Cover-Bild Alte Sorten
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 18.03.2019
  • ISBN: 9783832183813
Ewald Arenz

Alte Sorten

Roman
Sally und Liss: zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sally, kurz vor dem Abitur, will einfach in Ruhe gelassen werden. Sie hasst so ziemlich alles: Angebote, Vorschriften, Regeln, Erwachsene. Fragen hasst sie am meisten, vor allem die nach ihrem Aussehen.
Liss ist eine starke, verschlossene Frau, die die Arbeit, die auf dem Hof anfällt, problemlos zu meistern scheint. Schon beim ersten Gespräch der beiden stellt Sally fest, dass Liss anders ist als andere Erwachsene. Kein heimliches Mustern, kein voreiliges Urteilen, keine misstrauischen Fragen. Liss bietet ihr an, auf dem Hof zu übernachten. Aus einer Nacht werden Wochen. Für Sally ist die ältere Frau ein Rätsel. Was ist das für Eine, die nie über sich spricht, die das Haus, in dem die frühere Anwesenheit anderer noch deutlich zu spüren ist, allein bewohnt? Während sie gemeinsam Bäume auszeichnen, Kartoffeln ernten und Liss die alten Birnensorten in ihrem Obstgarten beschreibt, deren Geschmack Sally so liebt, kommen sich die beiden Frauen näher. Und erfahren nach und nach von den Verletzungen, die ihnen zugefügt wurden.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.05.2019

Zwei Frauen – zwei Welten – eine Freundschaft

1

Sally, die in einer Klinik ihre Magersucht und ihre psychischen Probleme auskurieren soll, flieht von dort und findet sich inmitten von Weinbergen wieder. Hier versucht gerade Liss, eine ältere Frau, den ...

Sally, die in einer Klinik ihre Magersucht und ihre psychischen Probleme auskurieren soll, flieht von dort und findet sich inmitten von Weinbergen wieder. Hier versucht gerade Liss, eine ältere Frau, den Anhänger ihres Traktors aus einer Schlammspur zu befreien. Mit Hilfe von Sally gelingt ihr das endlich. Sie bietet dem jungen Mädchen an, auf ihrem Hof die Nacht zu verbringen. So beginnt eine wunderbare Freundschaft.

Dabei sind die beiden Frauen so unterschiedlich und zugleich sich ähnlich. Sally, jung, unangepasst, wütend, will einfach nur als sie selbst gesehen und gehört werden; Liss einsam, arbeitsam und traurig, nimmt einfach nur an, was sie mit Sally bekommt. Sie lässt sie sein, wie sie ist, nimmt sie an, ohne sie zu bedrängen oder über sie zu urteilen. Und sie scheint ein unsichtbares Band zu verbinden, wobei sich Liss immer öfter in der jungen Sally wiedererkennt. Schön zu lesen, wie sich Sally und Liss ganz langsam annähern. Sally stellt Fragen, die Liss nicht beantwortet, nicht beantworten will. Bis zu dem Zeitpunkt, wo beide Frauen ihrem Inneren Luft machen und ihre Vergangenheit offen auf den Tisch kommt.

Aber es geht nicht nur um diese Freundschaft der beiden Frauen, die sich ganz leise und langsam entwickelt. Es geht auch um den Bauernhof, den Liss ganz allein bewirtschaftet mit allem, was dazu gehört. Sie widmet sich mit Hingabe der Landwirtschaft, dem Weinanbau, und den alten Birnenobstsorten hinten im Garten – einem wunderschönen Ort, wie ich finde. Sie hält Hühner, keltert und entringt den Bienen ihren Honig. Und jetzt, wo Sally da ist, greift sie mit an, hilft bei der Kartoffelernte und bei der Weinlese, ist beim keltern mit dabei und brennt Schnaps.

Mir gefällt diese leise, melancholische Sprache. Aber es geht auch ganz anders. Auch ohne einen Namen zu lesen, erkenne ich an der Sprache, mit wem ich es gerade zu tun habe. Sally oft wütend, hart und ausfallend; Liss dagegen leise, und ruhig. Das finde ich einfach genial. Dass gerade ein Mann diese Gefühle und Emotionen von zwei gegensätzlich-gleichen Frauen so rüber bringt, hätte ich nicht erwartet.

Ein wunderbarer, emotionsgeladener Roman über zwei so unterschiedliche Frauen, die sich im Laufe von ein paar Wochen gegenseitig Halt geben. Eine Geschichte, die mich aufgewühlt hat und die noch lange in mir nachwirken wird. Ein Buch, das ich jedem empfehlen kann zu lesen.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Ein Seiltanz ins Glück

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„Alte Sorten“ von Ewald Arenz, erschienen 2019 im DuMont Buchverlag, ist ein Buch wie ein Spätsommerabend: warm, irgendwie nostalgisch, summend und glücklich machend.

Liss und Sally sind zwei Menschen, ...

„Alte Sorten“ von Ewald Arenz, erschienen 2019 im DuMont Buchverlag, ist ein Buch wie ein Spätsommerabend: warm, irgendwie nostalgisch, summend und glücklich machend.

Liss und Sally sind zwei Menschen, die auf der Oberfläche der pure Gegensatz sind, innendrin aber so gleich, dass diese zwei Seelen direkt miteinander schwingen wie Ying und Yang eben oder schwarz und weiß – erst miteinander vollkommen. Beide tragen ein Geheimnis, beide tragen tiefe Wunden. Und vielleicht geschieht das ja manchmal wirklich, dass zwei Menschen, die genau den anderen so sehr brauchen, aufeinandertreffen, ganz zufällig, und sich dann nicht mehr loslassen, ganz ohne Zwang, ganz ohne Müssen.

Alte Sorten ist ein Buch voller Melancholie und voller Hoffnung, mit einem packenden Plot, von dem ich nichts spoilern möchte, mit so viel Gefühl und so viel Schmerz, aber vor allem mit Licht! Diesem sanften Licht, das morgens über einer Wiese steht, weshalb das Setting eines alten Bauernhofes nicht besser gewählt sein könnte. Die Alten Sorten, das vergessene Wissen, das viele, was schon immer in uns wohnt, all das kann ein Weg zur Heilung sein und ein Weg raus aus unserer lauten Welt, ohne dass wir diese hassen und verdrängen müssen. Arenz wählt im Schreiben seine Worte so klug, alles ist mit so viel Genauigkeit und Bedachtsamkeit gesetzt, dass mensch hier durch eine Sternstunde des Schreibens schreiten darf und am Ende des Buches voller Sehnsucht ist, noch einmal ungelesen von vorn beginnen zu können. Weil das aber nicht geht, muss ich jetzt diese Rezension beenden, tut mir leid, ich habe keine Zeit, ich muss schnell alle anderen Bücher von Ewald Arenz lesen!

„Es war so selten, dass die Dinge im Gleichgewicht waren. Ohne Glück und ohne Trauer. Oder anders: dass Glück und Traurigkeit in einem so in der Schwebe waren, in so einer perfekten Balance, dass man sich nicht bewegen wollte.“ (S. 127) So ist dieses Buch. Unbedingt lesen.

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Veröffentlicht am 16.10.2021

Wenn Gegensätze zu Größerem verleiten

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„Im Grunde war es egal, wohin sie ging. Es ging ja nicht darum, irgendwohin zu kommen. Es ging darum, von allem wegzugehen.“ (S.19)

Um dieses Buch bin ich lange herumgeschlichen. Als ich es dann endlich ...

„Im Grunde war es egal, wohin sie ging. Es ging ja nicht darum, irgendwohin zu kommen. Es ging darum, von allem wegzugehen.“ (S.19)

Um dieses Buch bin ich lange herumgeschlichen. Als ich es dann endlich in meinem Bücherregal stehen hatte, hob ich mir diese Geschichte auf, denn ich vermutete bereits, dass sie mir gefallen würde. Womit ich zum Glück auch richtig lag! Ewald Arenz erzählt die Geschichte von Sally und Liss auf eine so einfühlsame und bildliche Art und Weise, dass ich diese Geschichte zu keiner Zeit aus der Hand legen wollte.

Das Cover: Schlicht, dafür sehr ausdrucksstark und passend zur Geschichte gewählt. Besonders gefällt mir der weiße Rand um das eigentliche Motiv, es wirkt beinahe wie ein eingerahmtes Bild, was mir sehr zusagt!

Die Handlung: Sally, eine wütende Schülerin kurz vor dem Abitur und Liss, eine reservierte Frau, die allein auf einem großen Hof lebt. Als die beiden aufeinandertreffen könnten die Unterschiede nicht größer sein, gleichzeitig scheint Liss die Einzige zu sein, die Sally und ihren Hass zu verstehen und damit umzugehen weiß. Liss erlaubt ihr eine Nacht auf dem Hof zu übernachten, aus welcher jedoch mehr werden. Sally packt schon bald dort mit an, wo Liss sie auf dem Hof gebrauchen kann, und nach und nach öffnen sich die beiden und erfahren, welchen Schmerz sie jeweils bereits erfahren mussten.

„Sie lächelte bitter. Wenn man oft eingesperrt ist, fängt man an, in Schlüsseln zu denken.“ (S.121)

Meine Meinung: Diese ruhige Melancholie mit einem ansteckenden Gefühl von purer Freiheit hat in meinen Augen eine sehr gelungene Kombination ergeben. Sallys und Liss Geschichte wird in ruhigen Sätzen und Bildern erzählt – manchen wird sie wahrscheinlich etwas zu gebremst erzählt sein – ich fand das Tempo hingegen genau richtig. Die Entwicklung und das langsame Herantasten, hat wirklich zum Mitfühlen verleitet und mich die Geschichte genießen lassen. Die Worte, die Ewald Arenz wählt, um bestimmte Schauplätze zu beschreiben, waren voller Fingerspitzengefühl und haben mir wunderschöne Orte in meinen Vorstellungen nähergebracht. Dafür fand ich das Ende jedoch etwas zu übereilt, ebenso wirkte der Wendepunkt in der Geschichte zu konstruiert und plötzlich. Mir ist bewusst, dass es einen Höhepunkt geben muss, jedoch war dieser etwas übereilt und hat mich doch etwas überrumpelt. Leider ist mir zusätzlich eine Szene im Laufe des Buches negativ aufgestoßen (S.165, Taschenbuchausgabe). In folgender Szene vergleicht Sally sie und Liss mit Jim Knopf und Lukas – erwähnt jedoch, dass sie nicht schwarz sei und dieser Vergleich daher nicht funktionieren würde. Sally ist eine weiße Frau; Liss schmiert ihr als Antwort Ruß ins Gesicht. Letzteres hat mich doch sehr an Blackfacing erinnert und fand ich sehr unglücklich. Die Geschichte wird so einfühlsam erzählt, weshalb ich mich wundere, dass hier ein so diskriminierendes Element eingewoben wurde.

Die Charaktere: Sally und Liss sind anfangs so gegensätzliche Frauen, bei welchen jedoch mit der Zeit immer mehr Gemeinsamkeiten auftauchen. Sallys Wortwahl hat mich am Anfang etwas überrumpelt, doch gleichzeitig brachte sie ihre Gefühlswelt den Lesenden somit näher. Liss war für mich hingegen das größere Geheimnis. Ihre Hintergrundgeschichte zu erfahren war erstaunlich fesselnd gestaltet und hat am Ende für den ein oder anderen Spannungsmoment gesorgt. Beide haben mich mit ihren Ecken und Kanten überzeugen können!

Fazit: Diese Geschichte konnte mich mit ihrer Ruhe einnehmen und hat mir schöne Lesestunden beschert. Ein Roman, welcher noch lange nachhallen wird. Hätte man dem Ende noch ein wenig mehr Ruhe gegönnt, den Wendepunkt passender eingesetzt und die oben genannte problematische Szene ausgelassen, dann hätte ich nichts auszusetzen gehabt. Von mir gibt es 4/5 Sternen und eine Leseempfehlung. „Der große Sommer“ steht schon bereit in meinem Regal.

„Als Liss mit dem alten offenen Traktor langsam hügelan fuhr, sah diese aus wie Wasser, das flüssiger war als normales Wasser; leichter und beweglicher. Sommerwasser. Man konnte es nur mit den Augen trinken.“ (S.5)

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Veröffentlicht am 18.03.2021

Eine Frauenfreundschaft auf den ersten Blick

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Der Roman handelt von einer ungewöhnlichen Freundschaft, einer Freundschaft auf den ersten Blick zwischen zwei zu sich selbst und anderen harten, unnachgiebigen Frauen.
Die 17jährige Sally ist aus einer ...

Der Roman handelt von einer ungewöhnlichen Freundschaft, einer Freundschaft auf den ersten Blick zwischen zwei zu sich selbst und anderen harten, unnachgiebigen Frauen.
Die 17jährige Sally ist aus einer Klinik für Essgestörte geflüchtet, weil sie einfach nur ihre Ruhe haben will. Sie findet Aufnahme auf dem landwirtschaftlichen Hof der älteren Liss. Dort findet sie Ruhe, niemand stellt Fragen. Andererseits tun sich bei Sally bzgl. Liss allerhand Fragen auf, denn von den anderen Dorfbewohnern wird sie gemieden. Doch auch Liss hüllt sich in Schweigen. Irgendwann kommt Sally hinter ein Geheimnis ihrer Wirtin …
Das Buch ist allein schon durch die Art, in der der Autor die Sprache einsetzt, lesenswert. Bezogen auf Liss hält er alles äußerst knapp, bei Sally ist sie zornig und frech. Gelungen ist auch die bildhafte Beschreibung des herbstlichen Lebens auf dem Gehöft, auch der dort angebauten alten Obstsorten, die durch das schöne Buchcover in den Fokus gerückt werden.
Sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 07.01.2021

Feinfühlig und bewegend - einfach wohlfühlen

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Wieder einmal ist die siebzehnjährige Sally auf der Flucht. Doch diesmal scheint sie Erfolg zu haben, niemand verfolgt sie, bringt sie zurück in die Klinik. Auf ihrem Weg in die Freiheit trifft sie Liss, ...

Wieder einmal ist die siebzehnjährige Sally auf der Flucht. Doch diesmal scheint sie Erfolg zu haben, niemand verfolgt sie, bringt sie zurück in die Klinik. Auf ihrem Weg in die Freiheit trifft sie Liss, die auf einem Bauernhof lebt und arbeitet. Fast stillschweigend kommen sie überein, dass Sally bei Liss übernachten kann. Aus einer Nacht werden Monate, in denen beide merken, wie gut ihnen die Anwesenheit der anderen tut.

Ewald Arenz hat einen wundervollen klaren Schreibstil, der alltägliche Dinge besonders wirken lässt. Selten wird Erde, Holz, Obst und Kartoffeln, Federvieh, Bienen und Wild so viel liebevolle Aufmerksamkeit zuteil. Das Hofleben ist so lebendig beschrieben, man kann die erwähnten Düfte von Birnen und Weinbeeren fast schon selbst riechen und hat den Geschmack auf der Zunge.

"Sie lutschte an der kalten Beere und hatte auf einmal eine überwältigend aromatische Süße im Mund, die überhaupt nicht nach Weintraube schmeckte, sondern nach Muskat und irgendwie nach Honig und nach Äpfeln im Gras."

Der Herbst mit all seinen Facetten gibt die Stimmung vor. Hier spürt man in jeder Zeile die Naturleidenschaft und besondere Beobachtungsgabe des Autors.

"Was war in diesem Septemberleuchten, in diesem hohen Himmel, in diesem Morgen? Es war, als wollte die Welt noch einmal zeigen, wie schön sie sein konnte, wie viele Farben sie hatte, wie frisch sie riechen konnte."


Aber auch die Verletzlichkeit der beiden Frauen, denen man sich sehr nah fühlt, ist deutlich spürbar. Besonders überraschend, dass ein männlicher Autor mit so viel Feingefühl die Empfindungen wiedergibt. So unterschiedlich beide Protagonistinnen sind, haben sie doch beide ganz besondere Schicksale zu meistern. Der Handlungsbogen wird sanft und leise aufgebaut. Mal werden versteckte Narben auf der Haut sichtbar oder gut verborgene Emotionen suchen sich ihren Weg an die Oberfläche. Man ahnt nicht im Mindesten, warum die verschlossene, mit dem Leben hadernde Liss von den Dorfbewohnern gemieden wird, kein Kontakt gepflegt wird.

Es tut gut zu beobachten, wie aus einer unsicheren, zerrissenen und wütenden Sally langsam ein anderer Mensch wird. Sie entdeckt bei der Hofarbeit jeden Tag neue wundervolle Dinge, die sie beruhigen und begeistern. Liss gibt ihr den Freiraum, den sie so lange gesucht hat. Bei ihr gibt es keine Regeln, denn diese gibt allein die Natur und das Hofleben vor.

Die Annäherung der beiden unterschiedlichen Frauen geschieht so zart und bewegend. Man fühlt das Herantasten und Zurückweichen, die Sehnsucht nach Freundschaft und Nähe. Gerade als man das Gefühl bekommt, die beiden könnten sich dauerhaft Halt geben, wird es überraschend spannend und dramatisch. Man bangt um beide bis zum Schluss, der dann klug und nachvollziehbar die letzten Zeilen füllt.

Mich hat dieser besondere Roman mit seiner feinfühligen Art, der besonderen Herbststimmung und der bewegenden Geschichte in seinen Bann gezogen.

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