Cover-Bild Großer Bruder Zorn
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19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 11.03.2016
  • ISBN: 9783847906018
Johannes Ehrmann

Großer Bruder Zorn

Box-Promoter Aris braucht den Befreiungsschlag gegen die drohende Insolvenz und organisiert einen letzten großen Kampfabend. Jessi vom Netto will ein besseres Leben für ihre kleine Tochter und muss sich ihrer Vergangenheit stellen. Und Serdar aus dem Späti denkt an nichts anderes als an einen Knockout am Freitag.

Eine Woche im Weddinger Kiez, jeder hat seine eigenen Pläne und eine andere Herkunft, aber alle haben dieselbe Heimat. Die Wege der Protagonisten irrlichtern jeden Tag schneller umeinander, bis sie bei der großen Fight Night schließlich aufeinanderprallen.

Ein Plot, der in die Sitze presst, Typen wie das echte Leben, ein unverwechselbarer Sound.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2018

Blitzlichter

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nämlich solche aus dem Leben diverser Bewohner des Wedding, hat Johannes Ehrmann wie kleine Perlen zu eine Roman, einer übergreifenden Geschichte zusammengefügt. Einer Geschichte, die eine Woche und eine ...

nämlich solche aus dem Leben diverser Bewohner des Wedding, hat Johannes Ehrmann wie kleine Perlen zu eine Roman, einer übergreifenden Geschichte zusammengefügt. Einer Geschichte, die eine Woche und eine Reihe von Protagonisten umfasst: den Boxer Aris, die Verkäufer Serdar und Jessie, die Großes bzw. ihre kleine Tochter im Sinn haben. Und den Juwelier Heinz Hönow und der Flaschenfascho.

Merkwürdige Typen? Naja, alltägliche eben, sie markieren aber einen Ausschnitt aus einem bestimmten Milieu. Ein Leben im Weddinger Kiez, in dem die Menschen eigentlich nichts mehr erreichen werden, aber (noch) ihre Träume haben und teilweise auch zu leben versuchen. Wobei, Wedding - das könnte auch Köln-Kalk oder Bonn-Tannenbusch sein, zumindest von der Ansammlung der Protagonisten her - es sind eher die im unteren Spektrum des allgemein gültigen sozialen Rankings angesiedelten Mitbürger, um die es hier geht.

Die Sprache? Eine ganz eigene ist es, die Johannes Ehrmann hier gewählt hat, bzw. die ihn gewählt hat. Er berichtet ja schon länger aus dem Wedding (und würde meine obige Bemerkung zu KölnBonn möglicherweise nicht goutieren) und zwar in Form von Miniaturen, Spotlights, Blitzlichtern eben. Ein wenig ähnelt sein Schreibstil dem Vorgehen im Robert Altman-Film "Shortcuts" aus den 1980ern, in dem auch immer wieder abwechselnd kurze Sequenzen aus dem Leben bestimmter Figuren vorgeführt werden, die alle mehr oder weniger miteinander zu tun haben. Im vorliegenden Falle eher mehr: zumindest für die Dauer dieser hier thematisierten Woche - stehen sie in einem unmittelbaren Zusammenhang zueinander. Und das wird alles in einer Sprache, in einem Stil vorgetragen, der ganz eigen und für mich ein wenig schwierig ist. Diese hat mit Altman nichts zu tun, sondern mit den Bewohnern des Wedding. Ich muss gestehen, ich hatte Probleme, dem Buch zu folgen, es war für mich ein wenig sperrig. Ja, nicht meine Welt, aber sicher eine bemerkenswerte, die sich zu erlesen lohnt und die viele ansprechen wird. Ich empfand diese Kiez-Sprache, diese Umgangssprache bestimmter Zielgruppen als sehr anstrengend zu lesen.

Der Autor hat eine sehr eigene Art und vor allem eine Botschaft. Bei mir landet sie nur bedingt, was aber nicht bedeutet, dass ich das Buch nicht weiterempfehle. Allen, die sich ein Stück Leben aus dem Wedding sichern wollen, einen Einblick gewinnen - vor allem jedoch denjenigen, die Ehrmann bereits kennen, seine Miniaturen aus dem Leben zu schätzen wissen. Sie werden den Einblick in das Leben in Wedding in weitläufigerem, umfassenden Format sicher sehr genießen. Innovativ, anders, ganz eigenwillig - damit ist eigentlich klar, dass es nicht für jeden was ist. Für mich nicht unbedingt, aber vielleicht ja für Sie?

Veröffentlicht am 24.11.2016

Schlag auf Schlag

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"Großer Bruder Zorn" hat mich sehr begeistert. In den kurzen Episoden, die aus der Sicht der verschiedensten Personen erzählt werden geht es, wie im Boxkampf, Schlag auf Schlag. In kurzen Sätzen nimmt ...

"Großer Bruder Zorn" hat mich sehr begeistert. In den kurzen Episoden, die aus der Sicht der verschiedensten Personen erzählt werden geht es, wie im Boxkampf, Schlag auf Schlag. In kurzen Sätzen nimmt die Geschichte immer mehr Fahrt auf. Ich freue mich schon sehr auf weitere Romane von Johannes Ehrmann

Veröffentlicht am 10.10.2016

Ein pralles, saftiges und lebenssattes Romandebüt

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Mit "Großer Bruder Zorn" legt Johannes Ehrmann seinen Debütroman vor. Auf knapp 400 Seiten lernen wir eine Gruppe von Menschen rund um den fiktiven Bellermannplatz im Berliner Wedding kennen, und verbringen ...

Mit "Großer Bruder Zorn" legt Johannes Ehrmann seinen Debütroman vor. Auf knapp 400 Seiten lernen wir eine Gruppe von Menschen rund um den fiktiven Bellermannplatz im Berliner Wedding kennen, und verbringen eine Woche mit ihnen und ihren Sorgen, Ängsten, Nöten, Wünschen, Hoffnungen und Träumen. Die Geschichte glänzt mit echten Typen und einer geraden, unverfälschten Sprache. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass ich alle Protagonisten schon lange kenne, so vertraut waren mir die Charaktere. Der Spannungsbogen des Romans steuert unausweichlich seinem Höhepunkt zu, um in einem grandiosen, filmreifen und auch irgendwie lustigen Finale zu eskalieren. Johannes Ehrmanns Erstling ist ein starker Roman mitten aus dem Leben und dem Großstadtalltag. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf seine zukünftigen Werke.

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Veröffentlicht am 09.10.2016

Außergewöhnlicher Schreibstil

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Zur Buchbeschreibung:
Box-Promoter Aris braucht den Befreiungsschlag gegen die drohende Insolvenz und organisiert einen letzten großen Kampfabend. Jessi vom Netto will ein besseres Leben für ihre kleine ...

Zur Buchbeschreibung:
Box-Promoter Aris braucht den Befreiungsschlag gegen die drohende Insolvenz und organisiert einen letzten großen Kampfabend. Jessi vom Netto will ein besseres Leben für ihre kleine Tochter und muss sich ihrer Vergangenheit stellen. Und Serdar aus dem Späti denkt an nichts anderes als an einen Knockout am Freitag.

Eine Woche im Weddinger Kiez, jeder hat seine eigenen Pläne und eine andere Herkunft, aber alle haben dieselbe Heimat. Die Wege der Protagonisten irrlichtern jeden Tag schneller umeinander, bis sie bei der großen Fight Night schließlich aufeinanderprallen.

Ein Plot, der in die Sitze presst, Typen wie das echte Leben, ein unverwechselbarer Sound.

Mein Leseeindruck:
Dieses Erstlingswerk des Autors stufe ich als gelungendes Werk ein, wenn es auch nicht unbedingt eine einfache Lektüre ist, wenn man sich nicht so richtig auf den außergewöhlichen Schreib- und Sprachstil einlassen kann. Dennoch ist das Buch irgendwie erfrischend anders. So etwas liest man nicht jeden Tag und war für mich auch zum ersten Mal.

Die Protagonisten des Buches sind gut beschrieben und unterscheiden sich sehr von ihren Charakteren, doch kann man sich gut in sie und ihre Probleme hineinversetzen, da der Autor sie sehr gut beschrieben hat. Dazu spielt das Buch in Berlin, wo der Berliner selbst sicher schon abgehärtet ist, aber ein Stadtteil wie Wedding, ist auch nicht jedem Berliner so erfrischend. Ein Problembezirk, der sehr oft in den Medien ist und sich dort auch Multikulti angesiedelt hat, wodurch immer wieder Schlagzeilen rund um Wedding sind. Dennoch oder gerade deswegen halten die einzelnen Protagonisten zusammen.

Letztlich bleiben einige Dinge offen, was wohl für einen Folgeband spricht.

Mir hat das Buch ganz gut gefallen und es lohnt sich zu lesen, besonders wenn man mal das Leben in sozialen Brennpunkten Berlins miterleben möchte.

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Veröffentlicht am 09.10.2016

Zornig aufs Leben?

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Johannes Ehrmann, dem ein oder anderen Leser womöglich durch seine Beiträge für den Tagesspiegel bekannt, legt mit „Großer Bruder Zorn“ seinen ersten Roman vor. Schauplatz ist der Berliner Wedding, Brennpunkt ...

Johannes Ehrmann, dem ein oder anderen Leser womöglich durch seine Beiträge für den Tagesspiegel bekannt, legt mit „Großer Bruder Zorn“ seinen ersten Roman vor. Schauplatz ist der Berliner Wedding, Brennpunkt von Kulturen und sozialen Schichten, den der Autor aus eigener Erfahrung so gut wie seine Westentasche kennt. Genauer gesagt fokussiert sich die Handlung auf den fiktiven, aber dennoch echten Orten angelehnten, Bellermannplatz. Hier beobachten wir Aristoteles Andreadakis, Box-Promoter kurz vor der Privatinsolvenz, Sedar Schröder, gute Seele vom Spätkauf, Jessi, Angestellte im roten Netto, Heinz Hönow, Opfer eines Überfalls in seinem Schmuckgeschäft sowie last but not least den Flaschenfascho, auf seiner täglichen Tour durch seinen persönlichen Wahnsinn. Die Einblicke in verschiedene Leben sind zusammengefasst ähnlich einer Daily Soap, man schaut den Protagonisten bei allen möglichen Szenarien über die Schulter. Für die Figuren mag das alles gar nicht so witzig sein, für den Leser bedeutet es hingegen amüsanten Lesespaß! Der Einstieg in die Story geschieht in medias res. Johannes Ehrmann nimmt kein Blatt vor den Mund. Gerade die ungeschönte Ausdrucksweise wirkt schließlich lebensnah. Man findet schnell in die parallel laufenden Handlungsstränge hinein. Ob die Figuren nun stellvertretend alle Anwohner der Umgebung ausmachen, sei dahingestellt. Hier winkt schon in der Vorstellungsrunde das eine oder andere Klischee. Aber ehrlich gesagt, es stört nicht. Schon eingangs finden sich Hinweise, dass sich die Schicksale der Charaktere später in der Erzählung kreuzen und machen neugierig auf das große Ganze. Der Schreibstil ist natürlich kein Einheitsbrei, gerade das macht allerdings einen gewissen Reiz aus. Die Dialoge fügen sich nahtlos ein, sind trotz fehlender Anführungszeichen dennoch als solches erkennbar. Die relativ kurzen Kapitel, 86 an der Zahl, und Perspektivenwechsel springen im hohen Tempo durchs Geschehen, machen es dadurch aber auch irgendwie spannend. Langsam aber sicher gewinnen die Charaktere im weiteren Verlauf an Substanz und ihre Beziehungen werden deutlich. Selbst der Flaschenfascho bringt seine Vergangenheit ein und Verhalten und Denkweisen bekommen ihren Sinn. Der Leser kann hier und da spekulieren, sich Dinge zusammenreimen und erkennt Missverständnisse - das ist ein großer Pluspunkt des Buches! Man hat in der Tat das Gefühl, als kenne man diese Menschen, wenn auch nur vom Sehen oder Beobachten im Alltag. Es sind schon eine Menge Schicksale, die da Knall auf Fall aufeinandertreffen. Ein bisschen Normalität täte der Geschichte hier und da ganz gut. Aber vielleicht wird das Geschehen dadurch auch umso interessanter und vor allem unterhaltsamer. Die Story lebt gerade von diesen überspitzten Darstellungen. Nebenbei erwähnt seien aber auch recht feinfühlige Passagen. Ob im Buch nun Wedding dran steht oder nicht, es könnte genauso gut ein anderer Knotenpunkt diverser Kulturen und Bevölkerungsschichten sein. Das Ende ist in sehr vielen Belangen offen und bis dato dem Leser überlassen. Ein ungewöhnliches Debüt, ein Buch, das irritiert, schmunzeln lässt aber schlussendlich auch zum Nachdenken anregt.

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