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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 12.09.2019
  • ISBN: 9783462053494
Isabel Bogdan

Laufen

Roman

Eine Frau läuft zurück ins Leben. 

Eine Frau glaubt nach einem erschütternden Verlust, am Ende ihrer Kraft zu sein. Dennoch beginnt sie zu laufen. Ihre Runden werden von Woche zu Woche länger – und was als Davonlaufen beginnt, wird schließlich ein Weg zurück ins Leben. Immer an ihrer Seite: ihre Freunde, ihre Wut, ihre Liebe zur Musik und ein Humor, der es mit ihrer Verzweiflung aufnehmen kann.

»Ich laufe mir die Grübelei weg, andere Leute laufen angeblich, weil sie dabei gut nachdenken können, ich kann an gar nichts anderes denken als an meinen Körper, ob er funktioniert, wie er funktioniert, wie das Laufen sich anfühlt, ob ich noch kann, und wenn ja, wie weit, und ob mir gerade etwas wehtut, oder was am meisten wehtut, als wüsste ich nicht, was am meisten wehtut, aber beim Laufen tut endlich der Körper weh.«

Nach dem Bestseller »Der Pfau« zeigt Isabel Bogdan mit diesem berührenden und dennoch humorvollen Roman, was es heißt, an Leib und Seele zu gesunden.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.09.2019

Beeindruckendes Buch

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Von Isabel Bogdan habe ich schon ihr Erstlingswerk gelesen und war sehr angetan, deshalb war ich gespannt, ob mir "Laufen" wieder so gut gefällt.
Es ist nicht vergleichbar, so dermaßen anders und lange ...

Von Isabel Bogdan habe ich schon ihr Erstlingswerk gelesen und war sehr angetan, deshalb war ich gespannt, ob mir "Laufen" wieder so gut gefällt.
Es ist nicht vergleichbar, so dermaßen anders und lange nicht so kurzweilig zu lesen.
Aber das neue Buch hat mich sehr beeindruckt.

Wir lernen die namenlose Ich-Erzähler kennen, die nach langer Zeit wieder mit dem Laufen beginnt.
Alle Laufanfänger werden sich sofort wiedererkennen: "Wie bitte? Natürlich macht es keinen Spaß, es ist wahnsinnig anstrengend, das fängt schon beim Aufraffen an, und dann muss man immer weiterlaufen, obwohl man längst nicht mehr kann, und kurz vorm Herzinfarkt ist doch erst eine halbe Stunde rum, das macht doch keinen Spaß!"
Wie wahr!

Nach und nach erfährt man, warum die Ich-Erzählerin läuft. Etwas Furchtbares ist passiert und sie will einfach nur davon Weglaufen.
Lange Zeit gibt es nichts außer den Verlust - und man bekommt hautnah mit, wie wichtig gute Freunde, Kollegen, ein Job der Freude macht und Familie sind. Und Zeit. Und Geduld.

Das Buch ist nicht einfach zu lesen, obwohl es mit nur 224 Seiten relativ dünn ist. Denn es ist komplett als innerer Monolog verfasst und die Sätze sind oft atemlos, während des Laufens ausgestoßen. Zumal der Inhalt auch keine leichte Kost ist.
Aber es lohnt sich, ich konnte mich so in die Erzählerin einfühlen und trotz aller Schwere blitzte auch immer ihr Humor durch ("Vielleicht gibt es ja ein paar tolle Bachblüten oder Einhornessenzen").

Ein starkes Buch, das ich sicherlich nach einiger Zeit noch einmal lesen werden.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Wie kann man nicht mehr leben wollen?

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In Isabel Bogdans neuem Roman “Laufen“ geht es um eine Frau, die ihren Partner verloren hat, nachdem sie zehn Jahre zusammen waren. Sie kommt über den Verlust nicht hinweg, gequält von Trauer, Wut, dass ...

In Isabel Bogdans neuem Roman “Laufen“ geht es um eine Frau, die ihren Partner verloren hat, nachdem sie zehn Jahre zusammen waren. Sie kommt über den Verlust nicht hinweg, gequält von Trauer, Wut, dass er sie zurückgelassen hat und Schuldgefühlen, weil sie es nicht hat kommen sehen. Ihr Lebensgefährte litt unter Depressionen, und als alles besser zu werden schien, hatte er lediglich beschlossen, seinem Leben ein Ende zu setzen. Die namenlose Ich-Erzählerin bekommt Hilfe von ihrer Freundin Rike und deren Mann und Kindern und ihrer Therapeutin. Rückhalt findet sie auch in dem Orchester, in dem sie Bratsche spielt und in ihrem Quartett. Weil alles nicht hilft, beginnt sie nach langer Pause wieder mit dem Lauftraining, was ihr anfangs sehr schwerfällt. Sie hatte gehofft, dass sie durch die körperliche Anstrengung den Kopf frei bekommt, weil laufen so schön stumpf ist, aber das passiert nicht. Die Gedanken kreisen unaufhörlich. Sie lässt immer wieder dieselben Dinge Revue passieren. Auf diese Weise erfahren wir alles über sie: über die letzte Zeit mit dem Lebensgefährten. Ihr miserables Verhältnis zu seinen Eltern und ihre Unfähigkeit, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen und einen Neuanfang zu wagen. Wir atmen sogar mit ihr.
Die Geschichte ist thematisch und auch sprachlich-stilistisch sehr einseitig. Wenn man die Ausgangssituation kennt, passiert nicht mehr viel Neues. Spannend ist das nicht. Auch das Ende ist absehbar, nachdem schon der Klappentext verraten hat, dass sie ihr Leben wieder in den Griff bekommt. Bogdans neuer Roman hat mir längst nicht so gut gefallen wie “Der Pfau.“

Veröffentlicht am 07.09.2019

Laufen gegen die Trauer

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Von der Autorin Isabel Bogdan habe ich schon Der Pfau gerne gelesen. Der neue Roman „Laufen“ ist zwar ganz anders, aber auch besonders gut.

Es geht um eine Icherzählerin, die beim Laufen ihre Gedanken ...


Von der Autorin Isabel Bogdan habe ich schon Der Pfau gerne gelesen. Der neue Roman „Laufen“ ist zwar ganz anders, aber auch besonders gut.

Es geht um eine Icherzählerin, die beim Laufen ihre Gedanken kreisen lässt. Sie ist 43 Jahre alt und hat vor 1 Jahr ihren Lebenspartner verloren. Sie fängt zu Laufen an und versucht mit ihrer Trauer und Ärger fertig zu werden. Ein, ein, aus, aus, aus trainiert sie das Laufen um die Alster. Ihr Partner litt an Depressionen und sie gibt sich noch die Schild, das sie nicht früher bemerkt hat, das es ihm wieder schlechter ging. Wirklich traurig war, das seine Eltern und sie sich nicht gegenseitig stützen konnten.

Isabel Bogdan versteht es mit viel Einfühlungsvermögen die Trauerbewältigung in Worte zu fassen. Der spritzige fesselnde Schreibstil, lässt den Leser daran teilnehmen. Sie ist eine brillante Schriftstellerin, von der ich noch viele gute Romane erwarte.

Veröffentlicht am 07.09.2019

Der Lauf zurück ins Leben

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Eine namenlose Frau hat einen tragischen und schockierenden Verlust erlebt, der sie selbst in Verzweiflung und Trostlosigkeit stürzt. Auch ein Jahr danach hat sie noch nicht ins Leben zurückgefunden, doch ...

Eine namenlose Frau hat einen tragischen und schockierenden Verlust erlebt, der sie selbst in Verzweiflung und Trostlosigkeit stürzt. Auch ein Jahr danach hat sie noch nicht ins Leben zurückgefunden, doch immerhin rafft sie sich auf und beginnt wieder mit dem Laufen. Es ist ein Kampf gegen die ständige Erschöpftheit und ihre schweren Beine, aber sie hält durch und als Lesende können wir ihren Gedanken währenddessen folgen.
Schon die ersten sechs Seiten haben mich begeistert, als sie losläuft und man nachverfolgen kann, wie anstrengend es für sie ist. Genau so ging es mir auch! Als hätte die Autorin in meinem Kopf gesessen. Ich glaube, alle, die irgendwann einmal untrainiert mit Laufen begonnen haben, werden sich in diesem Gedankenfluss sofort wiedererkennen Doch dies ist nur der Anstoss für das Weitere das folgt. Immer wieder drängt sich der erlittene Verlust in den Vordergrund, der ihr ganzes Denken und Fühlen bestimmt. Warum, weshalb, Selbstvorwürfe und -zweifel sind der Grundtenor ihrer Gedanken und alle, die auch nur ansatzweise Ähnliches erlebt haben, werden sich in dieser Frau wiedererkennen.
Nach und nach erfährt man die Hintergründe und ebenso allmählich erhält das 'normale' Leben seinen Stellenwert wieder zurück. Erste Freuden ohne Schuldgefühle, nicht mehr ständig daran denken, endlich wieder Gedanken an die Zukunft.
Ich fand es faszinierend, dieser Frau zu folgen und mitzuerleben, wie sie sich aus dieser schrecklichen Situation herauskämpft und gleichzeitig auch ihre Laufergebnisse immer besser werden. Da es sich bei dem Geschriebenen ausschliesslich um ihre Gedanken während des Laufens handelt, lässt es sich nicht so einfach weglesen, was man bei knapp 200 Seiten vermuten könnte. Denn es gibt keine Gespräche oder Perspektiven Anderer, sodass ich das Gelesene immer mal wieder sacken lassen musste.
Dennoch: Ein tolles Buch, das durchaus auch das Zeug hat, ein bisschen ein Lebensratgeber zu sein.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Heilungsprozess im Laufschritt

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Von diesem Buch bekommt man als Leser richtig Herzbluten. Man lernt die Ich-Erzählerin auf ihrer ersten Joggingrunde kennen und liest quasi ihre Gedanken. Sie ist Anfang 40, spielt Bratsche in einem kleinen ...

Von diesem Buch bekommt man als Leser richtig Herzbluten. Man lernt die Ich-Erzählerin auf ihrer ersten Joggingrunde kennen und liest quasi ihre Gedanken. Sie ist Anfang 40, spielt Bratsche in einem kleinen Orchester und ihr Freund hat sich ungefähr ein Jahr zuvor nach langer Depression das Leben genommen. Durch das Joggen will sie eigentlich ihre wiederkehrenden, traurigen Gedanken abschütteln, quasi weglaufen. So ganz klappt das aber nicht. Stattdessen ist es eher eine intensive Trauerverarbeitung, mit Wut und allem drum und dran, ganz nach Lehrbuch.

Der Satzbau spiegelt durch sehr lange Sätze und Kommata das Laufen wieder, das Hecheln, das Seitenstechen, das wiederkehrende Ermahnen "Ich muss langsamer laufen", Rhythmus finden "Ein ein aus aus aus aus", die abdriftenden Gedanken, den Überdruss von Verlustgefühlen und Wut und Einsamkeit und Schuldgefühlen und Schmerz. Das wurde von der Autorin wirklich wunderbar umgesetzt. Immer wieder tauchen auch Beobachtungen auf, wie "Hat der Typ grade wirklich "Schöne Beine!" gerufen?", was alles sehr schön auflockert.

In ihren inneren Monologen spricht sie immer wieder zu ihrem verstorbenen Freund, ganz direkt, mit "du". Sie wertet so ihre Gefühle ihm gegenüber aus, ihre Erlebnisse und Unterstützung durch die Orchesterkollegen und ihre Freundin Rike samt Familie, ihre Therapiestunden bei Frau Mohl, ihre Fortschritte. Bis es nicht mehr "du" ist, sondern "er".

Es tut gut, einen so gesunden Heilungsprozess mit allen Hochs und Tiefs beobachten zu können. Das gibt Hoffnung, bringt Verständnis für die Krankheit Depression, aber auch wie schwer es ist, als Angehörige(r) oder sogar Zurückgelassene(r) damit umzugehen.