Spannender Auftakt
In der Trilogie von Hanna Caspian begeben wir uns nach Hinterpommern, das 1913 noch zu Deutschland gehörte. Hier lebt die Landgrafenfamilie von Auwitz-Aaarhayn. Als der alte Gutsherr Donatus nach einem ...
In der Trilogie von Hanna Caspian begeben wir uns nach Hinterpommern, das 1913 noch zu Deutschland gehörte. Hier lebt die Landgrafenfamilie von Auwitz-Aaarhayn. Als der alte Gutsherr Donatus nach einem Unfall stirbt, übernehmen sein Sohn Adolphis und seine Frau Feodora das Gut.
Wir begleiten in dieser Trilogie nicht nur die Herrschaft, sondern auch die Dienstboten und nehmen ebenfalls am Dorfleben teil. So bleibt der Roman immr interessant und spannend.
Das neue Oberhaupt des Gutes, Adolphis, ist jedoch ein Lebemann und ein schwacher Charakter. Er interessiert sich nicht wirklich für die Vorgänge auf Gut Greifenau und überlässt das Meiste seinem Verwalter. Sein ältester Sohn Konstantin ist das krasse Gegenteil: aufgeschlossen, modern und interessiert an den neuen technischen Errungenschaften. So möchte er unbedingt das Gut auf Vordermann bringen und den Knechten und Pächtern mit einer neuen Sämaschine die Arbeit erleichtern. Sein Vater und der alte Verwalter sind jedoch gegen seine Pläne.
Anastasia, die älteste Tochter, ist bereits verheiratet und tritt nur kurz auf, ebenso der mittlere Sohn Nikolaus, der in der Armee weilt. Alexander, der jüngste Sohn, ist ein etwas undurchschaubarer Charakter, scheint aber den Müßiggang des Vaters geerbt zu haben. Katharina, die jüngste Tochter, steht gemeinsam mit Konstantin in diesem ersten Band im Vordergrund. Gräfin Feodora sieht es als ihre große Aufgabe auch ihre Jüngste gewinnbringend zu verheiraten und hat Ludwig von Preußen, den kaiserlichen Neffen für sie ins Auge gefasst, gegen den Katharina eine tiefe Abneigung hegt.
Sowohl Konstantin, als auch Katharina, verlieben sich in nicht standesgemäße Partner. Konstantin lernt die überzeugte Sozialdemokratin und Dorflehrerin Rebecca Kurscheidt kennen und lieben und Katharina den Industriellensohn Julius Urban.
Aber nicht nur Liebesprobleme und Standesunterschiede sind hier Thema, sondern auch Geheimnisse, Probleme mit dem Gut und der politische Hintergrund im Angesicht des nahenden ersten Weltkrieges. Besonders Feodora leidet unter dem drohenden Krieg, denn sie ist russischer Abstammung und es scheint, als ob sich Deutsche und Russen bald als Feinde gegenüberstehen werden...
Die Bewerbung der Trilogie betreffend, die auf "Downton Abbey" anspielt, lässt den Leser auch an den Schicksalen der Menschen im "Untergeschoß" teilhaben. Der neue Kutscher, Albert Sonntag, der als Waise im Kinderheim aufgezogen wurde, möchte mehr über seine Abstammung wissen. Seine jahrelangen Recherchen führten ihn nach Hinterpommern. Stubenmädchen Wiebke möchte Lesen und Schreiben lernen und ihre Geschwister finden, Stallmeister Johann kämpft gegen seine Alkoholsucht und Hauslehrer Matthis gegen seine Unbeliebtheit. Die Figuren wirken alle lebensnah und sind sehr gut ausgearbeitet.
Ich fieberte mit jedem Einzelnen mit, egal ob Graf oder Dienstbote. Einzig Feodora und Ludwig von Preußen konnten meine Sympathie nicht gewinnen, aber man braucht auch Antihelden in einem Roman.
Hanna Caspian hat die Atmosphäre dieser Zeit sehr gut eingefangen. Die kommende Industrialisierung, der drohende Weltkrieg, der Kampf der Arbeiter gegen den Adel und die Probleme der Dienerschaft. Ebenso wurde mit dem fiktiven Gut Greifenau in Hinterpommern eine perfekte Kulisse geschaffen. Mit dem Beginn des Krieges am Ende des Romans wird es dramatisch und der Cliffhanger zum Schluss lässt mich schon sehr bald zum bereits erschienenen zweiten Band greifen.
Schreibstil:
Die Autorin schreibt bildhaft und lebendig. Man fliegt durch sie Seiten und der Roman lässt sich wirklich sehr angenehm lesen. Die abwechselnden Kapitel und Sichtweisen der Figuren lassen Spannung aufkommen und die Dramatik zum Ende des ersten Bandes lässt mich schon auf Band 2 hinfiebern.
Zu Beginn des Buches sind zwei Karten der Gegend und des Gutes abgebildet, sowie ein Personenregister. Am Ende gibt es ein abschließendes Nachwort der Autorin.
Fazit:
Ein fulminanter Auftakt der Trilogie rund um die Besitzer und Bediensteten von Gut Greifenau, der mich fesselte und überzeugen konnte. Für Liebhaber von Familiensagen und historischen Romanen gebe ich hiermit eine große Leseempfehlung ab!