Cover-Bild Menschenfischer
19,95
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Kindler
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Polizeiarbeit
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 07.11.2017
  • ISBN: 9783463406701
Jan Seghers

Menschenfischer

Frankfurt-Krimi
Kommissar Marthalers sechster Fall
1998: Man hatte dem Jungen die Kehle durchgeschnitten, ein Stück Fleisch aus dem Oberschenkel entnommen, die Hoden abgetrennt. Spielende Kinder entdecken die Leiche. Der Mord an Tobias Brüning löst eine der größten Polizeiaktionen der Nachkriegsgeschichte aus. Obwohl es ein Phantombild gibt, wird der Täter nie gefasst.
2013: Kommissar Marthaler erreicht aus der französischen Kleinstadt Marseillan der Hilferuf seines alten Kollegen Rudi Ferres. Angeblich sind neue Spuren im Fall Brüning aufgetaucht. Marthaler fährt ans Mittelmeer, um Akten und Fall zu übernehmen. Schon bald gibt es einen neuen Hinweis. Und endlich auch einen Namen.
Die Spur führt in ein finsteres Tal am Rhein, nicht weit von der Loreley. Dort sind gerade zwei Roma-Jungen spurlos verschwunden. Kommissarin Kizzy Winterstein, selbst eine Romni, befürchtet das Schlimmste. Und tatsächlich findet man die beiden Kinder tot.
Erst wenig glücklich über die Ermittlungen des Frankfurter Kollegen auf ihrem Gebiet, begreifen Marthaler und Winterstein bald, dass sie am selben Fall arbeiten. Und es mit einer Bande brutaler Menschenhändler zu tun haben.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.11.2017

an Seghers zählt mit seinen durchrecherchierten und literarisch anspruchsvollen Politikthrillern zu den besten deutschsprachigen Autoren.

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Jan Seghers, Menschenfischer, Kindler Verlag 2017, ISBN 978-3-463-40670-1

In seinem neuen sechsten Fall lässt Jan Seghers alias Matthias Altenburg seinen sympathischen Frankfurter Kommissar Robert Marthaler ...

Jan Seghers, Menschenfischer, Kindler Verlag 2017, ISBN 978-3-463-40670-1

In seinem neuen sechsten Fall lässt Jan Seghers alias Matthias Altenburg seinen sympathischen Frankfurter Kommissar Robert Marthaler einem alten, einem sogenannten „kalten Fall“ nachspüren.
Ein Mord an einem Jungen im Jahr 1998 erschütterte damals das ganze Rhein-Main-Gebiet. Der Mord an Tobias Brüning (Seghers hat sich hier wie so oft einen tatsächlichen Fall als Beispiel genommen wie er im Nachwort schreibt), dem die Kehle durchgeschnitten, Fleisch aus dem Oberschenkel genommen und die Hoden abgetrennt wurden, löste damals eine der größten Ermittlungsaktionen der Nachkriegsgeschichte aus. Doch der Täter wurde nie gefasst.

Marthalers alter Kollege Rudi Ferres hatte sich damals in beispielloser Aktivität mit den Ermittlungen befasst und nie aufgegeben, auch nachdem er sich in den Ruhestand nach Frankreich verabschiedete. Als nun Marthaler 2013 einen Anruf von jenem Rudi Ferres bekommt, der Fall sie wieder heiß. Angeblich seien neue Spuren aufgetaucht. Er solle sofort nach Frankreich kommen. Marthaler beißt an, obwohl ein Terroranschlag in Frankfurt alle in Atem hält und bekommt von seiner Chefin Charlotte von Wangenheim die Erlaubnis einige Tage Urlaub zu nehmen.

Marthaler nimmt die Akten an sich und kehrt angefixt von dem Fall nach Deutschland zurück, wo sich in der Nähe der Loreley bald eine neue Spur auftut. Dort sind zwei Roma-Jungen spurlos verschwunden. Eine schillernde Kommissarin namens Kizzy Winterstein ist dort mit den Ermittlungen beauftragt. Sie hat sowohl Romni als auch jüdische Wurzeln, weil beide Eltern als Babys das KZ überlebten. Eine literarische Figur, wie sie nur Jan Seghers erfinden kann.
Schon bald kommen Marthaler und Kizzy im Rahmen der Ermittlungen, die immer mehr Ähnlichkeiten zu dem Fall Brüning aufweisen, einander nicht nur dienstlich näher und es steht zu erwarten, dass Seghers mit Kizzy seinem tragischen Helden eine neue Gefährtin zugewiesen hat, die ihn seine unglückliche Beziehung zu Tereza aus den letzten Bänden vergessen lässt.

Das Buch ist extrem spannend aufgebaut, wartet bis zum Ende immer wieder mit überraschenden Wendungen auf. Jan Seghers zählt mit seinen durchrecherchierten und literarisch anspruchsvollen Politikthrillern zu den besten deutschsprachigen Autoren.

Weil er extrem hart und akribisch an seinen jeweiligen Büchern arbeitet, wird man nun leider wieder etwa drei Jahre auf den nächsten Band (dann wahrscheinlich wieder mit Kizzy Winterstein) warten müssen. Einen treuen Fan stört das nicht.

Veröffentlicht am 17.01.2020

Keine Verjährung

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Der Mord aus dem Jahr 1998 an dem 13jährigen Tobias Brüning wurde nie aufgeklärt. Der leitende Kommissar Rudi Ferres ist darüber in Rente gegen und nie hat ihn der Fall losgelassen. Immer wieder hat er ...

Der Mord aus dem Jahr 1998 an dem 13jährigen Tobias Brüning wurde nie aufgeklärt. Der leitende Kommissar Rudi Ferres ist darüber in Rente gegen und nie hat ihn der Fall losgelassen. Immer wieder hat er seine Notizen studiert und nun 15 Jahre später scheint es eine neue Spur zu geben. Er ruft seinen ehemaligen Kollegen Robert Marthaler aus Frankfurt nach Südfrankreich, um das, was er herausgefunden hat, weiterzugeben. Marthaler verspricht, sich den Fall nochmals vorzunehmen. Zurück in Frankfurt haben allerdings die Untersuchungen zu einem Anschlag auf ein bekanntes Lokal Vorrang. Dies ändert sich erst, als in der Umgebung zwei Kinder als vermisst gemeldet werden.

In seinem sechsten Fall hat Robert Marthaler sich zwar noch nicht mit der Trennung von seiner Langzeitfreundin Tereza abgefunden, doch irgendwie hat er sich arrangiert. Die Fahrt nach Frankreich kommt ihm gerade recht. Zwar kann Marthaler nicht so recht glauben, dass sich nach so langer Zeit etwas Neues ergeben kann, aber einen Versuch ist es alle Mal wert. Doch tatsächlich ergeben sich Ansätze, die nachgeprüft werden können. Hinzu kommt, dass Marthaler in Frankreich angegriffen wird. Handelt es einfach, um einen Überfall auf einen unbedarften Touristen oder hat da etwas jemand etwas dagegen, dass der alte Fall wieder aufgerollt wird.

Wie der Autor hier die verschiedenen Handlungsstränge verknüpft, ist schon eine Klasse für sich. Nichts ahnend befasst man sich mit einem alten Fall, bei dem man kaum noch auf Aufklärung hoffen kann und dann hat man auf einmal ein Konglomerat von Ansätzen, die den Mord damals in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Wie die Dimension der Sache nach und nach offengelegt wird, ist herausragend. Nur hin und wieder werden Zufälle bemüht, die ein wenig bemüht wirken. Doch diese Kleinigkeit hindert einen nicht, in diesem fesselnden Kriminalroman einzutauchen und sich nach der Lektüre noch weitere Gedanken über das brisante Thema zu machen, das der Autor mit seinem Buch behandelt. Im Übrigen fußt der Roman auf einer wahren Begebenheit, bei dieser konnte der Mord bis heute leider nicht aufgeklärt werden.

Veröffentlicht am 23.11.2017

Schnörkelloser sechster Teil der Marthaler Reihe, der mir leider nicht so sehr zusagte, weil ich mit dem Schreibstil nicht zurecht kam.

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Kommissar Marthalers Privatleben ist alles andere als rosig. Um sich ein wenig Ablenkung zu verschaffen, nimmt er nur zu gerne das Angebot eines ehemaligen Kollegen an, der ihn darum gebeten hat ihn in ...

Kommissar Marthalers Privatleben ist alles andere als rosig. Um sich ein wenig Ablenkung zu verschaffen, nimmt er nur zu gerne das Angebot eines ehemaligen Kollegen an, der ihn darum gebeten hat ihn in Frankreich zu besuchen. Denn Marthalers Kollege Ferres, hatte sich einst an einem ungelösten Mord die Zähne ausgebissen und glaubt nun, viele Jahre nach der Tat, einen neuen Ermittlungsansatz gefunden zu haben, mit dem er Marthaler ködern will.

Kaum angekommen in Frankreich, muss Marthaler feststellen, dass Ferres zum Alkoholiker mutiert ist und mehr schlecht als recht, in der Nähe des Strands, vor sich dahinvegetiert. Ferres Geist selbst, nach einem Tag Ausnüchterung, ist jedoch noch vollkommen intakt. Nachdem er Marthaler involviert hat und dieser neugierig geworden ist, wird auf Marthaler ein Mordanschlag verübt, dem er nur mit Mühe und Not entgehen kann. Doch wer kann einen Grund dafür gehabt haben? Der Mörder des dreizehnjährigen Tobias Brüning etwa, der 1998 ermordet und schlimm entstellt in Frankfurt aufgefunden wurde?

Marthaler ist nun, nachdem er persönlich attackiert wurde, entschlossener denn je, Licht uns Dunkel des alten Falles zu bringen. Und Ferres alte Beziehungen sorgen dafür, dass ein TV Sender, den alten Fall nochmals näher beleuchtet. Daraufhin treffen neue Zuschauerhinweise ein, die Marthaler, mittlerweile wieder zurück in Frankfurt, auf eine heiße Spur führen. Dann werden zwei Roma-Kinder ermordet aufgefunden, die ähnliche Entstellungen aufweisen, wie damals Tobias. Ist ein Nachahmungstäter am Werk oder womöglich Tobias Mörder selbst? Marthaler ermittelt zusammen mit der unkonventionellen Kommissarin Kizzy Winterstein, die ähnlich gestrickt ist wie er…

Ich kannte bislang lediglich die gut gemachten „Kommissar Marthaler“ Filme, mit Matthias Koeberlin in der Hauptrolle, als ich zu Marthalers sechstem Teil „Menschenfischer“ griff und war gespannt auf den Schreibstil des Autors. Nun nach dem Lesen des Buches, bin ich ein wenig zwiegespalten bei meiner Einschätzung. Einerseits ließ sich der Krimi flüssig lesen und wartete mit einer sehr bildhaften Ausdrucksweise auf, andererseits kam ich weniger gut klar mit den kurzen Sätzen und knappen Dialogen der Protagonisten in diesem Roman. Er las sich für meinen Geschmack eher wie ein Vorabdrehbuch; beschränkt auf die wichtigsten Szenen. Zwar konnte man sich die Akteure gut vor seinem geistigen Auge vorstellen, da der Autor viele äußerliche Merkmale einstreute, was übrigens auch für die lokalen Gegebenheiten rund um Frankfurt galt, doch fehlten mir einfach längere, bedeutsamere Dialoge.

Dazu kam, dass zwar erwähnt wurde, dass es Polizisten verständlicherweise sehr nah geht, wenn sie mit dermaßen abscheulichen und traurigen Morden konfrontiert werden, doch fehlte mir beim Lesen dann doch die echte Betroffenheit von Marthaler und seinen Kolleginnen und Kollegen. Überhaupt fand ich Jan Seghers Schreibstil sehr nüchtern, knapp und sachlich geraten. Selbst wenn es um Beschreibungen von politischen Ereignissen etc. ging, lasen sich die eingestreuten Passagen, eher wie trockene Zeitungsartikel und weniger wie Dialoge von lebenden Akteuren.

Es ist sicherlich kein schlechter Krimi, doch ich finde schon, dass es den Protagonisten gut tun würde, wenn sie in Zukunft mehr Gefühle zeigen würden. Dass Marthaler etwa dermaßen schnoddrig und abgeklärt auf die Ankündigung seiner ehemals großen Liebe reagierte, beispielsweise, wirkte unglaubwürdig. Vor allem aber war es die Kürze der gemeinsamen Dialoge, die mich enttäuscht hat.

Kizzy Winterstein dagegen hat reichlich Potential und schneidet in diesem sechsten Teil der Marthaler Reihe eigentlich am Besten ab. Meine heimliche Lieblingsakteurin brachte frischen Wind in den Roman und ich mochte ihre Art zu Ermitteln sehr. Ob man ein Fan der Krimibuchreihe wird, hängt ganz davon ab, ob einem der eigenwillige, nüchterne Schreibstil des Autors gefällt.