Cover-Bild Serverland
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 176
  • Ersterscheinung: 19.02.2018
  • ISBN: 9783446258983
Josefine Rieks

Serverland

Roman
Das Internet ist seit Jahrzehnten abgeschaltet, die Statussymbole von früher sind nur noch Elektroschrott. Reiner, Mitte zwanzig, sammelt Laptops aus dieser lange vergangenen Zeit und wird zum Begründer einer Jugendbewegung, die verklärt, was es früher wohl einmal gab – die Freiheit einer Gesellschaft, die alles miteinander teilt. Mit Hilfe einer Autobatterie gelingt es, eine Verbindung zu lange stillgelegten Servern herzustellen. Die Jugendlichen sehen, was seit Jahrzehnten keiner mehr gesehen hat: das Internet. Mit einem sezierenden Blick auf unsere Gegenwart hat Josefine Rieks einen rasanten wie klugen Roman geschrieben. Ein Debüt, das man mit weit aufgerissenen Augen liest.

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Veröffentlicht am 08.04.2018

YouTube-Videos von heute in einer internetlosen Zukunft

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In der zweiten Hälfte des 21. Jahrhundert hat Reiner, der bei der Post arbeitet, ein recht spezielles Hobby: Er sammelt alte Computer und spielt auf denen mit halbwegs funktionstüchtigem Akku alte Spiele. ...

In der zweiten Hälfte des 21. Jahrhundert hat Reiner, der bei der Post arbeitet, ein recht spezielles Hobby: Er sammelt alte Computer und spielt auf denen mit halbwegs funktionstüchtigem Akku alte Spiele. Für den Rest der Bevölkerung handelt es sich bei diesen Geräten nur noch um Elektroschrott, denn das Internet wurde vor Jahrzehnten abgeschaltet. Doch dann wird Reiner von einem Schulfreund kontaktiert, der ihm zeigt, dass es noch immer stillgelegte Serverhallen gibt. Reiner gelingt es, eine Verbindung zu den Servern herzustellen und YouTube-Videos aus unserer Zeit abzuspielen.

Wie blicken Menschen in etwa sechzig Jahren auf Videos von heute, wenn sie diese Art des unbegrenzten Teilens per Mausklick nicht mehr kennen? Das Buch verspricht ein interessantes Gedankenexperiment zu dieser Frage. Zu Beginn lernt man den Protagonisten Reiner kennen, dessen Leben nicht sonderlich aufregend ist. In seiner Freizeit widmet er sich ganz seinen gesammelten Computern und den Spielen, die er auf einigen davon spielen kann. Bald wird er von einem alten Schulfreund kontaktiert, der ihn mitnimmt zu alten Servern und ihn fragt, ob er die Verbindung zu ihnen herstellen kann. Reiner bejaht. Einige Zeit später fahren sie einer noch größeren Serverhalle, wo Reiner das Vorhaben in die Tat umsetzt und eine App schreibt, die das auch anderen ermöglicht.

Bei mir hat die Handlung zahlreiche Fragen aufgeworfen, auf die keine Antwort gegeben wird: Warum wurde das Internet abgestellt? Warum hat sich ansonsten rein gar nichts verändert? Woher weiß Meyer von den Serverhallen? Warum ist sonst noch keiner auf die Idee gekommen, eine Verbindung zu den Servern herzustellen? Warum sind Computer Elektroschrott, wenn man auf ihnen noch Spiele spielen kann? Wie haben Menschen aus aller Herren Länder ohne Internet davon erfahren, was in der Serverhalle vor sich geht? Was läuft im zensierten Fernsehen, wenn die gefundenen Videos so anders sind? Das sind nur einige Beispiele für all die Fragen, mit denen man als Leser allein gelassen wird.

Die Charaktere erhalten wenig Tiefe, ich hätte gern mehr über ihre Motivation erfahren. Stattdessen stehen Partys, Alkohol und Drogen im Vordergrund. Immer mehr Menschen kommen zur Serverhalle und es entsteht eine Art Kommune, in der nur wenige sich wirklich für die gefundenen Videos interessieren. So bleibt für diese in dem ohnehin schon kurzen Buch wenig Platz. Man unterhält sich über einige Videos, die hinten im Buch auch zum Nachschauen mit Link angegeben sind, doch die Reaktion ist meist irgendwo zwischen „Cool“, „Schräg“, „Heftig“ oder „Warum hat man so was mit der Welt geteilt?“. Mir hat sich bis zum Schluss leider nicht erschlossen, was die Botschaft des Buchs sein soll.

„Serverland“ basiert auf der Idee, das in einer Zukunft ohne Internet YouTube-Videos von heute gefunden werden. Es ist eine interessante Idee, die jedoch nicht konsequent weitergedacht wurde und viel zu unkonkret bleibt. Das Setting wird so grob skizziert, sodass ich mich nicht gut in die Welt von Reiner eindenken konnte. Auch er selbst bleibt als Charakter blass. Nach hundertsechzig Seiten habe ich dieses schmale Buch mit einem großen Fragezeigen im Kopf beendet.

Veröffentlicht am 05.04.2018

Serverland - ein futuristisches IT-Szenario....

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"Serverland" von Josefine Rieks erschien als HC, gebunden im Hanser-Verlag, 2018. Es handelt sich um eine fiktive und futuristische Geschichte, die in den nachfolgenden Jahrzehnten spielt, in Berlin und ...

"Serverland" von Josefine Rieks erschien als HC, gebunden im Hanser-Verlag, 2018. Es handelt sich um eine fiktive und futuristische Geschichte, die in den nachfolgenden Jahrzehnten spielt, in Berlin und den Niederlanden verortet ist und seinen LeserInnen eine Post-Internetära beschreibt, da das Internet seit Langem abgeschaltet wurde....


Inhalt:

Reiner, der Mitte 20 ist und bei der Post arbeitet, sammelt alte Laptops und versucht, sie wieder zum Laufen zu bringen. Er lädt sich am liebsten Spiele herunter wie "Grand Theft Auto" (das ich kenne und gräßlich finde), Lara Croft u.a. Jedoch stürzen alle downloads nach einigen Minuten ab und so versucht er, der ein durchaus technisches Geschick aufweist, nach Verbesserungsmöglichkeiten. Ein Freund aus Schulzeiten, Meyer, kommt auf ihn zu und lädt ihn ein, mit nach Holland zu fahren, da es dort wohl in stillgelegten Industriebrachen alte Serverhallen gibt und er Reiner durchaus zutraut, jene wieder zum Laufen zu bringen. Dort angekommen, treffen beide auf einige Jugendliche, die ebenfalls an der Idee interessiert sind, alte Videos von YouTube wieder zum Leben zu erwecken und vor allem eine Welt, in der virtuell alles "geteilt" wird. Es entwickeln sich Gruppen, man schafft ein Plenum und es gibt Konkurrenzdenken und Beziehungen untereinander, die das ganze Vorhaben nicht eben vereinfachen. Jede Menge Haschisch und 6packs werden konsumiert und Reiner nimmt sich eine berufliche Auszeit, um den Servern zuleibe zu rücken und das technische Material aufzutreiben. Er lanciert durch seine Fachkenntnis durchaus zu einem Leader, fühlt sich jedoch im Grunde einsam....

Meine Meinung:

Anfangs hatte ich Mühe, überhaupt in diese skurrile Geschichte hineinzukommen. Vieles ist sehr vage - und bleibt es auch. Auch die Figuren wie Reiner oder Meyer empfand ich als bruchstückhaft, da die nüchterne Sprache nicht darauf angelegt ist, viel von den Protagonisten preiszugeben. Der Ich-Erzähler Reiner spricht im Roman immer von "den Jugendlichen", was ich als sehr distanziert empfand, da er ja im gleichen Alter ist und kaum der Adoleszenz entwachsen sein dürfte. Er und die Gruppe ist auf jeden Fall auf der Suche nach der Idee des Teilens, den Werten einer gerechteren, globalisierten Welt, was als Maxime deklariert wird. Andererseits wird nicht erklärt, weshalb das Internet von der Regierung abgeschaltet wurde - ob es ein Energieproblem gab? In Holland und den USA scheint dieses Problem jedenfalls nicht zu existieren oder nicht in dem Maße, denn dort gibt es Jugendbewegungen, "Rebellen", die das gleiche Interesse haben und sich daher zusammenschließen, um das Internet wieder herzustellen. "Niemand musste sich einsam fühlen" heißt es im Roman: Gab es demzufolge nach dem Abschalgten eine Vereinzelung, ja Vereinsamung der Gesellschaft? All diese Fragen muss man sich als LeserIn selbst beantworten. Der Roman lässt dies offen. Zeitweise hatte ich das Gefühl, dass Reiner emotionale Probleme hatte, sich fürchtete, dass die revolutionäre Idee in der uninteressierten Masse untergeht und unter einem Gefühlschaos litt, das auch seine Beziehung zu Frauen miteinschloss.

Fazit:

Eine faszinierende, interessante Romanidee, die für mich leider viel zu konturlos blieb und viele Fragen offen lässt, die den Leser ratlos zurücklassen. 2,5 Sterne
Interessieren würde mich dennoch, wie Programmierer und Experten aus der IT-Branche diesen Roman lesen - und bewerten. Womöglich ganz anders?