Cover-Bild Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Blumenbar
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 14.03.2022
  • ISBN: 9783351051006
Gianni Jovanovic, Oyindamola Alashe

Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit

»Wir sind die Kinder der kleinen Mehrheiten. Unsere Stimmen müssen in der Gesellschaft gehört werden.«


»Gianni Jovanovic sprengt Erwartungen auf wundervolle Weise! Er kann eine Sache so gut wie kein anderer: Ambivalenzen zulassen, ohne Scham, ohne Beschönigung. Dabei ist er alles andere als zynisch, sondern ansteckend lebensbejahend.« Alice Hasters 

»Mit diesem Buch hat Gianni Jovanovic sich noch mal selbst übertroffen. Mit jedem Satz, den ich gelesen habe, konnte ich mehr Verständnis für sein Leben und seine Herausforderungen gewinnen.« Louisa Dellert

»Diese fast unglaubliche Geschichte muss gelesen werden. Wie aus einem Menschen, der so viel Ablehnung und Gewalt erleben musste, ein Streiter wurde für Toleranz, Vielfalt und Herzlichkeit.« Bettina Böttinger


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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.06.2022

Bewegende Biografie

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Ich bin Schnellleserin, aber dieses Buch musste ich in kleinen wohlportionierten Happen konsumieren, weil es mir die Luft abgedrückt hat. Alltagsrassismus in Deutschland ist mir nicht fremd, ich weiß dass ...

Ich bin Schnellleserin, aber dieses Buch musste ich in kleinen wohlportionierten Happen konsumieren, weil es mir die Luft abgedrückt hat. Alltagsrassismus in Deutschland ist mir nicht fremd, ich weiß dass er existiert, ich weiß das nicht aus eigener Erfahrung, aber ich erlebe es durch meine PoC Freunde mit. Wie stark allerdings Romnja und Sintizze auch heute noch mit strukturellem Rassismus konfrontiert sind - also durch Landesverbände, Behörden, Schulen, Ärzte - ist eine Schande und hat mich tief betroffen gemacht.
Aber Gianni Jovanovic klagt nicht jammernd an, er schüttet kein Pech und Schwefel über die Täter aus, er belehrt nicht unangenehm mit erhobenem Zeigefinger... er berichtet charmant und mit viel Humor. Er ist eine starke und selbstbewusste Persönlichkeit und hat seinen Weg (beruflich wie persönlich) gemacht - raus aus der beengenden und bestimmenden Familie, raus aus der Sonderschule, raus aus allen Konventionen.
Sein Humor und seine versöhnende Art sind es, die mir das Lesen über all die schrecklichen Dinge leichter gemacht hat, er richtet seinen Humor auch durchaus gegen sich selbst und das macht ihn umso sympathischer.
Nicht nur erzählt er seine bewegende Biografie als homosexueller Rom, aufgewachsen in einem sehr traditionellen Familienverband, sondern auch viel über die Lebensweise der Romnja und Sintizze, über das Leid das das menschenverachtende Regime des sogenannten Dritten Reichs über sein Volk gebracht hat und das bis ins Jetzt nachwirkt und tiefe Spuren hinterlassen hat.
Ganz wunderbar zu Papier gebracht hat das alles seine gute Freundin und Mitaktvistin Oyindamola Alashe.
Mich hat das Buch - auch aus persönlichen Gründen - enorm bereichert und ich möchte es jedem offenen Menschen sehr ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 20.03.2022

Von der Sonderschule zum Bachelor

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Gianni Jovanovic, heute ein Menschenrechtler und Aktivist, berichtet von seiner Kindheit, Jugend und seinem Leben im Erwachsenenalter. Sein Leben ist bestimmt von Vorurteilen und Rassismus. Schon früh ...

Gianni Jovanovic, heute ein Menschenrechtler und Aktivist, berichtet von seiner Kindheit, Jugend und seinem Leben im Erwachsenenalter. Sein Leben ist bestimmt von Vorurteilen und Rassismus. Schon früh wird er auf Grund seiner Herkunft als Rom ausgegrenzt, verachtet und bekommt die Gewalt anderer zu spüren. Als angeblich „Lernbehinderter“ wird er auf einer Sonderschule eingeschult. Nur durch die Hilfe seiner Lieblingslehrerin gelingt es ihm, auf die Hauptschule wechseln zu dürfen. Nach seiner Ausbildung zum Zahnarzthelfer bildet er sich weiter, bis er den Bachelor erlangt. Mit 14 Jahren wird er von seiner Familie mit einer 13jährigen verheiratet und ist zwei Jahre später bereits Vater von zwei Kindern. Schon in jungen Jahren entdeckt er seine Homosexualität, muss sie jedoch unterdrücken. Erst mit 20 Jahren bekennt er sich zum Schwulsein.
Fassungslos machte mich die Tatsache, wie die Ämter mit seiner Familie umsprangen und sie wie den letzten Abschaum behandelten. Egal in welcher Stadt sie gerade lebten, sie bekamen keine menschenwürdigen Unterkünfte, keine Arbeit und keine finanzielle Unterstützung. Da ist es bewundernswert, wie sich aus diesen Verhältnissen ein Mensch derart hocharbeiten kann. Chapeau.
Was mich allerdings sehr gestört hat, war seine ständige Selbstbeweihräucherung. Denn er ist, ohne zu übertreiben, der beste Vater, beste Großvater und Traum aller Enkelkinder, hat den besten Samen und ist blendend aussehend. Was bin ich doch ein toller Typ. An Selbstbewusstsein scheint es ihm ja nicht zu fehlen. Auch war der gegenderte Schreibstil für mich sehr gewöhnungsbedürftig und ich konnte mich nicht mit ihm anfreunden.
Mein Fazit:
Eine interessante Biografie über einen Rom, der es schafft, vom Sonderschüler zum Bachelor zu werden und heute ein Menschenrechtler und Aktivist ist. 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 04.06.2022

Als Hörbuch gruslig

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Ich habe das Buch angefordert, weil ich Jovanovic aus dem Fernsehen kenne und ihn sehr charismatisch finde. Er ist ein Mensch, der einen mit seiner aufgedrehten, durchdachten Art einnimmt und über wichtige ...

Ich habe das Buch angefordert, weil ich Jovanovic aus dem Fernsehen kenne und ihn sehr charismatisch finde. Er ist ein Mensch, der einen mit seiner aufgedrehten, durchdachten Art einnimmt und über wichtige Themen aufklärt. Denn auch heute werden Sintizze und Romnja oft nicht als diskriminierte Gruppe wahrgenommen. Allerdings tut sich der Autor mit dem Hörbuch keinen Gefallen, ganz im Gegenteil: Es war eine Qual für mich, die ich nach 91 % abgebrochen habe.

Worum geht es?

Überwiegend chronologisch schildert Jovanovic seine Kindheit, Jugend bis zum Erwachsenenalter. Unterbrochen wird das immer wieder durch Reden gegen Rassismus und Diskreminierung. Der Schwerpunkt liegt auf der Kindheit und der frühen Hochzeit, erst später widmet er sich seinem Entdecken als schwuler Mann.

Wie hat mir das Buch gefallen?

Inhaltlich fand ich es beklemmend, in welchen Zuständen Jovanovic leben musste, und das, obwohl die Familie unter städtischer Obhut stand. Dass sie in einem Haus leben mussten, in dem es nicht einmal fließendes Wasser gab, war bitter. Dazu Lehrer, die ihm nicht zugetraut haben, dass er die Schule schafft. Eine wichtige Rolle spielt Jovanovics Vater, den er einerseits bewundert und noch immer liebt. Der jedoch auch seine Frau betrog und manchmal wochenlang alleine ließ. Der dachte, Homosexualität könne man mit Pillen bekämpfen. Auch Gewalt wird erwähnt - nicht ausführlich oder sensationsgeil, aber sie war vorhanden. Dann die frühe Heirat, der Erwartungsdruck. Für die Familie sorgen zu müssen, ein guter Ehemann zu sein und sich ausleben zu wollen. Ich spürte, dass diese Zeit nicht einfach für alle Seiten war und dass Jovanovic einiges verschweigt. Ich verstehe, dass er solche privaten Details nicht preisgeben möchte, aber für mich war nicht klar, wie sich diese Konflikte, zu den Eltern und der Ehefrau, gelöst haben. Auch, wie er zu dem starken Mann wachsen konnte, das nimmt nicht soviel Raum ein und ich konnte es nicht nachfühlen.

Obwohl er soviel erzählt, kam ich dem Menschen nicht so nah, wie ich gehofft hatte. Weniger Plädoyers und mehr Geschichten wären besser gewesen.

Trotzdem fand ich es total interessant, diesen Einblick zu bekommen.

Das große Manko war für mich das Hörbuch. Der Text stolpert oft, es gibt viele unnatürliche Sprechpausen, teilweise innerhalb eines Wortes oder Satzes. Oft klingt er arrogant, weil er etwas Wichtiges betonen will, das aber eher steif klingt. Komischerweise dann, wenn es um Rassismus geht. Dann widerum wechselt er in Umgangssprache, kürzt Worte ab, wirkt scheinbar locker, ist es aber nicht. Wirklich gelöst klingt Jovanovic nur, wenn er über seine Zeit als Drag-Queen und mit seinen Freund:innen redet. Manchmal hört man sogar Versprecher. Ich glaube, ich habe hier erstmals gemerkt, dass auch der Tonschnitt nicht sauber ist. Meine Vermutung ist, dass es Jovanovic schwerfällt, Texte abzulesen und dass man diese Probleme nicht bereinigen konnte. Vielleicht war keine Zeit oder man wollte das Unperfekte aus Gründen der Authentizität im Buch lassen.

Für Leute, die mehr Wert auf den Inhalt legen, sollte das kein Problem sein. Ich musste aber oft pausieren und habe mich mehrmals gefragt, ob ich abbreche. Der Inhalt hat mich aber davon abgehalten.

Aufgefallen ist mir auch, dass die Sprache, wenn es um Rassismus geht, oft fachlich ist. Einen Pluspunkt gibt es für die fließende Aussprache von BIPoC und dass das Z-Wort immer abgekürzt wird.

Fazit

Jovanovics Botschaft ist wichtig, aber als Hörbuch empfehle ich es nicht. Als Fließtext ist es gut für eine Zugfahrt geeignet, jedoch fehlen mir inhaltlich einige Dinge. Ich find's besser, ihn in einem Video frei sprechen zu hören.

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