Cover-Bild Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Kunst - Architektur
  • Genre: Sachbücher / Film, Kunst & Kultur
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 10.10.2019
  • ISBN: 9783832183547
Jana Revedin

Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus

Das Leben der Ise Frank. Ein biografischer Roman
Die sechsundzwanzigjährige Ise Frank, Tochter einer großbürgerlichen jüdischen Familie, beginnt im München der frühen 1920er-Jahre eine Karriere als Buchhändlerin und Rezensentin. Ihr Leben erfährt eine neue Wendung, als sie den Architekten und Bauhausgründer Walter Gropius kennenlernt. Heute ist ihr Name vergessen: Doch Ise Frank war weit mehr als die Ehefrau von Walter Gropius und Sekretärin der berühmten Architektur- und Designschule. Als Journalistin und Autorin bestimmte sie den Kurs des Bauhauses entscheidend mit. Vor allem aber stellte sie sicher, dass seine bahnbrechenden Gestaltungs- und Lehrideen in der Nazizeit – und auch danach – nicht in Vergessenheit gerieten. Ise Frank, nur scheinbar Randfigur, tritt in diesem biografischen Roman erstmals in den Mittelpunkt.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.06.2019

Ise Frank und das Bauhaus

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100 Jahre Bauhaus – es ist schwer, 2019 an diesem Jubiläum vorbeizukommen, zahlreiche Artikel und Publikationen sind veröffentlicht...
Aber mich interessierte auch die Geschichte HINTER dem Bauhaus, da ...

100 Jahre Bauhaus – es ist schwer, 2019 an diesem Jubiläum vorbeizukommen, zahlreiche Artikel und Publikationen sind veröffentlicht...
Aber mich interessierte auch die Geschichte HINTER dem Bauhaus, da fiel mir durch Zufall dieses Buch über Ise Frank in die Hand... Die Autorin Jana Revedin ist selbst Architektin, hat sich auf die Reformarchitektur der Moderne spezialisiert und arbeitet als Professorin in Paris und Lyon.
„Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus“ ist ein biografischer Roman, „deshalb können alle Gespräche und Begegnungen (…) so, aber auch anders verlaufen sein.“ (Vorwort, S.10) Die Autorin fragte sich, wer diese Frau war, dies es wagte, das erste „Haus der emanzipierten Frau“ umzusetzen? Auch ich fand diese Frage spannend...
Ise Frank war die Ehefrau von Walter Gropius, eigentlich war sie Buchhändlerin und Rezensentin, sagte aber später: „Die Bauhaus-Idee wurde zu meinem zweiten Ich.“ (Cover, hinten)
Das Buch beginnt mit dem 28.5.1923, dem Tag, an dem Ise Walter Gropius (den sie immer nur Gropius nennt, genau wie dessen Mutter, Manon Gropius) kennenlernt. Zwischendurch erfahren wir in kurzen Rückblenden einiges über Ises Vorgeschichte.
Ises beste Freundin ist Gussie, die Ehefrau von Konrad Adenauer, der damals schon Oberbürgermeister von Köln war – so ist es nicht verwunderlich, dass das Bauhaus nach Weimar FAST nach Köln gezogen wäre, Ise hatte dort schon alle Wege geebnet. Aber Kandinsky, Schlemmer, Feininger und Gropius selbst bevorzugten eine Stadt in der Nähe von Berlin – so fiel die Entscheidung für Dessau...
Neben der Geschichte des Bauhauses, seinen Problemen, den Erfolgen und Misserfolgen, den Ideen, den Visionen erfahren wir Leser einiges über die Beziehung zwischen Ise und Gropius (ganz vorsichtig ausgedrückt: nicht unkompliziert!). Aber wir lernen Ise Frank auch als couragierte und visionäre Frau kennen, die das schon erwähnte „Haus der emanzipierten Frau“ mit der von Bruno Taut entworfenen Inneneinrichtung nach der aus Amerika importierten Ergonomie-Lehre umsetzt .Mich haben die diversen „elektrisch betriebenen Service-Maschinen, der Eier-, Kaffee- und Teekocher, der Tellerwärmer, der Heißluftspüler, der Toaster, der Tischgrill“ (S. 253) besonders fasziniert. Auch ausklappbare Schreibtische, Teleskoplampen, vollautomatische Spülmaschinen gehörten zur Ausstattung. „Kurz, Ise hatte in ihrem Meisterhaus, wie die Zeitungen titelten, das 'Haushaltslabor der modernen Frau' erschaffen.“ (S.255)
Aber der Nationalsozialismus wirft bereits Schatten, das Bauhaus wird immer häufiger als „Judenbande“ denunziert, erste Gedanken an Auswanderung tauchen auf - und Gropius trifft eine falsche Personalentscheidung...
Mit Erreichen der absoluten Mehrheit im Dessauer Stadtsenat wurde das Bauhaus aufgelöst und Mies van der Rohe musste gemeinsam mit den Studenten nach Berlin fliehen. Ise und Gropius setzen sich 1934 zuerst nach England, 1937 in die USA ab.
Jana Revedin schreibt in einem etwas reservierten und kühlen Stil, an manchen Stellen hätte ich mir mehr Emotionen gewünscht – aber vielleicht hat sie diesen Stil auch bewusst zu der wohl teils temperamentvollen und leidenschaftlichen Umgehensweise am Bauhaus gewählt? Man benötigt schon etwas Konzentration für dieses Buch, aber meine Erwartungen wurden erfüllt und ich habe viel Neues erfahren. Allen, die sich für das Leben am, um und im Bauhaus interessieren, kann ich es nur empfehlen und eine klare Leseempfehlung für diesen biografischen Roman aussprechen!

Veröffentlicht am 31.08.2019

Hat mich nicht vollends überzeugt

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Ilse „Ise“ Frank ist 26 Jahre alt als sie den Architekten und Günder des „Bauhauses“ Walter Gropius im München der frühen 1920er Jahre kennenlernt.
Sie lässt München und ihre Karriere als Buchhändlerin ...

Ilse „Ise“ Frank ist 26 Jahre alt als sie den Architekten und Günder des „Bauhauses“ Walter Gropius im München der frühen 1920er Jahre kennenlernt.
Sie lässt München und ihre Karriere als Buchhändlerin und Rezensentin hinte sich und heiratet 1923 Gropius.
Aufgrund ihrer journalistischen Erfahrungen hat sie maßgeblichen Anteil an der Bekanntheit der Bauhaus-Architektur. Die Weisheit des Volksmundes, dass hinter jedem erfolgreichen Mann eine Frau stünde, passt hier perfekt. Mehr noch, Ise steht nicht nur hinter Gropius sondern auch vor ihm oder neben ihm.

Heute ist ihr Name nur mehr Insidern bekannt. Zum aktuellen 100-Jahre-Bauhaus-Jubiläum wird Ise Gropius wieder aus der Versenkung geholt.

Meine Meinung:

Jana Revedin, im Brotberuf selbst Architektin, hat eine eher spröde Biografie verfasst. Sie selbst bezeichnet ihr Buch als „biografischen Roman“ - dazu fehlt ihm aber das romanhafte, die Leichtigkeit. Grundsätzlich mag ich ja straighte Biografien. Doch hier weiß ich nicht ganz, woran ich bin - weder Fisch noch Fleisch.

Allerdings ist die Beziehung zwischen Ise un Walter auch nicht romantisch. Sie ist von Geldsorgen, Intrigen und dem Nationalsozialismus überschattet, der letztlich zum Verbot des sachlichen Baustils führen wird. Viele der Häuser wirken auch heute noch seltsam modern.

Die große Begabung der Ise Gropius liegt im Netzwerken. So kennt sie Gussie Adenauer, deren Mann Konrad Oberbürgermeister von Köln ist. Beinahe wäre das Bauhaus dorhin gezogen, wenn Kandnisky, Feininger und Gropius nicht Dessau bevorzugt hätten.

Interessant finde ich, dass Ise selbst an Entwürfen gearbeitet hat. Auch davon ist heute fast nicht mehr bekannt, da Margarethe Schütte-Lihotzky alle anderen mit ihrer „Frankfurter Küche“ (Vorläufer der modernen Einbauküche) überholt hat.

Ise Gropius Vision vom technisiertes, ergonomischen Haushalt findet sich in der von Bruno Taut entworfenen Inneneinrichtung im „Haus der emanzipierten Frau“: Hier gibt es (nach amerikanischem Vorbild) „elektrisch betriebenen Service-Maschinen, der Eier-, Kaffee- und Teekocher, der Tellerwärmer, der Heißluftspüler, der Toaster, der Tischgrill“ (S. 253) Die Zeitungen spöttelten über die ausklappbaren Tische, Teleskoplampen oder Spülmaschinen als „Haushaltslabor der modernen Frau“ (S.255)

Ob Ise wirklich ein Verhältnis mit Irene Bayer-Hecht hatte, wie Revedin beschreibt oder nicht, ist wie vieles andere unklar.

Hier fehlt mir ein bisschen die Erklärung was Fakt und was Fiktion ist. Wahrscheinlich wäre Ise Gropius mit ihren Beziehungen die erste Direktorin des Bauhauses geworden, hätte sie, als Jüdin nicht Deutschland verlassen müssen. Sowohl in London als auch in Amerika hat man ihr nicht die Aufmerksamkeit gezollt, die sie vermutlich verdient hat.

Fazit:

Dieses Buch lässt mich ein wenig enttäuscht zurück. Für mich ist es weder Biografie und noch biografischer Roman. Daher kann ich nur 3 Sterne vergeben.

Ilse „Ise“ Frank ist 26 Jahre alt als sie den Architekten und Günder des „Bauhauses“ Walter Gropius im München der frühen 1920er Jahre kennenlernt.
Sie lässt München und ihre Karriere als Buchhändlerin und Rezensentin hinte sich und heiratet 1923 Gropius.
Aufgrund ihrer journalistischen Erfahrungen hat sie maßgeblichen Anteil an der Bekanntheit der Bauhaus-Architektur. Die Weisheit des Volksmundes, dass hinter jedem erfolgreichen Mann eine Frau stünde, passt hier perfekt. Mehr noch, Ise steht nicht nur hinter Gropius sondern auch vor ihm oder neben ihm.

Heute ist ihr Name nur mehr Insidern bekannt. Zum aktuellen 100-Jahre-Bauhaus-Jubiläum wird Ise Gropius wieder aus der Versenkung geholt.

Meine Meinung:

Jana Revedin, im Brotberuf selbst Architektin, hat eine eher spröde Biografie verfasst. Sie selbst bezeichnet ihr Buch als „biografischen Roman“ - dazu fehlt ihm aber das romanhafte, die Leichtigkeit. Grundsätzlich mag ich ja straighte Biografien. Doch hier weiß ich nicht ganz, woran ich bin - weder Fisch noch Fleisch. Vor allem, werden nur die Jahre 1923-1927 intensiv beleuchtet. Dazwischen gibt es Rückblicke und Einblicke in die Leben der Protagonisten.

Allerdings ist die Beziehung zwischen Ise un Walter auch nicht romantisch. Sie ist von Geldsorgen, Intrigen und dem Nationalsozialismus überschattet, der letztlich zum Verbot des sachlichen Baustils führen wird. Viele der Häuser wirken auch heute noch seltsam modern.

Die große Begabung der Ise Gropius liegt im Netzwerken. So kennt sie Gussie Adenauer, deren Mann Konrad Oberbürgermeister von Köln ist. Beinahe wäre das Bauhaus dorhin gezogen, wenn Kandnisky, Feininger und Gropius nicht Dessau bevorzugt hätten.

Interessant finde ich, dass Ise selbst an Entwürfen gearbeitet hat. Auch davon ist heute fast nicht mehr bekannt, da Margarethe Schütte-Lihotzky alle anderen mit ihrer „Frankfurter Küche“ (Vorläufer der modernen Einbauküche) überholt hat.

Ise Gropius Vision vom technisiertes, ergonomischen Haushalt findet sich in der von Bruno Taut entworfenen Inneneinrichtung im „Haus der emanzipierten Frau“: Hier gibt es (nach amerikanischem Vorbild) „elektrisch betriebenen Service-Maschinen, der Eier-, Kaffee- und Teekocher, der Tellerwärmer, der Heißluftspüler, der Toaster, der Tischgrill“ (S. 253) Die Zeitungen spöttelten über die ausklappbaren Tische, Teleskoplampen oder Spülmaschinen als „Haushaltslabor der modernen Frau“ (S.255)

Ob Ise wirklich ein Verhältnis mit Irene Bayer-Hecht hatte, wie Revedin beschreibt oder nicht, ist wie vieles andere unklar.

Hier fehlt mir ein bisschen die Erklärung was Fakt und was Fiktion ist. Wahrscheinlich wäre Ise Gropius mit ihren Beziehungen die erste Direktorin des Bauhauses geworden, hätte sie, als Jüdin nicht Deutschland verlassen müssen. Sowohl in London als auch in Amerika hat man ihr nicht die Aufmerksamkeit gezollt, die sie vermutlich verdient hat.

Fazit:

Dieses Buch lässt mich ein wenig enttäuscht zurück. Für mich ist es weder Biografie und noch biografischer Roman. Daher kann ich nur 3 Sterne vergeben.