Cover-Bild Laufen
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: E-Books im Verlag Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 12.09.2019
  • ISBN: 9783462350050
Isabel Bogdan

Laufen

Roman
Eine Frau läuft zurück ins Leben. 
Eine Frau glaubt nach einem erschütternden Verlust, am Ende ihrer Kraft zu sein. Dennoch beginnt sie zu laufen. Ihre Runden werden von Woche zu Woche länger – und was als Davonlaufen beginnt, wird schließlich ein Weg zurück ins Leben. Immer an ihrer Seite: ihre Freunde, ihre Wut, ihre Liebe zur Musik und ein Humor, der es mit ihrer Verzweiflung aufnehmen kann.
»Ich laufe mir die Grübelei weg, andere Leute laufen angeblich, weil sie dabei gut nachdenken können, ich kann an gar nichts anderes denken als an meinen Körper, ob er funktioniert, wie er funktioniert, wie das Laufen sich anfühlt, ob ich noch kann, und wenn ja, wie weit, und ob mir gerade etwas wehtut, oder was am meisten wehtut, als wüsste ich nicht, was am meisten wehtut, aber beim Laufen tut endlich der Körper weh.«
Nach dem Bestseller »Der Pfau« zeigt Isabel Bogdan mit diesem berührenden und dennoch humorvollen Roman, was es heißt, an Leib und Seele zu gesunden.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.10.2019

"Eine Wunderbarkeit" - Bewegende Gedankengänge

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Literarische Moden wiederholen sich. Vor roundabout 100 Jahren war der innere Monolog bzw. sein enger Verwandter, der "Bewusstseinsstrom", ein gern verwendetes Stilmittel von Autoren der literarischen ...

Literarische Moden wiederholen sich. Vor roundabout 100 Jahren war der innere Monolog bzw. sein enger Verwandter, der "Bewusstseinsstrom", ein gern verwendetes Stilmittel von Autoren der literarischen Moderne. James Joyce, Marcel Proust und Arthur Schnitzler waren Vorreiter auf diesem Gebiet. Hier wurde eine neue Form der Unmittelbarkeit geboren, indem Gedankengänge eines Ich-Erzählers quasi wie "gedacht" wiedergegeben wurden.

Jetzt scheint diese Erzählweise wieder sehr en vogue zu sein, immerhin war Lucy Ellmann 2019 mit einem reinen "Stream-of-Consciousness"-Roman ("Ducks, Newburyport") für den Booker Prize nominiert. Auch Isabel Bogdan bedient sich in "Laufen", ihrem zweiten Roman nach "Der Pfau", dieser Erzählperspektive.

Es geht um eine Frau aus Hamburg, klassische Musikerin, sie hat die 40 leicht überschritten, die ca. ein Jahr nach dem Verlust ihres langjährigen Lebensgefährten wieder anfängt zu joggen. Wir erleben, wie sie innerlich die Trauer mit sich rumschleppt und gleichsam einfach dagegen anläuft. Dabei spricht sie ihren Lebensgefährten immer wieder direkt an, es ist quasi ein innerer Monolog, der einen bestimmten Adressaten hat - ihren verstorbenen Freund. Im Verlauf des Textes wird dann auch klar, an welcher Krankheit ihr Partner litt. Diese Offenbarung hat mich als Leser zusätzlich betroffen gemacht. Also das Wissen, um welchen Tod es ging, hat aller Leichtigkeit, die das Laufen bringt, nochmal eine gewisse Schwere verliehen.

Ihre Trauer - nicht nur über das Ausverkauftsein von gewissen Taschentüchern. Ihre Wut. Darüber, dass sie nicht offiziell "verwitwet" sein darf weil ihr Freund nicht ihr Ehemann war und dass ihre "Schwiegereltern" sie deswegen nicht für "voll" nehmen. Auch die Wut auf ihren Partner, der sie zur "Hinterbliebenen" gemacht hat. Ihre Verzweiflung angesichts des neuen Gefühls der Unvollständigkeit, des "Halbseins" bzw. der Lücke, die ihr Partner hinterlassen hat. Was anfangen mit diesem "neuen" Leben ohne? Wie kann man dem Glück der anderen begegnen? Gibt es eine Zukunft? Das alles ist so unbedingt nachvollziehbar, so authentisch. Und dann natürlich die Liebe, die immer noch da ist und sich in so alltäglichen Dingen wie verschrumpeltem Gemüse manifestiert, das man selbst nicht so mag, wie der Partner es gemocht hätte, für den man es eigentlich eingekauft hat.

Ich mag die moderne, lebensnahe Erzählweise von Isabel Bogdan sehr und ihren feinen Humor, der das Leben an sich trotz allem in ein positives Licht stellt. Die Momente des Glücks, die sich in einem Musikstück manifestieren, in der netten Geste von Freunden oder in der profanen Kugel Eis. Bogdan scheut auch nicht vor Kraftausdrücken zurück, die ihre Protagonistin denkt. Das macht das Ganze vielleicht noch etwas authentischer. Dann diese tollen Neologismen ("Wunderbarkeiten", "Ekligkeiten"). Sehr oft habe ich mir Stellen markiert. Und dann philosophiert sie auch noch über das Ginkgo-Gedicht von Goethe. Damit hat mich Isabel Bogdan dann ganz gekriegt. "Dass ich eins und doppelt bin", ja ja...

Mir hat das Buch sehr gefallen. Ich kann es allen empfehlen, die den inneren Monolog schätzen, Humor "trotz allem" und Isabel Bogdan als Autorin. Ich hoffe sie schreibt neben ihrer Tätigkeit als Übersetzerin bald wieder einen Roman. Sie ist einfach eine sehr gute Schriftstellerin.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Bedrückend, bewegend, tröstend

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Ein wahrhaft einzigartiges Buch. Man begleitet die Protagonistin ein Jahr lang beim Laufen. Lernt sie Seite um Seite, Meter um Meter besser kennen. Ihr Lebensgefährte hat sich das Leben genommen. Nach ...

Ein wahrhaft einzigartiges Buch. Man begleitet die Protagonistin ein Jahr lang beim Laufen. Lernt sie Seite um Seite, Meter um Meter besser kennen. Ihr Lebensgefährte hat sich das Leben genommen. Nach und nach erfährt man immer mehr Hintergründe, taucht in die Geschichte ein. Kaum spürbar ändert sich die Erzählweise. In den ersten Kapiteln dreht sich fast die gesamte Schilderung nur um ihn, während nach und nach die Erzählerin selbst mehr Raum einnimmt. Wie geht man mit so einem plötzlichen Verlust, den Schuldgefühlen und der Trauer um? Nach und nach kehrt die Stärke, die Zuversicht und Lebensfreude zurück. Der Leser kommt den Figuren sehr nah. Beinahe glaubt man sich mit zu joggen und möchte so gern helfen, den Schmerz lindern. Der zunehmende Abstand, der entsteht, zeigt sich auch in der Wortwahl. Aus Du wird Er und ganz langsam, Schritt für Schritt gelingt das Leben wieder.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Ankommen

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Wenn das erste Buch einer Autorin direkt so ein Erfolg wird, wie "Der Pfau" von Isabel Bogdan, dann ist die Erwartungshaltung des Lesers natürlich hoch, wenn wieder ein neues Buch erscheint. "Laufen" schlägt ...

Wenn das erste Buch einer Autorin direkt so ein Erfolg wird, wie "Der Pfau" von Isabel Bogdan, dann ist die Erwartungshaltung des Lesers natürlich hoch, wenn wieder ein neues Buch erscheint. "Laufen" schlägt eine ganz andere Richtung ein. Es ist der sehr unter die Haut gehende Gedankenfluss einer zutiefst verletzten Frau, die durch ihr Lauftraining wieder in ihr Leben zurückfindet. In Gedankenfetzen setzt sich die zwischenmenschliche Tragödie zusammen, und auf die gleiche Art und Weise erfährt man, wie die Protagonistin langsam wieder mit dem Leben zurechtkommt und auch wieder eine Perspektive für die Zukunft gewinnt. Ich hätte nie gedacht, dass mich diese Art von Roman fesseln könnte. Aber sie tut es von der ersten Zeile an, weil sofort ein direkter Bezug zur Hauptperson entsteht und man mit ihr empfindet. Es ist auch eine Geschichte, die Mut macht, für sich selbst einen Weg aus problematischen Situationen zu finden. Sehr empfehlenswert.

Veröffentlicht am 24.09.2019

Bewegend und mit Humor gespickt

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Die Ich-Erzählerin ist 40 Jahre alt und nach einer Fußverletzung vor acht Jahren gab sie das Laufen auf. Jetzt sieht es ganz anders aus. Sie muss nicht nur mit dem Verlust eines geliebten Menschen fertig ...

Die Ich-Erzählerin ist 40 Jahre alt und nach einer Fußverletzung vor acht Jahren gab sie das Laufen auf. Jetzt sieht es ganz anders aus. Sie muss nicht nur mit dem Verlust eines geliebten Menschen fertig werden. Auch das Wie des Todes setzt ihr hart zu und sie hat das Bedürfnis, sich beim Laufen von den traurigen Gedanken abzulenken. Zumal es auch Schuldgefühle sind, die sie quälen. Daran hat aber nicht nur ihre eigene Einstellung schuld. Es sind auch die Eltern des Toten, die sie durch ihr Auftreten fertig machen.

Laufen beginnt mit dem ersten Mal, wo sie wieder ihr Training beginnt. Bereits nach wenigen Metern meint sie, dass sie aufhören muss. Sie kann nicht mehr und spürt alle Muskeln. Doch sie setzt sich durch, überwindet ihre Schwäche und das Laufpensum wird von Tag zu Tag höher. Beim Laufen geht sie ihren Gedanken nach und wir als Leser erfahren sie in allen Einzelheiten. Auch ihre Ansichten gegenüber den anderen Läufern teilt sie uns mit.

Trost möchte sie nicht immer haben. Sie steht auf dem Standpunkt, dass viele Worte in dieser Situation nur Floskeln sind. Sie denkt dazu: Manchmal muss man eben in der Ecke liegen, wie ein Putzlappen und wimmern. Nur ihre beste Freundin Rike versteht sie wirklich. Ihre Eltern zeigen zu viel Mitleid und bedauern sie zu sehr. Das hilft ihr nicht. Sie möchte wieder Freude am Leben haben und sich nicht in Trauer vergraben.

Es ist eine Mischung aus Wut und Trauer, welche die junge Frau täglich durchlebt. Aber so wie sie beim Laufen nicht aufgibt, tut sie das auch nicht bei ihrem Leben. Sie kämpft sich zurück, lernt neue Menschen kennen und kauft sich sogar ein neues Bett. Alles das sind Schritte, die sie eines Tages zum Ziel führen. Wie gut, dass sie dabei Unterstützung findet. Es sind ihre Freunde und die Arbeitskollegen, die sie tragen, wenn es mit dem Gehen nicht klappt.

Das Buch berührt und zeigt so viele Tatsachen, die nach dem Suizid des Partners auf den Zurückbleibenden einstürmen. Es wird sich wohl jeder Selbstvorwürfe machen und dazu braucht es keine Anklagen von Außen. Gut, dass die Frau den Kontakt zu jenen Anklägern abbricht. Nur so kann sie das Unbegreifliche durchstehen. Nein,

Laufen ist keineswegs weinerlich geschrieben. Hin und wieder gibt es auch humorvolle Stellen. Es ist ein Buch für alle, die Ähnliches erlebten oder für jene, die mehr Verständnis für Betroffene aufbringen möchten.

Ich danke dem Verlag und #NetGalleyDE, dass ich das Buch lesen durfte.

Veröffentlicht am 20.09.2019

Monolog mit einem Toten

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"Der Pfau" war es eigentlich, der mich zum Lesen dieses Buches gebracht hat. Von "Der Pfau" war ich begeistert und deshalb gespannt auf dieses neue Buch. Als ich die Leseprobe las, wurde ich skeptisch. ...

"Der Pfau" war es eigentlich, der mich zum Lesen dieses Buches gebracht hat. Von "Der Pfau" war ich begeistert und deshalb gespannt auf dieses neue Buch. Als ich die Leseprobe las, wurde ich skeptisch. Eine Frau, die quasi während des gesamten Romans läuft und sich dabei in einem inneren Monolog an ihren verstorbenen Lebensgefährten wendet. Kann das lesenswert sein? Gut, dass ich es selbst ausprobieren konnte. Es ist lesenswert! Es ist sogar sehr lesenswert.

Das Buch ist wirklich bis auf eine kurze Stelle ein innerer Monolog, ein einseitiges Gespräch mit dem verstorbenen Lebensgefährten. Durch Laufen will die Protagonistin einige Monate nach dem Tode ihres Freundes mit dem Verlust fertig werden. So erfahren wir in diesem einseitigen Gespräch alles über die Vergangenheit, was es mit dem Tode ihres Lebensgefährten auf sich hat, was vorher geschehen ist, und auch, was während der einzelnen Läufe passiert beziehungsweise in der Zeit dazwischen.

Das ist auf eine so raffinierte Weise geschrieben, dass man am liebsten gar nicht das Lesen unterbrechen würde. Sogar der Satzbau spiegelt die Situation wider. Die Sätze erstrecken sich jeweils über mehrere Zeilen, oft fast über eine ganze Seite. Man liest quasi im Laufrhythmus, wobei der Text trotz der Satzlänge immer klar verständlich bleibt.

Was an Geschehnissen durch diesen inneren Monolog mitgeteilt wird, will ich hier lieber nicht schreiben, um nichts zu verraten. Nur so viel: Es ist nichts eigentlich Weltbewegendes sondern etwas, was in der gegebenen Situation zu erwarten ist. Das aber ist auf eine so hervorragende Art geschrieben, dass man das Buch nur empfehlen kann.