Ein Sternenhimmel voller Gedanken
„Ich kann mit drei Worten alles zusammenfassen, was ich über das Leben gelernt habe: Es geht weiter.“ Robert Frost
Aza Holmes ist in einer Gedankenspirale gefangen, die immer enger zu scheinen ...
„Ich kann mit drei Worten alles zusammenfassen, was ich über das Leben gelernt habe: Es geht weiter.“ Robert Frost
Aza Holmes ist in einer Gedankenspirale gefangen, die immer enger zu scheinen wird. Sie leidet unter einer Art Zwangsneurose und lebt sich durch ihre Ängste und Probleme, insbesondere ihrer Bakterienphobie und der Angst davor, sich an einer schlimmen Krankheit zu infizieren. Eines Tages überredet ihre beste Freundin Daisy sie dazu, bei der Suche nach dem abgetauchten Milliardär Russel Pickett mitzumachen, eine Hunderttausend-Dollar Belohnung steht auf dem Spiel. Auf der Suche nach ihm, kommt sie nicht nur seinem Sohn Davis immer näher, sondern auch ihrem eigenen Ich und dem Ende der Spirale...
„Schlaft gut ihr fiesen Gedanken“ ist John Green´s sechster Jugendroman und meine Erwartungen an ihn haben sich in ganzer Linie erfüllt. Er hat es auf ein Neues geschafft, ein Buch voller Tiefsinn und Wahrhaftigkeit zu schreiben, dass den Leser dazu anregt, über das Leben zu philosophieren.
Die Geschichte ist nicht sonderlich abgefahren oder actionreich, im Gegenteil, es ist eine Erzählung über das Leben und die Fiktion. Ich habe mich sofort in der Geschichte wiedergefunden und mitgelebt. Vor allem die Charaktere haben mir sehr gut gefallen, sie wachsen einem ans Herz und mit ihren teils schrägen Ticks und Eigenschaften kann man sich gut mit ihnen identifizieren und mitfühlen, wobei jede Person einzigartig und spannend zu verfolgen ist.
Das Buch ist sehr schön geschrieben, es liest sich schön leicht und irgendwann sind die Seiten bei mir nur noch so geflogen. Ich hatte es in 4 Tagen durch, und es macht wirklich Lust weiterzulesen! Mit vielen originellen Dialogen kommt Schwung in die Geschichte und man ist gespannt darauf, wie es mit der Suche weitergeht.
Die Thematik des Buches finde ich wagemutig gewählt. Psychische Erkrankungen, insbesondere Zwangsstörungen und Ängste, sind ein schwieriges Thema, das in Büchern auch mal nach hinten losgehen kann. John Green hat die Erkrankung Azas jedoch authentisch und seriös umgesetzt, und nachdem ich diese Buch jetzt gelesen habe, kann ich Menschen mit so einer Art von psychischer Erkrankung viel besser verstehen, wofür ich wirklich dankbar bin!
Insgesamt also ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Über das Leben und die Fiktion, dem dünnen Band der Liebe, das viel zu schnell zerreißt und dem Plural von „Ich“. Über den Sog der Gedanken, die unser Leben bestimmen, und inwiefern wir über unsere Gedanken bestimmen. Darüber, dass Freundschaft das wichtigste Band der Liebe ist, das wir kennen und dass es nie zu spät für einen Neuanfang ist. Ein Buch über das lustigste auf dieser Welt - das Leben.
Und dennoch gibt es einzelne Punkte zu beanstanden. Die Spannung fällt leider etwas flach aus, gegen Ende hätte ich mir fast ein bisschen mehr gewünscht, wobei das vielleicht auch so gewollt war. Für actionliebende Fans, die gerne einen mega-spannenden Höhepunkt verfolgen, ist „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ vielleicht nicht unbedingt das richtige.
Das Cover gefällt mir eigentlich sehr gut, es passt zur Geschichte, allerdings finde ich es schade, dass auf die Schildkröten kaum Bezug genommen wurde. Der Originaltitel lautet: „Turtles All The Way Down“ und ich hätte mir eine andere Übersetzung ins Deutsche gewünscht, oder einfach den Titel so gelassen, ich finde ihn nämlich absolut passend!
Ich würde das Buch trotzdem sofort weiterempfehlen, für Jugendliche, wie für Erwachsene.
Jedoch ist es glaube ich nicht unbedingt eine Thematik, die jeden interessiert. Ich persönlich interessiere mich sehr für diese Art von Genre, und wer gerne Geschichten über das Leben und die Liebe liest und ein gewisses Interesse an psychischen Erkrankungen aufbringen kann, für den ist dieses Buch ein absolutes Muss! Allen anderen würde ich es trotzdem empfehlen, einen Blick auf die Seiten zu werfen, denn eine Spirale wird in die eine Richtung zwar immer kleiner, in die andere jedoch auch immer größer.