Die Kabinettsprotokolle der Landesregierung von NRW

Im Jahr des 70. Geburtstags Nordrhein-Westfalens legt unser Landesarchiv einen weiteren
Band der Edition der Kabinettprotokolle NRW vor. Die Protokollserie umfasst
damit nun den Zeitraum zwischen 1946 und 1980 und ermöglicht so nicht nur eine
wissenschaftlich kommentierte und detailreiche Quellenbasis für die ersten Jahrzehnte
unseres Landes, sondern bietet der Forschung und der historisch interessierten Öffentlichkeit
einen unmittelbaren Zugang zu den Entscheidungsprozessen innerhalb der
Landesregierung.
Der vorliegende Band dokumentiert eine besonders spannende Phase in der Geschichte
Nordrhein-Westfalens, die unser Land bis heute prägt. Nur einige wenige Beispiele:
Mitten in der 8. Wahlperiode übergab Heinz Kühn sein Amt an Johannes Rau, der
dann fast 20 Jahre lang Ministerpräsident bleiben sollte. Der wirtschaftliche Modernisierungsprozess
gewann in dieser Zeit weiter an Fahrt. Die Gesellschaft unseres Landes
veränderte sich weiter, zum Beispiel durch die Zuwanderung sogenannter „Spätaussiedler“.
Und auch politisch gerieten die Verhältnisse immer stärker in Bewegung,
vor allem durch neue gesellschaftliche Bewegungen, die sich beispielsweise für mehr
Umwelt- und Naturschutz engagierten. Wie stark sie sein konnten, zeigte das Volksbegehren
gegen die Kooperative Schule. Es war und blieb das einzig erfolgreiche dieser
Art in der Geschichte unseres Landes.
Die nüchterne Sprache dieser Beschlussprotokolle könnte allzu leicht verkennen lassen,
dass in diesen fünf Jahren nahezu alle relevanten politischen Themen und Debatten an
der Schwelle zu den 80er Jahren behandelt wurden. Die politischen Entscheidungen
der damaligen Landesregierung können nun aus der zeitlichen Distanz neu gesichtet
und bewertet werden.
Im Geleitwort zum ersten Band dieser Edition im Jahr 1992 wünschte Johannes Rau
der Publikation „eine breite Aufnahme, … damit es Sinn macht, die erfreulich begonnene
Edition kontinuierlich fortzusetzen.“ Diese Publikation des Landesarchivs NRW
zeigt, wie sinnvoll es ist, die Geschichte unseres Landes auch aus dieser Perspektive zu
erleben. Fortsetzung folgt!