Cover-Bild Der Markisenmann
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 21.03.2022
  • ISBN: 9783453273771
Jan Weiler

Der Markisenmann

Roman
Was wissen wir schon über unsere Eltern? Meistens viel weniger, als wir denken. Und manchmal gar nichts. Die fünfzehnjährige Kim hat ihren Vater noch nie gesehen, als sie von ihrer Mutter über die Sommerferien zu ihm abgeschoben wird. Der fremde Mann erweist sich auf Anhieb nicht nur als ziemlich seltsam, sondern auch als der erfolgloseste Vertreter der Welt. Aber als sie ihm hilft, seine fürchterlichen Markisen im knallharten Haustürgeschäft zu verkaufen, verändert sich das Leben von Vater und Tochter für immer.

Ein Buch über das Erwachsenwerden und das Altern, über die Geheimnisse in unseren Familien, über Schuld und Verantwortung und das orange-gelbe Flimmern an Sommerabenden.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.04.2022

Berührende Story über das Erwachsenwerden

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Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (21. März 2022)
ISBN-13: 978-3453273771
Preis: 22,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Berührende Story über das Erwachsenwerden

Inhalt:
In ...

Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (21. März 2022)
ISBN-13: 978-3453273771
Preis: 22,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Berührende Story über das Erwachsenwerden

Inhalt:
In ihrer Familie fühlt die fünfzehnjährige Kim sich schon immer wie das fünfte Rad am Wagen. Und so eiert sie einigermaßen missmutig und auf Krawall gebürstet durchs Leben. Ihr Halbbruder Geoffrey dagegen wird von Kims Mutter und Stiefvater verwöhnt und verhätschelt. Als es zum großen Knall kommt, wird Kim kurzerhand für die Sommerferien zu ihrem leiblichen Vater abgeschoben, den sie bis dahin gar nicht kannte. Das Mädchen aus dem reichen, konsumorientierten Umfeld muss sich ganz schön umstellen, denn ihr Vater hat nicht nur kein Geld, sondern ist auch ansonsten eher gewöhnungsbedürftig.

Meine Meinung:
Jan Weilers Werke sind in der Regel locker-leicht geschrieben, ob es sich nun um die Kühn-Krimis handelt oder um „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“. Hier reiht sich auch „Der Markisenmann“ ein, bringt jedoch noch einiges mehr an Tiefgang mit. Für mich ist es Jan Weilers bisher bestes Buch. Es konnte mich sehr berühren, fesseln und auch amüsieren.

Mir gefielen die allermeisten Figuren sehr gut. Die Männer, die Kim bei ihrem Vater kennenlernt, sind schon etwas Besonderes, einfache Typen, die wohl nie auf einen grünen Zweig kommen werden, die miteinander streiten und trinken, aber im Zweifelsfall für den anderen da sind. Bei ihrem Vater und seinen Freunden lernt Kim sehr schnell, was im Leben wirklich wichtig ist. Und so macht sie eine ganz enorme und wichtige Entwicklung durch, erfährt am Ende auch noch ein großes Familiengeheimnis und findet sich fortan im Leben besser zurecht.

★★★★★

Veröffentlicht am 10.04.2022

Mischung aus Spannung, Einfühlsamkeit und Humor

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Die fünfzehnjährige Kim hat großen Mist gebaut. Der geht über die übliche Teenager-Rebellion hinaus. Nachdem sie dafür einige Zeit in der Jugendpsychiatrie verbracht hat wird sie, während Mutter, Stiefvater ...

Die fünfzehnjährige Kim hat großen Mist gebaut. Der geht über die übliche Teenager-Rebellion hinaus. Nachdem sie dafür einige Zeit in der Jugendpsychiatrie verbracht hat wird sie, während Mutter, Stiefvater und Halbbruder Urlaub in Florida machen, für die Ferien zu ihrem leiblichen Vater abgeschoben.

Zu diesem Mann hatte sie, seit sie zwei Jahre alt ist, keinen Kontakt. Plötzlich gibt es ihn doch und nicht einmal weit von ihrem Heimatort Köln entfernt, und zwar in Duisburg. Dort hat er ein „Geschäft“ – eine Lagerhalle, in der er auch wohnt. Letztere ist voll mit Markisen in geschmacklosem, altmodischem Dekor. Die stammen noch aus DDR-Beständen und er verkauft sie – er versucht es zumindest – seit vierzehn Jahren.

Die Handlung spielt 2005. Dem Autor ist es gelungen, sich wirklich authentisch in ein 15-jähriges Mädchen hineinzuversetzen. Nicht nur das, denn die Geschichte wird aus der Sicht der heute 32-jährigen Kim erzählt, die sich zurückerinnert.

Kim ist natürlich zuerst enttäuscht, lernt dann aber eine für sie ganz neue Welt kennen, schließt neue Freundschaften und lernt auch eine Menge dazu. Aber auch ihr Vater entwickelt sich dabei weiter. Den roten Faden bildet jedoch die Frage, was hinter allem steckt. Welche Schuld hat Ronald Papen, Kims Vater, auf sich geladen? Warum durfte er sich all die Jahre nicht bei Kim melden? Es ist eine spannende Geschichte.

Hinzu kommt der feine Humor, der dem Ganzen Würze gibt. Dieser wird wohl auch durch die zeitliche Distanz von heute zu 2005 möglich. Es gibt eine Menge skurriler Begegnungen und Erlebnisse, besonders als Kim ihrem Vater hilft, die Markisen zu verkaufen, wenn auch mit zweifelhaften Methoden. Aber lustig ist ihr Einfallsreichtum allemal. Das alles würde heute, zu Zeiten von Social Media, so nicht mehr funktionieren.

Natürlich werden auch viele ernste Fragen nach der Vergangenheit aufgeworfen, die nach und nach geklärt werden, und es gibt Momente zum Nachdenken. Diese ganze Geschichte und der einzigartige Stil, in dem sie erzählt ist, haben mir sehr gut gefallen. Ich habe mich auf keiner Seite gelangweilt und war ein wenig traurig, als das Buch zu Ende war.

Schön fand ich auch den Ausflug in die DDR-Musik, die Kims Vater unterwegs auf seinen Verkaufstouren so gern hört, wie z. B. „Alt wie ein Baum“ von den Puhdys. Als kleines Extra stellt der Autor am Ende des Buches eine entsprechende Spotify-Playlist bereit.

Jan Weiler hat es geschafft, dass ich mich sehr gut in die handelnden Personen hineinversetzen konnte. Auch wenn ich nicht für alles, was Kim verbockt hat, Verständnis habe – Teenager hin oder her –, kann ich dennoch nachvollziehen, wie es zu allem kommen konnte. Außerdem fand ich von Anfang an, dass auch Kims Mutter und ihr Stiefvater nicht unschuldig an allem waren. So konnte ich z. B. deren Ignoranz gegenüber Kim nicht verstehen. Aber letzten Endes wurde auch das relativiert, und zwar auf eine Art, die ich als passend empfinde. Ich wurde von Anfang bis Ende sehr gut unterhalten.

Das Design des Buches bildet das „Sahnehäubchen“. Der Umschlag ist wie das eine der beiden Retro-Markisenmodelle gestaltet, die Kims Vater verkauft, und die Innenseiten des Umschlags wie das andere. Die Oberflächenstruktur des Buches fühlt sich an wie Markisenstoff.

Fazit: Dieser Roman ist für Leser, die eine gut erzählte Geschichte voller Spannung, Einfühlsamkeit und Humor mögen, genau das Richtige.

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Veröffentlicht am 07.04.2022

Ein Stück deutscher Familiengeschichte

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Das Cover hat mich sofort angesprochen und zusammen mit der Innenseite bildet es die zwei verschiedenen Dekore ab, die der Markisenmann anbietet. Nach einigen Problemen in der Schule und mit ihrer Familie ...

Das Cover hat mich sofort angesprochen und zusammen mit der Innenseite bildet es die zwei verschiedenen Dekore ab, die der Markisenmann anbietet. Nach einigen Problemen in der Schule und mit ihrer Familie verbringt Kim überraschend die Sommerferien bei ihrem Vater, den sie bewusst noch nie gesehen hat. Er lebt zurückgezogen in einem Industriegebiet und seine kleine Welt mit einigen alleinstehenden Männern aus der Nachbarschaft und der frustrierenden Tätigkeit als Markisenverkäufer erweitern trotz ihrer Überschaubarkeit Kims Welt und Innenleben. Die Erlebnisse mit den Männern beim Fußball und beim Skat werden so treffend beschrieben, dass man die Personen direkt vor Augen hat, weil jeder so jemanden kennt. Ihrer eigenen Familiengeschichte kommt Kim am Ende näher und es entpuppt sich als ein Stück deutsch-deutscher Familiengeschichte, von der man in der Öffentlichkeit viel zu wenig hört und liest. Gut finde ich, dass man das Ganze aus verschiedenen Perspektiven erzählt bekommt. In diesem Buch wird ein Thema Geschichte gut verpackt mit Humor und psychologischer Einsicht beschrieben. Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 09.07.2022

Ein humorvoller Coming of Age-Roman und eine Liebeserklärung an das Ruhrgebiet

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Inhalt: Sommer, 2005. Für die Mikullas ist das Maß in Bezug auf die fünfzehnjährige Kim voll. Sie konzentriert sich nicht auf die Schule, ist schon mehrmals sitzen geblieben, klaut und ist für kein Wort ...

Inhalt: Sommer, 2005. Für die Mikullas ist das Maß in Bezug auf die fünfzehnjährige Kim voll. Sie konzentriert sich nicht auf die Schule, ist schon mehrmals sitzen geblieben, klaut und ist für kein Wort offen. Und dann muss auch noch ihr Halbbruder wegen ihr ins Krankenhaus. Kurzerhand schiebt Kims Mutter sie über die Sommerferien ab – zu einem Mann, dem Kim noch nie begegnet ist: ihrem Vater. Der fristet sein Leben als Vertreter alter DDR-Markisen –irgendwo in Duisburg-Meiderich auf einem abseitigen, leicht verwahrlosten Gewerbehof. Für Kim beginnen Sommerferien, die ihr leben verändern werden.

Persönliche Meinung: „Der Markisenmann“ ist ein Coming of Age-Roman von Jan Weiler. Erzählt wird die Handlung retrospektiv aus der Ich-Perspektive von Kim, die sich aus der Gegenwart an die Sommerferien 2005 zurückerinnert. Die beiden Protagonisten, Kim und ihr Vater Ronald Papen, könnten nicht unterschiedlicher sein: Gerade zu Beginn der Handlung ist Kim laut, anspruchsvoll, uneinsichtig und macht einen verwöhnten Eindruck. Roland hingegen ist verhuscht, eigenbrötlerisch und prinzipientreu; gleichzeitig aber auch voller (versteckter) Wärme. Schön gemacht ist die Entwicklung beider Figuren: Je näher sie sich kennenlernen, desto mehr tauen sie auf. Sie lernen voneinander, werden immer sympathischer und zeigen, dass sie das Herz am rechten Fleck tragen. Der Plot ist vergleichsweise simpel: Kim tingelt mit ihrem Vater quer durch das Ruhrgebiet, immer auf der Suche nach einem markisenlosen Balkon. Das DDR-Markisen-Geschäft läuft allerdings so, wie man es sich vorstellt – genau: schlecht –, sodass Kim es sich zur Mission macht, das Geschäft neu anzukurbeln. Auf ihren Fahrten durch den Pott führen Kim und Roland immer wieder humorvolle, schräge und auch tiefschürfende Gespräche. Daneben spielt die Handlung auch auf dem Gewerbehof in Meiderich: Hier freundet Kim sich mit einem Jungen an, der auf dem Schrottplatz nebenan arbeitet, und lernt die Freunde ihres Vaters kennen – allesamt Pott-Originale –, die sich tagtäglich in Rosis Pilstreff wiederfinden. Spannungselemente treten dadurch in die Handlung, dass Roland sich über die Beziehung zu Kims Mutter, den Trennungsgrund und seine Vergangenheit ausschweigt (hierzu gibt es zum Ende des Romans einige überraschende Antworten). So werden in „Der Markisenmann“ viele Themen behandelt: Freundschaft, die erste Liebe, die Vergangenheit der Eltern, die (nicht immer reibungslose) Eltern-Kind-Beziehung, das Eingestehen/Vergeben von Fehlern und das Erwachsenwerden. Weiterhin zeichnet sich der Roman durch eine große Portion Humor aus: Die Handlung wird leicht ironisch von Kim erzählt, es finden sich viele schräge Momente (u.a. das vermutlich epischste Skatturnier, das man in der deutschen Literatur finden kann), skurrile Lebensweisheiten von Roland und aus der Zeit gefallene Figuren. Das Ende des Romans ist schön gefühlvoll. Insgesamt ist „Der Markisenmann“ ein humorvoll erzählter Coming of Age-Roman und eine Liebeserklärung an das Ruhrgebiet.

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Veröffentlicht am 28.04.2022

Mit den Puhdys durchs Ruhrgebiet

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Dieses Buch ist ohne Frage ein Hingucker. Haptisch macht es etwas her; der Leineneinband fühlt sich gut an. Und es ist toll, dass es den Leserinnen und Lesern Kopenhagen auf dem Einband und Mumbai auf ...

Dieses Buch ist ohne Frage ein Hingucker. Haptisch macht es etwas her; der Leineneinband fühlt sich gut an. Und es ist toll, dass es den Leserinnen und Lesern Kopenhagen auf dem Einband und Mumbai auf dem Vorsatz zeigt – allerdings nicht die Städte, die dürfte auch keine der Hauptfiguren schon einmal besucht haben. Nein, hier geht es um gleichnamige Markisenmuster.

Dass Markisen in Jan Weilers neuestem Roman eine tragende Rolle spielen, macht schon der Titel „Der Markisenmann“ deutlich. „Der Markisenmann“ heißt eigentlich Ronald Papen und ist der Erzeuger der 15-Jährigen Kim, die ohne Kontakt zu ihm zusammen mit Mutter, Stiefvater und Halbbruder im noblen Köln Hahnwald lebt. Doch nach einem schrecklichen Unglück fährt Kims Familie ohne sie in den Miami-Urlaub und schickt sie über die Sommerferien zu Ronald Papen, der in einem relativ verlassenen Gewerbegebiet im Duisburger Stadtteil Ruhrort eine Lagerhalle bewohnt und 3.406 Markisen sein Eigen nennt. Um diese zu verkaufen, bereist er so systematisch wie erfolglos das Ruhrgebiet. Seine Freizeit verbringt er mit seinen Freunden im Gewerbegebiet, auf den ersten Blick ebenso gescheiterte Existenzen wie er.

Das Ganze ist sicher kein Traumurlaub für eine 15-Jährige, doch Kim arrangiert sich nach ein paar Tagen mit diesen ungewohnten Ferien. Sie lernt von den Freunden ihres Vaters einiges über Fußball, Wetten und Skat. Sie trifft den fast gleichaltrigen Alik, der sich für Recycling begeistert. Und schließlich begleitet sie ihren Vater auf seinen Verkaufstouren, hört mit ihm die Puhdys (den Soundtrack zum Buch kann ich nur empfehlen, er passt perfekt) und versucht, den Markisenverkauf mit kreativen Methoden anzukurbeln.

„Der Markisenmann“ beginnt mit einem schnellen Abriss von Kims Jugend in Köln Hahnwald, um sich dann einem langen, heißen Sommer zu widmen. Hitze, Gewerbegebietsgeruch und Ereignislosigkeit werden hierbei fast greifbar, doch auch der raue Charme des Ruhrgebiets verfängt und macht aus „Der Markisenmann“ einen kuriosen Lesegenuss. Erst gegen Ende nimmt der Roman nochmal richtig an Fahrt auf – und das auf eine Art und Weise, die ich nicht hatte kommen sehen und gleichzeitig rund und überzeugend fand. Jan Weiler ist ein sehr ungewöhnliches Buch gelungen, dessen originelle Figuren mir in Erinnerung bleiben werden. „Der Markisenmann“ lässt sich kaum in eine Schublade stecken, wartet aber mit liebenswerter Skurrilität und Tiefgang auf, wenn man sich auf die zunächst absonderlich anmutende Geschichte einlässt.

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