Viele Längen und viele Page-Turner
Fünf Matches - fünf Geschichten. Tinder und co sind völlig überholt. Forschungen haben ergeben, dass für jeden Menschen auf der Welt ein bestimmtes Match existiert. Anhand der DNA ist es möglich, deinen ...
Fünf Matches - fünf Geschichten. Tinder und co sind völlig überholt. Forschungen haben ergeben, dass für jeden Menschen auf der Welt ein bestimmtes Match existiert. Anhand der DNA ist es möglich, deinen Seelenverwandten zu finden. Doch was, wenn dein perfektes Match ein Monster ist und kann es überhaupt noch Liebe ohne DNA Test geben?
In den ersten fünf Kapiteln werden erstmal jeweils fünf Figuren vorgestellt und wir bekommen einen Eindruck von ihren Beziehungen oder ihren Vorstellungen davon. Die vielen Perspektiven waren tatsächlich spannend, weil sie so unterschiedlich waren und so grundverschiedene Geschichten zu erzählen hatten.
Christopher fällt ein bisschen aus dem Reihe, denn er ist ein Serienmörder und wir dürfen ihn bei seinen Taten begleiten, was manchmal doch etwas schwer auszuhalten war.
Ellie und Tim mochte ich am liebsten. Die beiden haben mir als Paar super gefallen und hatten anfangs die authentischste Story. Gegen Ende wurde auch ihre Geschichte etwas absurd.
Nicks und Sallys Geschichte fand ich unrealistisch und die hat mich auch am wenigsten interessiert. Sie sind verlobt und wollten wissen, ob sie ein Match sind und schicken deshalb ihre DNA ein... Ich will nichts verraten, aber für mich waren ihre Handlungen nicht nachvollziehbar. Ihre Auflösung war auch reichlich konstruiert.
Die Figuren waren fast alle sympathisch. Manche fand ich authentischer als andere, was dazu geführt hat, dass ich manche Kapitel sehr viel lieber gelesen habe und manche teilweise einfach überflogen habe. Ich fürchte, dadurch habe ich nicht mal was verpasst...
Die Kapitel sind sehr kurz und fast immer enden sie mit einem Mini-Cliffhanger, was ich einerseits wirklich spannend fand, aber andererseits auch anstrengend, weil ich immer vier andere Erzählstränge überleben musste, bis der Cliffhanger aufgeklärt wurde. Den hatte ich aber inzwischen wieder vergessen, weil ja vier neue dazukamen, die ich auch schnell gelöst haben wollte :D So bin ich also von Kapitel zu Kapitel gestolpert und die Spannung wollte gar nicht so richtig nachlassen. Aber wie gesagt die Kapitel waren kurz, lange warten musste ich nie. Das Buch aus der Hand legen aber auch nicht.
Irgendwann hat die Spannung aber nachgelassen, als es dann nur darum ging, dass sich die jeweiligen Matches kennenlernen. Das war relativ unspektakulär und ich hab mich stellenweise ganz schön gelangweilt. Als die Harmonie von Dramen, Eskalationen und Intrigen abgelöst wurde, war die Spannung vom Anfang wieder da. Plötzlich wurde es bei allen Erzählsträngen wieder interessant. Ich wurde beinah von einem riesen Haufen Page-Turner erschlagen :D Abartig, wie die Stimmung auf einmal gekippt ist, das fand ich richtig gut.
Der Schreibstil hat mir auch gut gefallen. Locker und humorvoll.
"Also war es Liebe auf den ersten Furz?" (S. 94) - ein Zitat über das ich eindeutig zu laut und zu lange gelacht habe, aber der dazugehörige Dialog war einfach herrlich :D Die Dialoge waren so natürlich und ganz ungezwungen, ich hab das richtig genossen.
Es wird auch eine philosophische Debatte aufgemacht. Wenn jeder Mensch ein einziges Match hat, darf dann jeder Mensch in diese Datenbank? Mörder*innen, Pädosexuelle oder was ist mit jenen, die als nicht zurechnungsfähig gelten? Und sind die Paare, die sich ohne Match gebildet haben weniger Wert? Wird die Welt dadurch jetzt schlechter oder besser?
Die Auflösung der jeweiligen Stränge waren allesamt schockierend und überraschend.
So ganz überzeugt hat mich das Buch nicht. Viele Längen, die Figuren etwas oberflächlich und teilweise wenig authentisch. Manche Figuren haben mich aber auch überzeugt, nur mitfühlen konnte ich mit keiner. Das lag glaube ich an den sehr kurzen Kapiteln, die es nicht zulassen, eine Verbindung aufzubauen. Insgesamt aber fünf interessante und spannende, wenn auch ziemlich absurde Geschichten.