Cover-Bild Ein untadeliger Mann
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 24.08.2015
  • ISBN: 9783446249240
Jane Gardam

Ein untadeliger Mann

Roman
Isabel Bogdan (Übersetzer)

Alles an Edward Feathers ist ohne Fehl und Tadel – seine Garderobe, seine Manieren und sein Ruf als Anwalt mit glänzender Karriere in Hongkong. Nun ist er alt und muss mit dem Tod seiner Frau Betty zurechtkommen, so wie er immer mit allem zurechtgekommen ist. Seine perfekte Haltung täuscht alle und manchmal sogar ihn selbst. Doch mit Bettys Tod bricht etwas in ihm auf, und behutsam beginnt Feathers, vergangene Ereignisse ans Licht zu holen. An einem kalten englischen Wintermorgen setzt er sich ans Steuer seines Wagens und fährt los, das eigene Leben zu erkunden. Mit Jane Gardams meisterhaftem Roman über ein Leben im British Empire ist eine große Autorin zu entdecken.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

very british

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Ein untadeliger Mann ist der Auftaktband einer Trilogie - aber durchaus auch als abgeschlossener Roman zu lesen.

Zum Inhalt:
Es ist die fiktive Geschichte von Edward Feathers, Kronanwalt in Hongkong, ...

Ein untadeliger Mann ist der Auftaktband einer Trilogie - aber durchaus auch als abgeschlossener Roman zu lesen.

Zum Inhalt:
Es ist die fiktive Geschichte von Edward Feathers, Kronanwalt in Hongkong, der seinen Lebensabend wieder in der Heimat England verbringt. Die Autorin Jane Gardam springt in seinem Leben vor und zurück - es ist wie ein vor- und zurückblättern in seinen Erlebnissen. Erst nach und nach kommt die ganze Wahrheit, die Vergangenheit, die ihn hat so werden lassen, wie er ist, zutage.
Edward Feathers hat in seinem 80jährigen Leben vieles erlebt, die einschneidenden Wendungen waren immer die, als er verlassen wurde. Dies begann schon sehr früh und zieht sich wie ein Band durch sein Leben.

Die Autorin:
Jane Gardam ist eine englische Schriftstellerin, die im Jahr 1928 geboren wurde. Ihr erstes Buch erschien 1971. "Ein untadeliger Mann" erschien unter dem Titel "Old Filth" 2004, die deutsche Übersetzung im Hanser Verlag 2015. Großes Lob auch an die Übersetzerin Isabel Bogdan.

Meinung:
Jane Gardam ist es gelungen mit einer trockenen, sehr britischen Schreibweise dennoch viel Gefühl zu vermitteln. Als Leser lernt man erst den älteren Edward (The old Filth) kennen, nach und nach leiden wir mit ihm, wenn die Geschichte in die Vergangenheit schweift. Immer wieder sind es diese Szenen, die berühren, die uns mitnehmen in eine andere Zeit des Empires, in der die kleinen (englischen) Kinder, zum Großwerden aus dem Commonwealth nach "Hause" geschickt werden, um als 5,6,7-jährige bei Gasteltern aufwachsen bis sie reif genug sind für die Prep-Internate.
Der Erzählstil der Autorin passt zu dem Charakter des Edward Feathers, den ich mir sehr knochig, einsam, skurril, aber auch über die Maßen korrekt und klug vorstelle. Immer wieder sind es die entscheidenden Wendepunkte in seinem Leben, die hier - nicht chronologisch - erzählt werden und m.E. auch glaubhaft darstellen, wie er so geworden ist, wie er ist.

Fazit:
very british - kühl, tolle Mischung aus ernsten Themen, wie Verlust und Ängsten, aber auch mit einer großen Prise Humor versehen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine großartige Geschichte über einen (fast) untadeligen Mann...

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Eine großartige Geschichte über einen (fast) untadeligen Mann...


Die untadelige Geschichte über einen (fast) untadeligen Mann... Es ist die Geschichte von Edward Feathers, dessen Leben hier in der Retrospektive ...

Eine großartige Geschichte über einen (fast) untadeligen Mann...


Die untadelige Geschichte über einen (fast) untadeligen Mann... Es ist die Geschichte von Edward Feathers, dessen Leben hier in der Retrospektive erzählt wird. Feathers - ein Mann, der in seinem Leben viele Namen trägt und vom kleinen Eddie zu Good Old Filth heranwächst. Ein Leben mit außergewöhnlichen, wie auch überraschenden Entwicklungen. Es mag eine schlichte Grundidee sein. Aber im vorliegenden Roman wird diese durch geschickt gesetzte Perspektivenwechsel in verschiedenen Zeitsträngen zu einer bewegenden und spannenden Geschichte verwoben. Der Roman spielt zudem an verschiedenen, beeindruckenden Schauplätzen (z.B. Malaysia, Wales und Hongkong) und nimmt auf diese Orte immer direkten Bezug. Man erlebt mit den Protagonisten Abgründe, Irrungen, verschmitzte Ironie und teils makabere Lebensgeschichten. Im Mittelpunkt steht wohl aber immer die Tragik im Umgang mit den sogenannten Raj-Waisen. Kinder, die zu Zeiten bis zum 2. Weltkrieg in den britisch-asiatischen Kolonien geboren wurden und zu erzieherischen Zwecken in jungen Jahren zurück ins Empire geschickt wurden. Für viele Raj-Waisen begann damit ein Martyrium. Stellvertretend für diese Generation von Kindern erzählt Jane Gardam nun die Geschichte unseres Hauptprotagonisten Filth, der gezeichnet durch seinen Lebenslauf ein verzwicktes Resümee zieht und so manche Überraschung mit sich bringt. Seine Kindheit, seine Ehe, seine "Lebensabschnittsgefährten" und auch seine direkte Verwandschaft werden in nicht chronologischem Ablauf beleuchtet. Trotz des bewegenden Grund-Themas, liest sich der Roman sehr flüssig. Der Schreibstil und die sprachliche Ausführung sind durchgängig angenehm. Auch die Geschichte, sowie alle Protagonisten wirken äußerst authentisch und überzeugend. Jane Gardam hat einen sehr atmosphärischen Roman mit vielen interessanten Zwischennuancen verfasst. Absolut lesenswert! Deswegen: 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Edward Feathers blickt auf sein Leben zurück

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Jane Gardam hat einen wundervollen Schreibstil, dieser prägt ihren Roman, der den Raj-Waisen und ihren Eltern gewidmet ist sehr. Passagen im hier und jetzt wechseln sich mit Episoden aus der Vergangenheit ...

Jane Gardam hat einen wundervollen Schreibstil, dieser prägt ihren Roman, der den Raj-Waisen und ihren Eltern gewidmet ist sehr. Passagen im hier und jetzt wechseln sich mit Episoden aus der Vergangenheit ab.
Old Filth , wie der Protagonist Edward Feathers genannt wird, ist bildhaft so gelungen dargestellt, dass ich mich wie mitten in der Geschichte fühle.

Edward Feathers ist nun schon ein sehr betagter Mann, und erzählt seine Geschichte. Er ist verwitwet und denkt oft an seine Frau Betty. Hier und da fließen ein paar Anekdoten über sie ein, er spricht gelegentlich sogar mit ihr, als wäre sie noch da. Er lebt allein in seinem großen Anwesen in Dorset. Ziemlich zurückgezogen, verbringt er dort viel Zeit. Bis zum Ende des British Empire 1997 lebte Edward mit seiner Frau in Hong Kong, dann zogen sie gemeinsam in das Dorseter Anwesen. Die ersten Jahre seiner Kindheit verbrachte er in der britischen Kolonie in Hong Kong. Seine Mutter starb am Kindbettfieber, sein Vater war froh ihn der Amme anvertrauen zu können. Edward wuchs unter den Einheimischen auf, sprach erst nur Malaysisch. Später wurde er von Auntie May fortgebracht um unterrichtet zu werden. Sein Vater billigte dies, er war zu sehr mit sich selbst beschäftigt.In einem renommierten Institut in Wales sollte Eddie eine hohe Bildung erhalten. Dort fand er in Pat Ingoldby einen guten Freund, auch dessen Familie lud Eddie oft ein, er fühlte sich seit langem endlich mal wieder zu Hause.
Im weiteren Verlauf erfährt man immer mehr über Eddies Vergangenheit. Seine Beziehung zu Betty bleibt noch etwas wage, da wird im zweiten Teil, der sich Betty widmet, sicherlich einiges geklärt.

Dieser Roman hat mir sehr gut gefallen. Es war eine tolle Mischung aus geschichtlichen Aspekten, witzigen Anekdoten und tragischen Ereignissen aus dem Leben von Edward Feathers, Old Filth. Habe durch diesen Roman viel über Raj-Waisen und das British Empire erfahren, was mir so noch nicht bekannt war. Viele Raj Kinder erlebten tatsächlich ein hier beschriebenes Schicksal, eine schreckliche Vorstellung.
Erst am Ende des Buches hat man ein vollständiges Bild, dennoch bleibt einiges doch Spekulation, wartet darauf im Folgeband geklärt zu werden. Ich muss aber dazu sagen, dass man sich meiner Meinung nach auf dieses Buch einlassen muss, denn es hat Ecken und Kanten und ist einfach anders als alles bisher gelesene. Einige Kapitel kamen mir beispielsweise unwichtig vor, aber im weiteren Verlauf erkannte ich die Zusammenhänge. Spreche hiermit eine absolute Leseempfehlung aus, das Buch hat mich sehr gut unterhalten.