Mehr Drama statt Spannung
Das Villenviertel Severn Oaks ist eine bilderbuchartige Nachbarschaft. Die Menschen fühlen sich sicher, sind alle gut vernetzt und haben keinen Grund zur Sorge. Bis Erica Spencer, eine Nachbarschaftsheldin, ...
Das Villenviertel Severn Oaks ist eine bilderbuchartige Nachbarschaft. Die Menschen fühlen sich sicher, sind alle gut vernetzt und haben keinen Grund zur Sorge. Bis Erica Spencer, eine Nachbarschaftsheldin, ein Unfall passiert, der sie das Leben kostet. Nach einer kurzen Ermittlung wurde der Fall bereits zu den Akten gelegt, denn tragische Unfälle passieren nun mal. Ein Jahr später jedoch, erscheint ein rätselhafter Podcast, der sich mit dem Fall von Erica Spencer auseinandersetzt. Der Host ist anonym, doch er scheint Details des Unfalltages zu kennen, den eigentlich nur die Zeugen wissen können. Wöchentlich deckt er nach und nach immer mehr dunkle Geheimnisse der Bewohner des Ortes auf und bringt Dinge ans Tageslicht, die besser verborgen geblieben wären ...
Die Leser:innen begleiten über die Geschichte hinweg die einzelnen Nachbar:innen von Seven Oarks. Und genau da lag für mich schon das erste große Problem: Es waren so viele Charaktere, dass ich einfach den Überblick verloren hab. Gefühlt sind es 10 Familien, die alle noch Kinder und Freunde haben, deren Namen man von der ersten Seite ab eigentlich schon verinnerlicht haben muss. Ich hab immer Schwierigkeiten solchen Konstellationen zu folgen, aber in diesem Fall war es mir schlichtweg unmöglich. Ich konnte mir kaum eine Hintergrundstory merken bzw. einem bestimmten Charakter zuordnen, sodass die gegenwärtigen Handlungen eventuell besser nachvollziehbar gewesen wären. Ich hab komplett den Überblick verloren, wer mit wem, wann, warum und wer welche Geheimnisse versucht, zu vertuschen. An sich empfand ich die Konstellationen schlüssig und sogar authentisch, aber in so einem kurzen Buch, so viele Charaktere auf einmal anstatt nach und nach einzuführen, ist einfach nur verwirrend gewesen.
Somit konnte ich auch zu keinem der Charaktere eine besondere Bindung aufbauen. Sie verschmolzen für mich zu einem Nachbarschaftspulk, der zwar etliche, teilweise interessante Informationen bot, aber es war eben ein dicker Klumpen, weswegen es irgendwann anstrengend wurde.
Auch die Spannung vermisste ich an vielen Stellen. Der Desperate-Housewives-Vibe überschattete für mich jegliche aufkeimende Spannung, da Klatsch und Tratsch mehr Raum einnahmen als nötig gewesen wäre.
Eine nette Geschichte für zwischendurch, die zwar den ein oder anderen unerwarteten Moment hatte, mich aber aufgrund ihrer Umsetzung nicht überzeugen konnte. Schade.