungen in den Aquarien nicht passen. Es wird gejagt, Tiere werden erschossen, mit toten Tieren wird pietätlos umgegangen und es gibt mindestens einen Fall von Tierquälerei. Das Bemühen von Wash, die Tiere gut zu versorgen und sich für eine lebendige Ausstellung einzusetzen, wiegt die zahlreichen problematischen Punkte keinesfalls auf.

Warum dieses Buch?

Über dieses Buch hatte ich im Vorfeld so viel Gutes gehört: Es war für Preise nominiert, wurde von verschiedenen Zeitschriften und Institutionen im englischsprachigen Raum zum „Buch des Jahres“ gekürt und war sogar eines der Lieblingsbücher von Ex-Präsident Obama. So viel Lob macht mich natürlich sofort neugierig, besonders da mich das letzte „Buch des Jahres“ – „Sag den Wölfen, ich bin zu Hause“ – so begeistern konnte!

Meine Meinung

Einstieg (♥)

„‘Wie ist das, Kit? Frei sein?‘ […]
‚Oh, Kind, das ist wie nichts in dieser Welt. Wenn du frei, du kannst machen, was du willst.‘“ E-Book, Position 161

Ich habe sehr schnell in die Geschichte gefunden. Man fühlt sofort mit dem jungen Washington mit, der bereits in seiner Kindheit als Sklave solche Grausamkeiten miterleben muss.

Schreibstil (♥)

„Er schien nicht gerade zu lächeln; in seinen Gesichtszügen lag eine Art unglückliche Heiterkeit, als freue sich jemand auf einer Beerdigung, eine lang nicht gesehene Tante zu treffen.“ E-Book, Position 2529

„Washington Black“ ist eine Geschichte, die in der ersten Person erzählt wird und in der wir als LeserInnen immer wieder direkt adressiert werden. Der Schreibstil ist mit Sicherheit die größte Stärke des Buches: Esi Edugyan schreibt sehr kraftvoll, angenehm und anschaulich, sodass ich sofort alles lebendig vor mir sehen konnte. Zudem ist ihre Sprache wunderschön – es gibt zahllose gelungene Vergleiche und Metaphern, weise Zitate und wunderbare Stellen, die man sich am liebsten alle rausschreiben möchte. Vor allem im ersten Teil schildert sie zudem Washingtons Gefühle – sein Misstrauen Titch gegenüber, seine Angst, seine Unsicherheit – sehr nuanciert und feinfühlig. Man hat sofort Mitleid mit ihm und ist erschüttert, was dieser Kinderseele alles angetan wird.

Lediglich bei den lateinischen Bezeichnungen für die Tiere hätte ich mir manchmal zusätzlich eine deutsche Übersetzung gewünscht, da ich viele der Lebewesen googeln musste.

Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (+/-)

„Unter unserem neuen Master wurde es auf Faith zunehmend düster. […] James versuchte, wegzulaufen, also statuierten sie an ihm ein Exempel. Der Master befahl einem Aufseher, ihn vor unseren Augen bei lebendigem Leib zu verbrennen.“ E-Book, Position 139

Das Buch beginnt sehr stark mit Washingtons hartem Leben als Sklave auf der Zuckerplantage „Faith“ in Barbados. Nach dem Tod des alten Masters kommt ein jüngerer, viel grausamerer und sadistischer Mann an die Macht und nutzt diese aus, um seine Untergebenen zu quälen und ihnen jede Hoffnung zu rauben. Diese erste Hälfte des Buches konnte mich absolut überzeugen; sie war interessant, schockierend und hat mich immer wieder sehr wütend gemacht, da es solche erschreckenden Zustände früher wirklich gegeben hat.

Ab der abenteuerlichen Flucht von der Plantage ging es für mich aber leider bergab. Ich bin eigentlich ein Fan von Genrevermischungen, da sie manchmal sehr erfrischende, neuartige Bücher hervorbringen, doch hier finde ich die Verbindung aus historischem Roman mit Gesellschaftskritik, Coming-of-Age-Roman und Abenteuerroman nicht ganz gelungen; vor allem der Mittelteil schwächelte. Das Buch entwickelte viele Längen, es übte keinen Sog auf mich aus. So musste ich mich immer wieder aktiv motivieren, weiterzulesen. Viele überraschende Wendungen fand ich zwar sehr gelungen, doch irgendwann wurden mir die „praktischen Zufälle“ zu zahlreich und die Vorkommnisse zu unrealistisch, sodass die Geschichte stellenweise unglaubwürdig, sogar ein bisschen lächerlich und so wirkte, als würde sie sich über Bücher dieser Art lustig machen. Zudem fehlte mir vor allem im Mittelteil die erzählerische Tiefe. Vieles wird schnell, etwas lieblos und recht emotionslos abgehandelt, manchmal wirkt der Roman wie eine lose verbundene Aneinanderreihung von Geschehnissen.

Im Buch geht es um viele Dinge: um Sklaverei und das Leid, das dadurch verursacht wurde, um Einsamkeit, Abhängigkeit, um Enttäuschungen, um die faszinierenden Veränderungen und neuen Erkenntnisse, die die Welt und Wissenschaft damals geprägt haben, um Heimat, Familie und Freiheit. Zusätzlich sensibilisiert die Autorin uns auch für Rassismus, der mir in nächster Zeit sicher verstärkt auffallen wird. Obwohl ihre Themen sehr interessant sind und obwohl die Gesellschaftskritik stellenweise auch sehr gut gelungen ist, gelingt es der Autorin leider nicht immer, in die Tiefe zu gehen. Besonders im Mittelteil fehlten mir oft Beschreibungen des Innenlebens und der Gefühle des jungen Washington. Beispielsweise ist er auf der Plantage aufgewachsen und sieht das zum ersten Mal Schnee. Ein Moment voller Staunen – würde man meinen. Der bedeutende Augenblick wird aber nur kurz in einem Nebensatz abgehandelt.

Leider führt die Autorin ihre Geschichte zu einem für mich mehr als unbefriedigenden, fast schon ärgerlichen Ende. Der Schluss lässt nämlich viel zu viel Interpretationsspielraum zu, ist viel zu offen. Er kann nämlich auf zwei gegensätzliche Weisen verstanden werden – und bei der wahrscheinlicheren Möglichkeit davon handelt der Protagonist nicht nur schäbig, sondern auch sehr unglaubwürdig. Zudem bleiben so viele Aspekte ungeklärt – es gibt zu viele lose Fäden, zu viele offene Fragen, zu viele Dinge, die uns zuerst als wichtig präsentiert werden, dann aber im Nichts enden. Mir kam es leider so vor, als würde das Buch zu früh enden, als würde uns etwas Wichtiges vorenthalten. Insgesamt habe ich mir von „Washington Black“ leider mehr erwartet. Schade, ich habe mir so gewünscht, dass mich das Buch begeistert!

Protagonist & Figuren (+/-)

„‘Halte dich an das, was du siehst, Washington, nicht daran, was du sehen sollst.‘“ E-Book, Position 742

Washington fand ich als Hauptfigur gut gelungen. Er ist sehr intelligent und hat großes Talent, wird aber sein ganzes Leben aufgrund seiner Hautfarbe diskriminiert und beleidigt. Er war mir sympathisch, auch wenn er manchmal etwas unglaubwürdig handelt. Richtig ans Herz gewachsen ist er mir aber leider nicht.

Die anderen Figuren sind großteils sehr gut gelungen und liebevoll ausgearbeitet, auch wenn sie nur kurz in Washs Leben verweilen; trotzdem hätte ich über manche gerne noch mehr erfahren. Sie haben meist äußerliche Besonderheiten, sodass man sie leicht auseinanderhalten kann und nicht so schnell vergisst.

Spannung & Atmosphäre (+/-)

Während der erste Abschnitt sehr atmosphärisch beschrieben war – ich konnte die Hitze fast auf der Haut spüren, hatte Zuckergeruch in der Nase – und für mich nicht nur schockierend, sondern auch sehr interessant und spannend war, konnte der Mittelteil bei mir, auch was diesen Aspekt betrifft, leider nicht punkten. Vieles wurde zu schnell abgehandelt, oft fehlten Details, sodass die Geschichte nicht ganz rund wirkte und sowohl Spannung als auch Atmosphäre fehlten. Dieser Sog, der am Anfang spürbar war, verschwand leider und wollte bis zum Schluss nicht mehr so richtig zurückkommen. Schade!

Feministischer Blickwinkel (+/-)

Das Geschlechterverhältnis ist unausgewogen, was ich aber bei einem historischen Roman in gewisser Weise verzeihe. Den Bechdel-Test besteht das Buch leider ebenfalls nicht, da es kein kein Gespräch zwischen zwei weiblichen Figuren gibt, in denen nicht über einen Mann gesprochen wird. Einmal wird auch beschrieben, dass Männer Frauen anbieten wie „Hu+++“. Dennoch gibt es einige starke, selbstbewusste Frauenfiguren im Buch, die durchaus mit Geschlechterstereotypen brechen, weil sie entweder körperlich sehr stark sind oder sehr direkt sagen, was sie wollen. Immer wieder wird im Buch zudem Missbrauch durch die weißen Sklavenbesitzer angedeutet und kritisiert. Zusätzlich ist eine Figur taub (sie spricht mit Gebärdensprache), und es wird sogar angedeutet, dass zwei der Figuren schwul sind und eine Beziehung miteinander haben, was mir sehr gut gefallen hat, da mir Vielfältigkeit in Büchern sehr wichtig ist.

Mein Fazit

„Washington Black“ ist ein Buch, an das ich mit hohen Erwartungen herangegangen bin, das mich aber leider insgesamt ernüchtert und etwas enttäuscht zurücklässt. Der Schreibstil ist mit Sicherheit die größte Stärke des Buches: Esi Edugyan schreibt äußerst angenehm, sehr anschaulich, einfühlsam und wunderschön. Es gibt unzählige gelungene Vergleiche und sprachliche Bilder und weise Zitate, die man sich rausschreiben möchte. Der Protagonist und auch die anderen Figuren sind meiner Meinung nach ebenfalls gut gelungen, sie sind liebevoll ausgearbeitet; trotzdem hätte ich über manche gerne noch mehr erfahren. Nach einem starken ersten Abschnitt folgt ein schwacher Mittelteil, von dem sich das Buch auch im immerhin wieder etwas besseren letzten Viertel nicht mehr erholen kann. Im Mittelteil, der hastig und lieblos wirkte und mich emotional leider nicht erreichen konnte, fehlten mir vor allem erzählerische Tiefe, Spannung, Atmosphäre und Beschreibungen des Innenlebens und der Gefühle von Washington. Das Buch entwickelte viele Längen, es übte keinen Sog auf mich aus. So musste ich mich immer wieder aktiv motivieren, weiterzulesen. Mir wurden es zudem irgendwann zu viele „praktische Zufälle“ und unrealistische Vorkommnisse. Trotzdem gab es auch viele Passagen, die mich überzeugen konnten, weil in ihnen Themen wie Sklaverei, Enttäuschungen, Abhängigkeit, Heimat und Freiheit sehr gelungen und tiefgründig behandelt wurden. Zusätzlich sensibilisiert die Autorin uns mit ihrer Geschichte für Rassismus, der mir in nächster Zeit sicher verstärkt auffallen wird. Leider gipfelt die Geschichte dann in ein offenes, sehr unbefriedigendes Ende, das wirkt, als würde das Buch plötzlich abbrechen. Mir waren es zu viele lose Fäden, zu viele unbeantwortete Fragen, zu viele Dinge, die uns zuerst als wichtig präsentiert wurden, dann aber im Nichts endeten.

Bewertung

Idee: 5 Sterne ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 3 Sterne
Umsetzung: 3 Sterne
Worldbuilding: 3 Sterne
Einstieg: 5 Sterne ♥
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Protagonist: 4 Sterne
Figuren: 4 Sterne
Spannung: 2 Sterne
Atmosphäre: 3 Sterne
Ende / Auflösung: 1 Stern
Emotionale Involviertheit: 3 Sterne
Feministischer Blickwinkel: +/-

Insgesamt:

❀❀❀ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir insgesamt drei Lilien!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre