Cover-Bild Maigret im Haus der Unruhe
Band der Reihe "Kommissar Maigret"
13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Atlantik Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Polizeiarbeit
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 02.09.2020
  • ISBN: 9783455008036
Georges Simenon

Maigret im Haus der Unruhe

Roman
Thomas Bodmer (Übersetzer)

Eine wahre Entdeckung - der allererste Maigret-Roman, zum ersten Mal auf Deutsch! 
Es ist spät geworden, die meisten Büros am Quai des Orfèvres sind verwaist. Nur bei Kommissar Maigret bullert noch der Kanonenofen. Da bekommt er überraschend Besuch: Eine junge Frau, deren Blässe durch ihre schwarze Kleidung noch betont wird, bekennt sich eines Mordes für schuldig. Ein dringendes Telefonat ruft Kommissar Maigret ins Nebenzimmer. Als er zurückkehrt, ist die Frau verschwunden. Maigret wird sie wiederfinden – in einem »anständigen« Wohnhaus in Montreuil, einem Vorort von Paris. Mühsam halten die Bewohner eine bürgerliche Fassade aufrecht, alle haben sie etwas zu verbergen. Und alle haben sie Angst. Denn einer der Bewohner ist tot – er wurde ermordet.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.11.2020

Leichte Krimi-Kost zum Feierabend

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REZENSION – Neunzig Jahre nach der Erstveröffentlichung erschien 2019 im Schweizer Kampa-Verlag und nun auch im Hamburger Atlantik-Verlag erstmals eine Übersetzung des Kriminalromans „Maigret im Haus der ...

REZENSION – Neunzig Jahre nach der Erstveröffentlichung erschien 2019 im Schweizer Kampa-Verlag und nun auch im Hamburger Atlantik-Verlag erstmals eine Übersetzung des Kriminalromans „Maigret im Haus der Unruhe“. Es ist nach neuesten Erkenntnissen der erste Roman von Georges Simenon (1903-1989) um seinen Pariser Kommissar Jules Maigret, der den belgischen Schriftsteller weltbekannt machte und in 75 Romanen sowie 28 Erzählungen als Hauptfigur in mehr als 40 Jahren begleitete.
Fast noch spannender als dieser Krimi ist die Geschichte seiner Wiederentdeckung. Denn bisher galt, wie Verleger Daniel Kampa in seinem lesenswerten 20-seitigen Nachwort berichtet, der 1931 veröffentlichte Krimi „Maigret und Pietr der Lette“ als Auftakt der Maigret-Reihe. Doch ist, wie man heute weiß, die Figur Maigrets älter, zumal schon in frühen Romanen des jungen Simenon verschiedentlich Ermittler auftraten, gelegentlich sogar mit Namen Maigret. Doch erst 1929 ließ der damals 26-jährige Autor bei seinem Versuch, sich vom Groschenroman-Schreiber zu einem seriösen Schriftsteller zu wandeln, in drei Romanen seinen Kommissar zur Hauptfigur heranreifen, bis endlich im vierten, dem Krimi „Maigret im Haus der Unruhe“, Maigret seinen endgültigen Charakter hatte. Simenons Kommissar war nun ein Mann mittleren Alters mit stämmiger Figur, mit Melone, Mantel und unverzichtbarer Pfeife, der sich durch unerschütterliche Ruhe, Einfühlungsvermögen und seinem Verständnis für die Täter auszeichnete. Maigret war zum „Schicksalsflicker“ geworden, wie Simenon seinen Protagonisten nannte. Dieser vierte Roman aus dem Jahr 1929, der im Frühjahr 1930 in einer französischen Zeitung abgedruckt wurde, kam erst 1932 unter dem Pseudonym Georges Sim als Buch in den Handel, also ein Jahr nach „Maigret und Pietr der Lette“.
Worum geht es nun in diesem mit 90-jähriger Verspätung erstmals übersetzten Maigret-Roman? Während seines Nachtdienstes bekommt der Kommissar den Besuch einer jungen Frau. Sie bezichtigt sich, einen Mann erstochen zu haben. Als Maigret nach kurzem Telefonat im Nebenzimmer in sein Büro zurückkommt, ist sie verschwunden. Doch Maigret findet sie in einem Mehrfamilienhaus im Pariser Vorort Montreuil, wohin er am nächsten Morgen gerufen wird: Einer der Bewohner wurde ermordet. Die Ermittlungen sind schwierig, denn hinter ihrer bürgerlichen Fassade scheinen alle etwas zu verbergen.
Wir Leser stehen an den folgenden Tagen an Maigrets Seite bei den Vernehmungen, folgen ihm durch die Pariser Straßen auf der Suche nach dem Mörder. Verdächtige gibt es viele, der Fall ist verzwickt. Sogar Maigret weiß nicht, wie er damit umgehen und die darin verwickelten Personen einschätzen soll. Natürlich gelingt ihm trotz eines großen Verwirrspiels am Ende die Aufklärung. Doch darin findet Maigret keine Genugtuung. Schon in diesem ersten Krimi empfindet Simenons Kommissar Mitleid mit Täter und Opfern: „Er war missmutig. Er stand beim Ofen, die Hände auf dem Rücken, wie es seine Art war.“
Dieser nun nach 90 Jahren als erster Maigret-Krimi wiederentdeckte Roman ist literarisch nicht unbedingt anspruchsvoll. Aber er ist ein spannender Unterhaltungsroman und mit seinen nur 200 Seiten in großer Schrift bestens als Lektüre zum Feierabend geeignet. Für alle Freunde und Sammler der weltberühmten Krimireihe ist „Maigret im Haus der Unruhe“ allerdings eine unverzichtbare Ergänzung im Bücherregal.