Cover-Bild Unterleuten
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13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 656
  • Ersterscheinung: 11.09.2017
  • ISBN: 9783442715732
Juli Zeh

Unterleuten

Roman
Der große Gesellschaftsroman von Juli Zeh

Wer nur einen flüchtigen Blick auf das Dorf in Brandenburg wirft, ist bezaubert von den altertümlichen Namen der Nachbargemeinden, von den schrulligen Originalen, die den Ort nach der Wende prägen, von der unberührten Natur mit den seltenen Vogelarten. Doch hinter den Fassaden der kleinen Häuser brechen alte Streitigkeiten wieder auf. Und obwohl niemand etwas Böses will, geschieht Schreckliches.

Mit „Unterleuten“ hat Juli Zeh einen großen Gesellschaftsroman über die wichtigen Fragen unserer Zeit geschrieben, der sich hochspannend wie ein Thriller liest. Gibt es im 21. Jahrhundert noch eine Moral jenseits des Eigeninteresses? Woran glauben wir? Und wie kommt es, dass immer alle nur das Beste wollen, und am Ende trotzdem Schreckliches passiert?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.02.2024

Gesellschaftsspiegel

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Das kleine Dorf Unterleuten liegt in Brandenburg und wirkt auf den ersten Blick harmlos, fast schon idyllisch. Doch seine Bewohner sind weniger harmlos und ihre Idylle liegt nur in ihrem eigenen Garten ...

Das kleine Dorf Unterleuten liegt in Brandenburg und wirkt auf den ersten Blick harmlos, fast schon idyllisch. Doch seine Bewohner sind weniger harmlos und ihre Idylle liegt nur in ihrem eigenen Garten und auch nur, wenn der Nachbar es zulässt. In diesem Ort traut keiner dem anderen, jeder ist auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Als ein Investor Unterleuten auserkoren hat, um hier einen Windradpark zu bauen, geht das Hauen und Stechen los. Die einen lehnen Windkraft vor der eigenen Haustür generell ab, die anderen sehen die heimischen Vögel bedroht und wieder andere wittern ihre Chance auf Profit. Die Geschichte spielt in der Gegenwart, ist jedoch durchzogen von alten Geschichten, die sich noch zur Zeit der DDR abgespielt haben. Zu Beginn des Buches hatte ich etwas Mühe in die Geschichte hineinzufinden. Die vielen Protagonisten und ihre Beziehungen untereinander haben mich doch etwas verwirrt. Im weiteren Verlauf klärte sich diese Verwirrung jedoch und je mehr ich in das Dorfleben abtauchte, desto lieber habe ich das Buch gelesen. Mit Unterleuten hat Juli Zeh eine Dorfgemeinschaft geschaffen, die so typisch ist und für so viele Gemeinschaften in unserer Gesellschaft steht. Sei es die Hausgemeinschaft, die Arbeitsgemeinschaft oder die Kirchengemeinde, jedes Individuum verfolgt seine eigenen Interessen. Diese können zum einen selbstlos und der Gemeinschaft zum Wohle, als auch ganz privater und bösartiger Natur sein. Und nicht jeder darf in dieser Gemeinschaft die gleiche Rolle spielen. Da sind die Alteingesessenen mit ihren Königsallüren, die stillen Mitläufer aber auch die neu Zugezogenen die denken, sie hätten verstanden wie die Gemeinschaft tickt und dann übel überrascht werden. Im Rückblick auf dieses Buch bin ich einfach nur beeindruckt, welche fiktive Welt hier erschaffen wurde und wie natürlich und realistisch die Charaktere wirken und handeln. Ein Buch, dass ich sicher noch einmal und dann mit dem Blick der Wissenden lesen werde.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Was für ein tolles Buch

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Auch wenn ich die Meinung der Autorin über Windkrafträder nicht teile, ist die Geschichte sehr lesenswert. Es tun sich einige menschliche Abgründe auf und der Erzählstil ist großartig.

Es beginnt mit ...

Auch wenn ich die Meinung der Autorin über Windkrafträder nicht teile, ist die Geschichte sehr lesenswert. Es tun sich einige menschliche Abgründe auf und der Erzählstil ist großartig.

Es beginnt mit einer jungen Mutter, die mit ihrem Mann in ein Dorf gezogen ist, das früher zur DDR gehört hat. Sie leidet sehr unter ihrem Nachbarn, einem Schrotthändler, der den ganzen Tag Reifen verbrennt an ihrer Grundstücksgrenze, sodass sie aufgrund des Qualms kein Fenster mehr öffnen können. Dann wird uns der nächste Dorfbewohner vorgestellt und irgendwann lernen wir die Dinge auch auch Sicht des Schrotthändlers kennen. Wie unter der Lupe wird das Dorf und die Machenschaften, Beziehungen und die Machtstrukturen genauestens betrachten. Ein jahrzehntelanger Konflikt, der damit begann, dass die kommunistisch eingestellten Dorfbewohner mit Fackeln den Hof des Großgrundbesitzers niederbrennen wollten und der über Gründung und Fall der DDR andauerte, spitzt sich immer weiter zu, bis zu seinem dramatischen Ende. Haß und alte Seilschaften, unausgesprochene Vermutungen und eine Art Tauschhandel der Gefallen prägen den Ort. Und es gibt kein Entkommen. Wie lebt man mit Widersachern zusammen, die man bis auf´s Blut hasst ? Der Schreibstil ist wie gesagt klasse und die Charaktere wirken autenthisch und jeder schmort in seiner eigenen kleinen Hölle.

Man kann das Buch kaum aus der Hand legen und auch wenn es über 640 Seiten stark ist, kann ich es nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 08.07.2018

Der ganz normale Wahnsinn

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„Je mehr ich erfuhr, desto stärker erinnerte mich die Geschichte an mein Lieblingsspielzeug aus Kindertagen, ein rotes Kaleidoskop, in dem man Muster aus winzigen bunten Perlen betrachten könnte. Man dreht ...

„Je mehr ich erfuhr, desto stärker erinnerte mich die Geschichte an mein Lieblingsspielzeug aus Kindertagen, ein rotes Kaleidoskop, in dem man Muster aus winzigen bunten Perlen betrachten könnte. Man dreht ein wenig, und alles sah anders aus. Ich konnte stundenlang hineinsehen. Eine Geschichte wird nicht klarer dadurch, dass viele Leute sie erzählen.“ - Seite 629

Dieses Zitat fasst eigentlich schon ganz gut zusammen, worum dieses Buch im Groben und Ganzen handelt - um Missverständnisse und die Komplexität vieler kleiner Dinge. Die Kapitel sind immer aus der Sicht eines Dorfbewohners von Unterleuten geschrieben und so lernen wir diese zunächst mit all ihren Wünschen, Absichten und Zielen kennen. Ich finde die Charakterbeschreibung von Juli Zeh sehr ausführlich, was mir jedoch sehr gut gefällt. So lernt man auch die Macken kennen, muss ab und zu schmunzeln und hat ein unfassbar einprägsames Bild der Protagonisten. Zu dem vermitteln die einzelnen Protagonisten perfekt dieses Dorfflair. Die Autorin spielt hier zwar mit Klischees, aber wenn man selbst vom Dorf kommt, muss man feststellen wie gut das doch eigentlich zutrifft. Trotz der einprägsamen Charakterbeschreibung ist jedoch auch noch eine Übersichtskarte in der Klappenbroschüre beigefügt, die dazu beiträgt nicht den Überblick zu verlieren.

Im Anschluss kommt es zu einer Situation, die sozusagen alles ins Rollen bringt. Es bauen sich neue Beziehungen unter den Bewohnern auf bzw. werden alte Beziehungen im Laufe der Geschichte genauer erläutert. Und so setzt sich ein Puzzle aus Aktion und Reaktion zusammen, was Juli Zeh meiner Meinung nach hervorragend gelungen ist. Sie spielt mit Klischees, lässt Kompromisse entstehen und am Ende artet alles aus.

Dieses Buch hat mich super unterhalten, aber auch zum Nachdenken anregt. Es gibt nicht immer nur eine Sicht - man sollte immer versuchen alles zu beleuchten und sich in andere Leute hineinzuversetzen. Empathie und Kommunikation ist das was und allen irgendwie noch fehlt.

Veröffentlicht am 01.06.2018

Dorfleben

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Unterleuten ist ein klingender Name für einen Ort, in dem es brodelt und in dem man sich unter Leuten befindet, die einem nicht nur wohlgesinnt sind. Sie spielen alle das Spiel namens Dorfleben. Eine kleine ...

Unterleuten ist ein klingender Name für einen Ort, in dem es brodelt und in dem man sich unter Leuten befindet, die einem nicht nur wohlgesinnt sind. Sie spielen alle das Spiel namens Dorfleben. Eine kleine Auswahl von Menschen, die beschlossen haben, am selben Platz zu leben.

Mit einem ungefälschten Blick auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und für unwissende Zuschauer unverständlichen Dynamiken, die in so einer Gemeinschaft entstehen, schafft es Juli Zeh einen Gesellschaftsroman vorzulegen, der Menschenstudie und Krimi zugleich ist.


Erzählt wird aus der Sicht unterschiedlicher Dorfbewohner und -bewohnerinnen. Alteingesessene und neuzugezogene, junge, alte, Frauen und Männer. Man muss dranbleiben, um nicht den Überblick zu verlieren, wer jetzt mit wem und warum und was hat das alles im Großen und Ganzen zu bedeuten. Man bekommt einen gutes Gespür dafür, wie unterschiedlich Menschen Gegebenheiten wahrnehmen, wie viele unterschiedliche Gefühle durch Ereignisse hervorgerufen werden können. Die Geschichte ist keine leichte Kost. Viele der Charaktere sind sehr unsympathisch, wurden jedoch komplex aufgebaut und authentisch dargestellt. Die Geschichte ist unangenehm. Man spürt das Brodeln und wartet darauf, dass alles bald explodiert. Wohlfühlen kann man sich dabei nicht, es löst ein inneres Unbehagen aus, das zu keinem Zeitpunkt beim Lesen aufhört. Die Geschichte hinterfragt Einstellungen und Werte. Und nichts bleibt verschont. Dazu gehören Familie, Freundschaften, Politik, Zusammenhalt, Macht, Geld, Liebe. Die Anonymität ist nicht gegeben und viele kennen sich im Dorf seit ihrer Kindheit und das macht es nicht immer einfacher.


Für mich, als jemand, der im Dorf aufgewachsen ist, war es trotz beklemmendem Thema eine doch auch lustige und unterhaltsame Geschichte, in der ich vieles wieder erkannt habe und die zum Schluss nochmal einen draufsetzt, durch das man das Ganze aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann. Der Blick hinter die Fassade der Menschen war für mich sehr bereichernd, auch wenn ich solchen Machtspielen, wie sie hier dargestellt wurden, nichts abgewinnen kann. Dieses Buch ist für anspruchsvolle Leser eine Traumlektüre!

Veröffentlicht am 20.01.2018

Januar-Highlight

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Ein wunderbarer Roman!!!
Ganz großes Kino, wie Frau Zeh es schafft, einen Ort so zu Papier zu bringen, dass man das Gefühl hat, als wäre man mittendrin.

Es geht um das Dorf Unterleuten, und eigentlich ...

Ein wunderbarer Roman!!!
Ganz großes Kino, wie Frau Zeh es schafft, einen Ort so zu Papier zu bringen, dass man das Gefühl hat, als wäre man mittendrin.

Es geht um das Dorf Unterleuten, und eigentlich möchte jeder Dorfbewohner nur das "Große-Ganze" erhalten, aber des Einen Freud ist des Anderen Leid.
Und obwohl jeder nur das Beste will geschieht schreckliches und man stellt sich als Leser mehrfach die Frage, wie man selbst gehandelt hätte. Ob es den einen gemeinsamen (richtigen) Weg geben könnte, mit dem jeder leben kann...

Ich werde es mit Sicherheit nochmal lesen und ganz oft verschenken oder empfehlen!