Cover-Bild Das Kind aus dem versteckten Dorf
19,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Francke-Buch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 490
  • Ersterscheinung: 08.2018
  • ISBN: 9783963620010
Irma Joubert

Das Kind aus dem versteckten Dorf

Thomas Weißenborn (Übersetzer)

Niederlande, 1943: Mentje de Vries ist 9 Jahre alt, als ihr Vater verhaftet wird, weil er Juden versteckt hat. Erst harrt sie allein auf dem väterlichen Bauernhof aus, doch als die Soldaten wiederkommen, weiß sie: Sie braucht Hilfe. Aber
wem kann sie trauen?
Der Einzige, der ihr einfällt, ist der Anwalt, der die jüdische Familie bei ihnen versteckt hat. Er bringt Mentje im »Versteckten Dorf« unter, einer geheimen Ansammlung von Häusern im Wald, in der Juden unterstützt von Widerständlern
den Krieg zu überleben hoffen. Mentje taucht ein in eine völlig fremde Welt, immer hoffend, dass ihr Vater wiederkommt. Als sie einem alliierten Soldaten das Leben
rettet, ahnt sie nicht, dass dies für sie der Anfang eines wunderbaren Weges ist ...

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.02.2019

Pass auf, oder es kostete dich das Leben!

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Pass auf, oder es kostete dich das Leben!

„Jeden Tag müssen sie aufpassen, wegen allem und noch mehr: keinen Lärm machen, kein Feuer anzünden, kein Wasser verschwenden, vorsichtig sein mit dem Essen. ...

Pass auf, oder es kostete dich das Leben!

„Jeden Tag müssen sie aufpassen, wegen allem und noch mehr: keinen Lärm machen, kein Feuer anzünden, kein Wasser verschwenden, vorsichtig sein mit dem Essen. Pass auf, oder es kostet dich das Leben.“

Indem Gerrit de Vries im Kriegsjahr 1943 einer jüdischen Familie auf seinem Bauernhof in Vierhouten Unterschlupf gewährt, riskiert der alleinerziehende Vater nicht nur sein eigenes Leben. Als er denunziert und von Soldaten mitgenommen wird, die auch nach seiner neunjährigen Tochter Mentje suchen, findet diese in einem „Pass-Auf-Lager“ mitten im Wald Unterschlupf. Als einzige Nichtjüdin und traumatisiert von der Verschleppung ihres Vaters fühlt das Mädchen sich einsam. Ungewissheit, Angst und Kummer sind ihre täglichen Begleiter, doch letztendlich siegt ihr Überlebenswille. „Den Mut verlieren, heißt alles verlieren“ ist ab sofort ihre Devise. Und obgleich Mentje bereits vor diesen Ereignissen eine eigenwillige und starke Persönlichkeit war, wächst sie infolge der Ereignisse noch weit über sich hinaus.

Tinus van Jaarsveld lebt bei seinen Großeltern im Bosveld und erfuhr bereits in frühen Jahren einen schweren Verlust: das Land und die Farm seiner Familie wurden versteigert. Tinus schwörte bereits als kleiner Junge, nicht eher zu ruhen, bis er sein geliebtes „Buffelspoort“ eines Tages zurückkaufen kann. Jahre später meldet er sich freiwillig und absolviert eine Fallschirmjägerausbildung in England. In der Schlacht um Arnheim kreuzen sich schließlich die Wege von Tinus und Mentje.

„Ein Fädchen von nur sieben Tagen gemeinsamer Erinnerungen verbindet Tinus und Mentje über die Kontinente und Jahreszeiten hinweg. Sie haben gemeinsam Dinge durchgestanden, von denen andere Menschen in diesem Land keine Ahnung haben.“

Irma Joubert verknüpft in ihrer aktuellen Neuerscheinung gekonnt fiktive Ereignisse mit wahren Begebenheiten. Die exzellente Recherche der historischen Fakten bildet eine perfekte Grundlage für diesen Roman. Der Autorin ist darüber hinaus ein wunderschöner Schreibstil zu eigen. Ihre gewählte Ausdrucksweise, die bildhaften Beschreibungen und fantastisch ausgearbeitete Charaktere, denen sie viel Raum und große Authentizität verleiht, haben mir ausgesprochen gut gefallen. Grundsätzlich bevorzuge ich in Büchern die gängige Zeitform des Präteritums/Vergangenheitsform. Irma Joubert ist jedoch eine der seltenen Autoren, bei der ich mich aufgrund des ausgezeichneten Inhalts mit ihrer favorisierten Erzählform Präsens arrangieren kann.

Mentje de Vries stellt eine äußerst vielschichtige und starke Protagonistin dar. Die einige Jahre umfassende Handlung mit den Ereignissen in Vierhouten, im „Pass-Auf-Lager“ und schließlich in Arnheim trugen dazu bei, dass Mentje sehr schnell erwachsen werden musste. Ich brachte auch dem großen, stillen Buren Tinus van Jaarsveld große Sympathie entgegen. Meine favorisierten Figuren waren jedoch die beiden Widerstandskämpfer Opa Bakker und Tante Cor sowie das Ehepaar Simon und Miempie. Dem impulsiven, unbeholfenen und im Grunde sehr ängstlichen Cousin Mentjes stand ich anfangs skeptisch gegenüber. Er war jedoch jene Figur, die aus meiner Sicht die größte Wandlung durchmachte und mich positiv überraschte.

Der christliche Glaube nimmt bei Irma Joubert einen hohen Stellenwert ein, so auch in diesem Buch. Während Mentjes tief gläubiger Vater Gerrit de Vries seiner Tochter christlichen Werte vorlebte, hadert das Mädchen einige Zeit mit Glaubenszweifeln. Der Glaube wird dezent in die Handlung eingeflochten und zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch.

Fazit: „Das Kind aus dem versteckten Dorf“ hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich möchte besonders den exzellenten Schreibstil, die wunderschön ausgearbeiteten Charaktere und die hervorragende Recherchearbeit hervorheben, die dem Leser den Kampf niederländischer Freiheitskämpfer gegen die deutsche Besatzung während des Zweiten Weltkriegs deutlich vor Augen führten. Fünf Bewertungspunkte und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.10.2018

Der Preis des Widerstands

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Mentje ist ein zehnjähriges Mädchen, das in Holland lebt. Da ihre Mutter bei ihrer Geburt gestorben ist, lebt sie alleine mit ihrem Vater. An einem schönen Sommertag arbeitet sie mit ihrem Vater auf einem ...

Mentje ist ein zehnjähriges Mädchen, das in Holland lebt. Da ihre Mutter bei ihrer Geburt gestorben ist, lebt sie alleine mit ihrem Vater. An einem schönen Sommertag arbeitet sie mit ihrem Vater auf einem Feld. Etwas rührt sich an ihrem nahegelegenen Haus. Ihr Vater geht zum Haus und ruft ihr zu, sie soll sich verstecken, bis er zurückkommt. Aber er kommt nicht zurück.

Die kleine Mentje weiß nicht, was sie tun soll. Abends kehrt sie vorsichtig zum Haus zurück, aber ihr Vater ist nirgends zu finden. Am nächsten Morgen stellt sie fest, dass auch die jüdische Familie, die ihr Vater versteckt hatte, nicht mehr da ist. Mentje befürchtet, dass jemand sie verraten hat.

Durch die dunkle Nacht sucht sie den Weg zu einem Bekannten ihres Vaters, von dem sie sicher ist, dass sie ihm vertrauen kann. Dieser Mann bringt sie zu einem Versteck im Wald, in dem in mehreren Hütten Menschen untergetaucht sind. Mentje bleibt etwa ein Jahr in diesem versteckten Dorf, das vor allem Juden beherbergt. Obwohl sie ihren Vater schmerzlich vermisst, wird dieses teilweise unterirdische Dorf bald ihr neues Zuhause. Da aber dieses Versteck zu unsicher ist, muss Mentje in den letzten Kriegsmonaten zu ihrer Tante nach Arnheim. Dort wartet jeder Bewohner sehnsüchtig auf die Befreiung durch die Alliierten, aber zuerst wird die Stadt noch heftig umkämpft.

Mentje und ihr Cousin finden zwei verletzte Fallschirmjäger. Obwohl jeder, der den alliierten Soldaten hilft, hingerichtet werden kann, kümmern sie sich um die Beiden und freunden sich mit ihnen an. Eines der Fallschirmjäger kommt aus Südafrika, und neben Mentjes Geschichte, verfolgt der Leser auch seine Erlebnisse in der Armee und später in seiner Heimat.

Mentje ist ein mutiges Mädchen, das viel zu früh selbstständig werden muss. Ihr Vater erzog sie liebevoll, gab ihr viel Geborgenheit, und lebte ihr den Glauben vor, wie diese Stelle zeigt: „Nach dem Lesen hat er das Buch auf den Tisch neben seinen Stuhl gelegt und ihr noch mehr vom Herrn erzählt, denn er kannte ihn sehr gut. So hat sie ihn auch kennengelernt: eng an ihren Vater gelehnt, den groben Stoff seiner Jacke an ihrer Wange, das Klopfen seines Herzens unter ihrem Ohr, seine große Hand um ihren Kopf, seine schwieligen Bauernfinger, die ihre Wange gestreichelt haben.“ In schweren Zeiten kann Mentje von diesen Erfahrungen zehren, auch wenn sie zeitweise so enttäuscht ist, dass sie sich von Gott entfernt. Es fällt ihr sehr schwer sich in einer neuen Umgebung einzugewöhnen, und doch wird das von diesem jungen Opfer des Kriegs immer wieder verlangt.

Diese Geschichte beruht auf wahre Begebenheiten. Das versteckte Dorf im Wald hat ebenso existiert, wie die vielen Widerstandskämpfer, die mutig ihr Leben riskierten, um andere zu retten. Mentjes Vater musste, wie viele andere, einen hohen Preis dafür zahlen, dass er sich für Verfolgte einsetzte.

Trotz der vielen aufwühlenden Erlebnisse, die Mentje durchlebt, ist der Ton dieses Buchs ruhig. Der Leser verfolgt Mentjes Entwicklung, von einer ängstlichen Neunjährigen zu einem selbstbewussten, starken Teenager. Sie lernt, wie sie ihre Angst überwinden kann, und sie setzt schließlich selbst ihr Leben ein, um andere zu retten. Trotzdem ist sie ein ganz normales Mädchen, das manchmal trotzig und aufmüpfig ist, und immer wieder wütend und voller Kummer.

Fazit: Durch die Augen eines jungen Mädchens, erlebt der Leser die schrecklichen letzten Kriegsjahre. Diese spannende Geschichte ist sehr gut recherchiert, und der Leser erfährt interessante Fakten über den niederländischen Widerstand im Dritten Reich. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 13.10.2018

Ein niederländisches Mädel

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Das ist Mentje die mit ihrem Vater auf einem Bauerhof in den Niederlanden lebt und ihm - obwohl erst neun Jahre alt - tatkräftig bei der täglichen Arbeit hilft. Wir schreiben das Jahr 1943 und eines Tages ...

Das ist Mentje die mit ihrem Vater auf einem Bauerhof in den Niederlanden lebt und ihm - obwohl erst neun Jahre alt - tatkräftig bei der täglichen Arbeit hilft. Wir schreiben das Jahr 1943 und eines Tages bringt der Vater eine jüdische Familie mit, die er auf dem Dachboden versteckt.

Mentje weiß, dass das unglaublich gefährlich ist, doch der Vater erklärt ihr, dass sie als Christen gar nicht anders handeln können. Doch das Risiko erweist sich als zu groß und eines Tages steht Mentje ganz alleine da - die Familie und der Vater wurden verhaften. Nach ihr wird auch noch gesucht, doch kann sie sich verstecken. Und retten - zu Menschen, die im Untergrund agieren, wie von ihrem Vater weiß.

Diese bringen sie an einen ganz besonderen Ort und zwar in das versteckte Dorf mitten im Wald. Dieses geheime Lager, in dem vor allem Juden, aber auch andere, bspw. verwundete alliierte Soldaten versteckt wurden, hat tatsächlich existiert und in der Tat sind alle beschriebenen Personen absehen von Mentje tatsächliche Lagerbewohner gewesen. Es ist sowohl berührend, als auch erschütternd, vor allem jedoch unglaublich spannend, dieses Lagerleben zu verfolgen.

Nach einem Jahr ist diese Unterkunft für Mentje nicht mehr sicher und sie wird nach Arnheim zu ihr bislang unbekannten Verwandten ihrer Mutter gebracht. Dort trifft sie auch auf den zweiten Protagonisten, den Südafrikaner Tinus, der in der britischen Armee kämpft. Vielmehr rettet sie ihm das Leben. Und ihre Schicksale sind nun auf ganz besondere Weise miteinander verknüpft, wie sich noch zeigen wird!

Mit Verlust muss sich Hildegard schon früh auseinandersetzen und leider bleibt ihr dies auch weiterhin nicht erspart, der zweite Weltkrieg erschüttert ihr bislang ruhiges Leben grundlegend.

Ein tragisches Schicksal in den Niederlandenin der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie ich es so bislang noch nicht gelesen habe. Beziehungsweise gleich zwei davon - das eines Kindes und das eines jungen Soldaten.

Ich habe bereits einige Bücher der südafrikanischen Autorin Irma Joubert gelesen und bin mittlerweile zum Fan geworden. Denn sie eröffnet neue Perspektiven, Blickwinkel und Aspekte und zwar nicht nur durch akribische Recherchen. Nein, auch der Glaube und sein Einfluss auf die Menschen spielt stets eine Rolle, wobei er in diesem Roman ganz besondere Bedeutung erlangt - hier geht es sowohl um den christlichen Glauben als auch um das Judentum. Ich habe viel gelernt durch dieses Buch, bin Irma Joubert mit Begeisterung in die Niederlande und auch nach Südafrika gefolgt. Auch wenn die Geschichte in großen Teilen eine traurige ist, entbehrt sie doch nie der Hoffnung. Mitreißend, aufwühlend, ab und an auch überraschend: ein eindringlicher Roman über zwei Lebenswege, die sich in schweren Zeiten kreuzen und der ausgesprochen lesenswert ist!

Veröffentlicht am 14.10.2018

Sehr bewegend!

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Es ist 1943 in den Niederlanden. Die neunjährige Mentje und ihr Vater arbeiten auf dem Feld, als plötzlich die Soldaten vor der Tür stehen. Mentjes Vater wird festgenommen, weil er auf seinem Hof Juden ...

Es ist 1943 in den Niederlanden. Die neunjährige Mentje und ihr Vater arbeiten auf dem Feld, als plötzlich die Soldaten vor der Tür stehen. Mentjes Vater wird festgenommen, weil er auf seinem Hof Juden Unterschlupf bietet. Das Mädchen schafft es zwar, sich zu verstecken, doch auch sie ist auf dem Hof fortan nicht mehr sicher. So macht sie sich auf den Weg zu dem Anwalt, der die jüdische Familie bei ihnen untergebracht hat. Dieser bringt sie in einem versteckten Dorf im Wald unter, wo sich Juden verstecken, die durch den Widerstand unterstützt werden und dort findet Mentje eine neue Heimat, immer darauf hoffend, dass ihr Vater eines Tages zurück kommt. Aber ihre Reise ist damit noch nicht zu ende, denn ihr Weg beginnt erst und als sie einem englischen Soldaten das Leben rettet, bekommt sie eine Chance auf ein neues Leben.

Ein riesengroßes Dankeschön geht an den Verlag der Francke-Buchhandlung, der mir dieses sehr interessante und tiefgründige Buch für eine Leserunde auf Lovelybooks zur Verfügung gestellt hat. Außerdem möchte ich der lieben Arwen10 danken, dass sie immer wieder so tolle christliche Leserunden ins Leben ruft und natürlich meinen Mitlesern und -leserinnen. Es hat mir sehr großen Spaß gemacht, wieder mit dabei sein zu dürfen.

Das Buch wird im Blick auf zwei verschiedene Charaktere erzählt. Die meiste Zeit geht es um Mentje und was sie im Laufe von einigen Jahren erlebt. Aber auch der britische Soldat Tinus hat seine eigenen Kapitel. Was den Schreibstil angeht, so bin ich ein bisschen zwiegespalten. Einerseits hatte ich gerade am Anfang noch große Probleme, weil er da noch eher schlicht und etwas langatmig war, andererseits ließ er sich die meiste Zeit richtig gut lesen und gerade Mentjes Gedanken zu lesen, ihre Gefühle und Wünsche zu erfahren, fand ich sehr emotional. Ebenfalls hat mir gefallen, dass englische sowie niederländische Ausdrücke und Sätze im Original übernommen und nochmal ins Deutsche übersetzt wurden. Außerdem gibt es immer wieder Erklärungen zu Begriffen, die man so vielleicht noch nie gehört hat. Das Buch ist also für Jung und Alt gleichermaßen gut verständlich.

Die Geschichte fand ich größtenteils wirklich überragend. Zwar brauchte ich gerade am Anfang ein bisschen, um hinein zu finden und auch das Ende hatte seine Längen, dennoch war ich gerade zwischendrin die meiste Zeit so gepackt von der Handlung, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte zu lesen. Dabei ist die Geschichte sehr plastisch, Orte und Begebenheiten wahnsinnig gut beschrieben, so dass man sich richtig gut in sie hineinfallen lassen kann. Beeindruckend finde ich außerdem, dass sich die Handlung so nah an der Realität entlang hangelt. Man merkt hier, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat und ihr ganzes Herzblut in das Buch hinein gelegt hat. So wurde auch die Geschichte für mich sehr realistisch und ich habe noch viel darüber gelernt, wie schrecklich und unbarmherzig Krieg ist. Und an so mancher Stelle wurde ich zum Nachdenken gebracht, wie froh wir doch sein können, dass wir das nicht erleben müssen! Auch der Bezug zum Glauben und der Bibel hat mir sehr gut gefallen. Immer wieder gibt es Szenen, in denen die Autorin Mentjes Beziehung zu Gott bearbeitet und ganz realistisch auch die Schattenseiten betrachtet. Dann zum Beispiel, wenn das Schicksal besonders hart zuschlägt, verliert Mentje auch einmal beinahe ihren Glauben und findet doch wieder zurück. Dennoch kann man dieses Buch getrost auch dann lesen, wenn man kein gläubiger Mensch ist, denn es wird hier nichts idealisiert und niemandem etwas aufgedrückt.

Auch was die Charaktere angeht, war ich etwas geteilter Meinung, denn von Äußerlichkeiten erfährt man erst mit der Zeit etwas. So blieben sie doch anfangs noch ein bisschen blass. Vor allem Tinus konnte ich erst ziemlich spät fassen, weil auch sein Charakter nicht so richtig zum Vorschein kam. Mentje hingegen war mir von Anfang an charakterlich sehr präsent. Sie ist ein Mädchen, welches sich sehr schnell in mein Herz graben konnte und welches ich auch so schnell nicht mehr vergessen werden. Denn Mentje ist ein wahnsinnig starker Charakter, den ich sehr gut geschrieben fand. Dazu kamen noch eine ganze Menge anderer Charaktere, die man nicht mögen muss, die aber dennoch sehr nachvollziehbar und realistisch gezeichnet waren. Eine Person, die auf jeden Fall die Geister scheidet, ist Mentjes Tante Maria, welche als Mutter total versagt, meiner Meinung nach aber nicht, weil sie ein schlechter Mensch ist, sondern weil der Krieg sie kaputt gemacht hat. So bekommt man immer wieder verschiedene Blickwinkel auf den Krieg und merkt schnell, dass jeder Mensch anders damit umgeht.

Für mich war dieses Buch eines dieser Bücher, die etwas ganz Besonderes sind. Nicht, weil es perfekt wäre, denn das ist es nicht, sondern weil es mich zum Nachdenken gebracht und sich in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Wer also einen tiefgründigen, emotionalen und sogar lehrreichen Roman sucht, der keine Angst hat, den Krieg so darzustellen, wie er ist und der eine starke Protagonistin bietet, der sollte unbedingt zu diesem Buch hier greifen. Und wie schon erwähnt, braucht man sich auch nicht davon abgeschreckt fühlen, dass der Glaube hier eine große Rolle spielt.