Cover-Bild Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf
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15,99
inkl. MwSt
  • Verlag: BoD – Books on Demand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 502
  • Ersterscheinung: 04.10.2022
  • ISBN: 9783748189879
Heike Wolf

Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf

Band 2 der Reihe "Die Schönaus"
Die Geschichte einer Leipziger Familie in der turbulentesten Zeit des letzten Jahrhunderts. Kaiserreich, Weltkrieg, Revolution und Inflation, Diktatur und Besatzung bilden den Hintergrund für die Erlebnisse, Freuden und Probleme der Schönaus.

Band 2:
Während die Nazidiktatur ihren Lauf nimmt, versuchen alle Schönaus, ihren Weg in den veränderten Umständen zu finden. Dorchen lernt das unschöne Gesicht des neuen Regimes kennen, muss Opfer bringen und ihr Leben grundlegend ändern. Heinrich hat seinen Platz gefunden und lässt die hinter sich, die ihn bisher begleiteten. Lotte konzentriert sich auf ihre Familie und versucht, unangenehme Wahrheiten auszublenden. Der Krieg fordert den Schönaus unvorstellbare Verluste ab und stellt viele von ihnen vor schwere Entscheidungen. Das Kriegsende bringt nicht für alle gewaltlose Zeiten, die Familie findet sich vor neuen Prüfungen. Auch als diese überstanden sind, bleibt Lotte von Schicksalsschlägen nicht verschont.
Ihr achtzigster Geburtstag am 9. November 1989 endet völlig anders, als sie es sich je hätte denken können.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.04.2020

Ein Wechselbad der Gefühle – in einer furchtbaren Zeit.

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Das Buch:
Bei diesem Buch handelt es sich um den 2. Teil der Schönau-Dilogie. Er umfasst den Zeitrahmen 1935 bis 1957 im Leben der Familie Schönau. Den ersten Teil sollte man vorher gelesen haben, da der ...

Das Buch:
Bei diesem Buch handelt es sich um den 2. Teil der Schönau-Dilogie. Er umfasst den Zeitrahmen 1935 bis 1957 im Leben der Familie Schönau. Den ersten Teil sollte man vorher gelesen haben, da der 2. Teil direkt an dessen Ende ansetzt. Das Buch ist Kapitel aufgeteilt, die über die meiste Zeit jeweils ein Jahr umfassen.

Worum geht’s?
1935 – das Naziregime gewinnt zusehends an Macht und das Leben der Familie Schönau ändert sich ein weiteres Mal drastisch. Alle Familienmitglieder müssen sich in dieser dunklen Zeit arrangieren und tun es auf die unterschiedlichsten Weisen. Dabei müssen alle schwerste Verluste hinnehmen und mit dem größer werdenden menschlichen Zwiespalt innerhalb der Familie klar kommen. Auch nach dem Krieg können nicht alle Schönau-Kinder ein gutes Leben führen. Gerade Lotte geht einen sehr schweren Weg, der – als sie vermeintlich am Ziel ist – wieder nur einen schmerzlichen Verlust für sie bereit hält. Erst an ihrem 90. Geburtstag am 09.11.1989 darf sie sich endlich über ein Geschenk freuen, mit dem sie nicht mehr gerechnet hatte.

Die Charaktere:
Lotte ist auch in diesem 2. Teil die Sympathieträgerin für die ich zu jeder Zeit Wohlwollen empfunden habe. Mehr als einmal habe ich gedacht, dass sie kaum noch mehr Rückschläge ertragen kann. Eine lange Zeit muss sie das Leben mit ihren beiden Kindern Agnes und Irene allein meistern, weil Richard entweder im Krieg ist oder im Gefängnis einsitzt. Oftmals weiß Lotte noch nicht einmal, wo genau Richard sich gerade befindet. Diese ständige Unsicherheit macht einen schon als Leser nervös und es ist kaum vorstellbar, was genau Lotte empfunden haben muss. Der Autorin gelingt es zu jeder Zeit absolut glaubwürdig diesen bedrückenden Umstand zu beschreiben. Lottes Verhaltensweisen und Entscheidungen kann ich oftmals sehr gut nachvollziehen, insbesondere vor dem Hintergrund, da ich selbst nicht sagen könnte, wie ich in diesen Situationen reagiert hätte.

Dorchen ist wohl der Charakter, der sich am radikalsten verändert. War sie am Anfang lebenslustig, direkt und extrem gegen das Naziregime, entwickelt sie sich nach dem Krieg zu einer Fanatikerin, die den Sozialismus bejubelt, obwohl offensichtlich ist, dass die Russen nicht wirklich etwas anders machen als die Nazis vor ihnen. Die Diktatur unter Hitler hat sie rigoros abgelehnt, hat sogar Lotte und Richard verurteilt, weil sie ihrer Meinung nach zu wenig dagegen unternahmen; stets hat sie Heinrich verurteilt, wegen seiner Besessenheit in der NS Zeit. Und nun? Macht sie es genauso! Dorchen war mir immer sehr sympathisch, ich mochte sie wegen ihrer leichten Art zu leben, mir gefiel mit wie viel Enthusiasmus sie sich für ihre Arbeit eingesetzt hatte und natürlich ihre tiefen Gefühle für Levin. Nachdem sowohl Levin als auch ihre Tochter Margrit von ihrer Seite gerissen wurden, arbeitet Dorchen intensiv im Widerstand und verurteilt beinahe jeden, der etwas dezenter ist. Ich kann ihre Verluste nur all zu gut verstehen, ebenso wie den Umstand, dass sie etwas tun will. Dass sie jedoch sogar die eigene Familie verbal beginnt anzugreifen, bringt meine Sympathie ins Wanken. Bereits hier zeigen sich die ersten Züge von Fanatismus, die sich nach dem Krieg ganz extrem ausprägen. Zwar hilft sie Lotte in den wirklich schlechten Zeiten und zeigt hier dann das Dorchen, wie ich es kenne, aber kurz darauf ist sie wieder hart und ungerecht. Es ist mir durchaus bewusst, dass der Krieg Dorchen verändert und hart gemacht hat, aber diese bedingungslose Besessenheit von einer anderen Diktatur hat sie mir am Ende beinahe unsympathisch werden lassen. Doch trotz aller Antipathie am Ende des Buches ist auch dieser Charakter authentisch, er gehört dazu und in gewisser Weise tut mir Dorchen sogar leid.

Heinrich taucht nicht ganz so oft auf wie Lotte und Dorchen, aber wenn, dann möchte man ihn schütteln und ihn fragen, ob er blind ist. Ich empfinde es als furchtbar, wie er alte Freunde und sogar die eigene Familie ans Messer liefert ohne mit der Wimper zu zucken. Und trotzdem ist Heinrich eine Figur, die von Ambivalenz strotzt. Einerseits diese Härte und blinder Fanatismus – allerdings zum NS Regime – und andererseits kümmert er sich beinahe rührend um Lotte, sowohl direkt nach dem Krieg und auch später. Seine Verhaltens- und Denkweisen scheinen nicht zusammenpassen zu wollen, aber trotzdem ist er eine Figur, die man sich lebhaft vorstellen kann.

Sämtliche Charaktere, auch Nebenfiguren, zeichnet die Autorin vielschichtig. Man kann eigentlich bei keiner Figur einfach sagen, dass man sie mag oder eben nicht. Und genau das ist der Grund, weshalb sie mit all ihren Sorgen und Nöten, mit den schönen und schlechten Dingen ihres Lebens absolut glaubwürdig sind. Es kommt einem immer ein bisschen so vor, als könnte man sie greifen, wenn man nur die Hand ausstreckte. Je länger man in der Geschichte liest, desto mehr wachsen einem die Figuren ans Herz und desto mehr glaubt man, einen Freund der Familie zu verlieren, wann immer jemand stirbt – und es sterben viele! Heike Wolf macht es einem wirklich schwer Figuren gehen zu lassen. Dies wird besonders deutlich, als nach einem Bombenangriff 3 wichtige Figuren auf einmal sterben.

Schreibstil:
Heike Wolf schreibt einfach großartig! Bildgewaltig ohne sich in Details zu verlieren. Sie beschreibt die Welt in ihrer Geschichte so, dass der Leser in sie abtauchen kann, so als wäre sie selbst dabei gewesen. Und auch wenn die Zeit furchtbar war, wenn man auf überhaupt gar keinen Fall in dieser Zeit gelebt haben möchte, so ist diese Zeit für die Zeit des Lesens so echt und so greifbar – mit all ihren schrecklichen Momenten, aber gerade auch mit den schönen Momenten.

Die Autorin wirft den Leser durch alle Emotionen. Immer wieder möchte der Leser hoffen und tut es auch, dass sie diesem oder jenem Charakter dies oder jenes nicht antun möge. Man hofft und bangt und doch kommt das Unvermeidliche. Wer mehr als ein Buch von Heike Wolf gelesen hat, der weiß, dass sie nicht zimperlich mit ihren Figuren ist, aber trotzdem schafft sie es immer wieder, dass man zu ihren Figuren ein Verhältnis aufbauen muss. Man kommt nicht umhin, eben weil sie so lebendig sind. Der Satz „Das kann sie jetzt nicht wirklich tun!“ war mein ständiger Begleiter, aber sie tut es trotzdem – erbarmungslos. Erbarmungslos ist hier ein Kompliment, denn die Zeit war genau das. Alles andere wäre nicht authentisch.

Historischer Hintergrund:
Es gibt sicherlich viele Bücher, die sich mit dem 3. Reich befassen. Es gibt sicherlich auch viele gute Bücher über diese Zeit. Aber dieses hier vereint einfach alles. Es liefert einerseits sauber recherchiertes Hintergrundwissen sowohl über den Krieg als auch die Anfänge der DDR – ich habe mehr als einmal ungläubig gesagt „Das glaube ich jetzt nicht“ und doch ist es wahr. Andererseits lässt es diese Zeit so lebendig werden, als würde man selbst dabei sein. Hin und wieder musste ich beim Lesen unterbrechen um aus dem Fenster zu schauen, bevor die nächsten Bomben fielen.

Fazit:
Dieses Buch ist alles, aber keine leichte Unterhaltung! Wer sich auf dieses Buch einlässt, braucht mindestens ein Paket Taschentücher – besser zwei! Er sollte sich darauf einstellen, dass zwischen Liebe und Hass jedes Gefühl hochkommen wird – außer Gleichgültigkeit! Diese kann und wird sich der Leser nicht erlauben. Für Fans von wirklich realistischen, historischen Romanen ein absolutes Must read! 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 29.05.2019

Wege des Schicksals

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Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf Die Schönaus 1935-1957 der 2. und abschließende Band von Heike Wolf
Eigentlich wollten Lotte, Richard und Co. glücklich und in Freiheit zusammen leben, doch die Geshichte ...

Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf Die Schönaus 1935-1957 der 2. und abschließende Band von Heike Wolf
Eigentlich wollten Lotte, Richard und Co. glücklich und in Freiheit zusammen leben, doch die Geshichte hatte etwas anderes mit ihnen vor. Sie wurden, wie viele Menschen ihrer Zeit, zur Willkür der Macht und deren Systeme, derer sie entsprungen sind.
Nachdem ich die letzen Zeilen von "Bürgerin aller Zeiten" gelesen hatte, überfiel mich die Wehmut und die Sehnsucht nach dem Fortgang der bewegenden Familiengeschichte der Schönaus. Unbedingt wollte ich teilhaben an den Schicksalen jeder einzelnen Figur. Schwere entbehrungs-und verlustreiche Jahre liegen vor den Familienmitgliedern und ihren lieben Freunden. Dorchen, Lotte und Heinrich sind erwachsen geworden und mit ihnen ihre Ansichten vom Leben. In einer Zeit, die vor dem Würgegriff der Nazidiktatur steht, entwickeln sich unterschiedliche Standpunkte innerhalb aller Lieben. Wie jeder von ihnen diese Epoche bis 1957 erlebt, schildert Heike Wolf in stimmungsvollen, facettenreichen, oft traurigen Bildern. Realistisch fängt sie diese Zeiten von Krieg, Frieden, Trennung und Zusammenfinden ein. Dank glänzendem historischen Hintergrundwissen und einer exzellenten Recherche lesen sich die geschichtlichen Gegebenheiten leicht und verständlich. Eingebaut in Dialoge und passende Textpassagen befindet sich das Gelesene im Fluss und vermittelt wichtiges Wissen auf eine angeneme Art. Anhand von Briefwechseln zwischen Front und Heimat erscheint ein umfassendes Bild der damaligen Lage. Dieses Mittel nutzt die Autorin gekonnt und umgeht damit zu eindrückliche brutale Schilderungen. Ein emotionsgeladen behafteter Text ergibt sich aus der Besimmung der unterschiedlich denkenden Charaktere und deren teils schonungslosen Ansichten sowie den geschichtlichen teils grausamen Gegebenheiten. Jeder findet seinen Platz in Heike Wolfs Geschichte. Diejenigen, die nicht ins System passen, der Jude, den es zu verfolgen gilt, Flüchtlinge und Einquartierte mit ihren traumatischen Erlebnissen, Verhaftete, Kriegsgefangene bis hin zu den Nazi-Strafverfolgten, dem aufstrebenden zukünftigen DDR-Beführwortern und Gegnern.
Die fortlaufende Geschichte wird durch kurze Episoden aus dem Jahr 1989 unterbrochen. An einem vielerlei geschichtsträchtigem Datum, dem 9. November 1989, Lottes achzigsten Geburtstag endet der Blick auf eine Familie und ihren aufwühlende Weg durch prüfungsreiche und bewegende Zeiten und deren fatale Folgen.
Fazit: Mit ihren beiden Büchern "Bürgerin aller Zeiten" und "Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf" erschließt sich ein eindrückliches Panorama von 1913-1957. Unheimlich emotional und bewegend lesen sich die Zeilen rund um die Figuren der Schönaus aus Leipzig, die so auch aus der eigenen Familie stammen könnten. Fast jeder findet darin eine geflüchtete Tante von einem verlorenem Gut, einen an der Front gefallenen Onkel, einen noch immer vermisster Bruder, einen von den Russen verschleppten Großvater...
Jeder hätte wohl etwas zu erzählen und doch schweigen so viele in Anbetracht der schlimmen Erlebnisse. Darum sind diese beiden Romane aus der Feder von Heike Wolf so wertvoll, weil sie genau das erzählen, was niemals vergessen werden sollte und vergessen werden darf! Neben diesem Fakt beinhalten beide Roman zusammen eine bemerkenswerte Geschichte, die mich aufgewühlt hat und die mir gedankenschwere Lesestunden bereitet hat.

Veröffentlicht am 23.05.2019

Was bleibt, ist die Erinnerung

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Der Schwerpunkt der Erzählung liegt auf den Jahren 1935 - 1950. Gemeinsam durchleidet man mit der Familie Schönau und ihrem familiären Umfeld die dunklen Jahre der Naziherrschaft und die Wirren der ersten ...

Der Schwerpunkt der Erzählung liegt auf den Jahren 1935 - 1950. Gemeinsam durchleidet man mit der Familie Schönau und ihrem familiären Umfeld die dunklen Jahre der Naziherrschaft und die Wirren der ersten Nachkriegsjahre. Am schlimmsten trifft der Schrecken gleich zu Beginn die befreundete jüdische Familie Kron. Die Veränderungen bei den Schönaus sind zuerst schleichend und dennoch tief reichend. Kinder werden geboren und bereichern die Familie. Heinrich macht Karriere bei der SS und heiratet eine gläubige Hitleranhängerin. Dorchen trennt sich - gezwungen durch die politischen Umstände - von ihrer großen Liebe Lewin. Sie wählt einen schwierigen Weg, um ihr gemeinsames Kind zu retten. Bitterkeit hervorgerufen durch schwere Schicksalsschläge entfremden Dorchen der Familie. Richard wird zum Militär eingezogen. Lotte bleibt mit den Kindern in Leipzig, überlebt den schweren Bombenangriff. Nach Kriegsende bleibt sie dort, auch als das Gebiet von den Amerikanern an die Russen übergeben wird. Richard ist noch nicht zurück und Lotte wartet verzweifelt auf seine Rückkehr. Wo soll er sie finden, wenn nicht in Leipzig ?
Der 2. Teil der Geschichte der Schönaus ist geprägt durch die Schrecken des Naziterrors. Die Familie bleibt von Schicksalsschlägen nicht verschont und jedes Familienmitglied findet seinen eigen Weg, die Zeit zu überstehen. Beeindruckt haben mich auch die Schilderungen der ersten Nachkriegsjahre, die zeigen , dass der Schrecken für die Zivilbevölkerung nicht mit der Kapitulation zu Ende gegangen ist. Das Buch hat mich auf eine sehr bewegende und eindringliche Zeitreise mitgenommen. Durch die verschiedenen Familienmitglieder lernt man zahlreiche Facetten des Kriegs kennen. Für mich war ein großes Plus des Buches, dass die Autorin nicht wertet oder schwarz/weiß malt. Jedes Familienmitglied hat seine guten Seiten, aber auch dunkle Flecken auf der Seele. Gerade das macht den Roman lebendig und glaubwürdig. Das Buch bietet sowohl einen spannenden Familienroman als auch lebendig erzählte Zeitgeschichte.

Veröffentlicht am 22.05.2019

Eine Familiengeschichte-Spannend wie ein Krimi, ergreifend wie ein Liebesroman und lehrreich wie eine Geschichtsstunde

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Die Familiengeschichte der „Schönaus“, aus Leipzig geht in die zweite Runde. Nachdem die Nationalsozialisten sich weiter breitmachen und immer mehr Menschen schikanieren, beginnt für Dorchen Schönau eine ...

Die Familiengeschichte der „Schönaus“, aus Leipzig geht in die zweite Runde. Nachdem die Nationalsozialisten sich weiter breitmachen und immer mehr Menschen schikanieren, beginnt für Dorchen Schönau eine schwierige Phase, ihre Liebe zu dem jüdisch stämmigen Journalisten Levin, ist in diesen Zeiten zum Scheitern verurteilt. Lotte dagegen ist glücklich mit ihrem Richard und geht zunächst völlig im Familienleben auf, während Bruder Heinrich sich zum strammen Nazi entwickelt und fanatisch zu Führer und Vaterland steht. Konflikte im Familienverband sind da schon vorprogrammiert und werden die kommenden Kriegsjahre entscheidend prägen…..

Im zweiten Band des Familienromans „Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf“ von Autorin Heike Wolf, begleiten wir wieder die Hauptprotagonistin Charlotte Schönau, durch für sie persönlich besonders schwierige Zeiten (1935-1957), weiter durch ihr Leben.
Alle drei nun erwachsenen Schönau-Geschwister, entwickeln sich in völlig unterschiedliche Richtungen, wobei sie sich immer weiter voneinander entfernen. Ihre unterschiedlichen Charaktere kommen nun zum Tragen. Während Charlotte die Gabe nutzt sich alles schönzureden und sich Scheuklappen zulegt, wird Dorchen erst einmal schwer vom Schicksal geprüft, bis sie sich ganz langsam zur gnadenlosen Rebellin wandelt. Bruder Heinrich, wird eine Enttäuschung für die gesamte Familie, da er trotz seiner humanistischen Bildung, als Nazi und SS-Offizier nicht vor Denunziation und Verrat zurückschreckt!
In den Roman wurden viele Facetten der grausigen Nazi-Willkür, Schikanen aus der Besatzungszeit und etliche historische Ereignisse eingebaut. Geschickt werden diese von der Autorin in die Handlung eingeflochten. Ihre Figuren werden nicht geschont, sie erleben erschreckendes Leid, Hunger, Gewalt oder werden gar zu Opfern! Ein Taschentuch sollte man bei der Lektüre bereithalten, viele Szenen sind bedrückend und ergreifend. Wie schon der vorausgegangene Band, fesselt der flüssig zu lesende, spannende und bildhafte Schreibstil den Leser an die Seiten.

Beide Bände geballte „Schönau“ Familiengeschichte haben mich unglaublich fasziniert, grandios unterhalten, mein Geschichtswissen aufgefrischt und einiges über unsere deutsche Vergangenheit gelehrt, das mir so noch gar nicht genau bewusst war. Kann beide Bände nur wärmstens empfehlen, am besten natürlich der Reihe nach gelesen, für Liebhaber historischer Romane und Zeitgeschichte ein besonders gehaltvolles und aufregendes Vergnügen!

Veröffentlicht am 19.05.2019

Das Leben der Schönaus 1935 - 1957

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Von Natur aus bin ich beim zweiten Teil eines Familienromans etwas skeptisch: kann die Autorin den hohen Standard des 1. Buches „Bürgerin aller Zeiten“ beibehalten? Aber hier waren meine Sorgen vollkommen ...

Von Natur aus bin ich beim zweiten Teil eines Familienromans etwas skeptisch: kann die Autorin den hohen Standard des 1. Buches „Bürgerin aller Zeiten“ beibehalten? Aber hier waren meine Sorgen vollkommen unbegründet…
Auch mit Band 2 ist der Autorin Heike Wolf ein großartiges Werk gelungen: mit Sachlichkeit, Empathie, intensiver Recherchearbeit und in einem wundervollen, eindringlichen Schreibstil leitet sie uns Leser gekonnt durch die Zeit von 1935 bis 1957. Wir dürfen wieder regen Anteil am Leben der Familie Schönau in Leipzig nehmen.
Die drei bekannten Schönau-Kinder haben sich vollkommen unterschiedlich entwickelt (ja, so etwas kommt in den besten Familien vor): Lotte hat geheiratet und versucht mit allen Mitteln ihre Familie vor der Außenwelt zu schützen und geht deshalb häufig den Weg der drei Affen („Nichts, sehen, nichts hören, nichts sagen“), Dorchen schlägt nach leidvollen und teils traumatischen Erfahrungen einen vollkommen anderen Weg ein und Heinrich hat seine politische Heimat in der NSDAP gefunden und macht Karriere bei der SS.
Wir erleben die Geschichte wieder durch die Hauptprotagonistin Lotte, ihr Mann Richard teilt uns seine Gedanken und Erfahrungen durch Gespräche entweder mit Lotte, Dorchen oder anderen (besonders erwähnenswert finde ich hier ein Gespräch mit seinem Schwiegervater Wilhelm 1941, S. 210 ff) oder durch Briefe mit. Sehr betroffen war ich von einem Brief aus dem „Kessel von Stalingrad“, von dem Richard weiß, dass er nicht durch die Zensur gehen wird, u.a. schreibt er: „Der Kessel wird immer enger und wie es enden wird, ist abzusehen. Ich weiß, was man Euch erzählt – Heldenmut, Opferbereitschaft, Kampf bis zum Letzten. Glaub‘ es nicht. Wir sind keine Helden. Wir kämpfen, weil wir keine andere Wahl haben und weil der Größenwahnsinnige, der gemütlich und sicher in seiner warmen Wolfsschanze sitzt, beschlossen hat, dass Rückzug nicht in Frage kommt. Ganz gleich, was Du hören wirst, wir wurden eiskalt geopfert und im Stich gelassen.“ (S. 243)
Bei den Bombennächten von Leipzig sind wir an Lottes Seite, kämpfen uns mit ihr durch die zerstörte Stadt, sorgen uns um Richard, mit ihren Augen sehen das Einrücken der Besatzungsnächte, zuerst die Amerikaner, dann die Russen, erleben die Repressalien „der Russen“ in der Zeit bis zur Gründung der DDR, hören von der Staatsideologie der DDR – schlichtweg: wir nehmen teil an ihrem Leben, wie bei einer guten Bekannten.
De Rahmenhandlung beider Bücher ist die Vorbereitung und Durchführung von Lottes 80.Geburtstag am 9.November 1989 – ein geschickter Coup der Autorin, gerade dieses Datum zu wählen.
Geschichtsinteressierte Leser kennen vermutlich die reinen Fakten der „dunkelsten Zeit deutscher Geschichte“, aber durch den Roman von Heike Wolf nehmen wir persönlich und intensiv Anteil, fühlen uns „inmitten“ dieser wichtigen Zeit, die auch für uns „mit der Gnade der späten Geburt“ nicht vergessen sein darf.
Wilhelm Schönau ist ein großer Goethe-Fan (wie man heute sagen würde), die Autorin offensichtlich auch, da beide Bücher Goethe-Zitate zum Titel haben, deshalb werde ich hier auch mit einem Goethe-Zitat enden: „Schreibe nur wie du reden würdest, und so wirst Du einen guten Brief schreiben.“ (Brief an Cornelia Goethe, 7.12.1765). Dies hat Heike Wolf wohl sehr verinnerlicht, aber sie hat das Zitat sehr weit übertroffen: sie hat zwei ausgezeichnete und hervorragende Bücher verfasst, für die ich eine absolute Leseempfehlung geben muss!