Cover-Bild Marianengraben
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 28.02.2020
  • ISBN: 9783847900429
Jasmin Schreiber

Marianengraben

Roman

»Ein Buch, das Geborgenheit bietet und Hoffnung schenkt« Yasmina Banaszczuk

Paula braucht nicht viel zum Leben: ihre Wohnung, ein bisschen Geld für Essen und ihren kleinen Bruder Tim, den sie mehr liebt als alles auf der Welt. Doch dann geschieht ein schrecklicher Unfall, der sie in eine tiefe Depression stürzt. Erst die Begegnung mit Helmut, einem schrulligen alten Herrn, erweckt wieder Lebenswillen in ihr. Und schließlich begibt Paula sich zusammen mit Helmut auf eine abenteuerliche Reise, die sie beide zu sich selbst zurückbringt - auf die eine oder andere Weise.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.02.2020

Über das Leben und das Sterben, über Trauer und Glück - ergreifend mit heiterem Unterton

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Der Marianengraben im Pazifischen Ozean liegt 11.000 m tief und ist damit die tiefste Stelle des Weltmeers. Der „Marianengraben“ der Protagonistin Paula in Jasmin Schreibers gleichnamigen Roman ist nicht ...


Der Marianengraben im Pazifischen Ozean liegt 11.000 m tief und ist damit die tiefste Stelle des Weltmeers. Der „Marianengraben“ der Protagonistin Paula in Jasmin Schreibers gleichnamigen Roman ist nicht greif- oder sichtbar, aber mit der gleichen Tiefe wie sein Namensvetter hat er sich in ihrem Innersten eingegraben. Er ist dort, wo es ihr an Licht und Farbe fehlt, wo sie nicht genug Luft zum Atmen findet und wo ihr die Energie zum Leben entzogen wird, weil ihre unendliche Liebe zu ihrem Bruder über dessen Tod hinaus ihr die Kraft raubt. Die Tiefe des Marianengrabens betitelt die Kapitel des Buchs und ließ dadurch für mich als Leserin das langsame Auftauchen und Abstreifen der Dunkelheit von Paula auch nach außen hin sichtbar werden.

Der Unfalltod ihres über zehn Jahre jüngeren Bruders Tim hat bei Paula eine große emotionale Leere hinterlassen. Wieder und wieder fragt sie sich, ob ihre Anwesenheit am Unfallort den Tod von Tim hätte verhindern können. Als sie sich nach der Beerdigung endlich traut, das Grab zu dem für sie perfekten Zeitpunkt aufzusuchen, stellt sie fest, dass sie nicht wie gewünscht allein auf dem Friedhof ist. Bei dieser Gelegenheit lernt sie Helmut kennen, viermal so alt wie sie und mit einem klaren Auftrag, den er zu erfüllen gedenkt und der ihn schließlich mit seinem neuerworbenen alten Wohnmobil Richtung Berge in den Süden treibt. Paula begleitet ihn und schnell wird die Geschichte zu einem skurrilen Roadmovie.

Paula und Tim sind ganz unterschiedliche Charaktere. Während Paula kontaktscheu und ruhig ist, gerne liest und lernt, ist Tim ebenfalls neugierig auf das Leben, aber er schließt schnell Freundschaften und ist abenteuerlustig. Paula versucht an dem Status Quo vor dem Unfall festzuhalten. Das, was sie aktuell erlebt erzählt sie in Gedanken ihrem Bruder und stellt sich seine Reaktionen in entsprechenden Situationen vor und seine Rückfragen auf ihre Schilderungen. Entsprechend angepasst und einfach, aber brillant ist in diesen Abschnitten die Sprache im Zwiegespräch mit Tim. Sie kann ihn nicht aus ihren Gedanken lassen, denn sie stellt sich vor, dass die Größe des dann entstehenden Raums nicht zu füllen ist. Und immer wieder stellt sie sich die Frage ihrer Schuld. In der Geschichte ist spürbar, dass die Autorin sich mit dem Sterben als Ende unseres Lebens aktiv auseinandersetzt.

Helmut erscheint zunächst als schrulliger älterer Herr. Zunehmend entdeckt Paula jedoch Gemeinsamkeiten. Einige seiner eigenen Erlebnisse, die er im Laufe der vielen Jahre seines Lebens gesammelt hat, sind ähnlich denen seiner viel jüngeren Reisebegleiterin. Beide bleiben sich auf ihrer Fahrt selbst treu und dennoch ist deutlich spürbar, dass sie im Austausch ihrer Erfahrungen und Gefühle ein besseres Verständnis nicht nur voneinander, sondern über viele Dinge des Lebens finden.

„Marianengraben“ von Jasmin Schreiber ist ein Roman über das Leben zu dem das Sterben dazugehört, ob absehbar oder unerwartet. Die Autorin schreibt über Trauer und über Glücksmomente. Sie findet eine eigene Art, der ergreifenden Erzählung an manchen Stellen einen heiteren Ton zu geben, der dem Roman eine gewisse Leichtigkeit verleiht und immer wieder über die berührenden und schmerzlichen Geschehnisse hinweg Fröhlichkeit einkehren lässt. Sehr gerne vergebe ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Etwas traurig aber wunderschön

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Jasmin Schreiber hat einen gefühlvollen Debütroman „Marianengraben“ geschrieben.
Es ist ein Roman um das Sterben und Trauern.

Paula trauert um ihren kleinen Bruder Tim, der mit 10 Jahren ertrunken ist. ...


Jasmin Schreiber hat einen gefühlvollen Debütroman „Marianengraben“ geschrieben.
Es ist ein Roman um das Sterben und Trauern.

Paula trauert um ihren kleinen Bruder Tim, der mit 10 Jahren ertrunken ist. Dann begegnet sie Helmut, der die Urne seiner Helga stiehlt um ihre Asche an verschiedenen Stellen zu verstreuen. Paula begleitet ihn auf der Reise.
Ihre Unfälle mit der Urne und wie Helmut damit umgeht, sind grandios.

Obwohl es ein trauriges Thema ist, macht der Roman auch Mut und gibt Hoffnung zum Weiterleben. Außerdem zeigt es, das sich Alt und Jung Trost geben können. Die Protagonisten sind glaubhaft und sympathisch.

Die Autorin schreibt mit Herz und viel Gefühl eine traurig und auch lustige Geschichte.
Auf was für Ideen sie hier kommt ist schon gekonnt. Der Roman ist berührend schön geschrieben.

Veröffentlicht am 28.02.2020

Der Kampf aus 11.000 Metern Tiefe der Trauer - berührend, emotional und humorvoll geschrieben

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Kurz zum Inhalt:
Paulas jüngerer Bruder Tim ist vor zwei Jahren im Mallorca-Urlaub ertrunken. Paula war bei dem Urlaub nicht dabei, da sie auf ein Konzert gehen wollte.
Seitdem befindet sich Paula in einem ...

Kurz zum Inhalt:
Paulas jüngerer Bruder Tim ist vor zwei Jahren im Mallorca-Urlaub ertrunken. Paula war bei dem Urlaub nicht dabei, da sie auf ein Konzert gehen wollte.
Seitdem befindet sich Paula in einem tiefen Loch, so tief wie der Marianengraben, aus dem sie nicht mehr herauskommt. Durch Selbstvorwürfe, da sie ihrem Bruder doch versprochen hat, immer auf ihn aufzupassen, leidet sie an starken Depressionen. Sie kann nicht einmal Tims Grab besuchen.
Als ihr Therapeut ihr rät, Tim doch zu besuchen, wenn nicht so viele Leute am Friedhof sind, klettert sie mitten in der Nacht über die Friedhofsmauer. In der Nähe von Tims Grab hört sie ein Geräusch und entdeckt einen alten Mann, der in einem Grab mit einem Spaten herumgräbt. So lernt sie Helmut kennen.
Und Helmut und Paula gehen eine ungewöhnliche Symbiose ein, die beiden in ihren schwersten Zeiten hilft...


Meine Meinung:
"Marianengraben" ist eine extrem gut gelungene Geschichte über Trauerbewältigung und Depressionsverarbeitung, die in ich-Form aus Sicht von Paula geschrieben ist. Somit kann man noch tiefer in Paulas Gedanken- und Gefühlswelt eintauchen.
Nachdem die ersten Kapitel noch ziemlich depressiv sind, und man Paulas ausschweifenden Gedanken über ihren Bruder folgen kann (was mich eher nicht angesprochen hat), war ich von dem Wandel der Geschichte positiv überrascht, als Paula Helmut kennenlernt. Diesen schrulligen grummeligen muffigen alten Herrn habe ich trotz seiner abweisenden Art vom ersten Augenblick an ins Herz geschlossen. Er sagt, was er denkt bzw. fühlt. Und genau das braucht Paula.
Denn Paulas Gefühle sind wie in Watte - wie wenn sie 11.000 Meter tief im Marianengraben wäre. Und daraus muss sie sich erst Stück für Stück hervorkämpfen. Die Kapitel sind mit Zahlen bezeichnet, beginnend mit 11.000 - man kann ihre Entwicklung bis zum Ende verfolgen, als die Kapitelüberschrift 0 ist.
Natürlich ist von Anfang an klar, dass Helmut Paula helfen wird, ins Leben zurückzufinden. Trotzdem war es einfach nur wunderschön zu verfolgen, wie der grummelige Alte die junge Studentin in seinem Wohnmobil mit in die Berge nimmt, in die Gegend seiner Kindheit. Denn er hat Helga - deren Urne er ausgebuddelt hat- versprochen, mit ihr in die Berge zu fahren. Ein Roadtrip der etwas anderen Art.
Helmut versteht Paula wie niemand sonst bisher, denn er hat ähnliches durchgemacht: Als Kind seine Schwester verloren, später seinen Sohn und nun Helga.
Ein sehr passendes Zitat gibt es hierzu auf S. 96: "Helmut nickte als wäre das etwas ganz Normales. Meinen Freunden oder Eltern konnte ich sowas nicht erzählen, alle machten sich permanent Sorgen um mich und beobachteten mich wie ein Pantoffeltierchen unter dem Mikroskop. [...] Wenn Trauer eine Sprache wäre, hätte ich jetzt zum ersten Mal jemanden getroffen, der sie genauso flüssig sprach wie ich, nur mit einem anderen Dialekt."

Immer wieder denkt Judy an ihren Bruder Tim, der mit 10 Jahren gestorben ist, und an ihre Dialoge mit ihm. Er fand Fische 'megakrass'. Und er hätte wohl auch Paulas Reise mit Helmut megakrass gefunden.
Und auch der etwas verhaltensgestörte, aber liebenswürdige Schäferhund Judy, der Helga gehört hat (die Helmut ausgebuddelt hat), dringt in Paulas Gefühlspanzer ein.
Auch wenn Helmuts Schicksal am Ende total traurig ist, gibt es ein (fast) Happy-End. Mich hat das Buch sehr berührt.

Sehr schön, lebensecht und authentisch fand ich auch folgendes Zitat:
S. 68: "Das Schlimme an der Trauer ist ja, dass sich die Welt um einen herum einfach weiterdreht. Man selbst fühlt sich grauenvoll, doch alle anderen gehen zur Arbeit, besuchen das Kino, schauen Komödien und lachen [...] Man ist plötzlich ganz allein, weil man sich ganz anders anfühlt als die Leute um einen herum. [...] Man ist nicht wichtiger im Lauf der Dinge als die anderen. Die Welt geht auch nicht unter. Der Alltag geht halt so voran und schleppt einen auch irgendwie mit. Und was einem da vielleicht so vorkommt, als sei es eine unglaubliche Qual, ein furchtbarer Affront, ist dann später auch die einzige Chance, wieder zurechtzukommen. Weil man irgendwann wieder in das Karussell einsteigen und mitmachen kann wenn man bereit dazu ist. Eben, weil es nicht stehen geblieben ist. Die Welt wartet nicht auf einen - aber sie läuft einem auch nicht davon."


Fazit:
Ein emotionales Buch, das mich zum Nachdenken angeregt hat, und das mich sowohl zum Heulen als auch zum Lachen gebracht hat. Obwohl es eigentlich nicht in mein typisches Beuteschema passt, war ich positiv überrascht und vergebe 5 'megakrasse' Sterne.

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Veröffentlicht am 27.02.2020

Bezaubernder Tiefgang

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Ansprechend an diesem Buch fand ich vor allem das interessante Cover. Es hat mich auf die Geschichte dahinter neugierig gemacht, so dass ich gar nicht anders konnte als dieses Buch zu lesen!
Die ganze ...

Ansprechend an diesem Buch fand ich vor allem das interessante Cover. Es hat mich auf die Geschichte dahinter neugierig gemacht, so dass ich gar nicht anders konnte als dieses Buch zu lesen!
Die ganze Aufmachung des Buches ist sehr hochwertig und wunderschön, der Preis ist also gerechtfertigt und in Ordnung, obwohl das Buch gerade mal 254 Seiten umfasst und in einem Rutsch durchgelesen werden kann.

Die Protagonistin Paula ist gerade mitten in ihrem Studium, als ihr kleiner und über alles geliebter Bruder Tim ertrinkt. Sie macht sich schwere Vorwürfe und verfällt in eine tiefe Depression.
Eines Tages beschließt sie, dass sie das Grab von Tim besuchen muss. Das will sie aber nicht tagsüber tun, sondern nachts, wenn niemand sie sieht. Als sie nachts auf den Friedhof einbricht ist sie jedoch nicht allein, sie trifft auf Helmut, der die Asche einer verstorbenen Freundin ausgräbt und so nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Die beiden begeben sich auf eine abenteuerliche Reise.

Der Schreibstil war sehr angenehm zu lesen. Ich konnte mich gut in Paula reinfühlen und sie verstehen. Auch der schrullige Helmut war mir auf seine ganz eigene Art sehr sympathisch.
Die Geschichte hat eine unglaubliche Tiefe, die man auf den ersten Blick vielleicht gar nicht erwarten würde und sie lehrt uns eins "Man muss immer weiter machen". Eine ganz klare Leseempfehlung für den wunderbar bezaubernden Marianengraben!

Veröffentlicht am 24.02.2020

Langsames Auftauchen

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Paula beginnt gerade ihre Doktorarbeit, als ihr kleiner Bruder Tim im Meer ertrinkt. Er, der eigentlich ein kleiner Meeresforscher voller Neugier war, geht einfach unter und lässt seine große Schwester ...

Paula beginnt gerade ihre Doktorarbeit, als ihr kleiner Bruder Tim im Meer ertrinkt. Er, der eigentlich ein kleiner Meeresforscher voller Neugier war, geht einfach unter und lässt seine große Schwester mit Trauer und Schuldgefühlen zurück.

Die ersten Seiten haben mich gleich mit in Paulas Abgrund gerissen. Ich weiß wie das ist, im Marianengraben zu hocken, denn ich war dort selbst schon. Das ist echt beschissen, kann ich niemandem empfehlen. Aber wie sie ihre Geschichte ihrem toten Bruder Tim erzählt, ist einfach schön.

Therapiesitzungen helfen Paula nur bedingt. Sie will sich nicht öffnen, aber wenigstens animiert sie der Therapeut dazu, Tims Grab zu besuchen. Auch wenn es nachts ist, quasi ein Einbruch auf dem Friedhof. An diesem Abend hat noch jemand diese Idee und sie lernt den alten Helmut kennen, der gerade seine Frau Helga ausbuddelt. Paula und Helmut bleiben bis zum Ende des Buchs zusammen und erleben eine absurde Reise miteinander, sodass Paula Stück für Stück aus dem Marianengraben auftauchen kann.

Mir persönlich hat das Buch sehr viel Herzschmerz bereitet. Jasmin Schreiber hat damit Erfahrung, das merkt man, denn sie weiß genau, wie man die schlimmen Gefühle in Worte fasst. Das tut weh! Aber ihr flapsig-lockerer Schreibstil und die frechen Dialoge zwischen Paula und Helmut sind ein wohltuender Gegenpart. Beides zusammen hat mich während des Lesens ständig traurig vor mich hin schmunzeln lassen. Ein fabelhaftes Gefühl!

Paula hat auf den letzten Seiten nochmal eine Menge Verantwortung übergeholfen bekommen und auch wenn das Buch dann doch vorbei war, wünsche ich ihr als fiktivem Charakter trotzdem eine Menge Stärke. Das war toll! Ein verrückter Roadtrip, der sehr viel Herzwärme bereithält.

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