Cover-Bild Kachelbads Erbe
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Themenbereich: Belletristik - Spekulative Literatur
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 05.08.2019
  • ISBN: 9783455006186
Hendrik Otremba

Kachelbads Erbe

Roman

»Dieser Roman ist aus dem leuchtenden Stoff, aus dem Weltliteratur entsteht: Faszinierendes Gedankenspiel, Wissenschaft, Poesie, Philosophie, Magie.« Marion Brasch

Los Angeles, Mitte der 1980er Jahre. Der deutsche Auswanderer H.G. Kachelbad friert für das kryonische Unternehmen Exit U.S. Menschen ein, die in ihrer Gegenwart nicht mehr leben können. Bald scharen sich ein abgehalftertes Schriftstellergenie, eine ukrainische Wissenschaftlerin, ein vietnamesischer Auftragskiller und andere skurrile Gestalten um Kachelbad. So unterschiedlich ihre Motivationen auch sind, alle »kalten Mieter« hegen die Hoffnung, eines Tages wieder auf getaut werden zu können. 

Vom jüdischen Wien der Jahrhundertwende bis ins schwule New York der frühen 1980er Jahre nimmt uns Hendrik Otrembas zweiter Roman mit auf eine Reise in die Vergangenheit, um über die Zukunft nachzudenken. <i>Kachelbads Erbe</i> ist ein mitreißendes Gedankenspiel, ein Experiment mit Erzählinstanzen, ein sorgenvoller Blick in die Zukunft der menschlichen Zivilisation – und reflektiert zugleich die Möglichkeiten der Literatur, ins Jenseits zu reichen. Vor allem aber erzählt der Roman eine große Liebesgeschichte.

»Ein Plädoyer für eine neue Literatur des Gefühls.« ZDF aspekte

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.10.2019

Kachelbads Erbe

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Wer war H.G. Kachelbad? In den 1980ern tauchte er in Los Angeles auf, arbeitete offenbar im Bereich der Kryonik, aber so wie er aus dem Nichts plötzlich da war, ist er auch wieder verschwunden. Menschen ...

Wer war H.G. Kachelbad? In den 1980ern tauchte er in Los Angeles auf, arbeitete offenbar im Bereich der Kryonik, aber so wie er aus dem Nichts plötzlich da war, ist er auch wieder verschwunden. Menschen erinnern sich an ihn und berichten von diesem. Die junge Rosary, die er in die USA holte, um bei den Suspensionen zu helfen, ein Liebhaber, der mit ihm den Ausbruch der Aids Epidemie erlebte, der Autor Shabbatz Krekov, dem ein zweites Leben geschenkt wurde. Alle glaubten sie an den Traum vom ewigen Leben dank der Kryonik. Doch ist die Zeit dafür schon gekommen?

Hendrik Otremba ist künstlerisch in vielen Bereichen unterwegs, ebenso sein Roman, der sich von verschiedenen Seiten her an seinen Protagonisten annähert, ohne ihn jedoch wirklich greifen zu können. Auch die Themen sind breit aufgestellt, von Zukunftssträumen der Technik über Medizin bis zu ganz persönlichen zwischenmenschlichen Aspekten und Ängsten touchiert der Roman die Bandbreite des Lebens.

„ich sehe, dass sich zeit meines Lebens nichts getan hat, nichts zum Guten gewandt hat, dass die Menschen wider besseres Wissen, trotz der Erfahrung, trotz der ganzen verdammten Geschichte, weiter und weiter auf den Abgrund zurast. (...)Es müsste etwas Drastisches passieren, dann vielleicht gäbe es noch eine Chance. Aber so? Gib es doch zu, Kachelbad, wir sind verloren.“

Krekov hat die Nazis in Europa gesehen, den Kalten Krieg und den Ausbruch von Aids. Er kann nur zu dem zitierten Urteil über die Menschheit kommen. Dies überschattet auch die Atmosphäre des Romans. Trotz des Fortschritts, das dem onimösen Chinesen gelungen ist, der mit seiner Firma Menschen für ein Leben in einer besseren Zeit konserviert, überlagert die düstere und fatale Stimmung alles. Die wenigsten der erzählenden Figuren waren in ihrem Leben bis dato vom Glück verfolgt, immerhin gibt das Zusammentreffen mit Kachelbad ihnen wieder ein Funken Hoffnung und seine Zuneigung, obwohl diese mit viel Reserviertheit wohldosiert ist, lässt sie am Leben festhalten.

Die Handlung ist schwer zu greifen, die achronologische und multiperspektivische Erzählweise stehen diesem zu sehr im Wege. Die Figurenzeichnung wiederum ist Otremba fantastisch gelungen, die Erzähler offenbaren sich in ihren Notizen, von Kachelbad werden ganz unterschiedliche Seiten aufgezeigt, eben genau jene, die die einzelnen von ihm zu sehen bekommen. Erzählerisch überzeugt mich der Autor, man versinkt direkt in der Geschichte und kann diese nicht mehr loslassen. In vielerlei Hinsicht ein beachtenswerter Roman.

Veröffentlicht am 03.06.2023

Abgefahrene Geschichte mit unerwarteten Richtungswechseln

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„Kachelbads Erbe“ kommt zunächst wie ein Science-Fiction- und Phantastik-Roman daher mit seiner Geschichte um Kachelbad, der in den 1980er Jahren in Los Angeles für ein Kryonik-Unternehmen arbeitet. Er ...

„Kachelbads Erbe“ kommt zunächst wie ein Science-Fiction- und Phantastik-Roman daher mit seiner Geschichte um Kachelbad, der in den 1980er Jahren in Los Angeles für ein Kryonik-Unternehmen arbeitet. Er friert Menschen auf deren Wunsch und nach Zahlung beträchtlicher Summen direkt nach deren Ableben in flüssigen Stickstoff zusammen mit mehreren „kalten Mietern“ in große Tanks ein, damit diese in einer ferneren Zukunft, wenn es bessere Behandlungsmöglichkeiten, bessere Lebensumstände, bessere Was-auch-immer gibt, wieder aufgetaut und zum Leben erweckt zu werden.

Nun ist der Roman wirklich ganz erfrischend interessant geschrieben. Wir lesen nämlich die letzten quasi Memoiren von sechs „kalten Mietern“ ein und desselben Tanks. Sowie einleitend ein Kapitel verfasst von einer von Kachelbad angeworbenen Mitarbeiterin Rosary, wodurch wir nicht nur mehr über die Kryonik-Firma, erste Eindrücke von Kachelbad sondern auch dessen Fähigkeit sich unsichtbar zu machen, erhalten. Die Unsichtbarkeit, zu welcher nicht nur Kachelbad in der Lage ist, macht den phantastischen Teil dieses Buches aus. Die Sciene-Fiction kommt durch die Kryonik. Und ganz unerwartet breitet sich mithilfe der verschiedenen Dossiers zu den „kalten Mietern“ und deren Lebensgeschichten eine psychologische Tiefe aus, die ich zunächst gar nicht dem Stoff zugetraut hätte. Zuletzt dreht sich auch noch ein großer Teil des Romans um ein schwerwiegendes, medizinisch-gesellschaftspolitisches Tabuthema der 1980er Jahre, was dem Roman noch einmal einen ganz neuen Dreh verleiht.

Mich konnte Hendrik Otremba, der 1984 geborene deutsche Musiker, Autor und bildender Künstler, mit seinem zweiten Roman und dessen kreativer Umsetzung definitiv überzeugen. Mit jedem neuen Kapitel öffnete sich eine neue Welt. Zwischenzeitlich hatte ich zwar mal kurzzeitig das Gefühl, dass Otremba die Kurve nicht mehr kriegt und gar nicht mehr so richtig weiß, wohin er mit seinem Roman eigentlich will, konnte dann aber doch das Thema der Kryonik wieder einfangen. Das Ende des Romans ist für mich nicht wirklich greifbar geworden, aber genau das passiert ja bei Leuten, die sich unsichtbar machen können. Sie verschwinden und lassen die Umstehenden mit Fragezeichen in den Köpfen zurück. Das hat mir sehr gut gefallen. Eine wirklich empfehlenswerte Lektüre für alle, die mal literarisch etwas wagen möchten. Die Genregrenzen hin zum dunklen Thriller verwischen. Hier bekommt man nichts Eindeutiges, ein Puzzle, was man bis zum Schluss dabei ist zusammenzusetzen. Interessante Figurenzeichnungen, nicht alltägliche Handlung. 4,5 Sterne.

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