Cover-Bild Ansichten eines Clowns
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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 01.01.1967
  • ISBN: 9783423004008
Heinrich Böll

Ansichten eines Clowns

Roman

»Heinrich Böll zeigt, was so selten gezeigt wird: den Alltag einer Liebe.« Marcel Reich-Ranicki

»Ich bin ein Clown, im Augenblick besser als mein Ruf.« Hans Schnier, einst ein gefragter Pantomime und Spaßmacher, sitzt, nachdem ihn seine Frau verlassen hat, zum Bettler degradiert auf den Stufen des Bonner Bahnhofs.


Weitere Informationen zu Heinrich Böll gibt es unter: www.heinrich-boell.de

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2021

Auf ernste Weise komisch

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Es war auf der einen Seite ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe, auf der anderen wird es seinem Titel mehr als gerecht und hat mich vor allem mit seinem tiefen Blick überrascht. Ich habe mit lockerer ...

Es war auf der einen Seite ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe, auf der anderen wird es seinem Titel mehr als gerecht und hat mich vor allem mit seinem tiefen Blick überrascht. Ich habe mit lockerer Satire gerechnet, die in Gesellschaftskritik getränkt ist. Ich habe sogar mehr als das bekommen. Denn beides wird in Form einer tiefschürfenden Erzählung aufgetischt.
Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und war sehr angetan von der tonlichen Inszenierung. Aber nächstes Mal werde ich es auf jeden Fall selbst lesen. Denn es gab vieles, was ich mir markieren und wollte und so aufwendig suchen musste. Man meint es nämlich nicht, aber alles, was in diesem Buch nur so dahin gesagt wirkt, hat eigentlich eine tiefere Bedeutung...

Und belanglos ist die Thematik hier wirklich nicht. Wenn es einem nicht reicht, dass es von starkem Liebeskummer und Einsamkeit, unglücklichen Familien und clownischer Existenznot handelt, so wird man feststellen, dass es auf gesellschaftlicher Ebene viele Diskussionspunkte eröffnet: Hat die Kirche zu viel Macht? Wer lebt hier am ehesten nach den christlichen Gesetzen? Sollte sich die Kirche in das private Glück einmischen dürfen?
Und ganz wichtig ist auch, dass es sich um einen Nachkriegsroman handelt. Zugegeben, die thematischen Schwerpunkte sind aus heutiger Sicht schon etwas angestaubt, was mein einziger "Kritikpunkt" ist. Denn zum Zeitpunkt der Erscheinung war es hochaktuell und kontrovers. Die Rückblenden geben Aufschluss über die Uneindeutigkeit der geltenden Werte im Nachkriegsdeutschland und Hans' (evtl. und ziemlich wahrscheinlich auch Bölls) Sicht auf die Dinge. Um dies zu erkennen, muss man nur die dicke Schicht Humor (in Form von Ironie, Sarkasmus, Zynismus...) abtragen.
Sprachlich war es wirklich hervorragend!

Ich habe lange überlegt, ob sich das Buch heute noch als Schullektüre eignet und bin zu dem Schluss gekommen, dass es immer noch gut in den Unterricht passt. Gerade Erzähltheorie kann man aufgrund der vielen inneren Monologe und dem besonderen Zeitverhältnis von Handlung und Erzählung sehr gut thematisieren.
Allerdings führt meiner Meinung nach kein Weg daran vorbei, auch die Komik auseinanderzunehmen. Was ist es, was den Schreibstil so auffrischt? Was macht Humor zum Humor? Welche Stilmittel werden verwendet? Worin unterscheiden sich Ironie, Sarkasmus und Zynismus?
Des Weiteren sollte eine zeitliche Einordnung nicht zu kurz kommen. Woran ist ersichtlich, dass es sich um Nachkriegsliteratur handelt?
Und auch intertextuelle Bezüge zu anderen Werken sollen herangezogen werden.
Alles in allem vielleicht kein Buch für die Abiturjahrgänge, aber in der Einführungsphase bietet es allemal genug gehaltvollen Stoff für eine Auseinandersetzung im Deutschunterricht. Und wer es einfach so lesen möchte, der macht auch nichts verkehrt!

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Veröffentlicht am 10.12.2017

Ein historischer Roman?!

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Hans Schnier ist von Beruf Clown und tingelt mit seiner Freundin durch die Lande von Auftritt zu Auftritt. Doch Marie verlässt ihn, um einen anderen zu heiraten, da sie nicht unverheiratet "in Sünde" weiterleben ...

Hans Schnier ist von Beruf Clown und tingelt mit seiner Freundin durch die Lande von Auftritt zu Auftritt. Doch Marie verlässt ihn, um einen anderen zu heiraten, da sie nicht unverheiratet "in Sünde" weiterleben will. Und Hans stürzt ab, landet auf einer Bahnhofstreppe mit einer Guitarre in der Hand und einem Hut vor sich...

In Quiz wurde oft nach dem Titel gefragt, deshalb war ich neugierig, und ich dachte mir, ein bissel Kultur tut mir auch mal gut, also habe ich mich zu dem Buch entschieden. Aber ich bin schwer reingekommen. Ich hab auch nicht immer begriffen, wann und wo wir gerade sin. Letztendlich spielt die Handlung an einem einzigen Tag, aber es gibt sehr viele Rückblicke. Unser Held, der Clown, prangert alle in seinem Umfeld an, geht recht hart mit der Welt, insbesondere dem Katholizismus, ins Gericht. Heinrich Böll schreibt im Nachwort von 1985, dass der Roman bereits ein historischer Roman ist und ihn die jungen Erwachsenen schon nicht mehr nachvollziehen können, weil sich so viel gewandelt hat in der Gesellschaft und im Katholizismus. Mittlerweile wohl noch mehr.
Der Schreibstil ist große Klasse, aber mit dem Held wurde ich nicht warm, den fand ich eher abstoßend. Zwar einerseits bewundernswert konsequent, andererseits auch abstoßend und selbstgerecht. Ich muss gestehen, ich hatte Mühe, den Roman fertig zu lesen und war froh, als ich es geschafft hatte. Literarisch gesehen ist das Buch vielleicht ein Meisterwerk, aber zu meiner Unterhaltung hat es nicht beigetragen.